Ich fühle mich gerade wenig heldenhaft. Ich bewege mich im Schneckenschritt, breitbeinig wie ein Cowboy (bloß nicht in cool), eine Hand meist am unteren Rücken und ich bin schon völlig außer Atem, wenn ich den Kindern bloß abends im Bett eine Geschichte vorlese. Und doch sagte mein Sohn gerade heute Morgen wieder zu mir: “Du bist die beste Mama der Welt.”
Wir Mamas denken doch immer, wir müssten perfekt sein, oder? Ausgeglichen, geduldig, verständnisvoll – eine Heldin eben. Und doch sind wir so oft: schlecht gelaunt, ungeduldig, unzufrieden (am meisten mit uns selbst). Kein Stück perfekt. Keine Heldin. Oder doch? Gerade?
In der vergangenen Woche haben ein Dutzend Blogger und Journalisten bei einer Veranstaltung mit dem schönen Namen “Heldinnenfrühstück” vom Oetinger Verlag genau das diskutiert: Nämlich brauchen Kinder Helden? Und wenn ja, was für Helden sind das? Aufhänger für das Ganze ist die neue Kinderromanserie “Club der Heldinnen” von Nina Weger, deren erster Band ab heute im Buchhandel erhältlich ist. In dem Roman geht es um drei Mädchen, die in einem spannenden Internat für besondere Begabungen leben und dort ein riesiges Abenteuer erleben. Das tollste an diesen Mädchen: sie mögen Indianer und Bogenschießen – und flechten trotzdem gern Zöpfe. Und: sie sind nicht perfekt. Sie machen Fehler, sie scheitern, sie fallen, sie stehen wieder auf. Mein großer Sohn und ich hatten viel Spaß mit diesem Buch.
Und auch alle Mitdiskutierenden beim Heldinnenfrühstück waren sich einig: Helden sind super. Ja. Und ja, Kinder brauchen Helden. Sie sehnen sich danach. Aber: Helden müssen nicht perfekt sein. Bitte nicht. Helden die bloß herumfliegen und herumballern und alles können sind nur kurzzeitig interessant. Wahre Helden haben Ecken und Kanten. Scheitern. Machen Fehler. Stehen dazu. Stehen wieder auf. Und versuchen es danach neu. Solche Helden begleiten einen ein ganzes Leben. Und es macht Freude und tut gut, ihnen dabei zuzusehen. Weil das Leben nun mal nicht perfekt ist. Und weil perfekt auf Dauer auch ganz schön langweilig ist. Ist es nicht das, was wir, was Literatur Kindern mitgeben sollte?
Ich weiß nicht, ob es das kleine, boxende Wesen in meinem Bauch macht, oder der Hauch von Frühling, der hier gerade immer mal wieder herüberweht: ich werde auf jeden Fall immer milder mit mir selbst. Verzeihe mir immer öfter mein Stöhnen, mein gelegentliches Gemecker, meine Ungeduld mit den Kindern. Sogar meine liegengebliebenen Wäscheberge, die noch größere Ausmaße haben, als mein Bauch, was wirklich erstaunlich ist. Ich bin mir sicher, wir Mamas müssen nicht perfekt sein, um Helden zu sein. Wir müssen nur wir sein.
Wie beruhigend.
Eine schöne Woche und alles Liebe,
Deine letzten zwei Sätze finde ich ein tolles Fazit!
Liebe Grüße!
Zitat aus dem Lego Batman movietrailer: “Sei immer du selbst, ausser du kannst Batman sein.”
Ich möchte das mit den herumballernden, perfekten Helden gerne ein bisschen zurechtrücken, so als Mutter von zwei sehr Heldenorientierten Jungs und wahrscheinlich stimmen dem nur wenige Frauen, aber viele Männer zu: All diese Marvel-, Star wars-, DC-Figuren sind alles andere als perfekt und eben deshalb so spannend. Meine Söhne können stundenlang diskutieren über das Verhalten ihrer Helden und sind schon so mancher guten Weltanschauung sehr, sehr nahe gekommen. Also nicht verteufeln, wenn ein Junge oder auch ein Mädchen auf Captain America, Batman, Ironman oder sonstige -man steht, das macht schon alles Sinn und zu harmlos dürfen Helden halt auch nicht sein, wäre dann ja langweiliger Alltag. Liebe Grüsse aus dem Star Wars-Marvel-Superheldenhimmel. May the force be with you….
Danke für diesen ausführlichen Einwurf, wahrscheinlich kennen wir uns bei uns zuhause alle zu wenig damit aus. Meine Jungs kennen “Schta Woars” nur aus Erzählungen von anderen Kindern und halten unsere Bildschirmschoner auf dem PC (mit einer durchs All fliegenden Frau) für einen der Hauptdarsteller. Vielleicht interessieren sie sich deshalb immer nur kurzfristig dafür, fliegen einmal schnell über den Hof – und kommen zurück und spielen etwas anderes.
Liebe Grüße,
Claudi
Das war bei uns auch mal so und ich glaube viele Kinder “nutzen” Helden immer auch als “Transportmittel”. Diese bringen die Kinder ein Stück weiter in ihrer Entwicklung und dann kann man sie wieder ablegen… Und dann gibt es solche wie meine, die erklären sich die Welt mit all den Helden und Welten, die da kreiert werden. Das sind dann vielleicht die, die man sonst eher aus skurrilen Fernsehserien (Big Bang Theory, schon mal gehört?) kennt. Aber wenn es jemanden gepackt hat, das “Heldenfieber”, dann kommt man nicht mehr davon los und erklärt sich die ganze Welt mit “Schta Woars”.