Das sconefarbene Steinhaus mit dem Landrover davor, die geschmiedeten Shop-Schilder mit gemalten Schafen. Der Duft nach bernsteinfarbenem Fudge. Und schließlich die Stechpalmenbüsche vor einer teefarbenen Haustür. Ich fühle mich wie im Film. Oder in einem Architectual Digest Magazin. Zum Glück motzten die Kinder ein paar Schritte hinter mir, dass sie zurück ins Hotel wollten, sonst wäre es womöglich noch kitschig geworden…

Die Cotswords sind eine magische Gegend. England wie im Bilderbuch – oder auf der Cheddarpackung. Hübsch, traditionell und unaufgeregt. Im Herbst auch ein wenig trüb – bis der nächste knallrot belaubte Baum kommt. Und vor allem so gemütlich.

Finde ich. Der Rest meiner Familie fand es eher… naja, zumindest manchmal, ein wenig boring.

Ha ha, was soll ich anderes sagen, so ist es. Und wenigstens haben sie es auf Englisch gesagt. Natürlich war nicht alles doof. Essen gehen im uralten Pub fanden sie schön, sogar als die smarte Bedienung auf die Frage nach dem Wifi-Passwort meinte: „The Wifi is rubbish…“ Und dann, mit einem Grinsen: „I‘m afraid, you have to talk.“

Überhaupt das englische Essen. Sooooo viel besser als sein Ruf. Der Schokoapfel nach dem Halloween-Run kam gut an, überhaupt, der Halloween-Run. Die uralte Markthalle in Chipping Camden. Die Blätterschlacht im geheimen Garten dort. Und wieder der Abend im Pub hinterher. Die waren immer schön. Wie so oft war hinterher irgendwie doch alles schön. Verbindet uns.

„Ich glaub, ich habe noch nie so gut geschlafen!“, meinte der Kleinste nach der Nacht in unserem Eisenbett im rosa Zimmer unter dem Steinhausdach.

Nebenan die Badewanne mit Löwenfüßen. So eine wollte ich schon immer mal haben. Durch das kleine, einfach verglaste Fenster sah ich auf spazierende Tauben zwischen Schornsteinen. Ich habe meine Abende dort zelebriert. Ein bisschen geschrieben, danach ein heißes Bad genommen und anschließend gelesen, mit einem dampfenden Tee in Blümchentasse auf dem Nachttisch. Während meine Männer kultig alle Star Wars Filme gemeinsam geguckt haben. Keine Bausünde weit und breit. Die Engländer lieben ihre Traditionen und alten Gebäude und alten Materialien, sogar ihre zugigen Fenster.


Ich wollte so gern wandern, habe es aber nicht mehr geschafft. Weil ich dann doch mit ihnen das Haus der Beckhams suchen wollte. Mit ihnen durch die Dorfstraßen flanieren und reden, reden, reden. Als es dunkel wurde, bin ich in den entzückenden Shop gegenüber, habe überlegt, ob ich Gin-Glas-Ohrringe brauche und habe uns im ebenfalls entzückenden Laden neben unserem Hotel Millionair-Shortbreads gekauft. Göttlich. Fanden sie auch ganz gut. Die Cotworlds sind so wahnsinnig sympathisch. Und so wahnsinnig hübsch.

Als ich unter der kleinen bimmelnden Glock zurück auf die Straße trete, unterhalten sich meine vier Kinder mit einem älteren Herren. Auf Englisch. Er lacht, sie lachen. Dann verputzen wir die Kekse. Sie haben ab sofort nicht nur ein Bild im Kopf, wenn sie im Green Line Book lesen, sondern ein Gefühl im Bauch. Und das ist im Nachhinein doch nicht boredom.


Noch mehr Tipps für die Cotwolds:

Uralte Steine: Wie lieben die Markthallen in südlichen Ländern. Im kleinen Ort Chipping Camden kann man sehen, wie sie vorher aussahen. Nämlich von der Form eher wie einer der weißen Pavillions, die sich heute Millionen Menschen in den Garten stellen. Am coolsten fanden wir den Boden dieser uralten Markthalle. Wobei „Boden“ eigentlich das falsche Wort ist. Ist eher ein Hops-Parcour.

Chipping Camden ist ein wirklich niedlicher Ort, mit lauter muckeligen Häusern, hübschen Läden, Cafés und Pubs. Leider ein paar Autos zu viel, aber man kann auf dem Bürgersteig ganz wunderbar die Hauptstraße hin und her spazieren und alles bewundern. Besonders gut hat uns auch der kleine geheime Garten gefallen.


Beckhams
Haus: Mein Klatschreporterinnen-Herz hat schneller geschlagen und das meiner Jungs auch. Wir haben die Netflix Doku über David und Viktoria erstaunlich gern geguckt und die Dachgiebel und den Garten tatsächlich wiedererkannt. Gleich gegenüber in der idyllischen Umgebung ist ebenfalls ein poshes Grundstück, von dem man quasi nur den Zaun sieht. Wer da wohl wohnt.

Shipstonon Stour: Ein kleiner, sehr gemütlicher Ort, mit einem kleinen Platz und ein paar niedlichen Läden. Hier lag unser bezauberndes Hotel „The Bower House“. Man kann ganz wunderbar einmal durchs Dorf spazieren – und unter anderem den uralten Wegweiser bewundern. Geht unbedingt in den Delikatessen-Laden neben dem Bower House und in den süßen Krimskrams-Laden gegenüber.

Hotel: Das The Bower House hätte die Hauptrolle in einem Rosamunde Pilcher Film verdient: Es ist einfach sooo englisch und wunderschön und gemütlich. Bunte Wände, überall hübsche Requisiten, und wenn man ins Zimmer kommt spielt das Retro-Radio klassische Musik. Hach, ich könnte mich sofort wieder auf das Bett mit den dutzenden Kissen schmeißen.

Unser LieblingsPub war das „The Plough“ bei Ford, Tewkesbury Road Bd4077. Mehrere kleine Räume, total urig, überall offenes Feuer, großartiges Essen. Und eben kein Wifi. Haha…

Shakespeare’s Haus: Wir sind nicht reingegangen, weil die Stimmung grad nicht so gut war, aber ich wollte gern, dass die Jungs es wenigstens von außen sehen. Schließlich werden sie um die Werke dieses Herrn nicht herumkommen. Und im Museums-Shop gibt’s echt coole Comics seiner Werke.

Castle Combe: Gilt als das schönste Dorf Englands, leider ist es aufgrund der vielen Touristen schwer, den von Fotos bekannten Blick zu finden, einfach so viel los. Gut, dass wenigstens die meisten Autos draußen bleiben. Auch hier wurde Harry Potter gedreht, kein Wunder, es ist wirklich ein perfektes, altes, kleines Dorf und sieht aus wie eine Kulisse.

PS. Castle Combe kommentiert von meinen Teens ; ), plus unsere Lieblingsorte in den Cotsworlds und wie es dort an Halloween war, findet ihr als Reels auf meinem InstagramAccount.

Warst du schon mal da?

Claudi