Manchmal denke ich in Gerüchen. Unser Urlaub an der Loire duftet in meiner Erinnerung überwältigend nach frisch gebackenen Croissants. Nach diesen buttrig-zarten Noten, die das Knuspern des hauchdünnen Teigs schon vorwegnehmen. In Gedanken atme ich wieder die süßen Schwaden ein, die aus der Tür der kleinen Dorf-Boulangerie strömten, jeden Morgen, wenn ich dort einem Korb voll mit Gebäck-Glück füllte: Croissants und Baguettes und dazu ein paar Pains au chocolat oder cremige Éclaires. Vielleicht war dies der wahre Grund für unseren lang ersehnten Frankreich-Trip – weil die Franzosen einfach so fantastische Bäcker sind…


Frankreich ist das Land meiner Kindheits-Sommer – und seitdem ein Sehnsuchtsziel für mich und meine Reiselust. Nur: Seitdem ich einen Inselmann von der Nordsee habe, führen uns die meisten Urlaube nach Nordfriesland (kennt ihr schon meine Föhr-Tipps mit Kids, hier oder hier?). Aber als vergangenes Jahr gute Freunde von uns mit Sack und Pack an die Loire zogen, war klar: Mein Traum von Frankreich rückt wieder näher.

Die Loire ist vor allem verrückt Grün.

Ausladende Bäume säumen das Ufer entlang des naturbelassenen Flussbetts, saftig grüne Wiesen erstrecken sich bis ans sandige Ufer. So anders als meine Erinnerungen an die Mittelmeer- oder Atlantikküste, die viel rauer und karger sind. “Mama, hier sieht’s fast aus wie zuhause”, meinte meine Mittlere am ersten Tag, als wir entlang der Loire Richtung Tours spazierten, der hübschen Hauptstadt der Touraine. Ich musste ein wenig lachen, aber sie hatte recht: Nicht nur, dass überall Stockrosen und Pfingstrosen blühen.

Wie bei uns an der Elbe auch windet sich das sattgrüne Flusstal in sanften Biegungen durch die Landschaft – und das Ufer säumen wie auf einer Perlenschnur kleine Dörfer. Mit dem Unterschied, dass hier beinahe jedes noch so winzige Dorf sein eigenes Schloss hat.

Übrigens auch unseres: Das Gelände des Château du Boisrenault grenzt an unser Glücksgriff-AirBnB – eine ehemalige Weinpresse, die wohl ursprünglich auch zu den Schloss-Ländereien gehörte. Jetzt gehört sie Jean-Michel, der passionierter Hobby-Ornithologe ist und ein ziemlich lässiger Vermieter. Als wir am Ankunftstag hinter dem riesigen Tor die lange Auffahrt hochfahren, fragt mein Mann noch: “Bist du sicher, dass wir hier richtig sind…?”

Wir sind in unserer charmant-französischen Gîte goldrichtig, finde ich: Ein wunderhübsch renoviertes Sandstein-Gebäude mit roten Eisenfenstern bis zum Giebel – wie aus dem Bilderbuch.

Dazu ein waldumsäumter Park inklusive Boule-Platz für unsere Tobe-Kinder und für uns eine große Terrasse, über die sich üppig blaue Glyzinien ranken. Hier würde ich auch herkommen, wenn unsere Freunde sich nicht ausgerechnet dieses Fleckchen Frankreich ausgesucht hätten. (Hier geht’s direkt zu unserem Geheimtipp-AirBnB.)

Aber sie haben eine gute Wahl getroffen: Es ist einfach zauberhaft! Die liebliche Landschaft, die kleinen Dörfer mit ihren verwinkelten Gassen, Plätzen und Cafés – und vor allem die Schlösser! Schon vor Ankunft hatten wir von unserer Freundin eine Must-Sightsee-Liste bekommen mit den schönsten Châteaus der näheren Umgebung. Gar nicht verkehrt, denn: In der gesamten Loire-Region gibt es mehr als 400 (!) Schlösser – da ist eine Vorauswahl hilfreich.

Die schönsten Loire-Schlösser, die auch Kinder spannend finden:

Habt ihr schon mal geometrische Gartenmuster aus Salatköpfen gesehen? Der Besuch des Château Villandry lohnt allein deswegen – die architektonisch gestalteten Gärten sind eine Wucht! Am spektakulärsten ist der Blick vom oberhalb des Schlosses gelegenen Wäldchen – erst in der Draufsicht sieht man die ganze Pracht der bis ins Detail ausgeklügelten Beet-Anlagen. Ich hatte sofort verrückte Pläne für meinen wilden Wucher-Garten vor Augen….

Die weitläufigen Parks waren außerdem perfekt für unsere Kinder, um sich am Tag eins nach unserer Ankunft ordentlich auszutoben. Das krönende Highlight war das Labyrinth, durch das sie bestimmt eine Stunde ausdauernd getobt sind. Meines war die Mauer der Duftrosen – und fast hätte ich mir in der Schloss-Gärtnerei noch eine Rose gekauft. Hatte aber Angst, dass sie die Rückfahrt nicht überlebt.

In Azay-le-Ridau sind Schloss und Städtchen gleichermaßen bezaubernd.

Nachdem wir tags zuvor nur die Gartenanlagen besichtigt hatten, wollten die Kinder als nächstes unbedingt ein Schloss von innen sehen. Überhaupt: Wie spannend die Kinder diese ganze Schloss-Chose fanden! Gerade mein Großer hatte noch eine ganze Reihe mehr Châteaus auf dem Schirm (unter anderem das in Saumur, durch dessen weitläufige Weinkellereien man mit dem Fahrrad fahren kann!). Aber in nur einer Woche schafft man eben nicht alle, zumal, wenn man zwischendurch auch einfach ein wenig relaxen will. Mal abgesehen davon, dass die Bildungstour nicht ganz günstig ist: Pro Schloss haben wir als fünfköpfige Familie immer um die 50 Euro gezahlt…

Das Schlösschen Azay-le-Rideau jedenfalls war zwar nicht spektakulär – und dennoch mein heimlicher Favorit. Weil es so wenig pompös, sondern auf seine Art cozy war. Weil ich die Stimmung in dem halb von Wasser eingefassten Bau so besonders fand. Und nicht zuletzt, weil ich mich in den Jardin Secret, den geheimen Garten, verliebt habe. Aus dem Schlosspark flaniert man anschließend direkt durch das große, schmiedeeiserne Tor ins hübsche Örtchen, das sich an der Schlossmauer anschließt – meine Tipps dazu weiter unten.

Das Wasserschloss Chenonceau ist bombastisch – und ein absoluter Besuchermagnet!

Ich könnte mir vorstellen, dass es in der Sommer-Saison ziemlich überlaufen ist – dafür fand ich den Mai als Reisezeit in vielerlei Hinsicht von Vorteil: Nicht zu heiß, nicht zu voll, eher beschaulich. Und dennoch war das Château Chenonceau schon sehr gut besucht – ich hätte mir das Schloss, das sich kühn von einem Flussufer zum anderen spannt, gern mit weniger Andrang gesehen. Vielleicht sollte man besser die Randzeiten nutzen, wir waren nachmittags da.

Und dennoch: Allein die gigantische Keller-Küche, die mir mein Papa vor Abfahrt unbedingt ans Herz gelegt hatte, lohnt den Besuch! Ich möchte jetzt insgeheim auch eine Leiste mit blitzblanken Kupferpfannen- und Töpfen in meiner Küche installieren… Die Kinder zum Abschluss unbedingt noch mal ins schlosseigene Labyrinth jagen, da konnten wir auch einen schönen Moment verschnaufen.

Das coolste Schloss für die Kinder war eindeutig das Château Clos de Lucé in Amboise!

Denn hier hat Leonardo DaVinci seine letzten Lebensjahre verbracht – und viele seiner bahnbrechenden Erfindungen gemacht. Im Schloss selbst kann man erst Atelier und Schreibstube des Universalgenies bestaunen – und anschließend in den weitläufigen Gartenanlagen alle Erfindungen selbst ausprobieren: Seilzüge, überdimensionierte Zahnräder, Wasserpumpen. Unser Trio war jedenfalls komplett begeistert! Denn auf Dauer wird es für Kinder vermutlich doch zu öde, jeden Tag irgendwelche alte Gemächer ihnen unbekannter Adliger zu durchstreifen. Wer also mit Kindern nur ein Schloss schafft: Besichtigt dieses!

Städte und Dörfer an der Loire, die unbedingt einen Besuch lohnen.

Natürlich waren wir nicht nur in Schlössern. Vor allem haben wir so viel Zeit als möglich mit unseren Freunden verbracht, die uns gleich zu Beginn in Lieblingsstädtchen Tours gezeigt haben.

Tours: Fachwerk und Concept-Stores

Direkt an der Loire gelegen, ist das Unistädtchen ein wundervoller Ort, um in lässig französische Lebensart einzutauchen. Wir sind zum Auftakt einfach durch die Altstadt Vieux Tours flaniert, ein Labyrinth aus Kopfsteinpflaster-Gässchen und Hinterhöfen in mittelalterlichen Fachwerkhäusern – wunderschön! Hier reihen sich Brasserien und Cafés aneinander, kleine Boutiquen und Concept Stores. Ohne Kinder hätte ich mich gern mal einen ganzen Tag durch die Stadt treiben lassen – hier ein Café au lait, dort ein Mittags-Menü und zwischendurch in den schönen Shops stöbern.

Mit insgesamt sechs Kindern im Schlepptau haben wir einfach einen kleinen Rundgang gemacht, die beeindruckende Kathedrale Saint-Gatien besichtig und waren im angrenzenden und schön schattigen Park einen Kaffee vom Kaffeemobil trinken. An den Wochenenden geht man abends in die Beach Bars, die hier Guingettes heißen. Die Guinguette de Tours sur Loire (111 Rue des Tanneurs, 37000 Tours) ist auch eher so ein Ort, um den Tag ohne Kinder ausklingen zu lassen: Tolle Live-Musik, ein fancy Bistro, in dem man neben veganen Hipster-Speisen auch Austern schlemmen kann und ein fantastischer Blick auf die Loire.

Azay le Rideau: Eis und Kunst

Wie gesagt: In Azay-le-Rideau konnte ich mich kaum entscheiden, was ich niedlicher fand: Schloss oder Städtchen. Wir sind nach der Besichtigungsroute einfach die Gasse hoch spaziert – und nach kaum 200 Metern über den sensationellen Eisladen Volo 14 (Rue Balzac, 37190 Azay-le-Rideau) gestolpert – das war Schicksal! Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so köstliches, cremiges Eis gegessen habe! War fast versucht, den Kindern nach ihrer ersten Doppelportion noch eine zweite zu spendieren – nur, um möglichst viele Sorten zu probieren.

Nur einen Steinwurf entfernt liegt das Künstler-Atelier Fontaine Didier (Rue Balzac, 37190 Azay-le-Rideau), in dem wir nicht nur wunderhübsche Bleistiftzeichnungen unserer Lieblings-Schlösser besorgt haben – sondern auch noch einen Blick und den üppig-einladenden Künstlergarten werfen durften. Und vom Künstler bekamen wir ein großes Lob für unsere “enfants vivants” – unsere überaus lebendigen Kinder. Das sag ich mir jetzt auch immer, wenn sie wieder steil gehen: Sie sind einfach “vivants”… Klingt gleich viel schöner, oder?

Amboise: DaVinci und petits cadeaux

Nachdem wir im Clos de Lucé jede DaVinci-Erfindung auf ihren Spaßfaktor getestet haben, sind wir in die Altstadt von Amboise runterspaziert. Man bummelt am besten unterhalb des wuchtigen Stadtschlosses längs – dann kommt man direkt an der Eisklappe La Fenêtre (42 Pl. Michel Debré, 37400 Amboise) vorbei, in der ein junger Typ aus seinem Wohnzimmerfenster Bio-Eis verkauft. Sehr lustig, sehr lecker!

Ich habe mich anschließend noch ein wenig durch das Gassengewirr treiben lassen und bin im bezaubernden Geschenkelädchen La petite Boutique (3 Rue nationale, 37400 Amboise) gelandet. Dort gibt es nicht nur wunderhübsches Spielzeug und toll designte Karten (kauf ich immer unterwegs) – sondern auch noch schönen Schmuck. Meine neue grün-goldenen Ohrringe sind jetzt mein Frankreich-Erinnerungsstück…

Luynes: Tapenades und Camping

Luynes ist ein süßes kleines Dörfchen unweit von Tours – und die neue Heimat unserer Fraeunde. Obwohl winzig, gibt es ein Château, das hoch über dem Dorf mit den typischen Gîtes-Steinhäuschen thront. Wir waren in Luynes zweimal im Garten unserer Freunde und daher nicht in deren lokalen Lieblingsspots. Sehr schade, denn sie schwärmen schon seit ihrem Hinzug dort von dem bezaubernden Café und Concept Store Chez Marie Louise (1 Pl. des Douves, 37230 Luynes), wo sie viel gute Zeit verbringen.

Die besten Tapenades und überhaupt jede Menge regionale Produkte von Honig bis Vouvray (dem lokalen Champagner) gibt es in der Épicerie Le temps maillé (5 Pl. des Douves, 37230 Luynes). Wenn ihr dort seid: Probiert unbedingt die Artischocken-Tapenade – soso gut!! Und ich wäre liebend gern auf ein Menü ins Restaurant O Saveurs des Halles (4 Rue des Halles, 37230 Luynes) gegangen – ein so schöner Ort mit toller regionaler Küche!

Und andere Freunde haben bereits auf dem Campingplatz Les Granges genächtigt – und waren sehr zufrieden.

Ballan-Miré: Croissants und der Duft Frankreichs

Eigentlich hat man in Ballan-Miré nicht unbedingt etwas zu schaffen – es sei denn, man wohnt wie wir unweit davon im Schloss-Wäldchen und möchte unbedingt jeden Morgen buttrig-köstliche Croissants essen. Ich bin täglich in die tolle Traditions-Bäckerei Maison Nardeux (13, Place du 11 Novembre
37510 Ballan-Miré) gefahren und immer mit verlockend duftenden Tüten wieder zurück gekommen. So riecht Frankreich…

Alors, und wann fahrt ihr jetzt eigentlich an die Loire…?

Bon voyage und alles Liebe,

Katia