Ich habe mal, da war ich noch Referendarin, zu Weihnachten mit einer Klasse ein englisches Theaterstück eingeübt. Es war ein ungewöhnliches Stück, lustig, etwas rebellisch, mit einem weichen Kern. Es passte perfekt zu der Klasse, die war dem Stück nämlich ziemlich ähnlich. Die Klasse hatte einen anstrengenden Ruf, kein Lehrer hatte so wirklich Lust morgens hinein zu gehen. Ich war auch schwer frustriert – bis ich “Mortimer” mit ihnen einstudierte. Es war nicht leicht, ich wollte ein paar Mal alles hinschmeißen. Aber irgendwann saß es, wir hatten uns zusammengerauft. Wir gemeinsam – ich hatte Dauer-Gänsehaut. Meine damalige Rektorin, raspelkurzes Haar und niemals ein Lächeln auf den Lippen, meinte hinterher: “Als Weihnachtsstück war das jetzt aber wenig besinnlich…”
Ich ärger mich bis heute darüber. Ich glaube kaum, dass ich die Klasse mit ein paar goldbehängten Engeln hätte begeistern können. Zumal viele in der Klasse das Weihnachtsfest gar nicht feierten. Und doch hat mir diese Geschichte beigebracht, dass Besinnlichkeit kein Stück mit knallroten Weihnachtsmannmützen, pummeligen Engeln oder perfekten, rotkarierten Tannenbaumherzen zu tun hat. Sondern mit Gemeinschaft. Mit Lachen und Lustigsein. Mit einander helfen und zuhören.
Wenn das die Basis ist, macht auch ein Streit nichts aus. Oder eine entfernte Verwandte, die einen schon wenn sie hustet verrückt macht. Kann man nämlich drüber lächeln. Auch der Staub auf dem Weihnachtsstern wird dann unwichtig. Mich beruhigt das total. Es passt perfekt zu meiner Idee von Meinachten. Immer so, wie es passt.
Als ich meine Jungs also letztens nach dem Sport fragte, was sie essen wollten – nachmittags um halb fünf, ich wollte Kerzen anzünden und Weihnachtsmusik hören, stand wieder kurz vor der Schwelle zur Besinnlichkeitsfalle – da riefen sie “Pommes”. Zuerst stöhnte ich laut. Dann rief ich: “Okay!”
Sie staunten. Sie jauchzten. Wir rührten schnell einen Teig an, rollten ihn aus und schnitten ihn mit einem scharfen Messer in, na klar, Plätzchen Pommes. Nach dem Backen kam noch Mayo drauf, oder Ketchup, je nachdem. Und die ganze Zeit war es schwer besinnlich. Und lustig. Und laut. Die Jungs finden die Kekse so cool, sie wollen allen ihren Freunden ein paar davon zu Weihnachten schenken.
Habt ihr vielleicht auch Lust auf Weihnachts-Pommes?
Pommes Plätzchen (für etwa 50)
200 Gramm Butter
200 Gramm Mehl
100 Gramm gemahlene Haselnüsse
80 Gramm Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
1 Ei
1 Prise Salz
2 Esslöffel Milch
abgeriebene Schale von einer Bio-Zitrone
100 Gramm weiße Kuvertüre
2 Esslöffel Puderzucker
1 Esslöffel Zitronensaft
etwas rote Lebensmittelfarbe
ein paar grüne Zuckerperlen
Die Butter mit Mehl, Zucker, Milch, Vanillezucker, Ei, Haselnüssen, Salz und Zitronenschale verrühren. Teig für etwa zwanzig Minuten in den Kühlschrank legen. Backofen auf 180 Grad vorheizen. Teig auf einem bemehlten Brett ausrollen und mit einem großen, scharfen in sehr schmale Streifen schneiden, einige länger, einige kürzer. Im Backofen etwa zehn Minuten backen. Zum Schluss vor dem Ofen wachen – sie werden blitzschnell zu dunkel.
Für den Ketchup Puderzucker mit Zitronensaft und Speisefarbe verrühren. Die abgekühlten Pommes eindippen, eventuell mit grünen Zuckerperlen bestreuen (Kräuter!) und im Kühlschrank aushärten lassen.
Für die Mayo die Schokolade im Wasserbad schmelzen lassen. Pommes Plätzchen eindippen und ebenfalls trocknen lassen.
PS. Noch mehr Geschichten wie diese, plus ganz viele leckere Familienrezepte, findet ihr in meinem Kochbuch: “Barfuß in der Küche.” Wer noch eins haben will, sollte schnell bestellen. Wir haben die erste Auflage nämlich fast verkauft – waaaaah! Und die zweite kann erst im neuen Jahr gedruckt werden. Unfassbar. Unfassbar toll! Danke an alle, bei denen es bereits im Regal steht.
PPS. In meinem Buch findet ihr auch mein absolutes Plätzchen-Lieblingsrezept.
Alles Liebe,
Liebe Claudia,
eine coole Idee, die Plätzchenpommes! 🙂 Die werde ich doch glatt zum Geburtstag meines Vorschulkindes am Wochenende ausprobieren.
Dein Kochbuch habe ich übrigens auch Ende Oktober schon geordert und wollte auf diesem Weg noch loswerden, dass es wirklich toll geworden ist! Stimmiges Layout, schöne Geschichten und tolle Inspirationen für die Familienküche – lecker!
Viele Grüße aus Thüringen,
Jana
Super Rezept! 🙂 Auf den ersten Blick hab ich gedacht, es wären Streichhölzer – was ja auch irgendwie zu Weihnachten passt… Danke für die süße Idee und liebe Grüße!
Super tolle Idee. Danke.
Was für eine coole Idee und so praktisch für das Jungstrio hier. Wird am Wochenende nachgemacht 🙂
Und danke für den Satz über nervige Verwandte – das wird mein Mantra für das Fest bei den Schwiegereltern… 😉
Tolle Idee! Pommes Plätzchen werden auch meine Jungs lieben, die muss ich nachmachen.
Dein Buch habe ich mir zum Geburtstag schenken lassen und ich finde es so toll! Einfach so liebevoll und persönlich und es vermittelt einfach nicht nur die tollen Rezepte, sondern auch die Liebe und Geborgenheit und einfach Familienleben wie man es sich wünscht und wie sich hoffentlich auch meine Söhne später an ihre Kindheit erinnern werden. Danke dafür!
Hallo, ich habe Dein/Euer Buch zu Weihnachten von unserem Chef geschenkt bekommen und ich liebe es! Deine Geschichten zu den Rezepten sind so schön und vieles lädt zum Nachmachen ein – es ist sehr gelungen! Ich kann es nur empfehlen. LG Kerstin
Wie schön! Das freut mich sehr!