Mit 18 war ich schüchtern und voller Selbstzweifel. Bei meinem ersten Praktikum traute ich mich kaum, nach der Toilette zu fragen. Heute bin ich 43 – und zweifele noch immer. Ich bin einfach eine Overthinkerin. An das schüchterne Mädchen von damals denke ich heute wohlwollend zurück. Und ein bisschen traurig. Ich hätte ihr so gern ein paar Dinge gesagt. Diese zum Beispiel…

1. In etwa 20 Jahren läufst Du endlich in kurzen Röcken durch die Stadt. Ohne Strumpfhose,  ja genau. Schon an den ersten warmen Tagen im April. Deine Beine werden weiß sein und zwei Jahrzehnte, zwei Schwangerschaften und zu viele übereinandergeschlagene Beine herausbrüllen. Da sind ein paar Besenreiser und Äderchen und weißt du was?

Es ist Dir egal.

Es kümmert Dich nicht. Also sollte es Dich auch jetzt nicht kümmern. Die paar Adern! Und den von Mama selbstgenähter Hosenrock und die hochgezogenen Kniestrümpfe solltest du  aufbewahren. Trägt man heute wieder so. Oder so ähnlich. Mach doch, was du willst. Solche Sprüche stehen übrigens heutzutage auf Postkarten und hängen in Küchen.

2. Deine Klassenkameradinnen, die Du um ihre Figur, ihr schönes Gesicht und ihre coolen Klamotten beneidest, werden mit 40 vermutlich verbraucht und faltig sein. Vom Leben, viel Sonne, den falschen Männern und Zigaretten. Was wahr ist, darf man sagen. Du dagegen wirst mit Anfang 40 ganz passabel aussehen. Man könnte auch sagen formidable. Also entspann Dich. Deine Zeit kommt noch.

Dich muss nicht jeder mögen!

3. Versuche nicht ständig, es allen recht zu machen. Hast Du Deinem Vater schon mal gesagt, was für ein miserabler Papa er ist? Oder deiner Mutter die Meinung? Sei mal wütend! Sage, wenn Dich etwas stört. Du musst nicht jedermanns Liebling sein. Du bist nicht richtig, wenn Du lieb und nett bist. Schluck nicht alles herunter. Denn wenn du das tust, wird es dir später die Kehle hochkriechen. Und du musst… Du weißt schon.

4. Äh, was findest Du bloß an Deinem altsprachlichen und ständig kranken Deutschlehrer? Oder an dem Typen im Bus, der dich nicht beachtet?

5. Noch was: Schlage deinem notgeilen Nachhilfelehrer/Fahrlehrer/Turnlehrer das Mathebuch/Autoschlüssel/Turnschuh um die Ohren. Zeige ihn danach an. Bitte lass dir die Tatscherei und die Sprüche nicht gefallen.

Verschwende Deine Jugend.

6. Tanze, Lache, Liebe. Diese Zeit kommt nie wieder. Es kommen andere, vielleicht sogar noch bessere Zeiten. Aber nie wieder wirst Du so frei sein wie jetzt. Nie wieder so viel Zeit zum Verschwenden haben.

7. Wenn Du in einer Beziehung bist, erinnere Dich daran, dass es neben dem „Wir“ auch zwei „Ichs“ gibt. Eine Beziehung ist kein Kokon. Sie entwickelt sich stärker und nachhaltiger, wenn du du bist. Wenn du wächst, wächst sie auch. Wenn du dich veränderst, verändert sie sich auch. Oder aber sie ist es nicht wert.

8. Lass deine Pflanzen verwelken, aber nie Deine Freundschaften. Niemals nie. Hörst Du?

Allein dastehen ist doof in dieser wilden Welt.

9. Wenn Du mal Kinder bekommst – höre nicht auf die anderen. Nicht auf gutmeinende, aber besserwisserische Mütter, altkluge Omas und komische Nachbarn. Höre lieber auf Dein Bauchgefühl und geh’ Deinen Weg. Suche Dir aus den gut gemeinten Ratschlägen vielleicht die  wertvollen aus.

10. Noch was: Es gibt auch ein gutes Leben außerhalb von Mutterschaft und klassischer Kleinfamilie. Das Leben bietet so viele Möglichkeiten, um glücklich zu werden. Hab das bitte immer im Hinterkopf!

11. Hör endlich auf, Dir die Locken rauszukämmen und lass Deine Haare durchstufen. Vielleicht wird es ein paar Jahre dauern, bis Du Deine Löwenmähne magst. Aber das ist kein Grund, wie ein plattgedrückter Strohballen herumzulaufen.

Und noch was: Du bist ne Tolle. Ehrlich. Kannste glauben. Du machst das schon. Drück Dich!

Was würdet du deinem 18-jährigen Ich gern sagen?

Alles Liebe,

Maren