Nein, ich bin eigentlich kein Fan von Teebeutel-Weisheiten und bestimmt auch keiner von Sinnsprüchen, die Wechselrahmen in Wohnzimmern zieren, gern auf Englisch, weil’s noch geschmeidiger klingt. Und doch: Manchmal ist eben etwas dran. An diesen komprimierten Küchenpsychologie-Sätzen, die einen penetrant daran erinnern, den Tag zu nutzen, ganz generell jeden Tag zu leben, als wäre es der letzte. Ihn mindestens mit einem Lächeln zu starten. Und dabei vor allem VIEL mehr von dem zu tun, was einen glücklich macht. Ich weiß nicht genau, warum, aber irgendwie ist diese letzte Erkenntnis gerade in mein Innerstes durchgesickert…

Klar, eigentlich ist es kein Geheimnis, dass man sich besser fühlt, je mehr man sich mit Menschen, Gewohnheiten, Erlebnissen umgibt, die einem guttun. Die einem das Gefühl geben, dass es sich genau deswegen lohnt, auf der Welt zu sein. Und, kleiner Spoiler, Aufräum-Einkauf-Wäsche-Orga-Alltag gehört meist nicht dazu.

Leider verschluckt eben genau dieser Alltag oft die besonderen Momente des Daseins – umso mehr, wenn man noch kleine Kinder hat.

So dass man sich zwischen Arbeit, Familien-Management und den 1000 To-Dos des Lebens mitunter fragt: “Und das soll jetzt alles sein…?!” Ich spüre am Ende eines langen Tages (der theoretisch immer der letzte sein könnte) inzwischen ziemlich gut, ob ich nur ausgelaugt bin von all den Dingen, die ich tun MUSSTE- oder ob ich dem Alltag ein paar magische Momente abtrotzen konnte, die nur für mich und mein Wohlgefühl waren.

Das ist übrigens auch der Grund, warum ich meinen Tag so oft als möglich mit Sport starte: Einen Yoga-Flow praktiziere, eine Runde joggen, ein paar Bahnen Schwimmen gehe, weil: Das ist eines der Dinge, die mich verlässlich glücklich machen: Bewegung, gern draußen an der frischen Luft. Je mehr ich davon in mein Leben quetschen kann, desto zufriedener bin ich. Und wenn mein Tag schon gut beginnt (gut möglich, dass ich dabei lächel), ist er auch im weiteren Verlauf meist freundlich gestimmt.

Nur: Obwohl ich mittlerweile 45 Jahre Lebenserfahrung habe, sorge ich immer noch nicht verlässlich dafür, dass ich täglich meine Dosis Glückshormone bekomme.

Dass ich beim ganzen Umsorgen anderer nicht selbst auf der Strecke bleibe. Oft aus ganz banalen Gründen: Weil der Schreibtisch überquillt, die To-Do-Liste ein ganzes Buch füllt und ich vor lauter Einkaufs-Hobby-Orga-Fahrten nicht zur Besinnung komme.

Dabei braucht es oft gar nicht so viel – außer den Fokus auf sich selbst. Und meist ist es gar nicht so kompliziert, am Tag zumindest eines von den Dingen zu tun, die einen glücklich machen. Was meinen Tag immer besser macht: Bewusst Zeit mit einem Lieblingsmenschen verbringen. In der Natur unterwegs sein. Im Garten puzzlen. Mich in ein Buch versenken. Einmal wöchentlich aufs Pferd steigen. Man muss es bloß tun. Und dafür Prioritäten setzten, Prokrastinieren perfektionieren.

Natürlich hätte ich auch nichts dagegen, größere Glücks-Umgebungen zu schaffen:

Wellness-Auszeiten in Edel-SPAs, ausgedehnte Reisen zu den schönsten Spots dieser Welt, dauernd gut essen zu gehen. Gibt leider weder das Leben noch das Portemonnaie her. Aber ich merke auch: Je regelmäßiger ich dafür sorge, eine kleine Dosis Glück mitzunehmen, desto weniger sehne ich mich nach dem großen Rundum-sorglos-Paket. Desto mehr habe ich das Gefühl, dass das Leben nicht als alltägliche Endlosschleife an mir vorbeipeitscht, sondern immer wieder kurz haltmacht für das, was mich wirklich zufrieden macht.

Natürlich ist es auch eine Frage der Lebensphase: Als Teenie und Mitzwanzigerin fiel es mir erstaunlich leicht, egoistisch und nur auf mein eigenes Glück bedacht zu sein. Als Mutter von drei Kindern ist die Verantwortung so viel größer als die freie Zeit (und die nötige Energie). Aber vielleicht ist das auch so ein Wechseljahrs-Ding gerade: Dass man sich trotzdem selbst wieder mehr in den Mittelpunkt rückt. Dass man trotzdem mehr an sich selbst denkt. Beharrlicher für sein eigenes Plaisir sorgt. Und offenbar anfälliger für Teebeutel-Weisheiten wird…

Was macht euch glücklich…?

PS: Liest du regelmäßig Was Für Mich? Dann freuen wir uns von herzen über ein Abo, das dich monatlich nicht mehr als ein latte macchiato kostet. Für dich nur ein kleiner Betrag, für uns sehr aber sehr wichtig, weil: Ohne euch geht es nicht mehr! Hier findest du alle Infos zu unseren Steady-Abos.

Alles Liebe,

Katia