Es war der erste Schultag nach den Weihnachtsferien. Die Ferien waren schön gewesen, sehr schön, ein in Fett ausgebackener und mit Puderzucker bestäubter, himmlisch guter Ferienklumpen. Als ich die beiden Großen aus der Haustür schob, ins Stockdunkle hinein, dachte ich: “Ich mag ihn noch gar nicht wieder auseinanderrupfen, unseren Familienklumpen…”
Ich hatte die Tür kaum geschlossen, als eine Freundin sie von außen wieder öffnete, um mir ein paar längst vergessene Teile zurückzubringen: “Und jetzt wieder dieser schnöde, blöde Alltag, schlimm, oder?” Ich nickte. Als sie weg war, begann ich nachzudenken…
Fand ich es wirklich so doof, dass wieder Alltag war? Ja. Wirklich? Jein. Ich dachte an das fluffige Gefühl von Milchschaum am Mund, allein auf dem Sofa, wenn morgens alle ausgeflogen sind. Daran meine Kunstschüler wieder zu sehen und gemeinsam mit ihnen mittags bunte Hände zu haben. Daran, wie ich meine Kinder mit ihren Freunden aus der Schule abhole und mich freue, dass sie sich wieder haben (und ich vielleicht noch einen Kaffee auf dem Sofa). Den beiden Großen beim Tennis zuzusehen, wie sie immer mehr Bälle treffen und einen riesengroßen Spaß haben. Den Kleinsten beobachten, wie er durch unsere Wohnung tapst – meistens lächelnd, völlig egal, ob Dienstag ist, oder erster Mai oder ein Ferientag.
Wenn ich es mir recht überlegte, freute ich mich darauf, vormittags wieder am Schreibtisch zu sitzen, mit meinem Laptop vor mir und einem Hauch von Vanillekerzenduft in der Luft und endlich wieder zu schreiben. Dankbar sein, dass sich das tun darf, was ich immer wollte: schreiben und gelesen werden. Sogar meine Blogpause vorzeitig beenden, weil ich endlich wieder texten mag.
Vielleicht, überlegte ich, würde es mit dem Alltag so sein, wie mit einigen Mitschülern von damals. Die fand ich früher total öde und heute beim Klassentreffen irre nett und interessant und ich ärgere mich richtig, dass ich das nicht eher gemerkt habe. Vielleicht, überlegte ich, könnte ich mich sogar ein bisschen verknallen in unseren Alltag. Trotz Winter.
In die kahlen Bäume, die ich sonst immer so gruselig finde, die mir aber gerade täglich etwas sehr Entspanntes auf ihrem kahlen Tablett servieren, nämlich die Gelegenheit, früh ins Bett zu gehen (oft mit den Jungs), ohne das Gefühl, etwas zu verpassen.
Wenn ich es mir genau überlegte, war Alltag gar nicht so doof. Leider neige ich, ach was, ich glaube wir alle, dazu, zunächst auf die negativen Dinge zu schauen. Reine Überlebenstaktik. Das was nicht läuft, ist eine Leuchtreklame, immer auffälliger als der Rest. Die schönen Sachen übersieht man leicht.
Dieses Jahr habe ich einen Plan: die guten Dinge beleuchten. Immer wenn es passt, innehalten, durchatmen und mich freuen: über das Brot, dass morgens mal nicht leer ist, die Brotdose, die überraschenderweise aus der Schule mit zurückkommt, eine Wortschöpfung meines Kindes, das kindertrubelige Nachmittagsdate mit einer Freundin. All die schönen Alltagskleinigkeiten schreien nicht permanent: “Hallo, hier bin ich”. Sie springen mir nicht in die Arme wie das Doofe und die Probleme; ballern kein Adrenalin in meine Adern. Ich muss sie schon ganz bewusst wahrnehmen.
Nicht alles so schwer nehmen, auch nicht die ganzen Streitigkeiten, die die der Alltag mit sich bringt. “Wer nicht mindestens 25 Konflikte am Tag hat, hat keine bedeutungsvollen Beziehungen”, sagt Jesper Juul. Wie beruhigend. Das ist Familie.
Am vielleicht allerschönsten fand ich als Kind nicht den ersten Ferientag, sondern die Alltagstage direkt vor dem ersten Ferientag. Weil es im Bauch dann blubberblaste vor lauter Vorfreude. Nach den Ferien ist vor den Ferien. Und bis dahin machen wir es uns im Alltag schön.
So schön, wieder hier zu sein!
Alles Liebe,
Hallo Claudi, schön dich wieder zu lesen. Obwohl du geschrieben hast, dass du erst im Februar wieder zurück bist, habe ich doch ab und an hier mal vorbei geschaut, ob du dich doch zwischendurch meldest. Ist wohl irgendwie ein Reflex, der automatisch da ist, wenn ich meinen Laptop aufmache. Und sieht da. Du bist zurück! WELCOME BACK! Ich freue mich auf die nächsten Geschichten, die mir meinen Alltag versüßen…. 5 Minuten morgens gemütlich auf der Couch und einem leckeren Kaffee und einer Geschichte von dir…. Das versüß mir meinen Alltag, besonders jetzt die kahlen und kalten Januartage. Danke, dass du mich mit deinen Geschichten aufmunterst, mich zu einem DIY oder einem leckeren Gericht inspirierst oder einfach nur zum Nachdenken bringst. Viele Grüße, Sylwia aus Berlin
Wow vielen Dank für diesen Text! Genau das wurde mir am Ende des letzten Jahres auch immer wieder so wichtig! Du kannst es so gut in Worte fassen! Dankbarkeit, die kleinen Dinge sehen und wertschätzen und den Alltag leben! Immer wieder gut daran erinnert zu werden! Dankbarkeit! Auch schön: das Zitat von Jasper Juul!
So so schön geschrieben, liebe Claudia! 🙂 “ein in Fett ausgebackener und mit Puderzucker bestäubter, himmlisch guter Ferienklumpen“ – einfach nur herrlich, wie du Dinge beschreibst! Und das stimmt total – auch ich hab als Kind die Magie der letzten Schultage fast mehr genossen, als den ersten Ferientag!
Liebe Grüße aus Dresden,
Luba
Liebe Claudi!
Das hat mich heute sehr gefreut von euch zu lesen.
Ich mag den Alltag irgendwie auch sehr gerne, so wie er eben ist.
Sonnig kalte Grüße aus Bayern. Doris ?
Liebe Claudi,
herzlich Willkommen zurück! Schön, dass du wieder da bist 🙂
Und weißt du was? Ich liebe Ferien, Ausschlafen, keine Termine … aber: ich freue mich immer auch auf den Alltag. Mir gehts einfach besser, wenn mein Tag strukturiert ist, Schlafenszeiten eingehalten werden, der Boden gesaugt wird … ich bin ein Gewohnheitstier. Und ich hab mich tatsächlich zum Ende der Weihnachtsferien gefragt, ob das normal ist. Ob es ok ist, dass ich das brauche. Natürlich ist es das, aber ich zweifle immer und ständig … nach dem Lesen deines Textes bin ich nun sehr beruhigt 🙂 und freu mich trotzdem auch schon wieder auf die nächsten Ferien!
Liebe Grüße, Dorthe
Vielen Dank für den schönen Text. Es ist schon richtig, jede Jahreszeit hat auch seine Momente. Ich hätte zunächst echt Schiss mit Neugeborenen in die dunkle Jahreszeit zu starten, aber wie du sagst, ich kann mich beruhigt abends mit den Kindern ins Bett legen (die Nächte sind katastrophal und ich hundemüde) ohne das Gefühl zu haben, ich verpasse etwas 😉
So, so schön, dass Du wieder da bist, liebe Claudi. ? Willkommen zurück!
Wie wahr- wir sollten viel mehr auf die kleinen Dinge schauen, die die sich einem nicht direkt aufdrängen und dennoch wunderschön sind.
Auf den Alltag mit seinem Zauber!
Herzlichste Grüße, Andrea
Liebe Claudi,
das ist eine Überraschung, da bist du schon wieder. Ein tolles neues Jahr dir und deiner Familie! Eigentlich suchte ich nur eine bestimmte Gestaltungsidee und war dann ganz überrascht schon wieder etwas Neues zu lesen…
… denn was soll ich sagen… diese Pause tat auch mir gut. Man gewöhnt sich einfach zu sehr daran auf Instagram nachzusehen oder etwas zu lesen und es tut auch mal gut, mal wieder nur die eigenen Gedanken zu verfolgen und nicht Bilder zu sehen, auf denen alles so schön ist. Was nicht heißt, dass es nicht Spaß machte. Aber ich fand die Pause eben für mich auch überraschend gut.
Und Alltag ist so schön, mit der Idee vom Wochenende und dem Herumflimmern zwischen Terminen und Spielzeiten und Arbeiten und kleinem Ärger und Freude. Und Winterbäume lassen einfach mehr Sonne durch. Jede Jahreszeit ist wunderbar und so entdeckungsreich, das liebe ich an jedem neuen Jahr.
Eine gute Zeit,
Sabrina
Liebe Claudi,
Ich freu mich so, dass du wieder da bist! Wie recht du hast mal einen Augenmerk auf die vielen kleinen Glücksmomente zu haben die tagtäglich an einem vorbei rauschen …. guten Start in die Woche!
Liebe Grüsse aus dem Allgäu
Du schreibst mir wirklich immer aus dem Herzen! Danke dafür ?
Soooooo schööööön, dass du wieder da bist!! Ich habe mir erst einmal einen Kaffee gemacht und dem Baby ein Stück Banane in die Hand gedrückt um dann kurz in Ruhe deinen neuen Bloggst zu genießen!!! ♡♡♡
Liebe Claudia,
So schön, dass du wieder da bist! Und vor allem deine positive Worte zum Alltag fand ich für mich heute genau richtig! Ich bin schon manchmal alltagsmüde und dabei sind es die kleinen Dinge, die wichtig sind und den Unterschied ausmachen. Vielen Dank für diese “Erinnerung”, ich werde mir Deine Worte zu Herzen nehmen und auch versuchen, deinen Plan umzusetzen: “Dieses Jahr habe ich einen Plan: die guten Dinge beleuchten. Immer wenn es passt, innehalten, durchatmen und mich freuen…” Toll geschrieben….Vielen Dank! LG Maria
Liebe Claudi,so schön,dass du wieder zurück bist.Ich habe deinen Texte vermisst!
Hallo Claudi,
wie schön, dass du zurück bist. Ein gutes neues Jahr noch für dich und deine Familie. Freue mich, wenn ich jetzt wieder regelmäßig neue Ideen von dir bekomme. Wir haben uns unseren Alltag gerade versüßt, indem wir einen 8wöchigen Elo-Welpen bei uns haben einziehen lassen. Besonders der Anderthalbjährige ist hellauf begeistert 🙂
Und zu Wortschöpfungen hat der Vierjährige letzthin einen wirklichen Knaller gebracht. Kennst du Laubvollmilchkäse? :-DDD Gemeint hat er Heumilchkäse!
Ganz liebe Grüße aus dem Süden
Rabea
Liebe Claudia,
ich lese seit der Schwangerschaft mit Bo hier mit und finde du hast immer einen ziemlich positiven Blick auf euer Familienleben, einen Blick für Kleinigkeiten – und natürlich eine ganz bezaubernde Schreibe, daher lese ich hier so gerne. Jetzt muss ich doch mal kommentieren und dir danken: Ich bin eher von der Fraktion “zu viel Action überfordert mich”, ich habe drei Kinder und ganz viele Ausnahmetermine wie Feiern zu besonderen Tagen, außerordentliche Termine oder Reisen, strengen mich oft irgendwie an, und diese Anstrengung und Aufregung überlagert dann das, was vielleicht schön ist. Ich bin da sicher speziell, aber ich LIEBE unseren einfachen Alltag, wenn die Woche klar strukturiert ist, jeder weiß, was wann dran ist, wir wurschteln nachmittags so vor uns hin zu viert, keine Zwischenfälle etc. Ich habe das Gefühl, dann geht es uns allen am Besten. Wir brauchen diese Routinewochenabläufe um die Spontanen Sachen am Wochenende puffern zu können, auch wenn die natürlich auch schön sind. Mir macht das wohl am meisten aus, die Kinder kriegen das mit den Festen und spontanterminen gut hin, aber ich als Gewohnheitstier liebe es, wenn alles so ist wie immer, ganz normal. Ich brauche keine Highlights, unser Alltag hat genug davon. Und damit meine ich nicht, dass jeden Tag ein Highlight geplant ist. Für mich ist das Highlight zum Beispiel wenn ich alle gesund und munter abgeholt habe und wir zu Hause Nachmittagsbrotzeit machen. Oder wenn alle drei irgendwie vor sich hin spielen und ich dabei bin. Oder wir kurz Brot kaufen gehen. Mir reicht das, das ist mein Leben, und so soll es noch lange lange sein. Daher: Vielen Dank, dass endlich mal jemand diesen Alltag zu würdigen weiß, eine Ode an den Alltag schreibt, denn das Leben ist einfach der Alltag. Unser Alltag ist ihre Kindheit, dieser Spruch wird ja inflationär genutzt, und leitet oft dazu an, lauter krasse Aktionen im Alltag zu machen. Ich finde das braucht es nicht, man muss nur die schönen Dinge im Alltag sehen. Ich renne jetzt auch nicht die ganze Zeit mega achtsam durch die Gegend und meditiere über jeden netten Moment, das nicht, mit drei Kindern, wie auch. Aber ich bin jeden Alltagsabend glücklich, wenn alle gesund und schlummernd im Bett liegen und wir den Tag gemeinsam verbracht haben. Das ist es doch, was zählt, gemeinsame Zeit. Danke für den Artikel und in diesem Sinn: Genießt den Alltag!
Willkommen zurück liebste Claudi! Ich habe so sehnsüchtig drauf gewartet…dass der Alltag wieder kommt und ich wieder bei dir lesen kann! Für mich ein sehr lieb gewonnenes Ritual…wenn ich den Jüngsten in den Mittagsschlaf gestillt habe, noch einen Moment liegen zu bleiben und bei dir vorbei zu schauen. Freue mich, dass du wieder meinen Alltag bereicherst ?
Liebe Claudi!
Schön, dass du zurück bist! Ich hatte WasFürMich im wahrsten Sinne des Wortes vermisst. Mein erklärter Lieblingsblog seit ungefähr drei Jahren… Danke für deine mal wieder so liebevolle und schöne Art auf die Dinge zu blicken. Genau das brauchte ich, diesen Anschubser, nicht nur den grauen Tag, die streitenden Kinder und die aktuell verletzte schmerzende Hand zu sehen.
Irgendwann…irgendwann fang ich auch an zu schreiben. Ein alter Traum von mir als Deutschlehrerin. 🙂
Liebste Grüße Anja spunkt
Ui, was für eine schöne Überraschung – du bist viel früher zurück als gedacht.
Habe meinen Lieblings-Blog richtig vermisst.
Wie gut, dass ich heute doch einfach mal wieder vorbei geschaut habe.
Liebe Grüße und ein schönes Jahr 2019 für dich und deine Lieben.