Brief an meine Kinder: Was ihr vom Leben wissen sollt

Meine drei Mäuse: Ihr seid der Höhepunkt meines Lebens. Eure Mama sein zu dürfen ist das Beste, Wildeste, Lustigste, Anstrengendste, Verrückteste, das mir in meinem ganzen Leben passiert ist. Ich habe vorher noch nie so sehr geliebt, gelacht und genossen, noch nie so sehr gebangt, gewütet und geweint. Wusste nicht, wie glücklich mich feuchte Küsse und dreckige Füße machen können. Wie großartig es ist, euch größer werden zu sehen, wie wunderbar, euch dieses Leben zu lehren. Vor allem diese Dinge liegen mir am Herzen:

Geht raus in die Welt und liebt. Liebt, wer ihr seid, was ihr könnt, wovon ihr träumt und vielleicht sogar das, was Euch ärgert. Liebt eure Freunde, eure Familie, einander. Liebt euch. Liebt Menschen, die gut zu euch und zu sich sind, denn alle Herzen brauchen ganz viel Freude. Freunde tragen uns durch unser Leben, wenn es sich schön anfühlt oder wenn es gerade wehtut. Wenn es ist, als hätten wir Flügel und auch dann, wenn wir gerade am Boden liegen. Wer liebt, der wird geliebt. Wer liebt, der bleibt nicht allein. Liebt mit Haut und Haaren und nicht mit halbem Herzen. Denn das ist Verschwendung.

Seid neugierig. Auf die Welt, das Leben, das Andere, vor allem das.

Dieses wunderbare Leben ist so rappelvoll mit Dingen, die uns keine “Sendung mit der Maus” erklären könnte, selbst wenn sie rund um die Uhr laufen würde. Die besten Dinge sind die, die wir nicht gewohnt sind. Das, was anders, neu und im ersten Moment vielleicht ein wenig zu aufregend scheint, ist oft das, was uns weiterbringt, zu neuen Ideen, Orten, Begegnungen, Abenteuern. Es ist ein wenig so, wie das erste Mal vom Einer zu springen: Erst mulmig – und dann will man das Gefühl immer und immer wieder, weil es so toll im Magen kribbelt.

Seid mutig. Steht zu euch und zu anderen, die euch am Herzen liegen. Lasst euch von niemandem sagen, wer ihr seid, was ihr könnt oder was angeblich nicht. Sagt, was ihr denkt, egal, was andere davon halten mögen. Lasst euch nichts verbieten. Lasst Euch nicht verbiegen durch die Zweifel oder Vorstellungen anderer. Ihr seid ganz genau so gut wie ihr seid.

Geht im Leben immer dahin, wo viel gelacht und auch mal laut gestritten wird.

Wo Gefühle sind, da ist das Leben in all seiner Fülle von Schönheit bis Schmerz. Wo Gefühle sind, fühlt Ihr euch. Wo Gefühle sind, fühlt Ihr euch in andere ein. Selbst, wenn es manchmal schwer ist, weil streiten doof, weil wütend sein anstrengend ist – das Gegenteil ist Leere. Und ich wünsche euch von ganzem Herzen ein erfülltes Leben, von allem lieber zu viel als viel zu wenig.

Steht auf, wenn ihr stolpert. Großwerden ist keine schnurgerade Straße. Das Leben ist immer wieder eine wilde Buckelpiste mit Schlaglöchern, schwindelerregenden Kurven und Sackgassen ohne Wendehammer. Das Leben macht es uns nicht immer leicht, umso wichtiger ist die Leichtigkeit in euch selbst. Glaubt fest daran, dass alles immer irgendwann wieder einfacher wird.

Und wenn es länger dauert als gehofft, verliert nicht den Mut. Seid nicht beleidigt, weil es anderen gerade besser ergeht als euch. Denkt einfach an die ausgleichende Gerechtigkeit unter euch Geschwistern: Mal hat der eine mehr, mal der andere. Alles ist eine Phase, das lernt ihr spätestens, wenn ihr selber Kinder habt.

Hört auf euer Bauchgefühl.

Wenn ihr ein komisches Gefühl habt – einem Menschen, einer Situation gegenüber – dann ist da meist etwas dran. Manchmal hat die Vernunft weniger zu sagen als das Gefühl. Herauszufinden, wer wann das Sagen hat, ist eine Sache, die allerdings manchmal ein ganzes Leben dauern kann.

Findet heraus, was euch glücklich macht. So richtig glücklich mit großem Grinsen und Schmetterlingen im Bauch. Und dann nehmt euch Zeit dafür. Ich weiß, Zeit ist jetzt noch keine Größe, die euch etwas bedeutet. Und gerade macht ihr sowieso nur, was euch gefällt. Aber irgendwann später wird es wichtig, zu sortieren. Dinge oder Menschen ziehen zu lassen, die einem nichts geben, sondern nur nehmen – Zeit, Energie, Nerven. Ich bin vor kurzem das erste Mal seit Teenie-Tagen wieder aufs Pferd gestiegen. Und wisst ihr was: Ich war lange nicht so glücklich wie kürzlich, als ich durch den Wald geritten bin.

Hört nicht auf zu träumen.

Wer keine Träume hat, will nichts mehr vom Leben. Ich habe so viele Träume gehabt – Kinder zu haben, ein Haus auf dem Land, um die Welt zu reisen. Nicht alles davon ist passiert, nicht alles war im echten Leben so wie in meiner Fantasie. Aber Träume treiben uns an, Träume sind die beste Version unseres Lebens – und wir haben nur das eine. Und irgendwann zu begreifen, dass man gerade den eigenen Traum lebt, ist ein Gefühl, das ich euch von ganzem Herzen wünsche. Zu spüren, wie wundervoll diese Sache ist, die sich Leben nennt.

In Liebe, eure Mama.

Was wollt ihr euren Mäusen mit auf den Lebensweg geben?

Alles Liebe,