In meiner Erinnerung döst diese Suppe friedlich in zwei weißen Plastikschalen (Einweg!). Schwappt sanft von links nach rechts, hinten, auf der Rückbank im Auto auf dem Weg zum Meer. Anschließend kuschelt sie warm im Mund, butterweiches Fischfilet mit sahniger Kartoffel und süßen Krabben – und wir kuscheln auch, André und ich, Schale neben Schale, ganz eng nebeneinander, mit Blick auf blitzblanke Schaumkronen. Wir waren 2011 in Maine, im Gepäck unseren ersten Sohn, gerade ein Jahr alt, und jede Menge Leichtigkeit. Köstliche Fisch Chowder gabs dort beinahe täglich…

Heute hat das Bild von André und mir im Auto am Strand mit Plastikschalen auf dem Schoß natürlich einen Nachhaltigkeitsknacks. Damals war diese Umweltsünde irgendwie noch kein Thema. Amerika kam mir vor wie die ganze große Freiheit. Ich habe alles in Maine geliebt: die windschiefen, grauen Holzhäuser mit den weißen Sprossen, das stahlblaue Meer vor glänzendglatten Steinen vor tiefgrünen Wäldern. Und natürlich die bunten Hummerbojen, die ich seither an unserer schwarzen Scheunenwand sammele. Ich muss immer lächeln, wenn ich sie sehe. In diesem Urlaub habe ich zum ersten Mal Süßkartoffelpommes gegessen. Und köstliche Hummerhälften auf der cremefarbenen Terrasse direkt am Meer. Und ganz oft eben diese cremigköstliche Fisch-Suppe – am liebsten zur Meer-Mitnahme.

Auch wenn ich jetzt leise seufze, war natürlich auch damals nicht alles ganz so easy, wie in meiner Erinnerung. Aber zumindest lächelten die Menschen jedes Mal, wenn wir ein Lokal betraten. Heute und zu sechst staunen sie bestenfalls. Apropos staunen: Am vorletzten Abend, in einem Deck Chair mit Blick auf schunkelnde Boote und eine Waschbärenfamilie bekam ich zur Fisch Chowder meinen Heiratsantrag serviert. Nicht nur deshalb schmeckt sie mir bis heute fabelhaft.

Die Fischsuppe aus Maine mögen hier übrigens drei von vier Kindern so richtig gern. So gern, dass sie am liebsten den Teller ausschlecken würden. Und am allerliebsten mag sie vielleicht der, der damals meistens auf der Hinterbank ganz fest geschlafen hat. Bei Wellenrauschen.

Fisch Chowder – beinahe wie in Maine

Ihr braucht (für vier): eine große Zwiebel, ein Bund Suppengrün, sechs bis acht Kartoffeln, einen halben Becher Sahne, ein Lorbeerblatt, etwa 1 Liter Gemüsebrühe, ein bisschen Weißwein, 150 Gramm Krabben, 600 Gramm festes, weißes Fischfilet, Salz, Pfeffer, Paprikapulver, etwas Chili, Öl,

Und so geht’s: Suppengrün putzen und in kleine Würfel schneiden, Kartoffeln schälen und würfeln. Zwiebel schälen und fein würfeln. Zwiebelwürfel in einem großen Topf mit Fett anschwitzen. Kartoffel und Gemüsewürfel dazugeben, kurz mit anbraten. Mit ein wenig Weißwein ablöschen und die Brühe angießen. Lorbeerblatt dazugeben und etwa 25 Minuten köcheln lassen. Nach zwanzig Minuten den in Würfel geschnittenen Fisch dazugeben, ganz zum Schluss die Krabben. Suppengrün-Petersilie hacken und über die Suppe streuen.

Chowder for President!

Alles Liebe und ein wunderbar sonniges Wochenende für euch,

Claudi