Bei uns ist gerade viel los – nicht nur im Außen, vor allem im Innen. Wenn wir als Familie mal fünf friedliche Minuten am Stück haben, dann ist das wirklich erwähnenswert: Es wird munter gestritten, provoziert, gestichelt, gezickt, gebrüllt – und DRAMA wird bei uns derzeit in Versalien ausbuchstabiert. Noch vor kurzem habe ich uns also einmal mehr für die furchtbarste Familie aller Zeiten gehalten – bis ich Trost fand. Und Rat gleich mit: Wie man als Familie mit drei starken Kinder-Persönlichkeiten seinen Weg findet. Wo ich fündig wurde? Auf Amazon Prime Video – bei “This is us”…
Solltet ihr diese wunderbare Dramedy-Serie noch nicht kennen – es ist eine absolute Herzensempfehlung (läuft auch auf Disney+). Selbst wenn man nur Zerstreuung und nicht Hilfestellung in den großen Familienfragen sucht: Jede Folge ist wie ein Besuch bei Freunden, die alles irgendwie besser machen als man selbst – und die man dennoch liebt, weil sie so unfassbar sympathisch sind.
Ich habe “This is us” für mich entdeckt, als ich ziemlich überrumpelt mit meinem Jüngsten schwanger war.
Und mich fragte, wie ich bloß bald mit drei statt zwei Kindern zurechtkommen sollte.
Anstatt eines Geburtsvorbereitungskurses machte ich damals “This is us”-Binge-Watching. Denn Jack und Rebecca Pearson stehen am Anfang der Serie vor einer ähnlichen Aufgabe: Sie erwarten ungeplant Drillinge. Was definitiv noch eine Nummer wilder ist, als drei Kinder nacheinander in die Welt zu setzen, allein das beruhigte mich schon ein wenig: Wenn die beiden DAS schaffen, krieg ich drei mit Abstand auch irgendwie hin…
Es war damals für mich, wie einen kleinen Blick in die Zukunft zu werfen: So könnte es also sein, das Leben als Fünfer-Familie. Mit all ihren Höhen – und ihren Tiefen. Denn “This is us” ist zwar hübsch ausgeleuchtet, spart aber nicht an den Problemen, die so ein Familienalltag zwangsläufig mit sich bringt: viel (und ich meine wirklich VIEL!) Geschwisterzoff, Ehekrisen, enttäuschte oder falsche Erwartungen, Schicksalsschläge – alles dabei.
Warum ich dennoch nicht in Panik geriet? Weil diese fiktiven Eltern für mich einfach die besten Vorbilder waren.
Liebevoll, zugewandt, verständnisvoll – selbst wenn drei von drei hormongepushten Teens gerade zeitgleich Drama machen. Nicht, dass die Pearsons alles immer richtig machen würden, auch sie sind fehlbar, so wie alle Eltern fehlbar sind. Bei ihnen sieht man all das, was Familie auch ist: Das Hadern und Zweifeln, den Stress, das Gefühlschaos, als Eltern, als Paar, als Menschen mit eigenen Bedürfnissen, die man immer zugunsten anderer zurücksteckt.
Und doch hatte ich währenddessen immer das Gefühl: Es ist trotz aller Herausforderungen machbar, eine gute (Groß-)Familie zu sein. Und dass es sich so sehr lohnt, es immer wieder zu versuchen – auch wenn es gerade schwierig ist.
Nach drei Staffeln war damals Schluss – und ich damit beschäftigt, mein eigenes trubeliges Familienleben auf die Reihe zu kriegen.
Drei wunderbare Kinder, die sich liebten und zofften, die aneinander zerrten und an meinen Nerven, die mich forderten, während ich sie förderte. Die mir den Schlaf raubten, noch häufiger die Geduld, die heranwuchsen, zu immer stärkeren Persönlichkeiten. Die mich bis heute nicht verschnaufen lassen, weil sich an jede Phase die nächste anschließt, gern drei verschiedene parallel.
Als wir kürzlich am Abendbrottisch saßen und wieder ein Kind türenknallend den Raum verlassen hatte, fragte mein Mann plötzlich schief grinsend: “Und – was würden Jack und Rebecca jetzt tun…?” Denn, psst, er ist auch großer Fan von “This is us” – die wir Ende letzten Jahres bis zur sechsten und finalen Staffel durchgeschaut haben.
Die Frage “Was würden Jack und Becca jetzt tun?” ist seitdem zu unserem geflügelten Ausdruck geworden, wenn wir nicht weiterwissen.
Wenn wir wieder merken, dass wir drei Kindern nicht gleichzeitig gerecht werden kann: Weil sich immer einer übersehen, falsch verstanden, ausgebootet fühlt. Weil nie genug Zeit und Aufmerksamkeit für alle da ist, weil es nie genug Hände gibt, um alle gleichzeitig zu stützen. Weil alles immer ungerecht scheint, zumindest in den Augen unseres Trios. Weil wir das Beste geben oder eben das, was gerade geht – und es doch nie reicht. Weil die Kinder in der Überzahl sind.
Dann erinnere ich mich daran, wie oft in “This is us” nur ein Elternteil bei nur einem Kind sitzt, sich mit ihm bespricht, es fest in den Arm nimmt, es mit Liebe, guten Rat und neuem Mut wieder in die Welt schickt. Wie geduldig die Eltern dort immer sind, egal, was für ein Zirkus die Kinder gerade veranstalten. Dass niemand lange bockig oder nachtragend ist. Und dann versuche ich auch, ein klein wenig geduldiger, verständnisvoller, gelassener zu sein. Versuche, mich mit nur einem Kind rauszuziehen, im rotierenden Prinzip, damit es am Ende wieder gerecht ist. Ich versuche, ein kleines bisschen mehr Rebecca und Jack zu sein.
Ja, es ist nur eine Serie. Echte Familien haben kein Drehbuch, kein Skript, in dem auf einen Tiefschlag ein Happy End folgt.
Und doch: “This is us” hat mir unglaublich viele familiäre Aha-Momente beschert. Hat mir vor Augen geführt, dass unser Fünfer-Alltag kein besonders außergewöhnlicher ist. Dass es überall kracht und knallt, selbst in Hollywood-Serien. Hat mich manche Dinge besser verstehen, in einem anderen Licht sehen lassen. Und sei es nur, dass selbst ein furchtbarer Familientag unerwartet harmonisch enden kann – gemeinsam vorm Fernseher, mit Fast Food als Friedensangebot.
Übrigens habe ich noch einen anderen Ratgeber in Sachen Erziehung: Meinen Vater. Denn ich musste mir irgendwann eingestehen, dass meine Eltern in Sachen Erziehung damals viel lässiger waren, als ich es jemals sein werde. Hier habe ich vor einiger Zeit darüber geschrieben – damals übrigens noch unter Pseudonym.
Von wem holt ihr euch in Sachen Erziehung Rat? Bitte sagt, dass ihr euch auch manchmal von Serien inspirieren lasst…
Foto: © 2022 20th Television
Alles Liebe,
❤️❤️❤️
Hej, wie schön, “This is us”-Liebe 🙂 Ein schönes Wochenende, alles Liebe, Katia
Ich liebe Becca und Jack und deinen Text. 🫶🏻
Hej, und ich liebe deinen Kommentar 😉 Danke dafür, ich freu mich sehr, dass es offenbar noch ein paar “This is us”-Fans mehr gibt. Alles Liebe, schönes Wochenende, Katia
Sehr schöner Kommentar, auch uns mit drei Kindern (5,7,8) hat die Serie häufig den Spiegel vorgehalten und zu Tränen gerührt…
Wir mussten allerdings herausfinden, dass wir mehr wie Kate und Toby waren bzw. sind mit den daraus folgenden Konsequenzen…
Hej, irgendwo im Pearson-Clan findet sich offenbar jeder wieder… 😉 KaToby sind auch einfach verdammt cool. Alles Liebe, danke für dein nettes Feedback, Katia
Liebe Katia,
vielen Dank für deinen Text zum Ferienbeginn – in denen ich ganz viel mehr Rebecca sein möchte! Ich liebe die Pearsons und zwar jeden einzelnen… (Eventuell war mein Mann kurzzeitig auch ein wenig eifersüchtig auf Kevin😂) aber sie zeigen deutlich,dass nicht immer alles rosarot sein kann und jeder genau so perfekt ist, wie er ist! Und am Ende Großfamilie mit viel Humor und Herz funktionieren kann! Ich freu mich auf die Ferien – aber bitte ohne Schwimmbad!😉
Hej liebe Jenni, dann wünsche ich dir erst einmal herrliche Ferien! Ohne Schwimmbad-Dramen, mit ganz viel Liebe für deine Familie ein echtes Kate-and-Jack-Szenario ;-)… Lustigerweise hatte es mir immer eher Jack angetan, aber mein Mann war fein damit, weil er einfach nichts gegen ihn haben konnte 😉 Es ist eine so herrliche Serie, und ich freu mich so, dass ihr das nachvollziehen könnt. Alles Liebe, erholt euch gut, Katia
Ich bin auch bekennende Serien-als-Lebensispiration-Benutzerin – in meiner Teeniezeit war es „One Tree Hill“ für Freundschaften, die erste Liebe und Eltern-Kind-Beziehungen und jetzt auch „This is Us“. So viel Lebensklugheit ❤️
Hej, ha! Das beruhigt mich sehr! Kam mir zwischendurch sehr nerdig vor, dass ich Inspiration aus einer geskripteten Serie ziehe… 😉 Aber sie ist eben einfach zu gut! “One Tree Hill” sagt mir gar nichts, muss ich gleich mal checken. Alles Liebe, schönes Wochenende, Katia
Liebe Katja, auf deinen inspirierenden Serientipp hin, eben mit „THIS is us“ angefangen. Direkt bei der ersten Folge geheult. Danke für den Tipp! Ich lieb‘s jetzt schon!
Hej liebe Sabrina, du wirst mindestens jedes zweite Mal heulen… 😉 Freu mich SEHR für dich, dass du die Serie noch vor dir hast… 😊 Ganz viel Erkenntnis wünsche ich dir! Alles Liebe, Katia
Haha, „was würde Jack jetzt tun“ ist bei uns auch DAS Mantra zum Runterkommen, wenn unsere BIG THREE mal wieder die Hütte zerlegen… Beste Serie aller Zeiten – habe nach Staffel 6 echt eine Weile getrauert!
Hej, haha. die BIG THREE… ☺️ Ich war auch so traurig, als in Staffel 6 das große Finale anstand. Hatte richtig Serien-Liebeskummer. Vielleicht gönn ich mir irgendwann noch einmal Runde drei 😉 Schönes Wochenende, alles Liebe, Katia
Liebe Katia,
Auch für mich ist diese Serie eine absolute Inspiration. Auch wenn meine Kinder lange aus dem Haus sind, so habe ich mich oft zurück erinnert. Und da ja auch die späteren Generationen immer mal wieder auftauchen, gab es mir immer ein Gefühl von “am Ende wird es doch gut” auch wenn sich jeder mal übergangen fühlt. Und vor allem: man muss im Gespräch bleiben, egal wie alt die Kinder sind, denn auch ihre Sichtweisen ändern sich im Laufe der Jahre.
Ich habe diese Serie (die mir von meiner Tochter empfohlen wurde) jetzt schon zweimal durch geguckt (weil die Trauer am Ende einfach zu groß war 😉) und das war sicher auch nicht das letzte mal.
Ich hoffe es wird nochmal eine Serie geben, die einfach in jeder einzelnen Folge immer wieder überrascht, und das “nur” mit dem normalen Leben!
Hej, ich habe auch den Eindruck, dass es eine Serie für alle Generationen ist – ich hab sie häufiger mit meinen (noch recht kleinen) Kindern gesehen. Ich finde, “This is us” bietet einfach für jede Perspektive etwas, das ist echt eine Kunst! Ich bin übrigens auch ziemlich sicher, dass ich sie nicht zum letzten Mal gesehen habe 😉 Alles Liebe, Katia
Liebe Katia
Vielen Dank für deinen ehrlichen Beitrag. Als Eltern stoßen auch wir immer wieder an unsere Grenzen. Wir probieren immer unser Bestes zu geben – und doch reicht es so oft nicht. Häufig fühlen wir uns ratlos und verzweifelt. Dann hilft eine Perspektive von außen – auch wenn das die Familie aus einer Hollywood-Serie ist. Wir holen uns selbst immer wieder Rat von außen – von einem Familiencoach. Das hilft uns, immer wieder mit Mut, neuer Kraft und Klarheit in schwierige Situationen reinzugehen.
Wir erleben auch die andere Seite: Wir begleiten Familien, deren Kinder massive Lernschwierigkeiten plagen. Sie unterstützen ihre Kinder und leisten viel wundervolle Arbeit. Gleichwohl schoßen sie immer wieder an ihre Grenzen. Dann brauchen sie Bestärkung und Entlastung: Du gibst dein Bestes! Es ist okay!
Herzliche Grüße, Monika & Thomas
Hej liebe Monika, lieber Thomas, ganz lieben Dank für euren Einblick! Ein familiencoaching fände ich auch mal spannend, liefert bestimmt erhellende Erkenntnisse! Schön, dass ihr hier immer wieder vorbeilest, alles Liebe, Katia