Mein 50igster Geburtstag hing wie ein Damoklesschwert über mir. 40plus das ging ja noch. Aber 50? Puh, das klang nun wirklich ziemlich alt. Wie würde sich mein Leben mit Fiftysomething wohl anfühlen und verändern? Waren meine besten Jahre vorbei? Gehörte ich zum alten Eisen?
Nun ist dieser Geburtstag mittlerweile schon ein paar Jahre her. Die gute Nachricht: Weder bin ich über Nacht ergraut noch verspürte ich den Wunsch, nur noch Bequemschuhe zu tragen. Nicht mal eine Lesebrille benötigte ich …
Man könnte auch sagen: Außer der Anzahl der Kerzen auf dem Geburtstagskuchen hatte sich kaum etwas verändert … und wenn doch, dann – Überraschung! – zum Besseren. Ja, du hast richtig gelesen: Nachdem die Geburtstagstorte vertilgt, der Schock „Huch, nun bin ich tatsächlich 50!“ überwunden war und ich mich ein wenig in meinem 50plus-Leben eingegrooved hatte, stellte ich fest: So schlimm ist es gar nicht. Im Gegenteil: Es ist sogar ziemlich gut.
1. Endlich vorbei: der „Wer ist die beste Mutter“-Wettbewerb!
Als meine (drei) Kinder klein waren, habe ich mich immer als Rabenmutter gefühlt – schließlich war ich berufstätig und hatte für vieles, was die richtig guten Mütter taten, einfach keine Zeit. Bei uns war alles immer eine Spur schlichter: Weder gab es aufwändig gestaltete Pausenbrote (ich erinnere mich an Mamas, die Gurkenscheiben zu Sternen ausstachen und aus Radieschen lachende Gesichter schnitzten …puh, ich war eine echte Brotzeitversagerin!) noch handbemalte Goodie Bags bei Kindergeburtstagen (ohnehin hatte ich nie verstanden, warum auch die Eingeladenen plötzlich Geschenke bekamen).
Meine Kinder mussten mit dem Rad oder dem Bus zur Schule fahren (statt von mir chauffiert zu werden) und ich saß auch nicht bei jedem Handballspiel im Publikum. Mittlerweile sind meine Kinder über 20 und ich stelle fest: Sie sind – trotz Butterbrot statt Gurkenstern – gut gelungen. Und ich genieße es, mich nicht mehr mit anderen Müttern zu messen. Oder messen zu lassen. Was für eine Wohltat!
2. Willkommen im Empty Nest! Und in der neuen Freiheit.
Mein Jüngster ist vor drei Jahren ausgezogen – seitdem leben mein Mann und ich im „Empty Nest“. Und wie sehr wir das genießen! Ja, es ist einfach schön, nach über 20 Jahren mit kleinen und größeren Kindern, wieder zu zweit zu sein. Es ist aber nicht nur die neue Zweisamkeit, die ich genieße. Endlich kann ich morgens mal länger liegen bleiben (statt Frühstück für fünf vorzubereiten), mittags das Essen kochen, auf das ich Lust habe (ohne Rücksicht auf die fleischlastigen Wünsche meiner Söhne nehmen zu müssen) und die Wochenenden genauso gestalten, wie ich es will – statt auf Sporttunieren herumzuhängen und dort klebrigen Kuchen plus lauwarmen Kaffee zu verkaufen. Und endlich kann man auch zu günstigeren Zeiten als in den Schulferien verreisen.
Aber … da ist noch mehr. Da ist die neue Freiheit – und in der habe ich noch richtig viel vor. Endlich kann ich die Träume wahrmachen, die schon lange in mir schlummern und für die nie Zeit war. Denn das Schöne ist ja: 50plus ist immer noch jung genug, um etwas Neues anzufangen. Es ist kein Zufall, dass ich erst Anfang 50 mit dem Bücher schreiben begonnen habe. Und ich bin wahrlich nicht allein: Der 50ste Geburtstag ist für viele Frauen ein Zeitpunkt, ihr Leben neu auszurichten – ein Wendepunkt im besten Sinne.
3. Es wird Zeit für die Bucketlist. Für die Fuck-it-Liste auch …
Das Konzept „Bucketlist“ kennen die meisten vermutlich: Das ist die Liste an Dingen, die man im Laufe des Lebens erlebt, gesehen oder getan haben möchte. Da stehen dann so Sachen drauf wie: den Jakobsweg wandern, die Panamericana entlangfahren oder einen Monat in einem Schweigekloster zu leben. Vielleicht aber auch, sich die Haare weißblond färben zu lassen oder „Krieg und Frieden“ zu lesen.
Finde ich alles großartige Ideen, aber noch besser als eine Bucketlist finde ich eine Fuck-it-Liste mit all den Dingen, die ich auf keinen Fall mehr tun möchte – und für die wird es mit 50 allerhöchste Zeit: Keine Zeit mehr mit nervigen Mitmenschen verbringen. Vermeintliche Freundinnen, die einem nicht guttun, endlich aus dem Leben streichen. Den ungeliebten Job endlich kündigen. Und vielleicht auch endlich mit dem Thema Diäten abschließen …
Du siehst: Es gibt keinen Grund, die 50 zu fürchten. Aber viele sich darauf zu freuen …
PS. Susanne Ackstaller ist 58 und lebt mit Mann und zwei Katzen in Oberbayern. Irgendwann hat sie BWL studiert und ist übers Bloggen (www.texterella.de) zum Bücher schreiben gekommen.
WEITERLESEN?
Im September 2023 erschien nach „Die beste Zeit für guten Stil“ Susannes zweites Buch. „Auf das Leben!“ heißt es und dreht sich in den Porträts spannender Frauen über 50 (ein Silvermodel und eine Bäuerin sind ebenso darunter wie eine hochrangige Politikerin und eine Ordensschwester) und persönlichen Kolumnen um ein Thema: Wie gelingt es uns, gut und glücklich älter zu werden.
Beide Bücher sind im Knesebeck-Verlag erschienen und überall erhältlich, wo es Bücher gibt.
Alles Liebe,
Vielen Dank für diesen Artikel, ich liebe ihn 🫶
Was für ein schöner, ehrlicher, mutmachender Bericht mit einem großen Augenzwinkern – und ich bin “schockverliebt” in den Gedanken der “Fuck-it-Liste”! Wie großartig ist das denn bitte?!
Gerade bin ich 48 geworden, total fein mit dem Alter und sehe auch der 50 (noch?!) recht gelassen entgegen… umso mehr, wenn ich Berichte von Frauen wie Dir lese.
Liebe Susanne,
mega, danke! ich adaptiere sofort die F*ck it-Liste, obwohl ich gestern “erst” 44 geworden bin!
Liebe Grüße
Sabrina