Ich habe viel geschafft und doch nichts in der vergangenen Woche. Und wieder einmal staune ich darüber, was es für ein Wahnsinn es ist, Kinder und Job auf einmal zu wuppen. Und dabei zu schauen, dass das Gehirn nicht explodiert…
In letzter Zeit habe ich beruflich viel gerockt, Bücher schreiben neben dem normalen Job ist super zeitaufwendig. Mein Mann hat in der Zeit fast alle Hobbyfahrten übernommen und auch viele weiteren Termine in der Woche mit den Kindern.
Ich finde das wundervoll, aber ich merkte, dass ich ein bisschen draußen war.
Mir fiel auf, dass sie zum Beispiel beim Aufräumen vor dem Abendbrot öfter mit Papa smalltalkten – sie hatten sich einfach mehr zu erzählen, weil sie mehr Leben teilten. Ab und zu riefen sie bloß: „Papa!“, wenn sie etwas zeigen wollten. Natürlich meinten sie das nicht böse. Fühlte sich dennoch seltsam an.
Fragten Freunde meine Kinder nach ihren Lieblingskickern, konnte mein Mann für sie antworten. Ich dagegen hatte keine Ahnung. Klar, ich interessiere mich auch nicht wirklich für Fußball. Aber ich interessiere mich für sie. Ich war hin und hergerissen, weil ich beides wollte: Vollzeit arbeiten und Vollzeit mit den Kindern. Es ist so wahnsinnig schwer, sich im wilden Alltag Dinge zu merken, die einen vor allem interessieren, weil jemand den man sehr lieb hat, sich dafür interessiert.
Kinder merken das natürlich sofort.
Diese Woche hab ich ein bisschen weniger gearbeitet. Weil ich einen Termin mit den Kindern hatte, einen Geburtstag, und weil ich nachts nicht mehr arbeiten kann. Weil ich dachte: „dann ist das jetzt eben so“, auch wenn es mir so, so schwer fiel. Ich habe stattdessen mehrere Hobbyfahrten übernommen. Und wumms: Wir haben so viel gelacht, geredet, geteilt.
Unglaublich, wie nett sogar eine Stunde im Stau sein kann, wenn man dabei nicht daran denkt, dass man eigentlich arbeiten müsste. Sondern stattdessen das Beste aus der Situation macht. Mit den Kindern klönt, Lieder von früher lautdreht und ihnen die Texte übersetzt. Solche Dinge brauchen Zeit. Aber der Job braucht sie auch…
Es ist (meist!) ein Irrglaube, dass man Karriere auch noch mit Mitte 50 starten kann.
Klar gibt es Ausnahmen. Und die feiere ich. Aber oft fehlt es schlicht allein an Energie. Man muss die Weichen schon vorher stellen.
Ich erinnere mich noch gut an Gespräche mit Freundinnen, als wir Mitte 30 waren. Ich war neben den Kids mit dem Aufbau meines Blogs beschäftigt. Ich habe immer viel gearbeitet – es hat mir viel Energie gegeben, aber auch genommen. Ich war oft gestresst. Nicht nur von Baby, auch von der Arbeit. Dennoch war ich mir absolut sicher, dass ich das gleichzeitig machen muss. Und wollte. Viele Freundinnen sagten oft: “Stress dich doch nicht so, Karriere kannst du auch noch nach den Kids machen…”
Manchmal habe ich sie um dieses Denken beneidet. Aber ich konnte es einfach nicht so sehen. Weil ich Ideen umsetzen wollte, sobald ich sie habe.Weil ich Bock hatte. Auch, weil nur Kinder und Haushalt mich einfach nicht zufrieden machten. Und ganz ehrlich, heute hätte einen Blog starten, tatsächlich keinen Sinn mehr gemacht.
Ich wünsche mir nur eins: ein magisches Gehirn.
Eins, das sofort vom Kinder- in den Arbeitsmodus umschalten kann und andersrum. Gefühlt verdaddele ich nämlich viel zu viel Zeit mit Übergangszeiten. Erledige prokrastinierend andere Dinge, weil ich gedanklich noch mit dem davor oder danach beschäftigt bin.
In diesen Momenten greife ich leider auch zu oft zum Handy, um meinen Kopf eine Auszeit zu gönnen, die meist keine ist. In diesen gehirngestressten Übergangszeiten bekomme ich auch oft meine hektischen Ausraster, für die ich mich hinterher schäme.
Muss unbedingt googeln, wie man Konzentration üben kann.
PS. Und schon wieder hab ich ans Handy gedacht.
Schönes Wochenende!
Hallo Claudi,
Ich glaube auch nicht mehr an die Vereinbarkeit von beidem und ich hasse es, wenn es einem vorgegaukelt wird. Mein Mann und ich arbeiten beide Vollzeit, er sogar im Schichtdienst- was manchmal aber von Vorteil ist. Wir haben keine familiäre Unterstützung in der Nähe, also machen wir alles alleine. Aber wenn (wie diese Woche) ein Kind mal nicht in der Spät- oder Nachtschicht-Woche meines Mannes krank wird, sondern in der Frühschichtwoche, dann leidet der Job, denn natürlich muss einer dann Kindkrank nehmen. Das war dieses Mal ich ,weil es diese Woche bei meinem Mann gar nicht passte.
Und was soll ich sagen… diese Woche zu Hause mit einem meiner beiden Jungs hat mir nochmal vor Augen geführt, dass es die Vereinbarkeit gar nicht gibt, obwohl ich es mir immer wieder einreden will, dass wir alles so gut schaffen – obwohl ohne Hilfe.
Aber diese Woche habe ich so viel im Haushalt machen können, Zeit mit meinen Kindern verbringen, Hausaufgaben begleiten und auch nicht gestresst und vieles in Ruhe machen können, wie im Alltag eben nicht. Und der Haushalt hat sich diese Woche auch nocht wie eine unüberwindbare Aufgabe angefühlt. Im Alltag bleibt vieles liegen und die Hausaufgabenzeit bedeutet viel Stress weil eben noch tausend andere Aufgaben warten. Und natürlich auch der Geld-bringende-Job auch nach Feierabend noch im Hinterkopf bleibt. Ich war diese Woche so viel entspannter und ausgeglichener, weil ich auch Zeit nur für mich hatte. ABER es bleibt im Hinterkopf, dass diese “entspannte Woche” am Ende des Monats auf dem Gehaltszettel Einbußen bedeutet…
Liebe Grüße
Justyna
…ich glaube auch nicht mehr an die Vereinbarkeit, irgendetwas bleibt immer auf der Strecke…
Alles Liebe
Eva
Auch ich habe die Vereinbarkeit aufgegeben….habe das Ziel einer steilen Karriere aufgegeben und bin mehr für die Kinder da. Es lebe die Teilzeit…und was soll ich sagen? Zwischendrin nehme ich mir meine Pausen, nehme die Jahreszeiten wieder wahr und lebe. Für mich die beste Entscheidung, denn am Ende des Lebens fragt keiner mehr nach der Karriere, sondern es sind die Begegnungen/ Gespräche, die meinem Leben Sinn geben….
Liebe Claudia,
vielen Dank für diesen Artikel. Du hast so Vieles niedergeschrieben, was mich derzeit und schon länger beschäftigt. Mein Mann sagte irgendwann: du kannst nicht in Beidem 100 Prozent geben, gewöhne dich lieber an 80 Prozent, das ist realistisch. Für eine Perfektionistin wie mich ein großes Problem. Ich möchte beides: Familie und Beruf, ich habe zwischen 30 und 40 auf Vieles beruflich verzichtet, um zeitweise zu Hause sein zu können, aber auf Dauer reichte es mir nicht. Vor allem dein letzter Absatz bezüglich Zeit verdaddeln trifft bei mir voll zu, weil ich nachmittags nicht ad hoc in den Familienmodus starten kann und manchmal, um vermeintlich kurz “Ruhe/Zeit für mich” zu haben, Nichtigkeiten am Handy schaue. Fast an jedem Tag abends ärgere ich mich, dass ich noch nicht das Rezept gefunden habe, ad hoc den Schalter umlegen zu können und einfach Mama sein zu können oder zumindest eine Mama, die nachmittags nicht durch Stress bei der Arbeit beeinflusst ist. Wenn jemand weiß, wie das geht, gerne her mit den Tipps.
Ich bin mir sicher, du wuppst noch mehr als ich es muss, und machst das sicher toll!
Liebe Grüße,
Laura
Ha, Und ich dachte, dass geht nur mir so, statt ein Rezept nachzuschauen, eine Bestellung zu tätigen, eine Rechnung zu bezahlen, eine Nachricht zu schreiben, Termine durchzuschauen…
Erst mal Datteln ….
Danke apple, wir haben alle in deinem Apfel gebissen.
Wer nicht kann, was er will, muss wollen, was er kann.
Bescheidenheit nimmt Druck raus beim Geld nach Hause bringen müssen.
Wem nutzt die Annahme einen entlohnten Job für die Selbstverwirklichung zu brauchen wirklich? Ist Arbeit nicht da um die Familie zu versorgen? Wie viel brauchen wir wirklich?
Und wie schön ist es, der Gesellschaft gut erzogene Kinder übergeben zu können.
Ich arbeite 80% und ich habe es so gelöst, dass ich Montag und Dienstag lange arbeite und merke da auch immer, dass ich da bei Familythemen raus bin. Ab Mittwoch Nachmittag bin ich wieder drin, da ich Mittwoch, Dinnerstag und Freitag nur bis 13:30 Uhr arbeite. Das macht echt was aus! Sowohl die 2 Tage, die ich auf Arbeit rein haue, als auch die 3 Tage, bei denen die Familytime überwiegt. Mit dieser Aufteilung bin ich auch sehr happy! Allerdings haben es sich die Kollegen jetzt auch abgewöhnt Mi- Fr. am Nachmittag mit „Ich habe nur mal kurz ne Frage anzurufen, da mein Kopf dan. Auch arbeitsleer ist… Ich bin wirklich froh, dass ich es mir so einteilen kann!
Hallo Claudi,
danke für diesen wieder so wertvollen Artikel! Ich habe mich sehr wiedergefunden in deinen Worten! Um runterzukommen und für die Konzentration kann ich das Wohlfühl-Rätselbuch (vom großen A) empfehlen! Als „Übergangsritual“ und kleine Auszeit für mein gestresstes Hirn löse ich einfach ein Rätsel, statt zum Handy zu greifen! Klappt super 🙂
An Vereinbarung glaube ich längst nicht mehr. Als Lösung wird ja doch nur immer eine längere Kinderbetreuung vorgeschlagen. Und das ist für mich nicht Vereinbarung. Nicht jedes Kind hält es aus, von 7.30-16 Uhr außer Haus und in einer Betreuung zu sein, ohne Rückzugsmöglichkeiten und wirklicher Ruhepause. Viele Kinder haben längere “Arbeitstage”, als die Eltern. Spätestens mit krankem Kind explodiert alles. Arbeitgeber werben mit Vereinbarung , aber eben doch nur auf dem Papier. Ich arbeite nur 50% und selbst das ist in vielen Wochen grenzwertig. Es kommt alles zu kurz, Kinder, Haushalt und ich selbst. Ich bin überreizt und ständig am Limit, die Kinder fühlen sich zu wenig wahrgenommen und wie es im Haus aussieht sage ich besser nicht. Es geht gefühlt allen in meinem Umfeld so…da läuft doch etwas schief in der Arbeitswelt, wir sind doch nicht alle zu blöd oder zu faul, das alles zu schaffen.
Ich glaube der Schlüssel zur Vereinbarkeit liegt meist in der Selbstständigkeit der Kinder, deswegen wird es leichter, wenn sie älter werden. Unsere gehen z. B. seit spätestens der 4. Klasse alleine nach Hause und machen auch dort ihre Hausaufgaben selbstständig, natürlich lassen sie liegen, was sie nicht alleine können, das gucken wir uns dann gemeinsam an. Sie machen sich auch selbstständig einen Snack zu Hause, wenn sie nach ihrer Ankunft zu Hause Hunger haben (meist schmieren sie sich ein Brot und essen etwas Obst dazu). Seit der 5. Klasse gehen sie auch alleine zu ihrem Hobby, das haben wir bewusst so gewählt, dass es alleine erreichbar ist (gut beim Sohn zum Fußballplatz ist mir im Winterhalbjahr schon mulmig, wenn er da mit dem Rad durch das letzte Stückchen Wald fährt und bei den Trainings, die schon im Dunkeln beginnen, versuchen wir auch ihn zu fahren, ansonsten fährt er mit einem Mitspieler gemeinsam mit dem Rad). Sie haben auch beide ihre eigenen Aufgaben im Haushalt und bringen nach der Schule auch schon mal selbstständig den Lieblingsjoghurt aus dem Supermarkt mit, wenn er morgens leer wird. Das geht natürlich alles nur ab einem entsprechenden Alter. Als sie jünger waren, habe ich auch weniger gearbeitet. Und ja, wenn einer krank wird, dann wird es tatsächlich immer knifflig, vor allem, da es beim Großen mit seinen 13 Jahren keine Kind- krank- Tage mehr für die Arbeit gibt. Aber ganz ehrlich, wie will man es ohne Vereinbarkeit hinbekommen? Sich völlig aufteilen in einer bringt das Geld nach Hause, der Andere schmeißt alles zu Hause, kann ja genau so schief gehen, wie es im Artikel von letzter Woche hier geschrieben steht. Und auch früher mussten die Mütter mitarbeiten ob auf dem Hof oder im Betrieb des Mannes und die Kinder wurden auch groß. Ich glaube, das größte Problem sind die Ansprüche an uns selbst, immer und zu jeder Zeit überall 100% zu geben.