(Enthält unbezahlte, unbeauftragte Werbung) Als das Paket hier ankam, flatterten alle drei Jungs aufgeregt durchs Wohnzimmer. “Achtung, lebende Insekten!” stand darauf und: “Sofort öffnen.” Das taten wir – und begrüßten fünf kleine schwarze Raupen. Sie wohnten vorerst in einem kleinen Plastikbecher mit Zuckerlösung. Würden daraus wirklich bunte Schmetterlinge werden, direkt vor unseren Augen..?
Schmetterlinge mit Kindern züchten, Raupen bestellen
Die Raupen und ihr Plastikbecherhaus zogen auf unsere Vitrine, ganz links, sie vertragen nämlich keine direkte Sonne. Am ersten Tag waren die Raupen gerade so lang wie mein Daumennagel. Aber dann: in wenigen Tagen futterten sie sich auf mindestens die doppelte Größe. Die Kinder schleppten Stühle und Fußbänke vor die Vitrine und schauten und staunten. Sie wachsen wirklich furchtbar schnell. Also, die Raupen meine ich dieses Mal…


Ich hatte unsere Raupen hier bestellt. Zunächst kam das Aufzuchtset mit Terrarium, Pipette, Anleitung und einem Gutschein für die Raupen an. Über einen Code auf dem Gutschein konnte ich dann die Raupen bestellen (der Versand braucht fünf bis zehn Tage). Bei mir funktionierte der Code nicht und ich musste ein wenig hin und her schreiben mit den englischen Mitarbeitern, nach einer Weile klappte es aber – und unsere Raupen kamen sicher verpackt hier an. Für den Sachunterricht in der Schule habe ich auch schon mal Raupen geordert, das war einfacher und klappte direkt, leider erinnere ich mich aber nicht mehr an die Seite. Ansonsten einfach mal “Schmetterlinge züchten” googeln. Da gibt es mehrere Treffer.

Tipp: Den Zeitpunkt zur Raupenzucht vorher gut überlegen und dann fest im Kalender einplanen. Von der Ankunft der Raupen bis zum fertigen Schmetterling dauert es drei bis fünf Wochen (bei uns ging es aufgrund der warmen Temperaturen irre schnell). Gezüchtet werden darf von Mai bis September (danach ist es den Schmetterlingen draußen zu kalt).

Verrückt, wie schnell man sich an neue Mitbewohner gewöhnt, selbst wenn es bloß Insekten sind. Die Kinder rannten jeden Tag sofort zum Plastikbecher, wenn sie aus Schule und Kindergarten kamen. Und auch ich schaute immer wieder hin, sogar an meinen kinderfreien Vormittagen. Vielleicht redete ich sogar ab und zu mit ihnen.

Bereits nach einer Woche kletterten unsere vollgefutterten Raupen an die Decke und baumelten am nächsten Tag als graue Puppen von der Decke. Wir bildeten uns ein, dass die Raupen kurz vorher unruhig waren, vielleicht ist das aber auch Blödsinn.


Die baumelnden Puppen in der Form eines J´s zitterten auf jeden Fall regelmäßig, besonders wenn eins der Kinder aus Versehen oder Neugier den Becher berührte. Wir lasen in der Anleitung, dass die Tiere in dieser Zeit sehr empfindlich seien und man sie daher in Ruhe lassen solle. Kein Wunder, bei dem kleinen, großen Wunder, dass im Inneren der Puppe passiert: Die Raupenteile verflüssigen sich und ordnen sich neu zu den Zellen, Gewebe und Organen eines Schmetterlings. Ist das nicht ganz und gar unglaublich!


Nach ein paar Tagen durften die Puppen umziehen: raus aus ihrem kleinen Plastikbecher, rein ins große Terrarium. Wir saßen alle zusammen um den großen Esstisch und halfen beim Umzug. Der Deckel des Plastikbechers wird dabei geöffnet und mit den daran hängenden Puppen in einen Papphalter gestellt. Darauf gings dann ins Terrarium, das die Jungs mit Zweigen und Blättern gemütlich eingerichtet hatten. Damit die Schmetterlinge ungestört schlüpfen können, entfernten wir die Seidenfäden vorsichtig mit einem Wattestäbchen, wie in der Anleitung empfohlen. Es war wahnsinnig aufregend, vor allem weil die Puppen wieder anfingen zu zittern, als sie mit uns gerade mitten im Umzugschaos steckten.

Nach nur zwei Tagen beobachteten wir morgens vor der Schule, dass sich drei der fünf Kokons dunkel verfärbt hatten, als wir mittags erneut schauten, waren bereits zwei Distelfalter geschlüft. Die Jungs jubelten. Und dann, ein wenig später, was für ein Glück, schlüpfte ein Schmetterling genau vor unseren Augen. Ich hatte Tränen in den Augen, so rührend fand ich die Rührung der Jungs angesichts der miterlebten Schmetterlingsgeburt. Der kleine Distelfalter saß zunächst da, mit krummen, klebrigen Flügeln – aber bereits nach ein paar Minuten hatte er sie komplett aufgefaltet und machte seine ersten Flügelschläge. Drei Jauchzer flatterten zeitgleich durch unseren Wintergarten.

Übrigens: Die rote Flüssigkeit am Terrariumnetz ist kein Blut, sondern übrige Flügelfarbe.
Mit Kindern Schmetterlinge züchten
Dann begann vielleicht der größte Spaß, die Jungs durften ihre Schmetterlinge mit Blüten mit Zuckerlösung und aufgeschnittenen Orangen füttern. Einer meiner Söhne trug sein Mittagsmüsli neben die Schmetterlingen an den großen Tisch und kündigte an, diese für die nächsten Tage nicht mehr aus den Augen zu lassen. Wir hatten riesig viel Spaß beim Beobachten, für drei wunderschöne, irre spannende Tage gehörten die fünf kleinen Distelfalter zur Familie, wurden morgens begrüßt und abends in den Schlaf gesungen.

Dann kam der Tag, an dem wir sie freilassen wollten. Also, wollen wollten wir es vielleicht nicht gerade, aber ich hatte mit den Jungs darüber gesprochen, dass Schmetterlinge frei fliegen mögen und dass sie sich auf Dauer draußen wohler fühlten, als bei uns auf dem linken Ende des Esstisches. Wir gingen alle zusammen nach draußen, die beiden Großen trugen das Terrarium, niemand sagte ein Wort. Bis wir den Reißverschluss des Terrariums aufzogen und sie frei ließen. Da jubelten wir alle auf einmal los. Wir waren uns einig: Das Züchten war schön, aber noch viel schöner war es, unseren Schmetterlingen dabei zuzusehen, wie sie hinaus in die Welt flogen. Schmetterlingsfamilienstolz.

Fürs nächste Jahr wünschen wir uns wieder Nachwuchs. Raupennachwuchs. Gern gleich fünf auf einmal.
Alles Liebe,

Claudi