An unserem letzten Urlaubstag saß ich morgens auf unserem Feriensofa, zwei ungekämmte Haarschöpfe auf meinem Schoß, köstlicher Kleinkindduft in der Nase, nach Apfelmus, Vanille und Sand. Ich machte nichts außer sitzen und atmen – und ich dachte wieder einmal, wie viel lieber ich mich als Ferienmama mag…
Weil ich nicht gern jammere, sondern gern etwas ändere, wenn es was zu jammern gibt, hab ich mir für die nächsten Wochen ein paar Dinge in Sachen „Forever Ferienmama“ vorgenommen. Als ich nämlich drüber nachgedacht habe, was die Ferienmama in mir anders macht als die Alltagsmama, war das gar nicht so viel. Eigentlich sind es bloß Kleinigkeiten. Vielleicht ist es also gar nicht so schwer…
Die Ferienmama in mir:
– sagt öfter Ja statt Nein. Ja zu lauter Musik, Ja zu Abendbrot auf dem Fußboden, Ja zu einem zweiten Film am Wochenende. Sie übersieht schon mal zu lange Kinderfußnägel, Knoten im Haar oder Flecken auf dem Pulli. Ganz ehrlich, es gibt so viel Wichtigeres!
– schaut länger hin, hört besser zu. Ist nah dran an dem, was ihre Kinder machen. Beantwortet nicht noch weiter Mails, wenn die Kinder aus der Schule in die Küche marschieren und sich freuen, sie zu sehen und ihr von ihrem Tag erzählen wollen. Sie hört lächelnd zu. Verdammt nochmal.
– denkt auch an sich. Sagt klar, dass sie jetzt gerade Lesen möchte (oder Wäsche machen, Arbeiten oder was auch immer). Aber danach ist sie wieder aufmerksam, spielt auch mal ein Spiel, obwohl sie eigentlich keine Lust hat. Und hat dann nämlich doch echt Spaß dabei. (Und hinterher das gute Gefühl, eine Chance nicht verpasst zu haben).
– ist gelassener in Jobdingen. Erfolg definiert sie rein für sich selbst. Sie vergleicht sich nicht mit anderen, sondern wenn überhaupt, nur mit sich selbst vor einem Jahr. Sie versucht Kinderzeit, Arbeitszeit und Freizeit klar zu trennen. Sie sagt Projekte ab, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf: Will ich das wirklich so sehr, dass die fehlende Familienzeit es mir wert ist?
Ganz ohne Stress wird’s nicht gehen, dafür arbeitet auch die Ferienmama in mir viel zu gern. Daher ist eine Nachtschicht für ein tolles Projekt ab und zu total okay (und macht sogar Spaß) – aber eben nicht jeden Abend. So wie die Ferienmama zu ihren Kindern mehr Ja sagt, sagt sie zu sich selbst öfter Nein. “Nein, du machst jetzt nicht noch die Wäsche, du liest lieber.”
– macht sich selbst nicht so einen Kopf. Nicht übers perfekte Abendbrot, den gesündesten Drink, den eigenen Bauch. Ist milde mit sich. Und mit den Kindern.
– schließt nicht automatisch vom Wetter auf ihre Laune. Muss ich mir hier Norden echt endlich abgewöhnen. Hab sowas Tolles dazu im Urlaub auf Instagram gelesen: „Ich ärgere mich nicht über den Regen. Denn wenn ich mich ärgere, regnet es trotzdem.“ Ha!
– liest mehr. Ich vergesse im Alltag immer, wie glücklich mich Lesen macht. Will ich neben dem Schreiben auch unbedingt im Alltag Raum für freischaufeln. Wann? Zum Beispiel abends, wenn ich sonst durch Instagram gescrollt bin und danach nicht hätte sagen können, was ich dort gesehen habe. Wenn ich dachte, ich wäre zehn Minuten dort gewesen – und schwups ist eine Stunde vergangen.
– überhaupt ganz wichtig und eins meiner Dauerthemen: die Ferienmama hat weniger das Handy in der Hand. Ich werde nach meinem Arbeitstag Instagram ab sofort wieder vom Handy löschen – anders geht es bei mir einfach nicht.
Ich habe mir vorgenommen, dass jetzt mal acht Wochen zu probieren und bin gespannt. Gestern hat’s schon mal ganz gut geklappt, daher ist dieser Text vielleicht ein wenig kürzer als gewohnt. Darum gibt’s hier ab sofort vielleicht auch mal einen Werktag nichts zu lesen. Teilen wollte ich diese Gedanken dennoch fix mit euch. Weil es euch ja vielleicht ähnlich geht und ihr die Ferienmama in euch auch so gern habt.
Eins steht tollerweise fest, ob mein Vorhaben klappt oder nicht: In zwei Monaten sind wieder Ferien. Was für ein Glück.
Foto: Louisa Schlepper
Alles Liebe!
Habe beim Lesen Deiner Sätze immer wieder ja, ja und nochmal ja gedacht! 🙂 Arbeit und Familie unter einen Hut zu kriegen ist auch für mich immer wieder eine Herausforderung und das mit nur 1 Kind! Ganz besonders mag ich den Satz „WILL ICH DAS WIRKLICH SO SEHR, DASS DIE FEHLENDE FAMILIENZEIT ES MIR WERT IST?“ Das frage ich mich seit der Geburt unseres kleinen Sohnes ganz oft. Diese Frage ist wie mein innerer Kompass. Die Länge Deines Textes fand ich übrigens super, für mich müssen die Beiträge nicht immer superlang sein. Ganz liebe Grüße aus Berlin!
Ich danke dir sehr für dein Feedback. Und ja, ich denke diese Frage ist ein guter Kompass.
Alles Liebe nach Berlin,
Claudi
Das ist immer wieder DIE Herausforderung für mich. Nach Schule und Kita mit dem Kopf ganz bei den Kindern zu sein und nicht “nochmal eben” diese eine Mail zu beantworten. Irgendwann lerne ich vielleicht, dass es diese eine Mail immer geben wird und ich es lassen sollte. Toller Text (mal wieder). Liebe Grüße, Simone
Jepp, auch meine absolut größte Herausforderung. Und eine, die es immer, immer ungemütlich macht, dieses “eben noch mal schnell”.
Meistens vergisst man dann ja auch was beim Mailen. Es ist also doppelt doof und auf allen Ebenen unbefriedigend.
Alles Liebe,
Claudi
Herzlichen Dank für den tollen Text und Du sprichst mir sooooo sehr aus dem Herzen!
Liebste Grüße, Kathrin
Liebe Kathrin, ich danke dir sehr für dein Feedback!
Alles Liebe,
Claudi
Toller Text mit guten Gedanken. Ich mag das “milde sein” gerne. Bitte auch an Tagen, an denen die Ferienmama vielleicht mehr von der Alltagsmama verdrängt wurde. Am nächsten Tag bekommt die Ferienmama dann einfach ne neue Chance. 😉
Mach weiter so, du bist immer wieder eine tolle Inspiration für mich! (Und da ist mir ziemlich egal, ob 2, 3 oder 5 neue Artikel pro Woche online gehen.)
Danke dir, ja, meistens macht man sich selbst ja am allermeisten Druck! Und ja, das finde ich auch das Allertollste.
Jeder Tag ist eine neue Chance!
Liebe Grüße,
Claudi
Super Plan, ich versuche es auch für die nächsten 8 Wochen! Vor allem mehr lesen und milder sein mit mir und der Welt, genau mein Ansatz 😉 Mein Mann nennt es übrigens „einen Gang runter schalten“. Er kann das schon immer, ich auch nach 15 Jahren Mama-Sein nur bedingt 😉 . Du bist toll und Deine Texte sowieso, vielen Dank und pass auf Dich auf!
Danke für diesen tollen Text. Er spricht mir aus der Seele. Meist bin schließlich ich selbst der größte Kritiker und mache mir selbst mehr Stress als nötig wäre…
Ganz liebe Grüße Kathrin
Das ist doch bei uns allen so! Verrückt, oder?
Alles Liebe,
Claudi
Ganz lieben Dank dir. Mein Mann macht auch mit, er hat das Abschalten in den letzten Jahren auch ein bisschen verlernt.
Alles Liebe,
Claudi
Ich bin auch hin und weg, so schön geschrieben und ich finde mich in jedem Wort wieder. Mit geht es ganz genauso.
Und nun nehme ich mir genau deine Liste in die Hand und versuche sie im Alltag möglichst oft umzusetzen!!
Es würde uns allen so gut tun
Ich danke dir. Ja, das denke ich auch. Ich war die letzten zwei Tage schon sehr gut darin.
Das tolle ist: Wir können ja jeden Tag neu daran arbeiten.
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi, schon oft hast du mir direkt aus der Seele geschrieben. Aber diesen Text werde ich mir ausdrucken und ins Arbeitszimmer legen zum Immer-wieder-lesen. Wir haben bald noch drei Wochen Urlaub vor uns und ich ertappe mich dabei, wie ich denke „dann nimmst du dir mal wieder richtig viel Zeit für die Kinder. Ohne Handy und ohne Ablenkung.“ Aber ich will das nicht nur im Urlaub, ich möchte das auch im Alltag! Danke! Liebe Grüße, Karen
Was für ein schönes Feedback! Und ja, das habe ich im Urlaub auch immer gedacht.
Ich bin ziemlich stolz auf mich, ich finde nämlich, die letzten zwei Tage habe ich es gut hinbekommen (es sind aber auch noch nicht alle wieder in der Schule).
Mal sehen, wie wir uns so schlagen.
Alles Liebe,
Claudi