Okay, mein Mann lässt diesen Post am besten aus (wobei er sich keine Sorgen machen muss). Aber denkt ihr nicht auch manchmal an die Typen, die euch vor Jahren – vor Jahrzehnten – den Kopf verdreht haben? Was der Crush wohl macht, mit dem es immer so kribbelig war – aber stets der falsche Zeitpunkt? Was aus der Affäre wurde, die im Nachhinein furchtbar toxisch war? Manchmal würde ich zu gern wissen, wie es wäre, diese Ex-Lover heute wiederzutreffen: Immer noch aufregend? Oder eher abturnend – “Waaaas – den Kerl fand ich mal ernsthaft scharf…?!”

Ich muss dazu sagen, dass ich die schlechteste Facebookerin der Welt bin – und schon immer war. Ich bin also nie ernsthaft in Verlegenheit gekommen, die Typen von früher in sozialen Netzwerken zu stalken. Ich habe nicht meiner Mittelstufen-Liebe hinterhergeschnüffelt, nicht dem Arbeitskollegen, der leider liiert war und auch nicht dem One-Night-Stand, den ich gern häufiger als eine Nacht gedatet hätte.

Aber manchmal wäre ich doch neugierig zu erfahren: Was ist aus den Kerlen von damals geworden?

Gäbe es immer noch diesen Funken – oder wäre ich enttäuscht? Überdauern Gefühl, große Gefühle, die es in Liebesdingen ja meist sind – die Zeit? Oder wäre es nur ein Anflug von Nostalgie, der das Herz wieder für einen Moment zum Klopfen bringen würde?

Im vergangenen Jahr traf ich zufällig einen Crush aus späteren Teenie-Tagen wieder. Er war mal süß, smart, mit ganz viel Herz. Vielleicht zu viel Herz für meinen damaligen Geschmack – mir fehlte immer ein wenig die Unsicherheit, die Liebesdinge früher ja erst richtig interessant machten. Ich nannte es das Arschloch-Gen. Als ich ihn wiedertraf, war er immer noch smart, fand sich selbst ziemlich umwerfend – und hatte jede Menge Arschloch-Qualität. Ich fand ihn grässlich, Gottseidank. Und dennoch war ich ein wenig enttäuscht: Seine frühere Ausgabe hätte ich ehrlicherweise viel lieber wiedergetroffen…

Dann gab es da diesen Typen, für den ich mit Anfang 20 so ziemlich alles getan hätte.

Er war ein paar Jahre älter und für mich die Personifizierung von cool. Er hatte Style, Charme, immer ein Lächeln im Gesicht. Er kannte alle und jeden, kam an jedem Türsteher vorbei und feierte unbekümmert die Nächte durch – im Arm ständig wechselnde Frauen. Ach ja, und er hatte eine Freundin. Die Gefühle für ihn waren dennoch groß, viel zu groß. Er wusste das und ließ mich gerade immer so nah an ihn ran, dass ich ihn nicht aufgeben konnte. Es dauerte Jahre, mich von ihm zu erholen.

Ich sah ihn wieder, nachdem ich das zweite Mal Mutter geworden war: Ich war glücklich mit zwei Wunschkindern, mit meinem Mann, unserem Leben und der gerade wiedergewonnen Freiheit. Ich traf ihn – klar – auf einer Party, bei der er auflegte. Er hatte sich wenig verändert – viel zu wenig. Und ich fand ihn plötzlich erbärmlich, diesen Single-Mitvierziger, dem man jetzt die durchfeierten Nächte ansah. Der immer noch die gleiche Masche wie früher abzog – aber jetzt war er einfach nur noch schmierig. Er versuchte mich noch zu einem Date zu überreden, als ich peinlich berührt den Club verließ. Es war ein später Triumph.

Aber es gab auch andere Begegnungen. Solche, die etwas in mir zum Klingen brachten.

Vor ein paar Jahren begegnete mir ein vermeintlich unbekannter Vater mit seinen beiden Kindern, ich hatte mein Trio im Schlepptau. Wir kamen nebenbei ins Gespräch – und plötzlich war da dieses Gefühl, dieses Erkennen: Wir sehen uns nicht zum ersten Mal. Das letzte Mal war zwar verdammt lang her, aber prägend, weil recht prekär. 25 Jahre später sahen wir uns beide über unsere Kinder hinweg an, lächelten uns wissend zu – und gingen dann unserer Wege. Ich hatte ein bisschen Herzklopfen danach. Und mochte diesen Moment sehr. Aber hätte ich mehr gewollt? Ehrlicherweise nein.

Ja, das ist der Stoff, aus dem Bücher, Filme, Sehnsuchtsgeschichten sind. Ex-Lieben/-Affären/-Freunde, die Jahre später das gesettelte Leben auf den Kopf stellen. Aber ich glaube, in Wahrheit ist es nicht so. Weil man sich weiterentwickelt, wir alle. Weil sich unsere Werte ändern und unsere Gefühle auch. Und selbst wenn man für den Moment wieder für jemanden entflammt, der das Herz schon einmal in Brand gesetzt hat: Ich glaube inzwischen, dass es ein Anfall von Nostalgie ist. Die Möglichkeit, eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit zu machen, als das Leben vermeintlich aufregender, leichter, schöner war – so wie wir selbst auch. Insofern ist das Kopfkino viel spannender als die Realität – die einen häufig doch eher ernüchtert. Vom nächsten Abitreffen erwarte ich jedenfalls besser nichts…

Wie ist das bei euch: Denkt ihr auch manchmal an Ex-Lover – oder seid ihnen wiederbegegnet? Ich bin SEHR neugierig, weil: Eine gute Anekdote ist es allemal. Hier habe ich übrigens schon mal darüber geschrieben, was die erste große Liebe mit uns macht.

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Alles Liebe,

Katia