Was für spannende Fragen ihr gestellt habt! Hier kommen meine ehrlichen Antworten auf fünf…
1. Als zweifache Mutter frage ich mich, wie Du doppelt so vielen Fragen, Themen, Sorgen, Wünschen gerecht wirst …
Ganz sicher durch “liebevolle Vernachlässigung”: Kaum Hausaufgaben-Management, Rudel-Vorlesen, eine Einzelsocken-Sammelkiste für alle. Wir versuchen viel möglich zu machen, aber es geht längst nicht alles. Die Kinderzimmer sind nicht instagrammable und jeder muss mithelfen, wer und wo und was steht auf diesem Plan. Und wenn zwei gleichzeitig beim Sport sein müssen und nur einer fahren kann, kommt ein Kind ab und zu spät zum Training. Das ist nicht schön, geht aber nicht anders. Jeder muss mal zurückstecken.
Unternehmungen mit nur einem Kind sind sehr, sehr selten, leider. Wochenendausflüge mit den zwei Kleinen auch. Ich versuche aber, mich dazu zu zwingen, wenigstens immer hinzuhören, wenn ein Kind mir etwas erzählen will. Das fällt mir nicht leicht, auch weil ich von zuhause arbeite, macht aber einen großen Unterschied. Sie sind sehr frei, bewegen sich allein durch die Gegend und sind wirklich sehr selbstständig. Natürlich ist auch die Dynamik bei vieren anders, zum Glück haben sie nicht nur uns zwei, sondern auch sich. Da schläft der Kleinste schon mal an der Schulter des Großen ein.
2. Ich interessiere mich dafür, wie du Haushalt, Garten, etc. hinbekommst. Arbeitest du mit gewissen Routinen (z.B. Waschtag? Großeinkauf?)
Nein, in Sachen Haus und Garten kommt mein Chaos-Gen voll durch. Während ich im Job alles ziemlich organisiert abarbeite, stehe ich regelmäßig hilflos vor der rumpeligen Küche, der Wäsche, den dreckigen Fenstern. Ich priorisiere ganz klar meine Kinder und meinen Job – und so sieht es hier auch aus. Ab und zu habe ich Hilfe in Form meiner Schwiegermutter, aber das meiste rocken wir sechs allein und ich mache tatsächlich ständig Abstriche in Sachen Perfektion: Es liegt immer Wäsche herum, die Kinderzimmer sind wild, die Küche oft chaotisch und der Garten würde Nabu erfreuen. Ich hätte das gern anders – aber ich weiß, dass nicht alles geht.
Das einzige, was wir gegen das Chaos haben, ist die App BRING, die hilft André und mir, den Einkauf zu organisieren, weil immer klar ist, was fehlt und nichts doppelt gekauft wird. Und wir haben einen Haushaltsplan; auch die Kinder müssen hier Wäsche machen, Spülmaschine auspacken, im Garten helfen.
3. Mich würde interessieren, ob du dich ehrenamtlich engagiert? Du hast ja viel am Start – wie andere wahrscheinlich auch – und ich möchte es nicht wertend fragen, sondern einfach aus Interesse…
Bei dieser Frage hab ich erst geschluckt. “Sie hat keine Ahnung von meinem Leben…”, hab ich gedacht, denn ganz ehrlich, ich weiß gerade oft nicht mal, wie ich meinen normalen Job schaffen soll. Dann habe ich tief durchgeatmet und mich daran erinnert, dass wir alle viel um die Ohren haben. Und auch daran, wie privilegiert ich bin.
Tatsächlich möchte ich mich schon lange für die Mitarbeit in der Schulkantine meiner Kinder eintragen. Einmal im Monat sollte das doch möglich sein. Nach meiner nächsten Deadline will ich das unbedingt angehen… daher danke für die Erinnerung! Und noch was: Ich zeige einiges aus meinem Leben bei Instagram, aber längst nicht alles. So habe ich neben all den öffentlichen noch andere private Baustellen, um die ich mich kümmern muss, mit Zeit und Emotionen. Und noch was ist mir eingefallen: Diesen Blog betreibe ich quasi seit Jahren im Ehrenamt, denn er trägt sich finanziell schon lange bei weitem nicht. Das zählt aber vermutlich nicht, oder? Dennoch hoffe ich, dass er euch gut tut und hoffentlich ein bisschen glücklicher macht.
Sagt doch mal, schafftst du ein Ehrenamt?
4. Wie gehst du mit „Kritik“ um? Ich habe gerade ein kleines kreatives Business gestartet und jeder gibt dazu (auch ungefragt) seine Ratschläge.
Großer Nachteil, wenn man öffentlich arbeitet. Was ich mir schon alles anhören musste, unglaublich. Über Shop-Design- bis Buch-Plots-Tipps, Überlegungen zu meiner Kopfhaltung in Stories oder meine Betonung von Wörtern in Lives, alles dabei. Allerdings musste ich mir als Lehrerin auch ständig anhören, wie ich die Sitzordnung fairer, den Unterricht spannender und überhaupt alles besser machen könnte. Ist vermutlich in vielen Berufen so. Bei Ärzten haben die meisten sicher auch schon vorab gegoogelt (ich auch, autsch ; ).
Ab und zu raune ich schon mal: “Machs doch einfach selbst und besser.” Man braucht definitiv ein dickes Fell und legt sich am besten eine Art Weglächel-Mentalität zu. Anderseits freue ich mich oft über das große Interesse im Freundeskreis und frage oft nach der Meinung anderer. Ich nehme viel daraus mit. Viel Glück für dein Business!
5. Bald ist wieder Weihnachten. Welche Traditionen sind dir besonders wichtig?
Das Schmücken, das Plätzchenbacken. Der Adventskalender für die Kinder. Ein Adventskalenderbuch, auf das ich bestehe, das wir aber immer erst im Januar zu Ende lesen, weil im Advent so viel anderes ist. Falls wir es überhaupt schaffen. “Last christmas” bis zum Abwinken. Mehrere traditionelle Gänseessen mit verschiedenen Freundeskreisen vorher. Weihnachtskarten schreiben beim kitschigen Weihnachtsfilm. Vorfreude auf die Zeit zwischen den Tagen. Der Einzug der Wichtel. Heiligabend mit einer bunt gemischten, wilden Truppe. Die Gans, die Andre zubereitet und am Abend vorher jedes Jahr wieder Youtube-Videos dazu guckt. Mein Motto seit Jahren: Meinachten. Sprich: Ich pfeif auf Traditionen und mach es so, wie es für uns passt. Alles kann, nichts muss. Klappt jedes Jahr besser.
Für dieses Jahr hab ich uns auf Wunsch der Teenies für alle denselben kitschigen Weihnachtspyjama gekauft – und wir veranstalten das erste Mal ein Thanksgivingessen mit Freunden.
O ich merke grad, wie es anfängt zu kribbeln. Freu mich drauf.








Liebe Claudi, wie spannend, sympathisch, beruhigend – Danke für Deine Offenheit!
Schöne Wochenendgrüße
Seht gern! Hat mir selbst total viel Spaß gemacht. Ich liebe Schreiben unter anderem dafür, weil es mir hilft meine Gedanken aufzuräumen.
Alles Liebe!
Super schön und ja, dein Blog ist eine Wohltat! Danke dafür. Die Frage mit dem Ehrenamt allerdings gab mir zu denken und du schreibst es selbst: es ist privilegiert, sich nicht ehrenamtlich engagieren zu müssen.
Ich habe heute den folgenden Satz gelesen: Sometimes privilege looks like being able to ignore what others suffer from.
Was ich damit sagen will (und das richtet sich nicht gegen dich, sondern ist ein ehrlicher Appell an alle, die hier mitlesen) : es kommt gerade wirklich auf JEDE einzelne an. Ehrenamt kann auch bedeuten, 10 Minuten im Monat einen insta Beitrag für eine gemeinnützige Organisation zu verfassen, was auch immer.
Wir alle zählen ❤️
Das stimmt. Und das ist auch ein bisschen beruhigend, denn womöglich tun wir alle schon mehr Gutes, als uns bewusst ist.
Das soll uns nicht davon abhalten, noch mehr zu tun, aber kann uns vielleicht ein bisschen das schlechte Gewissen nehmen.
Alles Liebe!
Claudi
Danke, liebe Claudi -das war interessant zu lesen- gerne noch mehr Antworten!
Wie schön, Emily, hast du ja bereits gelesen.
Liebe Grüße!
Liebe Claudia,
ich mag den Blog und freue mich immer wieder sehr darüber, dass es überhaupt noch Blogs gibt! Ich finde das zählt sehr als Ehrenamt und als Mama ist man doch sowieso ständig ehrenamtlich unterwegs: Kuchenbacken, Kuchenverkauf, Freunde der Kinder zum Sport mitnehmen und so vieles mehr…
Liebe Grüße
Eva
Das stimmt. Mache ich alles und da fühle ich mich gleich ein bisschen besser.
Liebe Grüße,
Claudi
Hallo Claudi, seit Jahrzehnten? lese ich dich und freue mich immer wieder über Deine Inspirationen. Jetzt bin ich am Wochenende mit meinem Patenkind (15) und meinem Sohn (13) bei Harry Potter und wir haben danach den ganzen Samstag Zeit in Hamburg! Was kann ich mit ihnen gut machen? Gerne auch Shoppingtipps für das Mädchen;)
Vielen Dank und viele Grüße Aus Osnabrück! Eine treue Leserin:)
Huhu, ich plane gerade mehrere Artikel über Hamburg, aber erstmal muss mein Roman vom Tisch. Also mit Teenies, lass mal überlegen.
Westfieldcenter finden sie bestimmt toll. Das Port de Lumiere dort zeigt immersive Kunst, ganz cool. Und der derzeit wohl angesagteste Burger Laden ist Dulfs Burger.
Das Museum der Illusionen könnte auch noch was sein. Oder einfach durch die lässige Schanze spazieren. In PLanten un Bloomen kann man wieder Schlittschuhlaufen. Ganz viel Spaß in HH.
Claudi
….. also mein erster Gedanke bei der Ehrenamt-Frage war „Der Blog ist ja wohl Ehrenamt genug“ (und sehr viel mehr als die allermeisten von uns machen)
Danke für die Inspiration. Seit Jahren! Wegen deiner Küchengeschichten hier haben wir uns zum Beispiel eine hölzerne Arbeitsplatte in der Küche getraut – obwohl wir erst Angst hatten, wie die wohl bald aussehen wird;-)
Viele Grüße, Katrin
Liebe Kathrin, ach wie schön, das freut mich total. Und ich hoffe, eure Arbeitsplatte sieht noch gut aus. Kennst du dieses Wunderspray gegen diese doofen Metallrandflecken. Das ist hier im Dauereinsatz.
Ganz liebe Grüße,
Claudi
Hallo Claudi,
danke für die sehr sympathischen und so im Leben stehenden Antworten. Ich fand die Ehrenamtsfrage sehr lieb formuliert. Ich glaube, solche Formulierungen treffen einen oft etwas, wenn man dazu ein kleines schlechtes Gewissen hat. Ganz egal, ob man das haben sollte oder nicht. So geht es zumindest mir manchmal. Meine Eltern waren immer, und sind es noch, ehrenamtlich aktiv. In der freiwilligen Feuerwehr im Dorf, bei Dorffesten, als Elternvertreter in den Klassen von uns Kindern. Als Begleitung auf Wandertagen. Und das alles neben ihrer Vollzeitstelle, den zu betreuenden eigenen Eltern und natürlich neben uns Kindern. Meine Mutter hat ganz klar den Hauptanteil gemacht und ich weiß bis heute nicht, wie sie das alles zeitlich geschafft hat. Der Tag hat ja für alle nur 24 Stunden. Aber – sie ist auch regelmäßig umgekippt. Heute würde man es Burnout nennen. Sie selbst blieb dabei sehr auf der Strecke. Mir war das tatsächlich eine Lehre. Ich beteilige mich mit Kuchenspenden beim Dorffest.Das reicht. Und diese Kuchen backe ich auch nicht, ich kaufe sie. Und ich stehe dazu. Auch weil ich den anderen so etwas Druck nehmen will. Ich arbeite als Lehrerin, wir haben drei Kinder, Haus, Garten, Haustiere und ich will nicht bei jeder kleinsten Pause umkippen. Auch weil ich weiß, dass mein Körper mehr nicht schafft. “Zusätzlich” habe ich nämlich noch Diabetes Typ 1 und regelmäßig nächtliche Unterzuckererungen, wenn es tagsüber zu viel war. Wenn meine Kinder aus dem Haus sind, reicht es bestimmt für mehr ehrenamtliche Tätigkeiten, aber im Moment nicht. Und ehe man sich komplett selbst aufreibt, nur um einem gewissen Ideal zu entsprechen, bin ich auch lieber ehrlich und sage offen, dass es zu mehr nicht reicht. Und den Kuchenbasar der Schule mit einem (in meinem Fall wieder gekauften) Kuchen zu unterstützen, ist ja auch Ehrenamt, finde ich.
Liebe Grüße
Absolut. Die hat mich voll erwischt. Und ja, wenn einen etwas trifft, hat der andere vermutlich Recht.
Meine Mail an die Schulküche ist übrigens raus, von daher nehme ich hier auch einiges an Inspo mit.
Schön, dass wir hier so eine tolle Community sind.
Ganz liebe GRüße,
Claudi
Liebe Claudi,
so ein schöner und ehrlicher Beitrag. Vielen lieben Dank für deine schönen Worte und dafür, dass es diesen Blog noch gibt. Seit Jahren lese ich hier mit und bin dir dankbar für die ehrenamtliche Arbeit, denn wir LeserInnen haben ja alle was davon: tolle Worte, viele Buch-, Serien- und Shoppingtipps, Rezept- und Bastelinspirationen und alles ruhiger und übersichtlicher als bei Insta. Also einfach danke dafür und dass du bzgl. der ehrenamtlichen Frage auch so ehrlich und dir gegenüber sehr selbstkritisch warst. Sich zu engagieren ist manchmal auch gar nicht so einfach. Ich hatte schon öfters Vorstandsposten (zum Glück, da bin ich ehrlich nie den 1. Vorsitz) in diversen Vereinen und manchmal ist es auch nur nervenaufreibend, man engagiert sich und bekommt oft auch viel Kritik zurück. Meist von Menschen, die bei Festen keinen Finger rühren. Gleichzeitig bekommt man glücklicherweise auch ganz viel positives Feedback und man kann sich am Gemeinschaftsleben aktiv beteiligen – das ist toll und für mich ein guter Ausgleich zu dem oft ähnlich chaotischen Familien- und Arbeitsleben. Mein Haushalt liegt regelmäßig brach, weil ich anderen Dingen, vor allem meinen 3 Kindern eine höhere Priorität gebe. Ist aber manchmal schwer dieses Chaos zu akzeptieren, gerade wenn man den Eindruck hat die Nachbarn auf dem Dorf haben das mehr unter Kontrolle. Ich versuche mich aber immer wieder von gesellschaftlichen Zwängen zu lösen und mein Chaos zu akzeptieren.
Über das Beantworten der Weihnachtsfrage habe ich mich sehr gefreut und direkt weihnachtliche Vorfreude in mir geweckt.
Von Herzen
Ja, ja, ja genau das. Und wow, Wahnsinn, dass du das machst. Mit den Nachbarn geht mir das ganz ähnlich, ich muss mich selbst immer dran erinnern, dass es bei uns nunmal ist, wie es ist.
Danke dir für deine Geschichte und liebe GRüße!
Claudi