Ohne ins Detail gehen zu wollen: Ich habe Grund zu der Annahme, dass unser Alltag bald noch mehr Teenie-Themen umfasst. Also nicht nur Türenknallen und “Du hast mir gar nichts zu sagen”-Dialoge. Sondern eher die romantische Komponente. Ich habe in den letzten Tagen jedenfalls dauernd den “La Boum”-Soundtrack im Ohr und frage mich: Spielt man heutzutage eigentlich noch Flaschendrehen? Und sind Engtanzparties immer noch en vogue? Und zack! – bin ich auf Zeitreise zurück zu meinem 12-jährigen Ich…

Ich weiß ja nicht, wie es bei euch früher war, aber ab dem Schulwechsel in Klasse fünf war es irgendwie ziemlich bald vorbei mit den gänzlich unschuldigen Spielen der Kindheit. Wobei ich in meiner Klasse eher eine Spätzünderin war, was sich hervorragend daran illustrieren lässt, dass ich im ersten Halbjahr noch in Gummistiefeln und Minnie-Mouse-Pullis zur Schule kam, während meine Klassenkameradinnen mit Mascara und deutlich mehr modischer Finesse zu punkten wussten.

Dass Jungs plötzlich nicht mehr nur Spielkumpels waren, sondern für ein komisches Kribbeln in der Magengegend sorgten, hat mich damals ziemlich überrumpelt.

Wenn auch nicht unangenehm. Denn ich merkte schnell: Ich war ziemlich gut darin, mich von jetzt auf gleich zu verlieben. Ich mochte es, wie jemand, der bis vorgestern noch irgendjemand war, plötzlich mein Herz eroberte. Wenn es ehrlicherweise auch oft einseitig war.

Das erste Mal war ich Mitte der fünften Klasse so richtig verknallt. Mit Händchenhalten auf der Klassenfahrt und einem eher keuschen Kuss auf der Parkbank. Ich dachte es sei für immer. Bis ich mich in seinen großen Bruder verliebte. Und bald darauf in den coolen Beatles-Fan aus dem Jahrgang über mir. Und weil ich am Anfang meiner Teenie-Tage recht sprunghaft war (und dabei auch oft glücklos), waren die Treffen meiner neu gefundenen Clique stets das Highlight meiner Woche.

Hat heutzutage eigentlich noch jemand einen Partykeller?

So einen mit Eiche-rustikal-Theke, Barhockern und Discokugel? Dieser Ort, der die Jugend konserviert wie kein zweiter? Voller alter Polster, Erinnerungen, heimlicher Träume und Sehnsüchte? Mein Love-Interest-Brüderpaar hatte jedenfalls einen, und – halleluja – was haben wir dort für Teenie-Partys gefeiert. Meist schon ab nachmittags, weil zu spät durfte es in unserem Alter ja nicht werden.

Wo wir inbrünstig wir jede Zeile von Madonnas “Like a Prayer” mitsangen – und immer sehr ausdauernd Flaschendrehen spielten. Was für eine Aufregung, wenn nach den magischen Worten “Auf wen der Flaschenhals zeigt, der muss jemanden aus der Runde eine Minute lang küssen!” die rotierende Flasche bei einem selbst zum Stillstand kam. Und wie man dann unter geheucheltem Protest den interessantesten Jungen rauspickte und völlig legitim 60 Sekunden ungelenk rumknutschte. Hach!

Tatsächlich gingen damals viele von uns sogar zur Tanzschule. Viel besser als der Foxtrott auf dem abgelaufenen Saalparkett war aber immer die Aftershow-Party im Keller.

Wenn das Licht gedämpft, die Hände feucht und die Aufregung groß war, während wir zu “Dreams are my Reality” die Arme um den Hals des Jungen schlagen, der einem das Herz bis zum Hals klopfen ließ. Wie man probehalber den Kopf auf dessen Schultern ablegte, während er meist nicht wusste, wohin mit seinen Händen. Wo über dem hormongeschwängerten Kellermuff der Zauber vieler Anfänge lag – und das Drama schneller Enden.

Was die Eltern meiner Freunde taten, während wir im Keller das Verliebtsein probten (oder das, was wir dafür hielten)? Ich erinnere mich nicht mehr. Es spielte auch überhaupt keine Rolle. Was mich zurück in die Gegenwart bringt und der Frage, welche Rolle ich eigentlich spielen werden, wenn es soweit ist? Okay, rhetorische Frage. Wir haben allerdings keinen Partykeller. Vielleicht kann ich irgendwo noch eine Discokugel auftreiben. Eine Flasche hätte ich zur Not auch.

Aber ganz ehrlich: Eigentlich fühle ich mich noch nicht so richtig bereit dafür.

Dafür, dass unter meinem Dach irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft geknutscht, enggetanzt, geliebt, gelitten wird. Obwohl ich weiß: Es ist auf eine sehr anstrengende Art und Weise die beste, wildeste, emotionalste Zeit des Lebens. Hoffentlich bin ich eine coole Teenie-Mom. Und das ist wohl eine, die man möglichst wenig hört und sieht. Wahnsinn. Plötzlich wird man zu der, die keine Rolle mehr spielt. Außer die, ein offenes Haus zu haben. Zur richtigen Zeit ein offenes Ohr. Und ganz viel Verständnis für das, was Teenies so alles durchrüttelt. Boah, ganz schön aufregend. Für alle Beteiligten.

Habt ihr schon Teenies? Klärt mich auf: Spielt man heute noch Flaschendrehen…? Ich bin dankbar für jeden Hinweis.

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Alles Liebe,

Katia