Mein Jüngster wird jetzt fünf. Und mit jedem weiteren Kind und jedem neuen Geburtstag treibt mich die Frage mehr um, was zur Hölle ich eigentlich schenken soll. Weil: Nach zwei Kindern, die durch die Spielzeug-Phase durch sind, haben wir schon so gut wie alles. Das aber häufiger auch bereits, nun ja, ein wenig durch ist – durchgeliebt, nicht selten durchgebrochen. Also muss etwas Neues her. Aber muss es wirklich neu sein? Ich muss gestehen, dass meine Kinder oft Gebrauchtes auf dem Gabentisch liegen haben…

Und nein, das ist nicht allein das Los des letzten Kindes. Auch mein erster Sohn kennt sich gut mit Second-Hand-Sachen aus, zumindest unbewusst. Ob Klamotten oder Klötze, Playmobil oder Piratenkostüme – nicht selten stammten die Sachen von Flohmärkten oder Kleinanzeigen. Und eben auch zum Geburtstag, wenn auch nicht ausschließlich.

Meist schenken wir den Kindern ein, zwei neue Dinge – und den Rest ergänzen wir gebraucht.

Vor allem dann, wenn auf den Wunschzetteln besonders teure Neuanschaffungen stehen: Marken-Fahrräder oder -Roller oder wie letztlich ein Hoverboard. Kostet fabrikneu auch mal schnell 300 Euro – was unser Geschenk-Budget pro Kind definitiv sprengt. Aber es war der Herzenswunsch meiner Tochter. Natürlich muss man auf Kleinanzeigen immer ein wenig stöbern, aber in den meisten Fällen finde ich dort Second-Hand-Ware, die so gut wie neu ist. Etwas anderes würde ich übrigens auch nicht verschenken. Sind die gebrauchten Alternativen zu verranzt, kommen sie nicht auf den Geburtstagstisch.

Bislang ist es den Kindern noch nie aufgestoßen, dass sie gebrauchtes Spielzeug geschenkt bekamen: Die Drachenburg von Playmobil, der Aufsitztrecker für den Garten, der knallig pinke Kleiderschrank – alles gebraucht erstanden. Wobei wir es meist nicht an die große Glocke hängen – aber auf Nachfrage immer ehrlich sagen. Einzig meine Tochter beschwerte sich einmal darüber. Aber eher aus Prinzip, als sie sich nach dem Ursprung des Hoverboards erkundigte (das im Übrigen nicht EINEN Kratzer von seinem Vorbesitzer hatte). Aber wir haben ihr erklärt, dass gebrauchte Dinge qualitativ meist genauso gut sind wie fabrikneue – und dass in diesem Fall Second Hand die einzige Möglichkeit war, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Danach war gut.

Was in unserer Familie noch viel wichtiger ist als die Frage nach gebraucht oder neu, ist das “Hipp, Hipp, Hurra!”-Geburtstagsbuch.

Jedes Kind hat eines der hübschen Erinnerungsbücher von Claudi, in dem jeder Geburtstag vom ersten bis zum 18. gebührend abgefeiert wird. Klar, dass man eintragen kann, welche Geschenke gewünscht waren und welche auf dem Geburtstagstisch lagen. Wie die Laune war, was die Torte und wer die Gäste. Hat bei uns einen ähnlichen Stellenwert wie die Fotojahresbücher – die Geburtstagsalben werden immer und immer wieder durchgeblättert. Und wenn ich die jährlichen Geschenkelisten darin so querlese, ist davon mehr als die Hälfte gebraucht gekauft.

Hier gehts direkt zum Geburtstagsbuch-Shop. Ist übrigens auch immer ein super Geschenk zur Geburt. Und da habe ich tatsächlich noch nie Second Hand geschenkt. Neue Kinder bekommen erstmal nigelnagelneue Sachen – und ab dem ersten Geburtstag darf dann gebraucht geschenkt werden.

Vielleicht haben Second-Hand-Geschenke für Kinder eine Altersgrenze nach oben.

Kleinere Kinder interessiert nicht die Herkunft des Geschenks, sondern das Geschenk an sich. Und im Zweifel die schiere Masse. Aber ich merke gerade, dass mein Ältester, er wird demnächst elf, immer seltener gebrauchte Geschenke bekommt. Vielleicht, weil die Wünsche weg vom Spielzeug hin zu besonderen Klamotten, Aktionen, technischen Geräten gehen. Wobei: Das Handy, dass er sich so sehnlichst zum nächsten Geburtstag wünscht, wird auch kein fabrikneues sein – sondern ein refurbished Gerät, vermutlich sogar aus unserem (Alt-)Bestand.

Natürlich ist es über Budget-Gründe hinaus auch nachhaltig, gebraucht zu schenken. Es sind schließlich mehr als genug Waren im Umlauf. Das sollte aber nie der treibende Motor sein, wie Knigge-Vorsitzenden Linda Kaiser vor einigen Jahren einmal im Interview mit der SZ sagte: “Man schenkt ja aus dem Selbstzweck heraus, eine Freude bereiten zu wollen. Und nicht mit dem mahnenden Zeigefinger. Wenn man aus Prinzip nur noch gebrauchte Sachen schenkt, weil die ökologisch sinnvoller sind, ist das in etwa so, wie wenn Sie einer Frau über fünfzig Anti-Falten-Creme schenken.” Ups.

Aber unsere gebrauchten Geschenke sind nie vorrangig als Nachhaltigkeits-Appelle gemeint.

Sondern haben auch ganz profane Gründe: Ich schenke auch deshalb so gern Second Hand, weil ich um den schnellen Verschleiß in unserem (Spielzeug-)Haushalt weiß. Es tut mir jedenfalls mehr weh, wenn ein brandneues 100-Euro-Geschenk nach zwei Wochen schon Kinken hat, als wenn ich das gleiche Teil für ein Viertel des Preises gebraucht gekauft habe. Nicht, dass es damit keinen Wert hat. Aber ich seh’ immerhin nicht vor meinem geistigen Auge die Euro-Scheine verbrennen…

Für unseren bald Fünfjährigen haben wir übrigens gerade zwei randvolle Umzugskartons mit Playmobil von unseren Nachbarn rübergereicht bekommen. Echte Schatzkisten! Mein Mann bekam jedenfalls verdächtig glänzenden Augen, als er nacheinander Piratenschiffe, Krankenwagen, Trucks, den DeLorean aus “Zurück in die Zukunft” und weitere Schätze aus den Tiefen der Kisten hob. Und – sehr verwunderlich – alle im besten Zustand! Dabei hat mir meine Nachbarin versichert, dass alles heißgeliebt und ausgiebig bespielt wurde. Scheint, als wären unsere Kids zerstörerischer als andere.

Weswegen bei uns der Warenkreislauf der Welt meist in einer Sackgasse endet:

Wenn unser Trio mit einem Spielzeug durch ist, dann ist es meist nicht mal mehr Flohmarkt-kompatibel, sondern nur noch reif für den Müll. Aber vorher wird es auch obsessiv bespielt. Ich bin jedenfalls schon gespannt, was unser Jüngster zu seinem Playmo-lastigen Geburtstagstisch sagen wird. Und meiner Nachbarin so unendlich dankbar, dass sie mir weitere was-schenke-ich-bloß-Gedankenspiralen unterbrochen hat.

Und ihr: Schenkt ihr auch Second Hand? Ich bin gespannt!

Alles Liebe,

Katia