Es ist schon eine Weile her, dass ich die Idee zu diesem Post hatte. Dann habe ich ihn vergessen, er rutschte weiter nach unten in meinen Headlines bei WordPress und irgendwie kam ich darüber hinweg. Am Wochenende, als ich mal wieder Fotos für unser Jahrbuch (und für das vom letzten Jahr sortierte), stolperte ich über die Bilder. Und dann war die Idee wieder da. Jetzt, kurz vor Weihnachten, aktueller als je zuvor. Und Nackedei-Kinderfüße schauen wir uns auch bei eisig knisternder Wiese draußen gern an, oder….?
Jedes Kind kommt wohl irgendwann Idee, einen Laden zu eröffnen, Dinge zu verkaufen, eigenes Geld zu verdienen. Meine auch, genau gesagt, an einem Nachmittag im September. Der Große hatte eine Freundin da und irgendwann kamen sie von draußen herein gerannt und verkündeten: “Wir machen einen Laden auf. Oben, am Deich. Bitte Mama, dürfen wir.”
Sie schnappten sich den Apfelpflücker und ein paar Körbe und waren eine gute Stunde damit beschäftigt, sie vollzupflücken. Sie schleppten Kisten und Stühle herbei und gemeinsam sortierten wir die Äpfel und verpackten sie in Papiertüten. Sie malten Etiketten und ein Schild für den Stand und hatten die ganze Zeit rote Wangen vor lauter Aufregung. Eine kleine Kasse in einem Marmeladenglas und ein paar Centstücken Wechselgeld machten wir auch noch fertig. Ich ging mit ihnen hoch an die Straße, wo zwar nicht viel Verkehr ist, aber manchmal Ausflügler blitzschnell um die Ecke sausen. Wir bauten den Stand auf und dann setzten sie sich daneben und warteten.
Es dauerte nicht lange und eine ältere Dame mit ihrem Sohn in einem knallroten Cabrio hielt und kaufte gleich drei Beutel Äpfel. Die kleine Verkaufsgesellschaft tanzte hinterher vor Freude auf der Straße und klimperte übermütig mit der gefüllten Marmeladenglaskasse.
Die Kleinen hatten nach einer Weile keine Lust, aber die Großen hielten den ganzen Nachmittag durch und zählten abends glücklich ihren Lohn. Wir überlegten, was man dafür kaufen kann und sie stellten fest, dass es riesigen Spaß gemacht hatte, dort oben zu stehen, aber auch, dass sie dort noch viele, viele weitere Nachmittage verbringen müssten, damit das Geld für den seit langem bewunderten Holzkran im Stamm-Spielzeugladen reicht.
Sie haben seither noch ein paar Mal einen Verkaufsstand gehabt, ein paar Mal mit Äpfeln, ein paar Mal mit Obst aus Opas Gewächshaus. Als letztes, da war es schon ziemlich kalt, einen Stand mit selbstgemachter Limonade. An diesem eiskalten Nachmittag, als sie erst mit dem Pressen fertig waren, als es draußen schon beinahe dunkel war, nahmen sie nicht einen Cent ein. Aber sie stießen nach einer Weile und vollkommen durchgefroren an und tranken die Limonade selbst. Und waren kein bisschen unglücklich.
Leute aus dem Dorf sprache mich auf den Stand der Kinder an und erzählten, dass es sie immer ganz glücklich machen würde, den Stand zu sehen und etwas zu kaufen.
Einmal sollte es besonders schnell gehen und sie packten eilig Tüten – ein paar mit überreifen Tomaten und einer gelben, bereits weichen Gurke. Zum Glück bekam ich es mit und hielt sie zurück und wir sprachen darüber, welche Waren man seinen Kunden anbieten kann und sollte und welche lieber nicht. Und welche Art von Gemüse man selbst kaufen würde. Ich erklärte ihnen, dass die Kunden ihnen inzwischen vertrauen würden und dass sie dieses Vertrauen nicht zerstören durften. Sie kamen selbst auf die Idee, dass jemand der faule Tomaten in seiner Papiertüte findet, bestimmt nicht wieder etwas kaufen würde.
Meine Jungs haben noch reichlich Geschäftsideen, als nächstes soll ein Keksstand her, und auch dabei hoffen sie auf das ganz große Geld (und den Holzkran). Irgendwie war aber auch gleich klar, dass ein kleiner Teil der Einnahmen an Kinder gehen soll, denen es nicht so gut geht. Was für eine wunderbar weihnachtliche Idee! Und ich bin mal wieder baff und schwer begeistert, wie gut Kinder Dinge lernen, wenn man sie machen lässt und sie höchstens ein wenig bei ihren Ideen unterstützt. Besser als der hölzerne Verkaufsstand oben am Deich hätte ihnen wohl niemand die Sache mit dem Geld erklären können.
Und bei euch, haben eure Kinder auch schon mal etwas verkauft? Ich bin total gespannt, was ihr für Erfahrungen gemacht habt.
Alles Liebe,
Hey, das ist ja wirklich klasse und ich finde es schön, wenn Kinder so “spielend” rangeführt werden und hinterher waren sie sicherlich sehr stolz!
Liebe Grüße an dich!
Liebe Claudia,
die Lütte hat diesen Sommer bei Oma und Opa auf Helgoland das erste Mal allein “verkauft”. Sie hatte vorher Muschelketten gebastelt und ich habe ihr währenddessen erzählt, dass ich früher immer oben an der Schulhofswiese Muscheln verkauft habe und dass sie das nächstes Jahr auch mal machen könnte. Hätte mir denken können, nein denken müssen, dass sie sofort los will, oder?
Jedenfalls saß sie kurz darauf ganz allein auf der Mauer und hat ihre gesammelten Schätze an Touristen verkauft. Nach ner halben Stunde habe ich sie dann zurückgeholt. Ich musste sie zwingen. Sie wollte noch mehr verkaufen. Und verdienen. Und als ihr anderer Opa das ganze Kleingeld gegen einen Schein tauschen wollte, meinte sie: “nein, ein Schein ist doch viel weniger als die ganzen Geldstücke” Ich hab’s ihr erklärt … aber es kam nicht richtig an bzw ihr war es egal. Viele kleine Stücke sind mehr als ein großes. Das ist für sie so. Auch bei Naschies. Jetzt über Weihnachten will sie wieder verkaufen. Und kann kaum einsehen, dass sich das im Winter nicht “lohnt”. Da kommt halt niemand vorbei. Und wenn doch, dann erzählt derjenige gleich auf der ganzen Insel, dass wir unser Kind für ein paar Kröten draußen erfrieren lassen 🙂
Ich glaube, die Sache mit dem Geld braucht bei uns noch etwas Zeit …
Liebe Grüße schickt dir Dorthe
Liebe Claudia,
Es wärmt mir das Herz,wenn Kinder solch eine Freude an den Dingen haben, die nichts mit ” Medien”. zu tun haben.
Mein großer Sohn hat im Sommer Kirschen verkauft am Straßenrand aus unserem Garten.
Ein großes Schild gemalt sich meine Waage geschnappt und los ging’s.
Er den ganzen Nachmittag dort gesessen und war so stolz und glücklich….es hat mir so eine Freude gemacht .
Am Ende hatte er alle Kirschen verkauft (die Nachbarn waren fleißig ) und das immer wieder gezählt und am Ende gespart….für den großen Wunsch!
Ich denke das gehört auch zur Kindheit dazu.
Meine kleiner Sohn hat jetzt im Winter angefangen Sterne aus Brotpapier zu basteln…so schön
Und verschenkt sie an unsere große Familie und bekommt dafür eine kleine Spende.
Ich freue mich immer wieder über Deine tollen Blogs die du schreibst und lese fleißig!!
Toll sind auch immer die Tipps….denn wir wohnen ganz in der nähe (Geesthacht)
Danke……
Was für ein schöner Kommentar, er wärmt mein Herz ; )
Ein Kirschenstand wär auch was – leider werden unsere immer alle von den Vögeln gefressen (in einer Nacht!)
Ganz liebe Grüße einmal die Elbe runter,
Claudi
Hallo Claudia!
Meine Tochter möchte auch immer gerne etwas an der Straße verkaufen. Bilder, Steine etc. aber Ich kann sie einfach nicht lassen. Ich habe da irgend eine komische riesig große Hemmung.
Ich konnte schon selbst als Kind meine Freundin nicht dabei begleiten, wenn sie unsere gesammelten Haselnüsse oder geknüpften Armbänder verkaufen wollte. Damals wie heute denke ich, dass es eine Zumutung für die Vorbeigehenden ist, da sie sich sicher verpflichtet fühlen etwas zu kaufen, obwohl sie damit rein gar nichts anfangen können. Gleichzeitig erwärmt es mir aber tatsächlich das Herz, bei anderen Kinderständen etwas zu kaufen… verrückt!
Vielleicht überwinde ich diese Hemmung ja mal irgendwann und kann sie machen lassen, denn du hast sicher recht, dass man niemals einen besseren Bezug zum Wert des Geldes bekommt, als wenn man lange selbst dafür gearbeitet hat!
Viele Grüße Christina
Die Geschichte ist soooooo süß und du kannst mächtig stolz auf sie sein 🙂 Vor allem der Punkt, dass sie ein Teil der Einnahmen spenden wollen, finde ich einfach nur zuckersüß und toll 🙂 Ach die lieben süßen Kinder 🙂
Eine tolle Sache. Kinder sollten so früh wie möglich den Umfang mit Geld erlernen und dies ist eine ganz tolle Idee.