Bei uns lautet der Deal: Taschengeld darf nach Gusto ausgegeben werden. Also eigentlich. Aber als die Großen davon kürzlich zu zweit vier (!!) Flaschen Cola und diverse Packungen Gummizeugs aus dem Discounter schleppten, war ich doch mehr als versucht, dazwischen zu grätschen. Und stehe seitdem dauernd vor der Frage: konsequent kindlich selbstbestimmt und cool mit dem daraus resultierenden Zuckerschock – oder doch besser nach Mamas Gusto und pro Gesundheit…?

Ich meine: Deutungshoheit über die eigenen Finanzen schön und gut – aber was ist mit den Bergen an Zucker und Süßstoffen, die sich dabei einverleibt werden? Und zwar in schönster Regelmäßigkeit? Denn bei uns wird das Taschengeld nicht für irgendwelche coolen Spielzeuge gespart, sondern fast ausschließlich und sofort in Gummikram, Hot Chips und Cola investiert.

Das kann nur ungesund sein!

Gerade ist es jedes Wochenende das Gleiche: Kurz nach dem süßen Samstagsfrühstück wird beim Einkauf für drei bis fünf Euro gleich die nächste Zuckerbombe obendrauf gepackt – und das Mittagessen fällt mau aus, weil der Bauch übervoll mit sauren Schlangen und Cola-Gummibärchen ist…

Ich versuche es mit gesundheitlicher Aufklärung, die mäßig interessiert aufgenommen und beim nächsten Taschengeld sowieso wieder gepflegt ignoriert wird. Mit Kaufeinschränkungen (“KEINE Cola!!”), die umgangen wird, sobald die Kids ohne mich einen Supermarkt betreten („Gekauft ist gekauft, Mama…“). Und spätestens, wenn es einen Schulkiosk gibt, ist meine Möglichkeit zu intervenieren gleich Null.

Ich bin gerade echt ein wenig ratlos, weil es mir so sehr widerstrebt, dabei zuzusehen, wie meine Kinder – pardon – Scheiße in sich reinstopfen.

Und nein, bei uns zuhause gibt es ansonsten nicht nur staubtrockene und ungesüßte Dinkelcracker, sondern jeden Nachmittag als Dessert ein großes Stück Schoko – so riesig kann der Sweets-Jieper also eigentlich nicht sein. Ist er aber. Und ich habe bislang auch nicht den Eindruck, dass die Sache seinen Reiz verliert – Zucker ist ein Endgegner, zumindest für Eltern.

Manchmal frage ich mich, ob ich es vielleicht wie SZ-Autor Georg Cadeggianini halten soll, bei dem einmal im Jahr “Alle auf Zucker” (€) sind – einen kompletten Tag und zu allen Mahlzeiten darf nur Süßkram gegessen werden. Soll recht heilsam für den Rest des Jahres sein. Wobei: Kürzlich kam mein Jüngster ganz grün im Gesicht von einem exzessiven Kindergeburtstag wieder – und hängte sich sofort kopfüber in die Kloschüssel. Zwei Tage später musste ich bei einem Klassenfest die XXL-Haribo-Dose aus seiner Reichweite bringen, die er offenbar im Alleingang vertilgen wollte. Und vom Taschengeld musste es auch eine Familienpackung Kinderriegel sein. So viel zum Thema lernfähig.

Was ist beim Taschengeld also wichtiger: Das Recht auf Selbstbestimmung – oder doch unsere Aufsichtspflicht als Eltern…?

Auf meinen Insta-Post zum Thema gab es dazu kürzlich viele verschiedene Meinungen: Die einen, die für konsequente Selbstbestimmung plädierten – ihr Taschengeld, ihr Körper. Solche, die nostalgisch auf unsere eigene Kindheit zurückblickten, in denen der Kiosk das Highlight der Woche war. Andere, die dafür plädierten, dann als Eltern keinerlei Süßigkeiten mehr auszugeben. Oder kaufen ja, konsumieren nein – zumindest nicht sofort und alles auf einmal. Und auch welche, die freundlich frotzelnd darauf hinwiesen, solange es keine Kippen oder Alkohol wären, sei es doch gar nicht so wild.

Ich habe irgendwie noch keine konsequente Linie gefunden, kann alle Argumente verstehen – und fühle mich dennoch unbehaglich dabei, diesen Taschengeld-Tausch gegen Zucker widerspruchslos hinzunehmen. Ja, vermutlich kann ich darauf vertrauen, dass sich das irgendwann selbst regulieren wird. Dass ihr Gefühl der Freiheit mehr wert ist als mein Unbehagen. Dass es irgendwann vielleicht doch interessanter ist, auf etwas anderes zu sparen. Aber auch, wenn ich lieber Mama lässig als Mama lästig wäre:

Wir Eltern haben jetzt immerhin durchgesetzt, dass Cola aktuell tabu ist – Koffein ist einfach ein No-Go für Kinder.

(Zur Anschauung riet mir eine Leserin zum Gummibärchen-Experiment – werd ich bei Gelegenheit mal vorführen.) Außerdem sollen die vom Taschengeld gekauften Zuckerbomben zumindest über die Woche verteilt gegessen werden. Meist sind sie dennoch spätestens am Sonntag alle. Aber das Geld bis zum nächsten Samstag dann glücklicherweise auch…

Wie regelt ihr das mit Taschengeld: Dürfen sich eure Kids davon alles kaufen (und konsumieren)…?

Foto: Shutterstock

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Alles Liebe,

Katia