Als ich Ostersonntag im Bett lag, irre spät, musste ich an die Drachen im Dreck denken. Sie waren das Ostergeschenk gewesen, den ganzen Tag hatten drei meiner Söhne damit wunderbar gespielt – draußen im Matsch. Zuerst hatte ich dazu „Nein“ gesagt, denn: “Die neuen Drachen – und gleich in den Matsch? Ach nö, bitte nicht. Dann verlieren sie doch gleich ein Teil und heute Abend vergessen wir sie…!” Aber dann hatten sie mir ihre gebaute Kraterwelt gezeigt, mit Ziegelsteinbergen und Eimervulkanen und Muschelmauern. Selbst mir war klar, dass die Drachen dort leben mussten. „Also gut..!“ seufzte ich…
Natürlich haben wir die Drachen draußen vergessen. Und natürlich fehlte bereits am nächsten Tag ein Teil. So ist das oft. “Drinnenspielzeug” wird mit nach draußen genommen und nicht mehr aussehen wie vorher. Falls es überhaupt wieder reinkommt. Springseile werden zu Balancierseilen für Kuscheltiere, verknotet zwischen Tisch und Schaukelpferd – für immer verknotet und vermutlich für immer unbrauchbar für den Springseiljob..
Auch unsere Küche leidet. Die weniger unter der Kinderfantasie, sondern unter ihrem Appetit. Sie schneiden sich einen Apfel, wenn Apfelappetit da ist. Ich finde das eigentlich gut, ich mache das schließlich auch. Aber man sieht es der Küche natürlich an. Selbst wenn der Teller ausnahmsweise weggestellt wird. Apfelmatsch auf Küchenplatte lässt mich mal seufzen. Mal auch laut motzen.
Letztlich gewinnen André und ich dadurch Zeit und Raum für uns. Brotkrümeligen, fettfleckigen Raum allerdings. Und verspieltes Spielzeug. Meine Kinder machen hier öfter mal ihr Ding, während wir zumindest in Teilen mal unsers machen können: eine Weile arbeiten, ein Beet von Unkraut befreien, einen Schrank streichen. Bei vier Kindern, die (wahrscheinlich auch schon bei zweien) bliebe dafür sonst nicht wirklich Zeit, wenn ich jedes Brot schmieren und/oder sofort hinterher mit ihnen gemeinsam aufräumen würde.
Sie würden vermutlich anders spielen, wenn ich immer daneben sitzen würde, vielleicht sogar mitspielen würde. Wenn wir gemeinsam benutztes Spielzeug gleich wieder wegpacken würden. Wenn Spielzeug nicht vermischt werden dürfte. So ist es öfter mal chaotisch. Und ich ärgere mich über kaputtes Spielzeug. Auch immer noch über die Drachen, die schon nach einem Tag gebraucht aussehen. Die beiden Drachen durften gestern erst mal in einer Emailleschale auf der Terrasse baden. Ich freue mich natürlich auch, dass sie so kreativ spielen. Und dass sie bereits Äpfel selbst schneiden können. Ich frage mich aber, wie das in anderen Familien geregelt ist.
Wie macht ihr das? Darf Spielzeug zweckentfremdet werden? Kaputt gespielt? Und dürfen eure Kinder eigentlich allein in die Küche?
Eine schöne Woche,
Genau so bei uns. Die Kids sind 2, 4 und 6 Jahre alt. Sie spielen wunderbar kreativ und im Flow. Und wirklich für die Umstände friedlich zusammen.
Dafür liegen zur Zeit Duplo Steine im Sandkasten, da habe ich auch erst überlegt und mich dann aber für 1 Stunde Ruhe entschieden.
Genauso hat unsere Couch im Moment keine Kissen und Decken, da diese für eine Höhle im Kinderzimmer gebraucht wurden.
Ich merke, dass ich durch diese Zeit hier entspannter geworden bin, mir ist die kurze Ruhe es wert, dass mehr Chaos herrscht. Aufräumen kann man immer noch.
Wo ich empfindlich bin, ist bei meinen Sachen. Die Kinder müssen nicht mit meiner Deko dauerhaft spielen, bzw. Damit vorsichtiger. Meine Kleidung ist auch tabu und meine Bücher auch. Mit ihren eigenen Sachen können sie spielen wie sie wollen, außer absichtlich kaputt machen natürlich. Es sind ja ihre Sachen.
Die Küche dürfen die Kinder nutzen, jedoch im Rahmen ihres Alters wieder aufräumen. Ein 6 jähriger kann nachdem er sich einen Apfel geschnitten hat, das messer an die Spüle legen, alleine schon, damit die Kleine es nicht in die Finger bekommt… Ich finde hier eher toll, dass meine Kinder bereits mit einem Messer hantieren können…
Oh ja, unsere Couch hat tagsüber eigentlich auch nie Kissen.
Und ja, das mit dem Messer ist wirklich toll. Das können in der Schule nämlich oft Viertklässler noch nicht.
Was wirklich schade ist, finde ich.
Alles Liebe,
Claudi
Ah und meine Küche ist spielzeugfrei. Damit ich wenigstens einen Raum habe, in dem ich die Kontrolle über das Chaos habe 😉
Oh, das ist toll. Leider ist sie bei uns offen – daher ist das unmöglich…
Ja, bei uns darf auf zweckentfremdet werden. Auch wenn es mir manchmal ähnlich geht wie Dir und ich mich über kaputtes Spielzeug ärgere… aber ich habe mir angewöhnt, reparierbares gleich zu reparieren und Dinge, die tatsächlich kaputt sind, gleich zu entsorgen… dann ist es für mich abgehakt. Und wir haben einfach nicht so viel, dadurch sind die Jungs mit dem, was da ist sowieso gezwungen, Dinge anders als geplant einzusetzen ?fördert die Fantasie. Gerade sind die mittleren vier Jungs dabei, aus dem Inhalt des einem Kinderzimmers im zweiten Kinderzimmer wohnhöhlen zu bauen… und ich denke einfach mal nicht drüber nach, wer dann dafür sorgen muss, den Krempel irgendwann mal zurück zu räumen ?in die Küche dürfen sie auch allein, manchmal lasse ich auch die großen kochen und mache inzwischen Wäsche oder so…
Lg von Maria mit 6 Jungs (15,11,7,5,3,1)
Das Entsorgen mache ich auch – und freue mich dann irgendwie fast, weil es da oben weniger wird. Ups…
und ja, manchmal ist es am besten, zu genießen und dabei nicht zu viel nachzudenken…
Ich danke dir!
Alles Liebe,
Claudi
Hier ist genau so, wie du es schreibst. Nur wenn ich die Kinder selbst machen lasse, ist es möglich Zeit für anderes zu haben und sei es nur Wäsche aufhängen. Eigentlich genieße ich die wachsende Selbständigkeit und doch bringt sie mich auch an meine Grenzen. Gerade in den letzten Wochen ist meine Frustrationstoleranz ziemlich gefordert…
Beim Spielzeit klappt die drinnen/draußen Aufteilung eigentlich ganz gut. Hier ist es eher so, dass sie sich an meinem gartenwerkzeug bedienen und das dann unauffindbar wird. Oder das Werkzeug aus der Werkstatt vom Mann entwenden. Wieder eine zwiespalt: sie spielen mega kreativ damit und gleichzeitig ärgert es uns, wenn wir unsere Sache ständig suchen müssen…
Liebe Grüße
Annika
Liebe Annika, ganz genau so: Gleichzeitig genießen und an den Rand des Wahnsinns bringen. Halleluja – aber so ist es ja oft mit Kids.
Werkzeug wird hier übrigens auch oft gesucht!!!
Alles Liebe,
Claudi
Ich finde das auch manchmal schwierig für mich… aber- unsere Kinder können wunderbar frei spielen. Das können wirklich nicht alle Gleichaltrigen. Und meine vierjährige kann allein (ich hole nur aus dem ofen) rührkuchen backen. Rühreier oder so macht sie auch ganz allein. Ich kenne sie, ich traue ihr das zu. Klar ist manchmal mehlstaub überall aber sie hilft fast immer freiwillig auch aufräumen.
Allgemein finde ich- absichtlich zerstören ist nicht akzeptabel. Kaputt spielen ist ok, neu gekauft werden die Sachen deswegen allerdings nicht. Dann wird das Springseil freiwillig irgendwann auch wieder entknotet. Wir wohnen allerdings nicht ebenerdig, aus meiner Kindheit weiß ich- das schränkt das vermischen ein! Ich habe das Gefühl dass auch hilft, wenn es nicht all zu viel Spielzeug gibt. Die Sachen haben dann einen anderen Stellenwert und werden sorgsamer behandelt.
Aber auch wenn ich es schade finde wenn alle Knete braun ist, wird hier trotzdem weiter super geknetet. Und auch wenn der ganze Boden nachher nass ist- ich muss 5 Minuten aufwischen, hatte aber eine halbe Stunde Ruhe, weil die einjährige ‘abgewaschen’ hat.
Den Knethorror kenne ich bloß von Freundinnen, da bin ich überhaupt nicht empfindlich.
Und ja, das finde ich auch wichtig: Deutlich zu machen, das Dinge nicht einfach ersetzt werden, wenn sie draußen vergessen wurden.
Ich packe tatsächlich einige Spielzeugkisten ab und zu mal weg. Aber auch ich habe früher liebend gern Holzklötze, Playmobil, Plastiktiere und Barbies vermischt –
dafür habe ich also Verständnis.
Ich denke dir für deinen Kommentar.
Alles Liebe,
Claudi
ach ja, das ist für mich auch immer wieder ein spannungsfeld, mich über ihre kreativität zu freuen und andererseits über kaputte und herumfliegende dinge zu ärgern! aber vielleicht lernen sie auf die weise auch, sorgsam mit ihren dingen umzugehen, wenn sie die konsequenzen des “runterschluderns” beobachten können?! ich weiß es nicht, lasse sie aber auch bei vielem letztendlich machen. außer das holzspielzeug, das kommt weder mit in die wanne noch in den sand. mutwillig zerstören war hier zum glück noch nie thema.
was hier allerdings wirklich ein haare-rauf-thema ist, sind kaputte anziehsachen. mein sohn hat nicht eine hose ohne loch im schrank und das ärgert mich schon wirklich sehr, besonders weil es ihn selbst kein bisschen stört.
Oh ja, das kenne ich. Einer meiner Mittleren unterbricht hier auch die Klamotten-Vererbungskette. Schon ein bisschen ärgerlich.
Andererseits machen sie das Knie aufschubbern ja nicht mit Absicht.. (und es war bei mir früher glaube ich auch immer so.)
Danke dir und liebe Grüße,
Claudi
Hier wird höchst kreativ zweckentfremdet, gemischt, verbastelt, es stört sie auch nicht, wenn alles mögliche durcheinander ist, sie freuen sich dann beim nächsten auspacken, was sie finden, oder erinnern sich, was sie letztens tolles gespielt haben.
Die Kinder könnten sich auch ganz gut mit Essen versorgen – wenn sie denn wollen. Gerne auch Restaurant spielen und alle umsorgen.
Wie toll, ich bewundere dich für deine rundum lässige Einstellung. Kriegen sie beim Restaurant spielen auch das Aufräumen hinterher hin?
Oder macht ihr das gemeinsam?
Alles Liebe,
Claudi
Die Aufräum-Motivation schwankt nach Restaurant-Aktionen meist. Früher bin ich da am liebsten weggerannt, ähnlich wie zum Muttertag oder Geburtstag, alles hinstellen, und am Ende räume ich es weg…
Im Moment wird allerdings tatsächlich selbst wieder verräumt. Der Kleinere sah letztens durch die Wildnis und landete beim Luxushotel. Ich bekomme seit Tagen im Kinderzimmer Frühstück gebracht (mir wurde auch ein Bett bereitet, extra mit Babyspielzeug für die kleine Schwester, Buch, falls mir langweilig wird) und er räumt es wieder weg, und spült ab. Weil er meint, er ist sowieso schneller als der Geschirrspüler.
Ich muss also nur Krümel im sowieso gerade höchst chaotischen Kinderzimmer aushalten. Da ich aktuell mit der Versorgung von 6 Personen genug beschäftigt bin, blende ich das Chaos dort aus. Irgendwann träumen sie dann wieder freiwillig alles aus dem Weg, um das Schwesterchen bei sich haben zu können.