Früher, als ich noch als Redakteurin bei einem großen Magazin für Frauen gearbeitet habe, war ich allem immer drei Monate voraus. Ich habe im Spätsommer über Weihnachtsbaumtrends geschrieben und an Weihnachten über Osterplätzchen. Das war spannend, weil ich immer schon vorher gesehen habe, was da alles so kommt. Aber irgendwie auch traurig. Denn wenn Weihnachten da war, war ich eigentlich schon wieder weg. Heute versuche ich nicht mehr durch das Jahr und die Jahreszeiten zu hetzen…

Und gerade jetzt haben wir eben Spätsommer. Mit einer Prise Herbst zwar, aber noch nicht dem vollen Kastanien-Kürbis-Pilz-Programm, oder was meint ihr? Die Werbung teilt das Jahr immer gern in Themen ein: Frühling, Ostern, Sommer, Herbst, Weihnachten, fertig. Verkauft sich am besten. Was dabei leider manchmal durchflutscht sind all die schönen Tage dazwischen.

Die Spätsommertage zum Beispiel, die noch warm genug sind für Flipflops, aber schon nach Steinpilzen durften (obwohl weit und breit noch keine da sind). Die Frühherbsttage, die noch mehr orange Filter tragen, aber noch immer keine braunen Blätter werfen. Genau wie später die nieseligen Novembertage, die noch keine roten Zipfelmützen tragen, noch keine vier Kerzen anzünden. Die einfach nur Spätnovember sind. Nicht werbewirksam. Unverkäuflich. Auch irgendwie mal schön.

Ich versuche die ganz bewusst zu genießen. Schaue beim Texten in den Garten hinaus, freue mich über unser Planschbecken und die Herbstastern daneben. Während der Rasen noch grasgrün ist, aber die Äpfel am Baum rote Bäckchen bekommen. Auf meinem Schreibtisch steht ein großer Strauß Astern, Nigella und die ersten Hagebutten, ein paar davon noch grün. Ich finde der Alltag rast sowieso schon so, da muss ich ihn nicht noch mehr Fahrt aufnehmen lassen, in dem ich frühzeitig den Herbst einläute.

Unser neuer Türkranz ist daher auch ein Mittelding zwischen Sommer und Herbst. Viele fanden diese Gräser ja auch im Sommer schon hübsch – ich mochte da lieber frische Blumen. Aber jetzt, fix gebunden an einen schmalen goldenen Reifen, mag ich es sehr. Bevor sich dann in ein paar wenigen Wochen rote Beeren und Tannenzapfen auf den Kranz drängeln dürfen.

Habt ihr ein Herz für die Zwischenzeiten?

Claudi