Unser Fünfer-Familienalltag ist in der Regel vor allem ziemlich trubelig. Das hört sich charmanter an als “verdammt laut, wild, anstrengend und oft stressig”, was der Wahrheit irgendwie näherkommt (Claudi hat das hier schon mal sehr schön in Worte gefasst). Und doch ist es meist gut so, wie es ist. Nur manchmal, da geht es noch besser. Immer dann nämlich, wenn mal einer weniger da ist – und unsere Familie plötzlich eine ganz andere wird…


Kürzlich fehlten sogar zwei von fünfen – der Große plus Papa, die Opa beim Holzmachen halfen. Und ich erkannte den Rest meiner Schar kaum wieder: Statt wie sonst brüllend und eine Schneise des Chaos’ hinter sich herziehend durchs Haus zu galoppieren, saßen die beiden Jüngeren in friedlicher Eintracht nebeneinander auf dem Sofa und schauten sich Bilderbücher an. Bestimmt eine Stunde lang, während ich daneben in Ruhe kochte. Ich dachte noch: “Das glaubt mir keiner, das ist ja wie aus der Werbung!”

Tatsächlich werden wir häufiger zu einer Bilderbuchfamilie auf Zeit, wenn wir nicht in voller Zahl zusammen sind.

Weil sich die Stimmung verschiebt, weil sich neue Allianzen bilden – unter den Geschwistern und auch zwischen Eltern und Kindern. Nicht nur, dass die Dinge erstaunlicherweise häufig reibungsloser laufen, wenn ein Elternteil temporär im Alltag fehlt. Da muss der andere zuhause zwar mehr stemmen – bekommt es aber meist besser hin als mit einem partner in crime. Nein, ich stelle bei uns einfach immer wieder fest, dass vor allem ein Kind weniger eine komplett neue Familiendynamik schafft.

Zu dritt schalten meine Kinder sofort per Knopfdruck in den Tobemodus. Im Sommer noch – Halleluja! – ausreichend weit entfernt auf dem Trampolin. Aber jetzt ab Herbst eben auch gern wieder auf unserem eigentlich als Kuschel-Couch tituliertem Sofa. Doch an drei entfesselt kreischenden und hüpfenden Kindern kann ich beim besten Willen nichts kuschelig finden. Ergo: Das macht mich auf Knopfdruck wahnsinnig.

Ein Kind weniger nimmt bei uns immer sofort spürbar Tempo und Lautstärke raus.

Vielleicht, weil sich zwei nicht ganz so heftig gegenseitig hochpeitschen wie drei. Vielleicht ist es auch eine Frage, wer genau fehlt. Wobei: Alle meine Kinder sind überaus talentierte Radau- und Tempomacher – und können für sich allein dennoch vertieft in Fantasiewelten abtauchen. Und doch ist es fast egal, wer von den dreien gerade fehlt: Es scheint immer genau derjenige zu sein, der ansonsten den Einpeitscher macht – und die Dynamik vorgibt.

Überhaupt: Alle Spiele, die meine Kinder in voller Anzahl gemeinsam spielen, sind genau das: extrem dynamisch. Daran ist ja eigentlich nichts verkehrt – sie sind allesamt Energiebündel mit großem Bewegungsdrang – aber es schafft eben auch eine ziemliche Unruhe. Manchmal sehne ich mich nach Kindern, die über Stunden friedlich und selbstvergessen lesen, malen, basteln – ganz ohne Lärmentwicklung.

Und solche Kinder habe ich häufiger, wenn einer weniger zuhause ist.

Dann muss der Jüngste nicht seine Autos durchs Wohnzimmer werfen, sondern puzzelt. Da pault meine Mittlere nicht den kleinen Bruder an, sondern spielt mit ihm Hamster. Da muss der Große nicht mit seinen Geschwistern rangeln, bis einer heult, sondern sortiert seine Match-Attax-Karten.

Manchmal bin ich ein wenig traurig, dass dieses Miteinander zu fünft so selten möglich ist. Aber vielleicht sind fünf bei uns genau der eine Mensch zu viel. So dass alle anderen meinen, sich durch Lautstärke, Action, Dampfhammer-Dynamik profilieren zu müssen, um auch gesehen zu werden. Weil keiner das fünfte Rad am Wagen sein will und deswegen eher kesselt als kuschelt. Wäre ja nur verständlich.

So oder so: Es tut uns allen gut, zwischendurch in unterschiedlichen Konstellationen miteinander zu sein.

Für die Kinder ist es schön, weil einer weniger um elterliche Aufmerksamkeit oder geschwisterliche Kinder-Konstellationen buhlt. Die beiden Großen genießen es, auch mal ohne den Kleinen spielen zu können. Der Mittleren tut es gut, mal nicht mit dem Großen mithalten zu müssen, sondern mit dem Vierjährigen die Verkleidungskiste zu plündern.

Und für uns Eltern bedeutet es immer ein kurzes Verschnaufen von der Dauerbeschallung, ein kurzzeitiges Tempolimit unseres Alltags, eine minimale Auszeit vom Kümmern mal drei. Und das genießen wir ausnahmslos alle.

Nein, ich möchte niemandem von uns missen. Fünf ist eine runde Zahl, zu viert wären wir nicht komplett, vor allem im Herzen nicht. Aber ich bin gerade trotzdem immer ganz dankbar, wenn einer temporär Alleingänge macht.

Kennt ihr dieses Phänomen auch?

Hier und hier habe ich über die wichtige Auszeit mit nur einem Kind geschrieben – ist auch immer eine komplett andere Gangart!

Alles Liebe,

Katia