Wenn ich mit Freundinnen zusammensitze, inzwischen alle Mamas, wird ein Thema garantiert jedes Mal besprochen: Das Ins-Bett-Bring-Thema. Es scheint mir, so unterschiedlich wie die Kinder sind, so unterschiedlich sind auch ihre Einschlafgewohnheiten. Die Mamas sind sich dagegen meist sehr einig. Zumindest in dem Wunsch, dass doch bitte alle Kinder schnell und leise ins Bett gehen und dort bitte von 20 Uhr bis sieben Uhr morgens durchschlafen. Wie und wann die Kinder ins Bett gebracht werden, ist dagegen sehr unterscheidlich. Weil ich immer wieder Mails bekomme, in denen Leserinnen fragen, wie das bei uns so abläuft, habe ich mein Insbettbring-Ritual einfach mal aufgeschrieben. Bitte ergänzt unbedingt alle Tipps und Ideen, die euch noch dazu einfallen…
Weil mein Mann abends oft länger arbeiten muss, bringe ich die Jungs oft allein ins Bett. Etwas das viele Freunde fruchtbar, ich dagegen völlig okay finde. Im Gegenteil, meistens sogar genieße. Ich habe sogar das Gefühl, dass es viel länger dauert, wenn wir es zu zweit machen, weil die Kinder dann ständig Nischen suchen, um aus der Routine zu entwischen. Damit das Insbettbringen klappt, mache ich es jeden Abend auf die gleich Art und Weise.
Ich habe schon vor einer ganzen Weile in der Woche das Fernsehen gestrichen, weil ich das Gefühl hatte, alles drehte sich nur noch um diese eine Folge. Seither spielen wir nach dem Essen meist ein oder zwei Runden Memory oder Uno (wir essen meist relativ spät), danach wird aufgeräumt, wenn es etwas zum Aufräumen gibt und dann geht es ins Bett. Bei uns hat es sich so eingespielt, dass alle drei Kinder relativ spät (gegen acht), dafür alle zur selben Zeit ins Bett gehen.
Ich habe alle meine Kinder während des ersten Jahres in den Schlaf gestillt und ihnen danach eine Milchflasche zum Einschlafen angeboten. Ich bereite dem Kleinsten also seine Milch zu, die auf der Kommode wartet, bis er tatsächlich im Bett liegt. Während sich die Großen aus- und den Schlafanzug anziehen, wickele und ziehe ich den Kleinsten an. Manchmal muss ich die Großen dabei dreimal antreiben, manchmal kein einziges Mal. Einer meiner Söhne hat auf das An- und Ausziehen manchmal wenig Lust, er bekommt daher seit einer Weile einen Aufkleber, wenn er es zügig hinbekommt. Für sechs Aufkleber gibt es ein kleines Geschenk (ein schöner Buntstift oder ein Bogen Aufkleber). Ansonsten hilft auch die Erinnerung an die abendliche Vorlesegeschichte, die je nach Zeit lang oder kurz ausfällt, damit sie sich in den allermeisten Fällen beeilen.
Danach treffen wir uns im Bad, es werden Hände und Gesicht (und manchmal Füße gewaschen) und Zähne geputzt. Die Großen putzen zunächst allein (und dank elektrischer Zahnbürste neuerdings auch ganz gern), ich putze am Schluss noch einmal nach. Den Kleinen schnappe ich mir und putze. Ohne Ramtamtam. Bei meinem ersten Sohn habe ich mir wöchentlich neue Zahnputzlieder und Geschichten ausgedacht, die ich jeweils beim Zähneputzen gesungen und erzählt habe. Inzwischen handele ich da ziemlich schlicht: ich halte ihn fest, Zahnbürste rein, putzen (brüllen ignorieren), fertig. Zähne müssen geputzt werden, da gibt es keine Diskussion. Bei meinen beiden Großen hat das Gemecker irgendwann von ganz allein aufgehört, darauf hoffe ich beim Dritten auch fest. Wenn wir danach ins Kinderschlafzimmmer zurückgehen, versuche ich für eine ruhige Atmosphäre zu sorgen. Sprich, ich spreche leiser und erinnere die Großen daran, dieses auch zu tun.
Jetzt ist Geschichtenzeit – etwas das die Kinder UND ich absolut lieben. Das ist auch mein Moment, in dem ich mich mit in die kleinen Kinderbetten kuschele, meine Füße austrecke, durchatme, den Alltag hinter mir lasse. Ich liebe es überall entzückende kleine Schultern, Beine und Arme an mir zu spüren und den wunderbaren Duft von Kinderhaar einzusaugen. Wir fangen jeden Abend mit einer kurzen Geschichte für den Kleinsten an, mal hören die Großen dabei zu, mal suchen sie in dieser Zeit im Bücherregal auf dem Flur ihre Geschichte aus. Danach lege ich den Kleinen hin, sage ihm Gute Nacht, singe ihm ein Lied und gebe ihm seine Milchflasche. In den allermeisten Fällen nuckelt er sich so ganz einfach in den Schlaf. Ich stelle es mir unglaublich gemütlich vor, dort im kuscheligen Gitterbett zu liegen und beim Einschlafen dem leisen Geschichtengemurmel der Großen lauschen zu dürfen.
Na klar hab ich mir am Anfang Sorgen gemacht, wegen der Milch nach dem Zähneputzen. Es war ausgerechnet mein Zahnarzt, der mich beruhigte. “Seihen Sie froh, dass sie etwas gefunden haben, wie sie ihr Kind zügig und einfach ins Bett bekommen.” sagte er. Und: “Solange morgens und abends Zähne geputzt werden, ist das kein Problem.” Was für ein Geschenk für mein verunsichertes Mama-Ich!
Während der Kleinste einschläft, lese ich mit den Großen ihre Geschichten. Mal jeder eine in seinem Bett (der andere kuschelt sich dann meist ans Fußende dazu), mal zwei Kapitel aus einem Buch für beide in einem Bett (einer links, einer rechts). Meistens schläft der Mittlere schon zum Ende der Geschichte hin ein, so dass ich noch einen Moment mit dem Großen alleine habe. Ich frage ihn gern, was das Schönste an diesem Tag war (und ob es auch was Blödes gab). Eine wunderbare Gelegenheit kurz mit ihm ins Gespräch zu kommen. Dann gebe ich allen noch einen Kuss, mache das große Licht aus und das Nachtlicht an und gehe. Ab jetzt bleiben die Kinder im Bett. Hier beginnt die Erwachsenenzeit, das ist mir (uns) sehr wichtig und wird klar durchgesetzt.
Ich habe das Gefühl, die Kinder spüren, wie wichtig uns das ist (und notwendig, da wir beide abends oft noch arbeiten) und akzeptieren diese Regel gut. Natürlich ist schon mal ein Kind wieder aufgestanden und nach unten gekommen. Wir haben es jedoch jedes Mal sofort wieder nach oben gebracht, da sind wir sehr konsequent. Ganz selten ruft eins der Kinder noch mal nach uns, behauptet, es könne nicht einschlafen. Dann bringe ich ein paar Pixiebücher, die mit Tachenlampe ausnahmsweise noch unter der Bettdecke angesehen werden dürfen. In absoluten Ausnahmen, zum Beispiel wenn die Kinder auf einer längeren Autofahrt am späten Nachmittag noch einmal eingeschlafen sind, habe ich auch schon mal ein Hörspiel angemacht.
So routiniert und durchgetaktet das Insbettbringen bei uns in der Woche abläuft, so locker sehen wir das übrigens am Wochenende oder im Urlaub. Dann gibt es beinahe keine Regeln – was wir und die Kinder dann ebenfalls sehr genießen.
Die wunderbar klassischen Vichy-Schlafanzüge, die meine Jungs auf diesen Fotos tragen, sind übrigens vom süßen Hamburger Label Le Petit Beurre. Sie erinnern mich so wunderbar an meinen Au Pair-Aufenthalt in London vor vielen Jahren, wo meine Gastkinder (und gefühlt alle Kinder) nur klassische Pyjamas getragen haben und in hinreißendster, britischer Kindersprache von ihren “Pi-Jais” gesprochen haben. Bei uns inzwischen übrigens auch ein ganz normaler Ausdruck für Schlafanzug. Die Pyjamas von Petit Beurre sind aus wunderbar fester Sommer-Baumwolle und mit liebevollen Details sehr hochwertig gearbeitet. Und: Gerade im Sale! Herzlichen Dank an Le Petit Beurre für dieses wunderbare Geschenk. Wir lieben die PJs sehr.
Ein wunderbares Wochenende euch (vielleicht auch mal im Schlafanzug?),
Claudi
Hallo Claudia,
schön zu lesen, dass es bei euch sehr ähnlich abläuft wie bei uns. Häufiger habe ich schon zu hören bekommen, dass dies ja zu strikt sei. Aber wir fahren damit echt gut, nur unsere gehen schon gegen 19 Uhr ins Bett, müssen aber auch in der Woche um 6 Uhr raus. In den Ferien und am Wochenende handhaben wir es auch lockerer.
Liebe Grüße und mache weiter so,
Maria
Lieben Dank für den Einblick! Bin ich froh wenn eine dreifach Mutter ihre Tips auspackt! Mal eine doofe Frage: was für eine Milch gibt’s für den Kleinen? 1er? PRE? Ich würde so gerne umstellen und bin ratlos was ich dem Knöpfchen anbieten kann.
Hallo und Danke! Ich gebe seit der kleine eins ist ganz normale Kuhmilch.
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi,
ich bin ja auch oft mit den Kindern alleine und finde, es läuft dann ruhiger ab und meist schlafen sie sogar eher ein als wenn wir es zu zweit machen.
Mir ist total wichtig, dass Küche und Wohnzimmer aufgeräumt sind, weil ich gleich ins Atelier gehe, wenn die drei schlafen. Da haben ich keine Lust, erst noch alles aufzuräumen und abzuwaschen etc.
Ein Kind trödelt immer, was das Zeug hält und muss ständig an die Geschichte erinnert werden. Das muss wohl so sein.
Ich lese für alle drei zusammen (wir schlafen auch alle zusammen, wenn mein Mann mal wieder verdienstreist ist) und singe sie danach in den Schlaf (das geht meist fix).
Danach ist Ruhe und keiner steht mehr auf, das ist wirklich eine Ausnahme. Wir haben aber auch immer ganz deutlich gesagt, dass Mama und Papa nun Feierabend haben (und Mama arbeitet) – dass wir natürlich da sind, wenn etwas sein sollte.
Nur mit der Milch – meine Kleine hat immer Reismilch mit Wasser bekommen und das war leider gar nicht so gut, jetzt gibt es nur noch Wasser (die Umstellung war aber easy). Die Abendroutine finde ich total wichtig und ich finde, es ist auch für die Kinder das Beste. So können wir und sie Geburtstag, Silvester etc. richtig genießen.
Viele liebe Grüße!
Meike
‘Flasche aussuchen!’ heißt es wirklich immer jeden Tag bei uns und dann geht’s los: Trinkflasche für den nächsten Tag aussuchen, ab nach oben und ins Bad, waschen, Schlafanzüge an und Zähneputzen (mit 5 und 8 Jahren klappt das schon fast von alleine). Wer trödelt, kann dann eben bei der Geschichtenauswahl nicht mitreden, denn er ist ja noch nicht da… Während die beiden im Badezimmer bin, mache ich schon mal alle Schotten dicht, sprich: dunkel, und die kleinen Nachttischlampen an. Dann wird erfahrungsgemäß auch weniger getobt und es kehrt wirklich Ruhe ein. Und ich lege die Kleider für den nächsten Tag zurecht, damit wir morgens keine Diskussionen haben. Kann ich nämlich morgens noch nicht, diskutieren 😉 Es wird abwechselnd bei der Großen oder dem Kleinen im Bett vorgelesen (die Große liest inzwischen auch öfter selbst), gebetet und der Tag nochmal besprochen – was war schön, was wünschen wir uns für morgen. Lichter aus, Nachtlicht an, raus und Ruhe. Bis vor ca. 4 Jahren hat sich einer von uns dazugelegt (1,40m Betten!), bis sie eingeschlafen waren. Und jetzt nicht mehr. Übergangslos vom einen auf den anderen Tag. Und fast nie kommt einer nochmal runter oder ruft nach uns. Ach ja, mein Mann und ich wechseln uns ab, weil wir es ‘gleich gut’ können, sagen die Kids 😉
Ich habe gerade deinen Blog entdeckt und stöbere etwas. Deine Jungs sind ja süß. Und die PJs erst. Beim Zähne putzen musste ich schmunzeln. Das Thema hatten wir auch. Habs auch mit singen etc. probiert. Bin denn auch beim festhalten und schreien ignorieren gelandet. Mittlerweile klappt es aber wieder prima. Scheint nur ne Phase zu sein.
Toller Blog
LG Evelyn
Liebe Claudia. Das hört sich toll an!
Ich hab zwei Kinder 1 und 4. Nach dem Abendessen gegen 6 darf die große noch das Sandmännchen gucken. In der Zeit bringe ich den kleinen nach unten und ziehe ihn ohme viel Tamtam um und putz ihm die Zähne. Sehe ich wie du, das muss sein. Dann bekommt er noch eine ganz kurze Geschichte vorgelesen. Meist kommt dann die große schon dazu und hört noch kurz mit. Dann sagen wir gute Nacht. Spieluhr und Nachtlicht und dann schläft er schnell ein. Dann geht die große in ihr Zimmer und zieht sich um. Das braucht manchmal ein paar Aufforderungen. Manchmal aber auch nicht. Dann ins Bad, waschen, putzen und Pipi machen. Dann legen wir uns in ihr Zelt und lesen noch was. Das macht meist der Papa. Wenn er nicht da ist rufen wir ihn nach dem Lesen noch kurz an. Ist er da werde ich irgendwann gerufen und finde sie unter der Bettdecke. Dann ist sie ein Geschenkpaket und ich muss es auspacken. Dann gibt’s noch Küsschen, Nachtlicht an und meist schläft auch sie schnell. Am Wochenende machen wir es meist genauso. Wenn wir was unternehmen gibt es Ausnahmen. Und am Wochenende darf noch cd gehört werden 🙂
Liebe Grüße, Sandy
Bei uns läuft es ähnlich ab, nur dass ich nur ein Kind habe 😉 Allerdings kommt er – er wird aber auch erst im Februar 2 – oft nach den Geschichten vorlesen (meistens 2-3 kurze Bücher) nicht zu Ruhe, will erzählen (und er spricht noch sehr sehr viel “Fantasie”-sprache, was sicherlich damit zusammenhängt, dass er dreisprachig aufwächst) und am liebsten rumhüpfen. Versuche dann ruhig auf ihn einzureden – das klappt mal, dann klappt es nicht. Oft lege ich ihn dann auf meinen Bauch und kuschele mit ihm, dann kommt er meistens viel schneller zu Ruhe – weil…hier ist der Unterschied… ich liege noch bei ihm bis er einschläft. Er hat weder Flasche noch Schnuller und wenn ich aufstehe, würde er jedes Mal wieder rauskommen, brüllen, … Das bringt mich manchmal um den Verstand, weil ich auch endlich mal Feierabend möchte und vor allem so schnell ungewollt miteinschlafe. Andererseits denke ich, irgendwann wird er mir schon sagen, dass er das nicht mehr will und das wird früh genug kommen und so können wir noch kuscheln. Dennoch versuche ich da auf Dauer eine Lösung zu finden. Beim Papa brüllt er aktuell viel, weil er ständig nach mir ruft.
LG Tine
Hallo, das war der zweite Artikel den ich hier gelesen habe und ich bin gerade noch richtig geschockt über das Zähne putzen. Warum hat das Kind am Anfang die scheinbare Mühe ein Spiel daraus zu machen verdient und bei den anderen gab es den Versuch nicht? Mich schmerzt es zutiefst zu lesen wie die Kinder scheinbar kapituliert haben und das beim Letzten auch erhofft wird?
Ich will diesen Link hier lassen, für alle die sich fragen wie es dann gehen soll.
https://diephysikvonbeziehungen.wordpress.com/2016/01/06/wenn-zaehneputzen-zum-ringkampf-wird/
Liebe Lidia, danke für deinen kritischen Kommentar, den ich durch Zufall erst jetzt entdeckt habe. Verzeihung also, für diese späte Antwort.
Ach ja, was habe ich beim ersten Kind alles anders gemacht: keine Feuchttücher, sondern warmes Wasser und Lappen zum Wickeln benutzt, keine Kekse gegeben, keinen Saft, kein „im-Maxi-Cosy-gelassen“, aber auch viel mehr Sorgen, Ängste, Unsicherheiten.
Ja, ich denke in vielen Familien wachsen Kind drei und vier ganz anders auf als Kind eins und zwei – es hat Vorteile Nunmer eins zu sein, und Nachteile. Wie alles im Leben.
Ich fühle mich als Drei- und Vierfach- Mutter sehr viel wohler in meiner Erziehung, weil ich mehr mein Ding mache.
Beim Zähneputzen gibt es übrigens noch immer kein Ramtamtam bei uns: andere mögen dabei stundenlang reden, Apps zur Hilfe nehmen, Puppen tanzen lassen oder andere Entertainment-Geschosse auffahren. Ich finde, auch ein Kind muss lernen, dass öde Dinge mal sein müssen. Und ja, dass erledige ich zur Not auch mal mit im Arm halten und unter Protest putzen. Mit Ringkampf hat das für mich nichts zu tun.
Inzwischen putzen übrigens alle allein und meist ohne viele Worte, ich schiebe es weniger auf ein Aufgeben, sondern denke, sind inzwischen einfach alt genug, um es zu verstehen.
Zum Schluss würde ich gern noch wissen: Wie viele Kinder hast du denn? Und wie machst du das mit dem Zähneputzen?
Alles Liebe,
Claudi