Zur Zeit verbringe ich jede Woche eine Stunde am Beckenrand: Mein Sohn lernt schwimmen. Er übt (die Haiflosse). Ich übe (Geduld). Ganz ohne Handyempfang. Also mit ungewöhnlich viel Zeit zum Nachdenken. Ob ich will oder nicht bekomme ich in dieser Stunde viel mit vom Elternsein der anderen Eltern, die ebenfalls am Beckenrand sitzen. Letzte Woche gab es einen Vorfall, über den ich seither viel nachdenken muss. Ich frage mich: In wie weit muss ich mein Kind vor Konflikten beschützen? Wie bringt man Kindern bei, Konflikte vernünftig zu lösen? Und: wie reagiere ich bei Konflikten anderer?
Letzte Woche, die Kinder schwammen gerade ihre Bahnen, einige mit Schwimmweste, einige ohne. Ich beobachtete meinen Sohn, aber immer wieder zwischendurch auch ein Mädchen, das erste Mal ohne Schwimmweste. Sie zögerte, sprang ins Wasser, in den Arm einer der Schwimmlehrerinnen. Sie schwamm los, hektisch, den Kopf weit hochgestreckt, wie Kinder eben schwimmen ganz am Anfang. Plötzlich, ich meine gesehen zu haben, dass das Mädchen kurz mit dem Kopf unter Wasser geriet, fing sie an zu prusten und jaulte auf. Die Schwimmlehrerin nahm sie auf den Arm, tröstete sie. Die Kleine fing an lauter zu schreien.
Die Schimmlehrerin versuchte, sie trösten. Ich konnte nicht hören, was sie sagte, aber ich sah, wie sie mit ihr sprach, sie auf dem Arm hielt und ihr übers Haar strich. Das Weinen des Mädchen wurde ein wenig leiser – bis – so kam es mir vor – sie ihre Eltern neben mir am Beckenrand entdeckte. Sie fing aufs neue an zu weinen, diesmal lauter als zuvor und die Schwimmlehrerin begleitete sie bis ins flachere Wasser. Die Kleine lief zu ihren Eltern. “Was? Was denn mein Schatz?”, fragte der Vater aufgeregt und die Mutter lief ihrer Tochter entgegen. Die Schwimmlehrerin kam ein paar Schwimmzüge auf die Eltern zu. Die Kleine schrie jetzt ohrenbetäubend.
Der Vater fragte wieder, was passiert sei und die Kleine hickste und jaulte und heulte, aber zwischen den Hicksern konnte man etwas hören, das klang wie: “Sie hat mir an den Haaren gezogen.” Der Vater rief in Richtung Schwimmlehrerin: “Wie können Sie ihr am Haar ziehen…?” Die Schwimmlehrerin kam noch ein Stück näher, zog die Stirn in Falten, schüttelte den Kopf und sagte etwas wie: “Sowas passiert. Schwimmenlernen ist nicht leicht.” Und dann noch: “Wenn Sie wollen, dass ihr Kind schwimmen lernt, gehen sie am besten hinaus. Bleiben Sie nicht hier.” Der Vater stand auf, begann zu brülllen: “Ich lasse mir von ihnen doch nicht verbieten, hier zu sitzen. Was für eine Frechheit.” Die Schwimmlehrerin guckte, als ob ihr die Worte fehlten. Das kleine Mädchen schrie lauter als zuvor.
Ich überlegte kurz, ob ich etwas sagen sollte. Etwas wie: “Moment, ich glaube die Kleine hat einfach etwas Wasser geschluckt.” Aber irgendwie fühlte es sich seltsam an, sich einzumischen, Gerade weil ich nicht hundertprozentig sicher war, ob es tatsächlich so war, wie ich dachte. Der Streit neben mir eskalierte: “Entschuldigen Sie sich doch wenigstens. Entschuldigen Sie sich gefälligst bei meiner Tochter”, brüllte der Vater und begann die Schwimmlehrerin lautstark zu beleidigen. “Ich wollte doch nur….”, begann sie mehrmals. “Aber ich….” Sie zuckte mit den Schultern und schwamm ein paar Züge vom Beckenrand weg. “Sollen wir reden?”, fragte sie noch, aber der Vater brüllte: “Machen Sie jetzt weiter! Das ist unfair für die anderen Kinder. Ich werde mich nach der Stunde über sie beschweren.”
Das kleine Mädchen stand noch immer weinend neben dem Beckenrand. “So, du machst jetzt weiter”, sagte der Vater zwischendurch in ihre Richtung Tochter. Die Kleine schrie, dass sie nie, nie wieder dahin wollte. Sondern nach Hause. “Geh doch zu einer der anderen Schwimmlehrerinnen, du musst ja nicht zu der,” sagte der Vater. Die Kleine blieb . Die Eltern tobten weiter: “Ich lass mir doch von so einer nicht sagen, dass ich hier nicht zu sein habe”, rief der Vater. “Nicht mal entschuldigt hat sie sich!”, jammerte die Mutter. Das Mädchen weinte. Eine andere Mutter kam, bekam die Geschichte mit vom Haareziehen erzählt und diskutierte mit. “So eine Frechheit!”, hörte ich immer wieder.
Nach der Schwimmstunde, das Mädchen hatte die gesamte übrige Zeit schluchzend bei ihren Eltern am Rand gestanden, zog die Mutter ihrer Tochter einen Bademantel über, zog sie in Richtung Umkleide und sagte zu ihrem Mann: “Ich gehe mit der Kleinen schon mal vor, sie soll nicht mitkriegen wenn du dich beschwerst.” Der Vater schimpfte vor sich hin.
Bevor ich mit meinem Sohn rausging, überlegte ich noch einmal, ob ich nicht hingehen sollte. Sagen sollte, dass ich glaube, dass die Kleine lediglich ein wenig Wasser geschluckt und sich erschrocken hatte, dass die Schwimmlehrerin sie sofort auf den Arm genommen und getröstet, also meiner Meinung nach alles richtig gemacht hatte. Okay, dass sie vielleicht einfach “Entschuldigung” hätte sagen können. Aber dass ich das Gefühl habe, dass Ganze hier viel zu heiß gekocht wird.
Ich habe nichts gesagt. Ich habe nachgedacht, während mein Sohn sich anzog. Darüber, dass ich nächstes Mal vielleicht auch lieber gehe, um es meinem Kind und den Schwimmlehrern leichter zu machen, eine Beziehung aufzubauen. Darüber, dass es wohl dazu gehört, dass Kinder sich erschrecken, Schwierigkeiten haben, nicht alles sofort hinbekommen und dass man das als Eltern wohl einfach aushalten muss. Darüber, wie man mit Konflikten umgeht. Dass es doch viel besser gewesen wäre, wenn der Vater sich erst einmal in Ruhe die Version der Schwimmlehrerin angehört hätte. Und selbst wenn er ihr Verhalten als falsch empfunden hätte, wäre es nicht besser gewesen, seine Tochter an die Hand zu nehmen und mit ihr zusammen nach der Stunde zum Schwimmteam zu gehen, um die Sache zu klären? Und um gegebenfalls einfach um eine Entschuldigung zu bitten? So hätte die Tochter neben der Schwimm- auch noch eine Stunde in Konfliktlösung gehabt. Und ich? Hätte ich etwas sagen müssen? Hättet ihr etwas gesagt?
Bitte gern kommentieren!
Liebe Grüße,
Puuuh. Das ist ganz schön schwer. Ich glaube ich hätte auch gerne was gesagt aber mich auch vor der Situation gescheut. Wohlmöglich hätte es auch nichts geändert, denn der Vater schien ja ohnehin schon sehr aufgebracht.
Generell finde ich es auch besser, wenn die Eltern nicht anwesend sind. Kinder sind oft stärker und tapferer, wenn Mama und Papa nicht in der Nähe sind und manche Situationen meistern sie gut alleine.
Konflikte zu lösen gehört zum Leben und auch die kleinen müssen das lernen. In der Situation war es aber wohl besser, dass das Mädchen gegangen wurde. Ausfallende, aggressive Väter muss keiner erleben. Er hätte vielleicht eher ein Konflikttraining nötig 😉
Ach Mensch, am meisten tut mir da die Schwimmtrainerin leid …
Bei unserem Kurs sind die Eltern nicht dabei. Sie helfen den Kindern, sich umzuziehen und holen sie wieder zum Abtrocknen und Anziehen ab. Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht, aber nach Deiner Geschichte finde ich es wohl besser so.
Und ich hätte was gesagt! Ich sage meistens was. Ich finde Ungerechtigkeit schlimm. Aber oft hilft es sowieso nicht. Die Eltern in Deiner Geschichte waren so aufgebracht. Sie hätten Dich sicherlich auch angemotzt. Also wahrscheinlich besser so.
Kinder sind im Kindergarten auch ohne Eltern und auch dort müssen sie täglich Konflikte lösen und kriegen es auch ohne Eltern hin, was für die Kinder auch wichtig ist. Sie haben die Bestätigung, dass sie es auch alleine schaffen können.
Weiterhin viel Spaß beim Schwimmen! Und wenn Du nicht zuschauen musst, dann kannst Du ja raus und hast wieder Handyempfang 😉
Ich hätte etwas gesagt. Ganz klar. Wenn ich der Meinung gewesen wäre der Schwimmlehrerin geschieht Unrecht hätte ich mich eingemischt. Ich reagiere eh total empfindlich wenn Eltern sich auf die Seite ihrer Kinder werden ohne einmal kritisch nachzufragen – bei beiden Parteien!
Also ganz deutliches JA. Denn ganz nebenbei: Warum sollte die Lehrerin dem Mädchen “an den Haaren gezogen” haben?! Um sie vor dem Ertrinken zu retten. Warum sonst? Und warum in herrgottsnamen soll sie sich dafür entschuldigen?
Warum warst Du so gehemmt? Aus Angst vor dem cholerischen Vater und dessen Reaktion?
Ich sehe es genau so! Es wäre auch mir sehr unangenehm gewesen, mich mit dem cholerischen Vater auseinander zu setzen und sozusagen “in die Schusslinie” zu geraten, aber die Schwimmlehrerin hätte mir so leid getan, dass ich es trotzdem getan hätte. Vielleicht kannst du ja das nächste mal zur Lehrerin gehen und ihr erzählen, wie du die Geschichte wahrgenommen hast. Das würde sie mit Sicherheit freuen!
ich bin in solchen Sachen immer sehr verunsichert und oft stumm, meist fallen mir die richtigen Worte sowieso zu spät ein. Was ich vermutlich getan hätte: ich wäre nach der Schwimmstunde kurz zur Schwimmlehrerin gegangen und hätte ihr erzählt, was ich beobachtet habe, wie ich die Situation empfunden habe. So dass sie zumindest nicht denkt, dass jetzt jeder denkt, sie hätte das Kind an den Haaren gezogen wenn das gar nicht wahr war. Bloss ein Tropfen auf den heissen Stein, aber immerhin… Gegen aufgebrachte Eltern fehlen mir die Worte, oft weil da auch gar nicht zugehört wird und die Situation in deren Augen meist “klar” ist… hach, schwierig!
Ay ay ay! Also ich sehe das so wie Du mit Deinem Lösungsansatz,dass man das am Besten danach geklärt hätte.Generell fällt es mir auch schwer in solchen Konflikte einzuschreiten,weil ich immer denke,dass es eh nichts bringt,wenn der Konflikt schon so hochgekocht ist.Aber je nach der Situation kann man ja schichtend was zu sagen.Vielleicht um dem Konflikt einfach etwas zu entspannen.Deswegen bewundere ich alle,die mit Kindern arbeiten (meine Schwester ist Grundschullehrerin),weil die Arbeite auch echt nicht ohne ist.Gerade wenn Eltern schon in so kleinen Situationen so aufgepeitscht sind.Als Mama und auch als Nicht-Mama versuche ich immer Konflikte in Ruhe zu klären (bringt ja eh keinen weiter,wenn man rumbölkt) und habe eine gewisse Grundfreundlichkeit.Natürlich ist man auch manchmal angenervt.Aber brüllen ist nie eine Option.Das bekommt mein Sohn natürlich mit und wird es hoffentlich einfach übernehmen,wenn er selbst Konflikte lösen muss.Ich finde,dass Du nichts falsch gemacht hast.Ob man einschreitet oder nicht,entscheidet man ja aus der Situation und irgendetwas hat Dich ja dazu veranlasst nicht einzuschreiten.
Ich glaube, ich hätte auch etwas gesagt. Aber es ist natürlich anders, wenn man dann da selbst in der Situation ist. Vielleicht hätte ich auch geschwiegen, um das ganze nicht noch hochzukochen. Generell gehen mir solche Eltern auch auf den Geist. Klar gibt es auch inkompetente Trainer, Erzieher, Lehrer, was auch immer, aber viele Eltern ereifern sich unnötig und schlagen sich ohne nachzudenken auf die Seite der Kinder. Ich habe so einen kleinen Geschichtenerzähler zu Hause, da weiß ich mit ziemlicher Sicherheit, dass er in seiner Darstellung des Geschehenen maßlos übertreibt. Da gilt es eher, das Kind zu beruhigen und ihm die Sicherheit zu geben, dass es sich traut, weiter am Unterricht teilzunehmen. Ich gehe immer beim Turnen, Schwimmen etc. raus. Einmal, weil meine Kinder es lieben, auch mal selbständig etwas zu machen und dann auch letztendlich für mich. Ich genieße diese kleine Stunde Freizeit zum Nachdenken, Erholen, Kaffeetrinken, Unterhaltungen mit den anderen (netten) Eltern. Mich wundert hier schon, dass beide Elternteile anwesend sind. Die haben wohl sonst zu wenig zu tun;-)
Erst mal muss ich vorab schicken, dass ich selbst keine Kinder habe, aber deinen Blog echt liebe und ein bisschen das Gefühl habe mich gedanklich und unvermindlich auf viele Dinge vorzubereiten ohne so ätzende Ratgeber zu wälzen. Erfahrungsberichte sind so so so viel wertvoller. Eure Kinder scheinen ein tolles Leben zu haben. Da lass ich mich gerne für später inspirieren.
Zu deiner Geschichte denke ich nach meinem Empfinden, dass Kindern heute so wenig zugetraut wird und Eltern ständig bei allen Aktivitäten dabei sind. Aus meienr Kindheit in den 80ern bin ich das nicht gewohnt und finde es befremdlich, dass Eltern ständig am Rand stehen. Ich habe mein Seepferdchen, meinen Freischwimmer, mein Handballtraining, meine Reitstunden, meinen Gitarrenunterricht auch alleine, wie alle meine Freunde bewältigt. In einer Kleinstadt kam noch hinzu, dass ich ab der 3. Klasse fast überall alleine mit dem Rad hingefahren bin. Man kann ja immer groß tönen, wenn meine selber keine Kinder hat, aber ich habe damit viel selbstständigkeit gelernt und mich nicht immer hilfesuchend nach meinen Eltern umzusehen. Umso stolzer war ich dann, wenn sie bei großen Ereignissen (Schwimmprüfung, Handballspiel, Gitarrenkonzert) dabei waren. Natürlich gehört da auch vertrauen zu den Übungsleitern dazu, aber wenn es keinen Anlass zur Sorge gibt und man nicht vorab massenhaft Beschwerden hört, ist es für das Kind nur förderlich, wenn es auch mal alleine zurecht kommen muss. (Und 45 min Schwimmunterricht sind ja nun auch überschaubar, oder?) Ich frage mich immer, woher dieses überbordende kommt und denke, dass unsere Elterngeneration in manchen Denkmustern vll konservativer aber im großen und ganzen viel entspannter waren als wir.
Zu dem Punkt, ob man etwas hätte sagen sollen… Ohne die Situation genau beobachtet zu haben ist es natürlich schwierig dem Vater zu sagen er hätte Unrecht. Der Schwimmlehrerin da so eine Szene zu machen, nur weil das Kind ein Theater macht finde ich ziemlich unsouverän von den Eltern. Spricht auch wieder für eine ziemliche Verunsicherung von denen. Darum hätte ich den Vater schon drauf hingewiesen, dass es vll auch in nem anderen Ton geht. Aber da muss man auch abwägen, ob der Herr nun in der Situation angefressen war oder generell nicht diskussions- und kritikfähig ist. Dann hätte ich es auch gelassen und wäre am Ende zur Schwimmlehrerin gegangen und ihr mein Verständniss ausgesprochen. Ich glaube diese Berufe bzw. Tätigkeiten werden nicht so oft gewertschätzt und wenn dann noch so hysterische Eltern einem das Leben schwer machen wird es immer schwieriger tolle Leute für solche Aufgaben zu gewinnen.
Hallo,
Ich bin Logopäden u hab ne ganze Weile nur mit Kindern gearbeitet und so auch schon viele, viele Eltern kennengelernt. Meine Erfahrung ist, dass es nicht viel bringt, sich mit solchen Eltern “anzulegen”, diese Situationen eskalieren dann nur mehr u mehr- und das ist schrecklich für das Kind, dass ja dabei war u alles mitbekommt. Wie soll es mit soviel Konflikten umgehen? Ich finde, man kann – und muss sogar- seinem Kind durchaus zumuten, solch einen Konflikt allein zu lösen. Den Konflikt zwischen sich u der Situation. Daraus lernen Kinder doch, selbst mit schwierigen Momenten klar zu kommen und das stärkt sie. Dieses arme kleine Ding aber lässt sich sofort mit all seinem Leid in die Arme der Eltern fallen- was ja wieder ok wäre, wenn diese es dann wenigstens unterstützen, den Konflikt zu lösen- u nicht selbst noch etwas viel größeres draus machen. Ich kann mir vorstellen, dass das immer lautere Schreien des Mädchens auch die Hilflosigkeit darüber widerspiegelt, was da ins Rollen gekommen ist- ohne auch nur ein bisschen Halt von den Eltern zu erfahren in dem Moment. Lange Rede, kurzer Sinn : sich aus der Situation raushalten und nur wenn man spürt, das Kind schafft es in diesem Moment nicht allein, es bestärken, jetzt stark zu sein.
Wenn ich in solchen Situationen bin- man erlebt sowas leider auch öfter i d Kita / Grundschule zwischen Eltern u Erziehern / Lehrern , gehe ich meist in einer ruhigen Minute zu den Betreuern, und sage ihnen wie ungemessem ich das Verhalten der “Angreifer ” gerade fand, wie ich die Situation empfunden habe, damit sie nicht mit so einem blöden Gefühl zurück bleiben ( so etwas ertrage ich irgendwie nicht) – damit habe ich sehr gute Erfahrunfen gemacht. Die Situation bleibt nicht so einseitig im Raum stehen- und manchmal muss man die Menschen, die sich in ihren Berufen so um Kinder mühen, auch mal vor uns Eltern schützen ?.
Liebe Claudia,
solche Situationen kenne ich auch sehr gut und ich bin meist auch sprachlos und weiß nicht, in wie weit man sich da einmischen kann/darf/soll. Ich glaube meistens bringt es nichts sich einzumischen.
Während ich deinen Text gelesen habe, hatte ich Mitleid mit der Schwimmlehrerin. Ich hätte sie vielleicht hinterher angesprochen und ihr gesagt, was ich beobachtet habe und es gut fand, wie sie das Mädchen getröstet hat.
Den Vater hätte man hinterher auch nochmal ansprechen und sagen können, dass man es nicht gut findet, wie er reagiert hat. Das ist aber immer echt dünnes Eis.
Ich selbst bin oft auch zu scheu und traue mich nicht etwas zu sagen, versuche aber das zu ändern und dann eher konkret die Leute anzusprechen und sie dadurch zu ermutigen, bzw. ihnen ein Feedback zu geben.
Also ehrlich gesagt finde ich dieses “Eltern Bashing” zur Zeit total daneben
Ich lese daraus das da Eltern sind die sich interessieren . Eltern die für ihr Kind da sind .Ich finde es richtig das die Eltern sich nicht haben “verjagen” lassen. Ihnen ist es wichtig dabei zu sein und sie haben zu ihrer Tochter gehalten und ihr bedingungslos geglaubt. Ob die Situation wirklich so wahr oder sich für das Mädchen nur so angefühlt hat ist in dem Moment nicht wichtig . Das Mädchen hat vielleicht gelernt das sie ernst genommen wird! Das finde ich toll wo sonst immer nur dem Erwachsenen Wort glaube geschenkt wird. Der Ton und die Wortwahl waren natürlich unterste Schublade und das Unbehagen der Lehrerin kann ich mir vorstellen. Ein klares Gespräch unter den Erwachsenen im Beisein des Mädchen hätte ihr gezeigt sie wird ernst genommen und so löst man die Situation. Sie war vielleicht auch erschrocken über den ” Papa Sturm” den sie da ausgelöst hat und konnte nichtmehr aus der Situation ohne ihr Gesicht zu verlieren. Das ein Kind besser für sich selbst einsteht ohne die Eltern halte ich nur zum Teil richtig . In erster Linie hat ein Kind in dem Alter ja gegen einen fremden Erwachsenen ,wie den Lehrer ,keine Chance und wählt den kooperativen Weg. Das ist kein Beweis für Beziehung oder gar vertrauen!
Einmischen würde ich mich wohl nur wenn ich die Situation voll mitbekommen und produktiv was beisteuern könnte . Mit ” ich glaube ” das ” vielleicht ” gießt man nur Öl in ein Feuer was eh schon lichterloh brennt!
Das Problem ist aber doch, dass das Mädchen sich ja schon fast wieder beruhigt hatte. Ohne die Eltern wäre es viel schneller weitergegangen mit dem Schwimmunterricht. Eltern, die sich interessieren, können ja nachher fragen, wie’s war usw., dazu muss man nicht helikoptermässig über dem Geschehen kreisen, und sofort auf “feindliche” Truppen zielen. Und es geht nicht immer um “für” oder “gegen” — die Schwimmlehrerin macht da ihre Arbeit, wieso muss man da “gegen sie” eine Chance haben?
Ja, und Kinder müssen gelegentlich auch mal mit Leuten fertig werden, deren Kompetenz etwas eingeschränkt ist — haben wir alle perfekte Chefs, die uns ständig anfeuern und auf die Schultern klopfen? Ich zumindest nicht, und ich habe mir da als Kind schon eine kleine Elefantenhaut zugelegt…
Aber die Zeiten ändern sich. Mich verwundert es z.B. stark, wie viele unserer (zukünftigen) Studenten am Tag der offenen Tür mit ihren Eltern aufkreuzen. Das hätte ich mir Mitte der 1990e, als ich mit dem Studium anfing, nicht träumen lassen. Da sind dann Eltern, die im Beisein ihrer Kinder das Gespräch mit den Dozenten führen, und man ist fast geneigt zu sagen, dass wir aber keine Elternabende abhalten, wenn’s mal soweit ist… Ist sicher alles eine Frage der Balance, des für und wider, klar…
Ob der Unterricht weiter gegangen wäre ist Mutmaßung auch ob das Mädchen tatsächlich schon weniger am weinen war ist nicht sicher…. Anyway
Vielleicht hättest du dir als Kind auch mehr Unterstützung gewünscht . Es ist oft das was man selbst in der Kindheit vermisst hat was einen im Erwachsenen alter triggert .
Deine Aussage ” Helikopter ” Eltern ist genau das was ich mit Eltern bashing meinte. Mehr Verständnis untereinander würde ich mir wünschen .
Ich kann jedenfalls beide Seiten verstehen
Doch, die haben mich sehr unterstützt und tun das immer noch, aber da sie beide voll berufstätig waren, kamen solche Einsätze am Beckenrand eben nicht in Frage. (Immer schön vorsichtig mit Mutmaßungen über das Leben anderer…) Es gibt ja viele Arten, ein Kind zu unterstützen und die lauteste, leidenschaftlichste ist nicht immer die beste/engagierteste/liebevollste. Zuhören, Dinge ruhig besprechen und auch mal mit Humor nehmen sind auch wichtige Möglichkeiten, auch still in den Arm nehmen, damit sich jemand erstmal beruhigen kann. Mir tut die Schwimmlehrerin leid und ich hoffe, sie hat genug Routine und Erfahrung, den Eltern ruhig zu erklären, wie sie die Sache empfunden hat. Ein Verständnis für beide Seiten spricht übrigens nicht unbedingt aus Deinem ersten Post…
Hallo Claudia, ich glaube ich hätte auch was gesagt oder wäre vielleicht zur Schwimmlehrerin gegangen…
Aber aus der Ferne sagt sich das leicht!
Gibt es nicht irgendwie die Möglichkeit, dass der Papa deinen Blogpost zu lesen bekommt??
Liebe Grüße,
Anja
Uff… Also es ist ja häufig so das Eltern ihre Kinder gleich in Schutz nehmen u sich die ganze Geschichte gar nicht anhören. Finde auch da kann man trotzdem sachlich bleiben. Vlt hat die Lehrerin sie aus versehen an den Haaren gezogen als sie sie aus den Wasser holte. Aber das kann passieren. Ich weiss nicht ob es was bringt sich in solchen Situationen einzumischen wenn die sich so in rage meckern. Ich versuche meine Kinder zu ermutigen Dinge anzusprechen bzw Konflikte zu lösen. Aber wenn es nichts ändert spreche ich es auch an u höre mir beide seiten an. Lg
Hallo Claudia, ich denke mal ich hätte etwas gesagt, weil es mir schwer fällt mich in so einer Situation zurück zu halten, was mich dann wiederum oft sehr ärgert. Ich kann dich aber auch verstehen und man sollte sich ja auch nicht ungefragt einmischen. Vielleicht solltest du die Lehrerin fragen ob alles gut ausgegangen ist und wenn es so ist, brauchst du dich auch nicht weiter mit einem schlechten Gewissen plagen. Du hast auf jeden Fall nicht verkehrt gehandelt 😉
LG Mona
Ich glaube bei jedem weiteren Kind wird man gelassener. Aus Sicht der Einzelkind Mutter kann ich den Vater auch ein wenig verstehen, muss ich zu meiner Schande gestehen. Unsere Kinder sind uns doch das Allerheiligste, und da haben wir es schon: HEILIG. Kaum zu glauben, dass sich unsere Engel solch eine Geschichte ausdenken. Nach 4 Kindern weiß ich: das tun sie. In Perfektion.
Eingemischt hätte ich mich nicht. Nicht offensiv, denn, den “Austausch” mit dem Vater hättest voll knicken können. Da ich mich dann zu schnell zu sehr auf solch ein Niveau herablasse, wäre ich kein gutes Beispiel für mein Kind gewesen 😉 Allerdings hätte ich mir die Mutter allein “gegriffen” und ihr meine Sicht geschildert. Sie schien die „schwächere“, beeinflussbarere zu sein, die aber durch meine/deine Sichtweise nachgedacht hätte, und ihren Kerl zurück pfeifen könnte.
Das „los lassen“ habe ich bei Kind 1 auch schmerzlich lernen müssen. Aber es stärkt sie ungemein, nicht ständig den Mutterschutz zu haben. Ich bin in solchen Situationen zwar ein Nervliches Frack (was ich mir naaaaaaaaaatürlich nicht anmerken lasse), denn nichts ist schlimmer als die Phantasie, aber auch mir tut es gut. Ich kann meine Kinder ja auch nicht bis 18 an die Hand nehmen. 😉
Wie schaut´s bei dir aus, sprichst du sie noch drauf an? Vllt haben sie es ja sogar gelesen, wäre das einfachste ^^
Ganz liebe Grüße
Hallo du Liebe,
habe mir ganz fest vorgenommen, sie noch einmal darauf anzusprechen und ihr zu sagen, dass ich finde dass sie einen tollen Job macht.
Danke für eurer fleißiges Kommentieren!
Alles Liebe!
Hallo Claudi,
Kinder habe ich keine, aber nach 16 Jahren Trainerin im Kinderhandball (Ende Kindergarten – Anfang Grundschule) weiß ich, dass es mit den Eltern ganz unterschiedlich ist.
Es gibt Eltern, bei denen es ok ist, wenn sie da bleiben, die mal helfen (z.B. Geräte tragen) und mit denen man sich auch mal unterhält.
Und dann gibt es Eltern, die man sich wegwünscht, die nur an ihr Kind und nicht an die Mannschaft denken und denen man es nicht recht machen kann.
Es gibt Kindern, denen geht es wo vorbei, ob die Eltern da sind oder nicht – die machen mit.
Und es gibt Kinder, die eben nicht mitmachen, wenn die Eltern da sind Und als Trainerin weißt du genau, dass es anders wäre, wenn die Eltern nicht da wären, dass das Kind dann super mitmachen würde. Und irgendwann wird das Kind abgemeldet, weil die Trainerin es nicht geschafft hat, es für de Sportart zu begeistern. Mit diesen und anderen Aussagen muss man in diesem Job umgehen können. Wenn die Schwimmkursleiterin schon etwas länger dabei ist, wird sie genau den Unterschied zwischen dir und den Eltern des Mädchens kennen. Es wird wohl immer beide Sorten in den Gruppen geben. Mach dir also keinen Kopf, sie kann es bestimmt richtig einordnen.
Liebe Grüße,
Katharina
Ich wäre nie auf die idee gekommen, beum schwimmkurs meines sohnes dabei zu bleiben. Das war auch gar nicht vorgesehen. Auch bei den schikursen beider kinder hieß es im vorfeld schon, dass die eltern nicht dabei sein können. Macht auch total sinn, finde ich. Bei den ersten schiversuchen meiner tochter mit opa war ich dabei. Sie hat nicht mal versucht, alleune die schibindung zu öffnen, aufzustehen… Immer nur weinerlich und nach mama gerufen. Nach 3 tagen schikurs konnte sie das alles, in bogen einen flachen hang runter und mit dem lift wieder rauffahren. Und die kurse haben den kindern auch immer spaß gemacht, auch wenn sie vor dem 1. Tag allein dort ein bisschen angst hatten.
Uiuiui. Aaaalso, eigentlich ist inzwischen alles schon gesagt. Ich hatte nur gerade einen ganz banalen Gedanken. Vielleicht war der Kleinen das nett gemeinte “über-die Haare-Streicheln” der Schwimmtrainerin bei ihren nassen Haaren einfach unangenehm und hat sich wie an-den-Haaren-ziehen angefühlt.
Und dann ist es bei Kindern ja oft so – auch wenn sie sich eigentlich schon fast beruhigt haben, kommt ihnen ihr ganzes “Leid” wieder in den Sinn, sobald sie ihre Eltern sehen oder die sich nähern.
Insofern hätte es hier sensible Eltern gebraucht ,die erst mal nachfragen, ob es denn nicht sein könnte, dass die Trainerin der Kleinen nicht unabsichtlich “an den Haaren gezogen” haben könnte und ob das Kind die Schwimmlehrerin denn nicht eigentlich ganz nett fände. Eltern, die nicht gleich so aufgebracht reagiert hätten (also mal ehrlich, wieso sollte eine Schwimmlehrerin ein Kind absichtlich an den Haaren ziehen?? Bitte??), hätten die Situation schnell klären können.
Mir geht es ehrlich gesagt wie vielen hier – ich kann es auch schwer aushalten, wenn Erzieherinnen/Lehrerinnen/Trainern etc. Unrecht getan wird, nur wenn sich Eltern vorschnell eine Meinung bilden. Insofern hätte ich wahrscheinlich versucht, den Vater zu beruhigen. Oft habe ich mich aber auch danach über mich selbst geärgert, wenn ich mich in solchen Situationen eingemischt habe.
Ich finde die oben genannte Idee toll, die Schwimmlehrerin noch mal anzusprechen! Ich habe bei doofen Elternreaktionen während eines Elternabends den Lehrer mal am Tag danach angesprochen, um ihm zu signalisieren, dass ich die Sicht einiger anderen Eltern nicht teile. Das fand ich in dem Moment auch angenehmer, als die Stimmung in der Situation selbst noch weiter hochzukochen…
Schwieriges Thema generell, finde ich – Helikoptereltern und so weiter. Ich ertappe mich schon auch dabei, dass ich “über meinen Kids kreise” und finde auch, dass das in Maßen nichts Schlechtes ist. Auch den Kindern, was weiter oben schon genannt wurde, das Gefühl zu vermitteln, bedingungslos hinter ihnen zu stehen, finde ich sehr sehr wichtig. Aber gleichzeitig denke ich eben auch, dass es auch unsere Aufgabe als Eltern ist, nachzufragen und zu hinterfragen, ob ein Gegenüber der Kinder ein bestimmtes Verhalten vielleicht auch anders gemeint haben könnte, als vom Kind empfunden, siehe eben das vermeintliche “an-den-Haaren-Ziehen”.
Liebe liebe Grüße und einen schönen Tag noch!!
Katharina
Ich hab mir fest vorgenommen, der Schwimmlehrerin noch einmal zu sagen, dass ich das anders gesehen habe, als die Eltern. Ich danke dir!
Ganz liebe Grüße
Hallo,
ich finde die Situation auch schwer von außen zu beurteilen und ich bin natürlich auch nicht frei, dass ich bewerte und urteile. Und mich auf die eine oder andere Seite schlage, je nachdem, wen ich besser verstehe.
Mein Vorschlag wäre daher, die Situation objektiv versuchen zu beschreiben und dabei hoffentlich de-eskalierend zu wirken.
Also z.B. zu der Schwimmlehrerin: Ich sehe, dass Sie gerade das Kind aus dem Wasser geholt und es getröstet haben.
Und zu dem Vater: Ich sehe, dass Sie sehr aufgeregt sind, weil Ihre Tochter gerade weint und sagt, dass sie an den Haaren gezogen wurde.
Und dann beschreiben, was ich gesehen habe: Das habe ich so nicht gesehen. Ich habe gesehen, dass Ihre Tochter Wasser geschluckt hat und sich dadurch vielleicht erschrocken hat (wenn man das wirklich so beobachtet hat).
Zum Abschluß würde ich vielleicht noch fragen, was sich beide Beteiligten jetzt von dem anderen an Verständnis wünschen (wenn das in der aufgeheizten Atmosphäre möglich ist) :-). Das wäre vermutlich nicht in einer “großen” Runde mit allen anderen Eltern möglich, sondern eher nach dem Unterricht in einer kleineren Runde.
Es ist ein bisschen ein “theoretischer” Ansatz, aber vielleicht auch einen Versuch wert? LG
Wor, das ist ja “Konflikte lösen” für Fortgeschrittene. Erinnert mich an mein Pädagogikstudium vor Urzeiten.
Danke fürs dran erinnern.
Liebe Grüße!
Hallo, ich finde es auch schwierig, von “außen” die Situation einzuschätzen und ich muss gestehen, ich würde dabei auch immer “bewerten” und mich dabei auf die “eine” oder “andere” Seite schlagen. Je nachdem, was ich für mich als nachvollziehbar und richtig finde, auch wenn die Situation vielleicht gar nicht so wahr.
Mein Vorschlag wäre, für beide Parteien die Situation objektiv zu beschreiben (und dabei hoffentlich “deeskalierend zu wirken): Ich sehe, dass Sie (die Schwimmlehrerin) gerade das Kind aus dem wasser geholt und getröstet haben. Und zu dem Vater: ich sehe, dass Sie aufgeregt und wütend sind, weil ihre Tochter weint…. usw. Und dann schauen, ob das Gesagte für den Betreffenden stimmt oder ob er noch etwas hinzufügen möchte. Am Ende würde ich vielleicht noch fragen, was beide sich jetzt an Verständnis von dem anderen wünschen.
LG und viel Erfolg beim nächsten Schwimmkurs.