Einmal, ich weiß es noch ganz genau, hab ich meinem Großen in all dem Wahnsinn ein Pinselglas gereicht. Wir aßen gerade Abendbrot, Lasse bat mich, ihm seine Apfelschorle rüberzureichen. Und ich gab ihm Tuschwasser. Blutrot. Mit zwei halbausgespülten Pinseln. Er rief bloß: “Mamaaaaa!”, starrte entsetzt die knallrote Brühe an und lachte dann laut los. Aber ich dachte einmal mehr: “Was machst du hier eigentlich?”
Ein Buch schreiben, wenn man gleichzeitig drei kleine Kinder hat ist Wahnsinn. Wahnsinnig anstrengend. Aber auch wahnsinnig schön. Ich schwankte beinahe täglich, manchmal mehrmals am Tag zwischen: “Das ist doch alles völliger Bullshit!” zu: “Ich glaub, das hier ist das Beste, was ich jemals gemacht habe.” Und wieder zurück. Was ich alles noch gefühlt und gedacht habt? Na, zum Beispiel das…
“Was bin ich dankbar!” Für meinen Mann. Er hat wochenlang ertragen, dass zwei Drittel unseres Esstisches mit Farben und Pinseln und Pinselgläsern vollstand. Dass eine Wand unseres Wohnzimmers wochenlang mit Post-its tapeziert war. Mit immer mehr bunten Punkten als Erinnerung: Mein Buchplan. Das ich manchmal zickig und launisch und einfach furchtbar war. Und dass er mir immer geholfen hat, wenn ich darum gebeten habe: Beim Nägel-für-neue-Projekte-in-die-Wand-hauen (obwohl er das hasst). Beim nächtlichen Großaufräumen, wenn am nächsten Tag ein Shooting anstand. Und überhaupt beim Shooten. Dass er das ertragen hat. Wir haben alles für das Buch in unserem Haus fotografiert, es sah jedes Mal aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen: mit Bildern und Kameras und Scheinwerfern und Farben und Papierrollen und Fotohintergründen und Requisiten und geliehenen Klamottenhaufen und aufgedrehten Kindern. Mein Schatz, ich danke dir. Für alles. Von Herzen.
“Was bin ich stolz!” Wenn mein Großer von meinem Projekt erzählt hat. “Weißt du was, meine Mama macht ein Buch! Und wir machen alle mit.”, hat er immer gesagt und es klang genauso ehrlich begeistert, als hätte ich einen Schokoladenladen aufgemacht. Der Kindergärtnerin hat er davon erzählt. Seiner Sitznachbarin in der Straßenbahn. Der Frau beim Bäcker. “Das wird ein ganz tolles Buch!”, hat er gesagt und stand da mit funkelnden Augen und gerade wie ein Ausrufezeichen. Ich hab immer genickt und gelächelt und – typisch Frau – gemurmelt: “Hach ja, mal sehen wie es wird.” Aber er hat sich an der Bäckerladentür noch einmal umgedreht und gerufen: “Weißt du was, das Buch von Mama wird GANZ COOL!”
“Was bin ich erleichtert!” Als ich den Buchvertrag unterschrieben hatte kam nämlich plötzlich der Schreck: Wann und wie machst du das denn alles eigentlich? Aber es ging. Oft besser als ich dachte. Was bin ich froh, dass ich ganz oft vormittags am Buch schreiben konnte, mit einem zufriedenen Baby auf, unter oder neben mir. Und kopffeiern konnte: “Ich schreib ein Buch. Wirklich wahr. Ich dreh durch.”
“Wie müde kann man sein?” Viele Abende habe ich bis tief in die Nacht Projekte für das Buch ausprobiert. Zwischendurch bin ich hochgelaufen, schnell den Kleinen stillen und merken: “Verdammt, der hat schon wieder Fieber.” Wieder runtergehen und weitermachen müssen und wollen und doch wieder hoch gehen, weil er schon wieder weint. Oben denken: “Ich müsste doch jetzt an seinem Bett sitzen, ganz in Ruhe.” Und unten: “Ich müsste nochmal ganz von vorn anfangen. So passt das nicht. Verdammt nochmal.” Mit schlechtem Gewissen weitermachen, irgendwann mit ihm vor dem Bauch. Nachts um vier Uhr ins Bett fallen. Vor lauter Aufgewühltsein nicht einschlafen können, aber zu denken: “So ist das Projekt jetzt toll.” Und dann genau diese DIY-Idee zwei Wochen später auf einem anderen Blog entdecken. Sie streichen. Noch mal was ganz anderes machen. Bücher machen dauert ewig.
“Was bin ich genervt!” Wenn mal wieder jemand mit hochgezogenen Augenbrauen gefragt hat: “Wie schaffst du das bloß!” Bitte nicht falsch verstehen: ich erzähle gern über meine Projekte und wie ich das mache und organisiere. Aber manche fragen geradezu vorwurfsvoll. Da schwingt irgendwie mit: “Wieso fliegt dir alles zu und mir nicht.” Als wäre ich ein Wesen von einem anderen Stern. Mit Superkräften. Dann werd ich ein wenig sauer. Manchmal hab ich dann erzählt, wie es wirklich ist. Wie ich das schaffe: die Kinder, das Haus, den Blog und das Buch. Mit Wäschebergen, schmutzigen Fenstern und Tiefkühlpizza schaffe ich das. Außerdem schlafe ich kaum noch. Fernsehen habe ich schon ewig nicht mehr geschaut. Und schon gar keine dieser hippen Serien über die alle sprechen. Und: Ich bastele und schreibe die Nächte durch. Wenn ich irgendwann fertig bin, wische ich die Dusche, nachts um halb zwei, oder lege Wäsche zusammen, alles, damit bloß nicht die Kinder zu kurz kommen. Alles, aber nicht die Kinder. Und dann schrei ich nachmittags doch herum, weil ich mir Requisiten für die Shootings in tollen Läden ausleihen will und sie schreien, weil sie Memory spielen wollen und ich denke: “Verdammt, jetzt kommen sie gerade ja doch zu kurz.” Nein, ich schaffe nicht alles. Und für das, was ich schaffe, arbeite ich hart. Weil ich es trotzallem liebe. Weil ich nicht anders kann.
“Wie toll ist das denn?”, hab ich gedacht, wenn eine Freundin nachmittags einfach mal spontan die Kinder genommen hat, weil gar nichts mehr ging. Oder die Oma. Alle drei. Und ich einfach mal arbeiten konnte.
“Ich schreie gleich…!” Himmel, war ich frustriert, als ich den ersten Titel-Entwurf zugeschickt bekommen habe und er so ganz anders aussah, als ich mir das ausgemalt hatte. Wie eine Schwangere hab ich mich gefühlt, die sich wochenlang überlegt hat, wie ihr Baby heißen soll und dann kommt es raus und die Hebamme bestimmt: “Das Baby heißt Klaus.”
“Ich schick dir Blumen…!” War ich erleichtert, dass ich darüber mit meiner wunderbaren Lektorin ganz offen sprechen konnte und sie schließlich tatsächlich viele meiner Ideen und Wünsche auch beim Titelbild übernommen und umgesetzt haben. Was für ein gutes Gefühl, so ein tolles Team wie den EMF-Verlag beim ersten Buch an seiner Seite zu haben.
Eine wunderbare Woche auch,
alles Liebe,
Liebe Claudia,
mal wieder wunderbar geschrieben. So ehrlich. Danke, genau so ist es (mir geht es ja genauso; kein Buch, aber eine neue Kollektion und noch eine und dann die Bestellungen. Toll. Aber wie schafft man das eigentlich mit 3 kleinen Kindern?).
Ich freu mich auf dein Buch und bin mir sicher, es wird, es ist toll!
Ganz liebe Grüße aus der Sandstrasse!
Meike
Liebe Meike,
ich danke dir. Kollektionen und Bücher und Träume und die Kinder: viel aber wunderbar, oder? Schön, dass du dich mit mir freust.
Alles Liebe,
Claudi
Ja, wirklich, wunderbar. Mich macht es total glücklich. Immernoch bin ich total aufgeregt, wenn ich eine neue Kollektion mache, neue Stoffe ansehe etc. Es fühlt sich toll an und richtig. Weil ich es will, ja. Weil Nur-Mama-und-Hausfrau mich nicht glücklich macht. Der Absatz “was bin ich genervt” – so ist es. ja, ja, ja. Für uns müsste man lediglich die Tiefkühlpizza gegen das Käsebrot tauschen.
Mach bitte weiter so, liebe Claudi, das Buch habe ich schon geordert!
Alles Liebe und Gute!
Meike
Liebe Claudia!
Das hast du ganz wunderbar geschrieben! Den ganzen Mama-wiemachstdudasalles-Wahnsinn in die richtigen Worte gefasst! Jetzt freue ich mich irgendwie noch mehr auf das Buch (hab’s vorbestellt).
Viele Grüße,
Catharina
Danke dir liebe Catharina und wie schön!!!!
Alles Liebe,
Claudi
Chapeau!Liebe Claudi,
für all den Wahnsinn, den Stress und die Gewissenskrisen.
Vorallem aber, für die Wäscheberge und deine grandiose Ehrlichkeit ! Auch wenn es komisch klingt, bin ich fast schon erleichtert, dass es eben kein Klacks ist ein (ganz bestimmt wunderbares) Buch rauszubringen.
Aber nichts, was sich wirklich lohnt, ist einfach…oder?
Ganz liebe Grüße
Kama
Liebe Kama, es ist verrückt, es ist Wahnsinn, aber ich kann nicht anders. Und ja: es macht ja auch so unglaublich viel Spaß.
Alles Liebe!!!
Ich freue mich auf das Buch…
Gibt es eine Baby-Shower-Buch-Party?
Und an alle Mütter, die eine stinknormale 40 Stundenwoche haben und ein Buch im Selbstverlag rausbringen (sprich: Tagebuch): Ihr seid toll. Genauso.
Aber sowas von!!!!!!
An der Partyplanung bin ich dran… Mal sehen, ob und wie.
Ganz liebe Grüße,
Claudi
Ich freue mich auch auf das tolle Buch und bin froh das du so ehrlich schreibst.
Dein Blog ist super und das Buch bestimmt genauso!!
LG
Liebe Claudia,
mal wieder so schöne Worte. Vielen Dank für’s Teilen. Auf das Buch bin ich schon irre gespannt! Es ist sicher großartig geworden!!
Viele Grüße,
Sabrina
Da wird mir schon ganz schwindlig beim Lesen 😉 und was machst Du jetzt so mit der viiielen Zeit? Kleiner Scherz! Und nach dem Buch ist vor dem Buch. Dann viel Spaß beim Ausschlafen und Fernsehen 😉 und nicht nur Du hast den besten Mann, denn auch Du bist die tollste Frau!
Liebe Claudi,
wow, herzlichen Glückwunsch zu diesem Mammut-Projekt und danke für diesen Post! Er macht Mut sich trotz allem (oder vielleicht auch gerade deswegen) einfach mal was zu trauen und ich genieße es mich in jeder Zeile wiederzufinden.
Mein Alltag mit 3 Töchtern frisst mich manchmal fast auf, und trotzdem finde ich genügend Zeit für all die kleinen und großen Momente dazwischen. Für meinen Blog, für all die neuen Ideen und noch so viel mehr. Und vielleicht, wenn genügend Mut, Zeit und Nerven da sind, traue ich mich auch meinen Traum vom eigenen Buch in Angriff zu nehmen – wie es geht weiß ich ja jetzt ;-).
Alles Liebe und ich freue mich schon sehr auf Dein Buch,
*bee
Ich danke dir. Ganz schönen Blog hast du übrigens!
Alles Liebe,
Claudi
Vielleicht überlege ich mir das nochmal mit dem Buchwunsch? danke für deine Ehrlichkeit und Authentizität. Ich studiere noch neben blog und Zeitungsartikeln, Hausbau und Kindern. Kann deine Tage also gut nachvollziehen:)
Jepp, wir schlagen ein. Versuchs trotzdem. Es ist ja auch so schön. Und so wunderbar aufregend.
Ganz liebe Grüße,
Claudi
All done! Und DU hast es geschafft! Hammer! Sowas können nur Mütter!
Sind in dem Buch auch nur ein paar dieser wundervollen Texte? … Thema ist dann fast schon Wurscht….
Lieben Gruß.
Anja
Du bist wundervoll ; )
Danke dir!
Alles Liebe,
Claudi
Super, super, super! Und wie wahnsinnig süß, dass Lasse soooo stolz ist!!!
Herzlichen Glückwunsch und Hut ab! Das hast Du wirklich richtig was geleistet und kannst stolz auf Dich sein, richtig stolz! Ich freu mich schon sehr auf Dein Buch und auf viele weitere kreative Projekte von Dir. Mach weiter so – aber ruh Dich jetzt erstmal aus 😉
Liebe Grüße,
Tina
HaHaHa… Hab mich weg geschmissen. Genau so ist es! Wir sind ja sozusagen “Kolleginnen” – habe auch gerade ein Buch mit dem EMF Verlag gemacht. Und ja – es kommt einfach alles zu kurz. Und man hat immer ein schlechtes Gewissen – allem und jedem gegenüber… Aber am Ende ist man stolz. Richtig stolz. Und das bleibt. Auch bei den kids!
Ich freue mich schon sehr auf dein Buch, Claudi! Hab es bereits vorbestellt seit deinem ersten Posting dazu :-*
Liebe Grüsse, Yvonne
Liebe Yvonne, hallo Kollegin. Du bist Mini-me, wie cool. Hab ich doch schon im Katalog bewundert.
Und irgendwie beruhigend, dass es scheinbar doch überall so ist.
Ganz liebe Grüße und ich freu mich auf dein Buch.
Claudi
Hat sooo gut getan, deine ehrlichen Worte!!!
Ich wünsche mir sooo oft, dass wir Mütter immer so ehrlich zu einander sind und uns nicht ständig vormachen (mit einem lächeln im Gesicht) wie einfach doch unser Alltag ist.
Dein Buch habe ich schon seit Wochen vorbestellt und bin sehr gespannt.
Da hast du aber sowas von Recht. Und huiii, wie toll, dass du schon vorbestellt hast.
Liebe Grüße,
Claudi