Vor einer Weile hatte ich mit meinen Großen eine Diskussion über ihr Frühstücksbrot. Sie wollten Toastbrot, das wir manchmal als Highlight für das Wochenendfrühstück kaufen. Ich bestand auf das übliche Vollkornbrot vom Bäcker. “Das ist viel gesünder und enthält ordentlich Körner”, sagte ich, während ich mit dem Messer Scheibe um Scheibe absägte. “Hat doch das andere auch!”, sagte einer meiner Söhne, “Guck doch mal, das ganze Getreide dort auf der Packung, da ist ja sogar ein ganzes Feld drauf…”
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“Das drucken die doch da nur drauf, damit es gut aussieht und wir es gern kaufen. Da ist nur Weißmehl drin und außerdem jede Menge anderes ungesundes Zeug”, brummte ich. “Das ist ein echter Schlappmacher!” Mein Sohn guckte entsetzt: “Wie? Aber dann ist das ja eine fette Lüge.”

Ich war wieder einmal fasziniert vom kindlichen Schwarz-Weiß-Denken. Da wird die Welt kinderleicht eingeteilt in gut und böse. Ich erklärte, dass man so etwas Werbung nennt oder Marketing und das überall um uns herum Leute versuchen, uns etwas zu verkaufen und das dabei nicht immer direkt gelogen, aber oft nur ein Teil erzählt oder gezeigt wird. Wir diskutierten das ganze Frühstück über weiter, so fasziniert waren die Kinder. Und so wütend. Auf uns Erwachsene. Ich erklärte ihnen, dass man eben nur lernen müsse, damit umzugehen und Dinge zu hinterfragen, anstatt sie einfach hinzunehmen. Ich erinnerte sie daran, dass ein Freund von uns, der Papa eines ihrer besten Freunde, Werber sei und genau das täglich und als Beruf mache. Doch sie waren entsetzt: “Der lügt den ganzen Tag die Leute an? Pfui Teufel.”

Ich musste an meine Zeit als Redakteurin bei einem großen Hamburger Verlag denken. Mit meinem Lehramtsstudium war ich dort ab und zu für Schülerführungen zuständig. Einmal hatte ich vierzehnjährige Gymnasiasten aus einem Medienkurs da und wir blätterten nach einer Verlagsführung gemeinsam ein paar Magazine durch. Was mich komplett überraschte: die meisten der Jugendlichen konnten zwischen redaktionellem Teil und Anzeige nicht unterscheiden. Obwohl die Seite jeweils oben rechts zwar klein,aber eindeutig als Anzeige gekennzeichnet war. Viele glaubten einfach, die Redaktion, also ihrer Ansicht nach echte Experten, würden genau dieses Shampoo empfehlen. Damals fand ich, es müsste viel mehr Medienwissen in den Schulen vermittelt werden, um die Kinder und Jugendlichen fit zu machen für einen kritischen Umgang mit einer medialen Welt.

Mit meinen beiden sauren Söhnen schnappte ich mir nachmittags einen ihrer Lieblingstrecker, an dem blöderweise ein Rad fehlte. “Schaut mal, dieser Trecker ist wunderschön rot, hat die besten Reifen und Türen, die man ganz einfach öffnen kann”, sagte ich mit meiner besten Werbespotstimme.” Meine Söhne lachten: “Ja, aber der ist doch kaputt.”

“Ich habe ja nicht gesagt, dass er heil ist. Ich habe das halt einfach mal weg gelassen. Und ihr hättet den Trecker so glatt haben wollen, oder? ” Meine Jungs nickten. “Wenn wir nicht wüssten, dass er kaputt ist, klaro. ” Der andere packte meinen Arm: “Ahh,” meinte er, “du hast gar nicht gelogen, du hast von dem kaputten Rad einfach nichts erzählt.” “Genau”, sagte ich. “Und so ähnlich funktioniert Werbung.” Sie guckten beide sehr zufrieden. “Dann müssen wir halt einfach aufpassen, dass wir uns nicht veräppeln lassen”, sagte mein Sohn. “Wie Detektive!”. Der andere nickte begeistert.

Beim nächsten Samstagsfrühstück, als mein Mann gerade in seinen knusprigen Buttertoast beißen wollte, rief mein Sohn: “Achtung, Papa, pass auf, du denkst jetzt du isst was Gutes mit einem ganzen Kornfeld drin. Aber das stimmt nicht, die tun nämlich nur so.” Als mein Mann irritiert die Augenbrauen verzog, lächelte mein Sohn und meinte: “Aber macht ja nix, Papa. Isst du ja bloß mal am Wochenende.”

Mir hat diese Geschichte gezeigt, wie wichtig es ist mit Kindern über Produkte, Werbung und Medien zu sprechen. Schon von klein an. Und ihr? Was wissen eure Kinder von Werbung? Sprecht ihr mit ihnen darüber? Habt ihr Tipps und Tricks?

Ganz liebe Grüße,

Claudi