Letzte Woche war einer meiner Söhne mit den Kindern einer Freundin verabredet. Morgens rief sie an. „Ich muss leider absagen!“, meinte sie leise, „meine Oma ist gestorben.“ „Oh nein!“, meinte ich. „Ach, das ist schon in Ordnung, sie war schließlich schon 102…“ Wir schwiegen beide. Vielleicht weil wir dachten, wie lange 102 Jahre sind. Oder wie kurz. „Naja, und jetzt fahren wir hin und wollen sie alle nochmal sehen und uns verabschieden.“ Ich schluckte. „Oh je, ihr Armen. Das wird sicher schwer.“ „Nö“, meinte meine Freundin, „das wird sicher schön…“

Ich habe den Menschen-Tod noch nie gesehen. Ich habe als Teenager meine beiden Omas mitbeerdigt, das ist schon eine sehr lange Weile her. Es stand damals nicht zur Debatte, dass ich sie nochmal sehe. Jetzt frage ich mich manchmal, ob ich es gern getan hätte.

Meine Freundin sagt, wenn man noch mal hinfahre, bewusst Abschied nehme, würde der Tod realer. Sie habe das schon einmal gemacht, allein, bei ihrem Opa. Und habe da bereut, dass sie die Kinder nicht dabei hatte. Es sei eine gute Erfahrung gewesen. Ein stiller, aber intensiver, ein schöner Abschied.

Ich frage mich, wie ich mit meinen Kindern damit umgehen würde.

Was meint ihr?

Claudi