Ich finde es derzeit kalt draußen – meine Söhne nicht. Diese kleine Meinungsverschiedenenheit bringt – nennen wir es mal – Schwung in unseren Nachmittag. Wer entscheidet eigentlich bei euch wie viel angezogen wird…?
Morgens geht es meistens. Da sind sie müde, da muss es schnell gehen. Da halte ich die (warme) Jacke hin und sie schlüpfen rein, erst rechter, dann linker Arm. Mit dem Abschiedskuss drücke ich eine Mütze aufs Haar – und tschüß!
Nachmittags geht er dann los, der Daunen-Disput. Es spielen sich abwechselnd folgende Szenen ab:
1. Sie: “Wir gehen raus!” Schuhgeklapper im Flur. Ich (in der Küche): “Super, nehmt eine Jacke mit.” Nach einer Weile schaue ich zum Fenster raus. Sie spielen Fußball – die Jacken liegen im Gras und schauen zu. Ich rufe durchs offene Fenster: “Hey Jungs, was ist mit den Jacken?” Sie: “Du hast doch gesagt, wir sollen sie mitnehmen.”
2. Sie (im Flur): “Wie gehen raus!” Ich (im Flur): “Super, zieht euch warm an, es ist kalt!” Sie: “Ach Mama, es ist nicht kalt.” Ich: “Doch, wir haben November, es ist beinahe eisig.” Sie: “Mann, Mama, aber wir schwitzen.” Ich: “Zieht bitte die Jacke an, ihr werdet sonst krank!” Sie: “Ja, aber vom Schwitzen!” Ich: “Jacken!!!!!!!”
Es gibt einige Kinder in der Schule meiner Kinder, die laufen noch im Dezember im T-Shirt herum – und finden es kein bisschen kalt. Ihre Mütter schon (sie tragen zumindest eine dicke Jacke). Trotzdem sagen diese Mütter: “Mein Kind entscheidet, ob es friert.”
Ich hätte gern so viel Vertrauen. Frage mich aber, ob Kinder über Jacke an oder Jacke aus schon vernünftig entscheiden können und wenn ja, ab welchem Alter. Gehört Jacke anziehen lassen zu meinem Erziehungsauftrag, so wie das Festhalten an der Straße? Oder ist es eine Freiheit, die ich meinem Kind geben darf. Vergisst man aber nicht vor lauter Spiel vielleicht, dass man friert wenn man fünf ist? Andererseits: Was kann mein Kind dafür, dass mir immer kalt ist?
Übrigens: Manchmal hilft es hier, wenn wir alle zusammen kurz vor die Tür gehen (ohne Jacke). Ein paar mal haben sie sich danach ganz freiwillig eine geholt. Das war natürlich perfekt. Ein paar Mal habe ich dabei gemerkt, dass es wirklich nicht so kalt ist, wie ich dachte. Und oft geht die Diskussion danach einfach weiter. Bloß draußen in der Kälte.
Wie macht ihr das? Wer hat in Sachen Jacke bei euch das letzte Wort?
Fröstelnde Grüße,
Haha ja wer kennt sie nicht diese Diskussionen! Da die Kinder beim Spielen draussen ja selten einfach nur rumstehen und nix tun, wird es denen in den warmen Winterjacken natürlich schnell viel zu warm und beginnen zu schwitzen. Daher find ich eine etwas weniger warme Jacke od ein Gilet zum draussen Fussball spielen od rumtoben eine gute Lösung. Oder Jacke erst wieder anziehen, wenn sie Pause machen…
Liebe und warme Grüsse von drinnen ? Aline
Hallo Claudia,
bei uns war es so dass dem Kleinen eh immer kalt war(so wie mir), er sich also sowieso warm angezogen hat, dem Großen zwar nicht, er hat aber um des lieben Frieden Willens eine Mütze aufgesetzt. Auf die Frage seiner Freunde ob ihm denn kalt sei hat er immer geantwortet ” mir nicht , aber meiner Mama.”.
Mittlerweile ist er allerdings 15, da setzt er die Mütze nur nich auf wenn s ihn friert. Oder sie als Accessoire nötig ist . ?
Ganz liebe Grüße aus Oberammergau,
gabi
Wir hatten in den letzten Wochen ein paar mal die Diskussion im Kindergarten, wenn wir mittags nach Hause wollten. Da ich es im Moment noch nicht zuuu kalt finde, habe ich unser Fräulein mit der Jacke im Arm rausgehen lassen – nach drei Metern kam “anziehen”.
Hier sehe ich es allerdings auch nicht als so problematisch an, da wir direkt ins Auto steigen. Wenn es ums Spielen draußen geht bleibe ich schon härter, aber ich finde auch, Kinder müssen lernen, was ist warm und was ist kalt. Trotzdem würde ich mein Kind nicht im Dezember im T-Shirt laufen lassen;-)
Liebe Claudi, das kenne ich so gut. Meine Jungs gehen auch am Liebsten ohne Jacke raus. Der Mittlere sogar am Liebsten auch im November kurzärmlig. Auch kenne ich die von Dir beschriebenen Szenarien. Genau so! Manchmal hilft ein Test an der frischen Luft. Am Morgen klappt es gut. Oft endlose Diskussionen… schlicht: ich weiss es auch nicht! Ich tendiere in der Praxis zum „übergriffigen“ Bestimmen, dass sie sich anziehen. Am Nachmittag finden wir aber oft einen Kompromiss mit dünnerer Jacke oder ärmelloser Weste.
Es tut aber doch sehr gut zu lesen, dass es auch andernorts zu hitzigen Debatten mit den kleinen Hitzköpfen kommen kann. Vielen Dank für den Dankanstoss!
Herzlich Katharina
Hallo Claudi,
das ist in der Tat auch gerade unser tägliches “Streit”-Thema. Anfangs habe ich versucht, allen dreien Jacken und Mützen aufzudrücken. Es klappte mal mehr, mal weniger gut. Mit dem Mittleren, der in den Waldkindergarten geht (5), habe ich vereinbart, dass er kurz vor die Tür geht und dann selbst entscheidet. Er kann nicht über alles, was er anzieht selbst entscheiden (sonst würde er kurze Ziphosen bei drei Grad tragen), aber Mütze, Tuch, Handschuhe kriegt er selbst hin. Gerade heute morgen hat er von selbst eine dicke Winterjacke angezogen und eine Fleecejacke für mittags eingepackt. Sie verbringen den ganzen Tag im Freien, bei 38 Grad genauso wie bei -15 Grad..
Ich bin ebenfalls meist hin- und hergerissen über Erziehungsauftrag oder Freiheitsgedanke… Hab ja auch keine Lust, dass mir jemand sagt, was ich anziehen soll.
Liebe Grüße, Kati
Gute Frage, bin schon auf die anderen Antworten gespannt.
Bei uns ist es eine Mischung. So nach (Kälte-)Gefühl. Manchmal lasse ich sie (sind auch schließlich nicht aus Zucker), manchmal bestehe ich auf warme Jacken oder Mützen (vor allem wenn es nasskalt ist). Ich glaube mein Sohn nimmt das Wetter manchmal gar nicht wahr, weil er zu sehr mit Spielen beschäftigt ist. Geht übrigens auch andersrum. Wenn er mal was anhat, zieht er das nicht so schnell wieder aus, auch wenn er (süße) Schweißperlen aud der kleinen Nase hat. Wenn ich dann anmerke, dass es ihm doch wohl warm ist, kommt immer: Nee, kein bißchen. Hm…
Momentan ist es ihm unheimlich wichtig, nicht die Winterjacke zu tragen, sondern eine Kapuzenjacke mit einer dicken Steppweste drüber. Wegen cool und so (mit7!).
Ich kann mir übrigens vorstellen, wie nervenaufreibend diese Diskussionen gegen eine Bande mit 4 (naja, wohl eher 3) Jungs ist.
Liebe Grüße
Jutta
Liebe Jutta, ja, das ist es. Obwohl, die letzten Tage gings. Ich sollte immer gleich eine Geschichte drüber schreiben.
Beruhigt die Sache ungemein…
Alles Liebe,
Claudi
Hallo
mein Mann und ich streiten uns deshalb gaanz oft… Ich ermahne immer wahlweise “Jacke/Mütze/Schal an!” etc. Er sagt immer, “wie soll das Kind denn selbst ein Kälteempfinden bekommen, wenn du immer sagst, was es anziehen soll?” Jaaaa….im Prinzip hat er recht, aber das kranke Kind hab dann ich…
Grüßle Ceebee
Liebe Ceebee,
die Männer, manchmal sagen sie ganz schön gute Sachen, oder?
Danke fürs Weiterleiten dieses Tipps,
herzlichst,
Claudi
Oh ich liebe dieses Thema 🙂
Ich selber laufe im November, bei so einem Wetter wie heute, noch in Schlappen rum.
Mir ist ganz oft aufgefallen, das ich unsere Tochter so anziehe wie ich mich fühle ….. Ist mir warm reicht eine dünne Jacke bzw ist mir kalt sollte es doch bitte eine dickere sein. Was ich aber in meiner Empfindung nicht bedenke ist das sie definitiv mehr tobt,spielt oder läuft.
In diesem Fall kam sie aber kurze Zeit später nassgeschwitzt zu mir und meinte das ihr doch warm wäre :-/ nur was soll ich jetzt tun, so nass was ausziehen kommt nicht in frage!
Also habe ich sie ganz früh selbst entscheiden lassen was und wie viel sie anzieht ( wenn sie bei -5 grad in tshirt raus möchte werde ich bestimmt was sagen ) aber meine kleine große Maus macht das so gut und sagt von selbst Mama mir ist kalt , kann ich eine Jacke anziehen!
Ich denke Kinder müssen lernen auch mal zu frieren. Oft wissen sie nicht wann Ihnen kalt ist wenn immer ein anderer darüber entscheidet was angezogen werden muss!
Es ist ein schmaler Grad allerdings unterschätzen wir unsere kids auch ganz oft 🙂
Grüße von uns allen
Hallo, das Thema beschäftigt uns momentan auch täglich, ich glaube durch den milden Herbst ist auch besonders schwierig. Unser Kopf sagt November gleich kalt. Die Kinder fühlen 12-17Grad gleich warm. Ich bin auch zwiegespalten, einerseits hab ich neulich erst die Erzieher gebeten mein sechsjähriges Kind selbst entscheiden zu lassen wann es die Jacke anziehen will andererseits versuche ich sie ihm auch dauernd aufzudrängen. Grundsätzlich bin ich aber überzeugt, dass Kinder ab drei ein gutes Temperaturempfinden haben und wenn ich darauf vertraue (mit allen Optionen in der Tasche), klappt eigentlich immer gut.
Liebe Grüße
Bine
Super Frage. ..Ich weiss es nicht! Bekomme ich morgens Recht und sie nehmen eine Jacke mit zur Schule u.in den Kindergarten, sind die Jacken spätestens mittags irgendwo vergessen….”Ist doch nicht kalt, Mama!”
Also eigentlich egal,wie man entscheidet…
Dafür hatte meine Tochter auch schon bei 30¤C auf Fuerte Ventura ständig ihre Jacke an!Sie machen sowieso,was und wie sie es wollen!!Und das ist gut so!!
Hallo, ich versuche mich zu bremsen. Immer häufiger stelle ich fest, dass die Kinder mit ihren Vorstellungen richtiger lagen als ich in der Sorge, dass auch bloß keiner friert. Und hab dann Jacken und Mützen im Beutel mit mir hin- und her geschleppt. Offensichtlich frieren sie nicht so stark wie ich. Die Tochter läuft auch dauernd barfuß herum, das erste Zuhause ist Socken auszuziehen.
Nur bei solch Aktivitäten, die früh losgehen, und bis in den Abend dauern, wenn klar ist, es wird dunkel und kalt, dann nehme ich genug mit.
Ha, barfuß bin ich doch auch immer (meine Kinder auch), aber bei uns im Haus ist es zum Glück immer warm.
Die Idee find ich gut, abends ist es ja doch immer schon richtig kalt.
Und das können sie eben gar nicht einschätzen.
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi,
das gleiche Szenario spielt sich auch bei uns fast jeden Tag ab. Die Kleidung wird bei uns jeden Abend für den nächsten Tag heraus gelegt – immer mit einer Anweisung meinerseits 😉 z.B.”lange Hose, langärmeliges Oberteil”. Ob dann noch ein kurzer Rock oder ein Kleid dazu kommt, ist mir egal, auch die Farbkombi, das sollen sie selbst entscheiden und das klappt auch meistens.
Bei der “Draußen-Kleidung” lasse ich sie jeweils zwischen 2 Sachen wählen, im Moment zB. Turnschuhe oder ungefütterte Stiefel, Jacke oder Fleecejacke mit Weste. Mütze/Schal/Handschuhe entscheiden sie selbst (ich packe dann schnell noch eine Mütze/Schal in eine Tasche, ich bin auch eher die Frostbeule). Trotzdem wird oft diskutiert, vielleicht auch manchmal nur ums Recht (muss man ja auch üben), oder weil die Winterstiefel auch bei +15°C so chic aussehen…
Allerdings ist es ja auch im Moment besonders schwer, weil die Sonne so verlockend warm ist und dann wird es blitzschnell kalt – es ist eben doch schon November. Wenn sie im Garten spielen, kommen sie dann oft rein und holen sich dann doch noch was Wärmeres dazu. Du siehst, überall das Gleiche 😉
Liebe Grüße, Katrin
Liebe Katrin, ich danke dir! Und ja, irgendwie hilft der Gedanke doch ungemein!
Alles Liebe,
Claudi
Seit vielen Jahren arbeitet ich in einem Waldkindergarten. Im Laufe der Zeit durfte ich lernen, dass jedes Kind ein unterschiedliches Temperaturempfinden hat, kein Kind freiwillig friert und man ihnen vertrauen kann.Und wenn man sieht wieviel sich die Kinder bewegen, kann man sicher sein,dass sie meist warm bleiben.Mit dem sogenannten Zwiebellook fahren wir am besten. Kinder fällt es oft schwer von der Innentemperatur im Haus auf die Außentemperatur zu schließen. Wie wäre es wenn du gemeinsam mit deinen Jungs eine Temperatur/Kleidungs- Graphik gestaltest.Ihr probiert unterschiedliche Kleidungs”stärken” bei verschiedenen Temperaturen aus und ordnet sie z.B der Außentemperatur 0-5 Grad zu.Si brauchen deine Jungs nur auf das Thermometer schauen und das entsprechende anziehen. Als Erweiterung könnte man noch besonderes Wetter, wie Regen oder stärkeren Wind berücksichtigen.
Liebe Grüße aus dem hohen Norden,
Lydia
Liebe Lydia, was für eine tolle Idee. Danke!
Herzlichst,
Claudi
Meine Schwester, welche die Methode “die Kinder entscheiden selbst” praktiziert (nachdem sie verstanden hat, dass ihre inzwischen 7jährige Tochter einfach so gut wie nie friert), ist seither viel entspannter. Und die Kinder weniger krank.
Wir versuchen das seit März auch. Sogar mit unserem gerade 3 Jahre gewordenen.
Aber ja – morgens vor Schule/Kindergarten entscheiden wir (einfach auch deshalb, weil sie alles dabei haben müssen). Mal sehen, wie gut ich das jetzt im Herbst/Winter durchziehen kann mit dem “Vertrauen” (vor allem beim Kleinen)
Und ich denke, man muss differenzieren:
– gehen sie raus um Fußball zu spielen oder Fangen? Dann werden sie binnen ein paar Minuten warm sein
– gehen sie raus um eine halbe Stunde im Fahrradanhänger zu sitzen? Dann muss es warm sein
– gehen sie erkältet und mit laufender Nase raus? Dann muss der Körper vielleicht erstmal wieder in einen kräftigen Zustand gebracht werden…
Ich selbst habe bei mir festgestellt, dass ich mich innerhalb weniger Tage an warme Socken/Wärmflasche an den Füßen beim Insbettgehen gewöhnen kann (die ist dann den ganzen Winter nicht mehr wegzudenken, weil ich sonst Eisklötze habe) und bin der Überzeugung, dass es reine Gewöhnungssache ist. Ich möchte es diesen Winter anders machen: das Barfußsein im Bett so lange wie möglich durchziehen (eine Freundin von mir schläft das ganze Jahr hindurch nackt.)
Es gibt ja sogar Bücher zu dem Thema, die ich allerdings nicht persönlich kenne.
Zum Beispiel:
“Nie wieder krank. Gesund und stark durch die Kraft der Kälte”
Ich habe ein Kind, dass niemals friert. Ich brauchte lange, um das zu akzeptieren. Er hat den letzten Winter konsequent Sommerjacke getragen und läuft jetzt im November mit kurzen Hosen rum. Ob ich das seltsam finde? Ja. Und ich verstehe jeden, der bei seinem Anblick friert. Ich tue es auch. Aber ich habe gelernt es zu akzeptieren. Er ist nie krank. Nicht mal eine Erkältung. Er sagt, er kann die Hitze mit langen Hosen nicht ertragen. Und ich glaube ihm.
Wir haben allerdings deshalb immer wieder Diskussionen mit der Schule. Auf Ausflügen wurde ihm gedroht, ihn nicht mitzunehmen, wenn er sich nicht umziehen würde. Für ihn ist das eine regelrechte Qual. Er hat furchtbar geweint, musste eine Hose aus der Fundgrube tragen, vor der er sich geekelt hat.
Ich habe ihm nicht geglaubt, als er vier oder fünf war. Auch, weil ich mir sicher war, dass er es gar nicht richtig einschätzen kann. Jetzt glaube ich ihm. Dafür alle anderen nicht. Ich würde ihm gerne das Gefühl vermitteln, ihn ernst zu nehmen, aber die Umgebung zwingt uns dann doch, sich anzupassen. Und jeden morgen unter Tränen und Protest eine lange Hose anzuziehen.
Frag einfach die Oma, die weiß es doch immer am besten! *ironieaus* ?