Kürzlich kam der Fünftklässler von der Schule nach Hause und fiel direkt mit der Tür ins Haus: “Krieg ich auch Geld, wenn in der nächsten Mathearbeit eine gute Note schreibe?”, fragte er atemlos, bevor er überhaupt den Ranzen vom Rücken hatte. Natürlich kam das nicht ungefähr – Mitschüler hatten ihn auf die Idee gebracht, die offenbar nicht nur Zeugnisgeld, sondern auch Bares für Klassenarbeiten im 2er- und 1er-Bereich abstauben. Ich war dennoch ein wenig überrumpelt, weil: Ich halte überhaupt nichts davon, Schulleistungen mit Geld zu vergüten. Oder wie sehr ihr das…?
Klar kann ich den Reiz verstehen. Wenn für den 12-Jährigen gerade neben Handy und Fußball etwas von Interesse ist, dann eine gut gefüllte Spardose, aus der man seinen Bedarf an Paul-Berger-Limo, Hot Chips oder üppigen Eistüten finanzieren kann. Und es wäre vermutlich ein Leichtes, die leidige Lernerei an Euros zu knüpfen, die sich auszahlen, wenn unter der Klassenarbeit die erhoffte 2 steht. Mein Kind wäre sofort dabei. Zumindest zunächst.
Aber Noten zu bezahlen ist keine Lösung. Oder eben nur kurzfristig.
Ich möchte, dass mein Kind eine eigene, eine innere Motivation hat, Vokabeln zu pauken, Bruchrechnung zu lernen, den Genitiv zu verstehen. Ich möchte nicht, dass er nur lernt, weil es sich finanziell lohnt. Sondern, dass mein Sohn es für sich macht. Weil: Wo kommen denn ansonsten hin? Dass unliebsame Aufgaben, ganz gleich welcher Art, nur dann erfüllt werden, wenn es dafür eine Belohnung gibt? Dass Referate nur sorgsam vorbereitet werden, wenn etwas für die Spardose springt? Oder die Spülmaschine nur dann ausgeräumt wird, wenn ich zwei Euro auf den Küchentresen lege…?
Was ich an dieser Kohle-für-Noten-Regelung auch so seltsam finde: Dass damit einzig und allein das Ergebnis honoriert wird – und nicht der Weg dahin. Ich möchte, dass mein Kind stolz auf sich ist, weil es sich an den Schreibtisch gesetzt hat, obwohl die Sonne geschienen hat, obwohl Hörspiel hören vielleicht spannender gewesen wäre. Dass es sich überwunden hat, obwohl niemand etwas dafür springen lässt. Ich möchte nicht, dass es Geld ist, auf das es am Ende stolz ist. Sondern auf seine eigene Leistung, die so viel mehr umfasst als nur die Note unter der Klausur.
Mein Kind ist in der Hinsicht noch nicht ganz so meinungsfest wie ich.
Mein Sohn hätte nichts dagegen, eine finanzielle Regelung zumindest einmal anzutesten. Aber ich bleibe da lieber konsequent. Oma und Opa dürfen ihm am Ende des Schulhalbjahres gern einen Schein zustecken, wenn sie möchten. Ich favorisiere die Regelung, die ich schon aus meiner eigenen Kindheit kenne: Das Zeugnisessen. Am Ende des Schuljahres dürfen sich dabei alle für ihren Einsatz belohnen – Kinder wie Eltern. Und da lasse ich dann gern noch eine zweite Cola oder ein großes Eis springen. Aber kein Geld.
Wie handhabt ihr das mit euren Kindern…?
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Alles Liebe,
Liebe Katia,
für Zeugnisnoten gibt’s hier auch kein Geld aus den gleichen Gründen. Ich will auch nicht, dass mein Kind seinen eigenen Wert zu sehr an Noten knüpft. Bei uns haben auch die Grundschullehrer schon gesagt, dass sie das für keine gute Idee halten. Zu den Zeugnissen gibt es ein Ferien Geschenk-auch für mich :). Brauch ich als Mutter und Lehrerin gleich doppelt. Dieses Jahr schöne Strandtücher und ein Buch.
Lg, Mathilda
Hej liebe Mathilda, so schön, wieder von dir zu lesen! 🙂 Ja, ich finde auch, dass sich am eines Halb-/Schuljahres ALLE eine Belohnung verdient haben – von daher liebe ich das Zeugnisessen und ggf. ein Individualvergnügen pro Kind (gern auch in den Ferien umgesetzt). Hast du schon Urlaubslektüre? Alles Liebe, auf bald, Katia
Hey Katia,
bin gerade dabei Urlaubslektüre zu sammeln: „Nächsten Sommer am See“, „die Halbwertszeit von Glück“ (Tipp von Dir :), den 3. Band der Saga von Alexa H. v. L ab 12.08. und dann muss ich mal schauen. Freu mich schon auf deine alljährlichen Tipps! Lg
Danke für den Reminder: Sammle gedanklich gerade meine Roman-Highlights der vergangenen Wochen. Kommt noch vor den Hamburger Ferien, versprochen!:-)
Ich bin da ganz bei Dir! Niemals Geld oder Materielles als Anreiz bzw Belohnung.
Erzähl Deinem Sohn von einem Modell aus unserem Umfeld: wenn sich auf dem Zeugnis Noten halten oder verbessern, gibt es Geld, bei Verschlechterung muss das Kind bezahlen.
Genauso allergisch reagiere ich auf “wenn Du vom 5er springst/Dich das traust/das machst…” gibt’s ein Eis oder Geld – mein Kind soll niemals etwas wegen Bestechung machen, sondern immer, weil er sich das zutraut, Lust drauf hat und es mag. Klar, anspornen und gut zureden muss schon mal sein, aber niemals, weil es am Ende eine Bezahlung gibt.
Danke für Deine Gedanken, in denen ich mich sehr wiederfinde!
Hej liebe Susanne, uh, das sind ja Steinzeit-Methoden! Übel! Finde ich ganz wichtig, was du schreibst: Dass Kinder Dinge – aus außerschulische – aus einer Eigenmotivation machen. Und nicht weil sie dafür belohnt, bestochen etc. werden. Danke für deine Gedanken, alles Liebe, Katia
Hallo Katia!
Ich erinnere mich noch sehr gut an meine Schulzeit und dass ich von meiner Oma ein sog. “Zeugnisgeld” bekam, über das ich mich auch immer sehr freute, aber das gab es immer nur am Schuljahresende und war etwas Besonderes. So dürfen es auch die heutigen Großeltern entsprechend handhaben.
Bei mir gibt es für Noten grundsätzlich kein Geld. Ich habe das große Glück, mit meinen beiden Kindern keine Schulprobleme zu haben, aber ich teile Deinen Ansicht vollkommen. Es ist für mich der falsche Anreiz und bekommt dadurch auch eine für mich ungesunde Wertigkeit. Schule ist zwar der einzige Job für meine Kinder, aber dafür entlohnt zu werden, fände ich falsch. Dadurch bekommen gute oder sehr gute Noten oder noch schlimmer schlechte Noten eine zu große Bedeutung, die letztendlich auch den Druck zusätzlich erhöhen kann statt zu motivieren.
Liebe Grüße
Andrea
Hej liebe Andrea, danke für deine guten Ergänzungen. 🙂 Dass dieses Belohnungssystem auch mit Leistungsdruck korreliert, habe ich so deutlich in meinem Post gar nicht aufgeschrieben – und das ist ja ein nicht unwesentlicher Negativpunkt dieser Praxis! Natürlich ist es einfacher, die Kinder ihren Weg mit Motivation und Lernen finden zu lassen, wenn ihnen Schule nicht allzu schwerfällt. Ich kann mir schon vorstellen, dass die Belohnungspraxis vielleicht aus einer Art Verzweiflung heraus etabliert wird, wenn alle anderen Anreize und Appelle eben nicht fruchten.Aber dennoch ist es zu kurz gedacht und wird meines Erachtens nicht dauerhaft funktionieren. Schön, dass du hier bist, alles Liebe, Katia
Bei uns gibt es für Noten kein Geld, wie bei den meisten von euch auch. Wir gehen meistens nach dem Zeugnis ein Eis essen oder es gibt auch mal ein Buch als Belohnung für die Anstrengung 😊. Voll interessant, dass hier so viele kommentieren, die kein Geld geben. In unserem Umfeld hier kennen wir fast niemanden…
Ich finde den Punkt mit der Anstrengung besonders wichtig, fällt vor allem auf, wenn man Kinder hat, die unterschiedlich viel tun müssen für die gleiche Note. Das haben unsere Kinder selber schon festgestellt, wie ungerecht das wäre, wenn einer Geld kriegt und wenig dafür tut, während der andere sich voll reinhängt und es trotzdem schlechter ist…
Hej liebe Kathrin, absolut! Auch bei uns müssen sich die Kinder unterschiedlich viel reinhängen für ein ähnliches Ergebnis – den zu belohnen, dem es warum auch immer leichter fällt, fänden hier alle unisono unfair! Alles Liebe, danke für deine Gedanken, Katia
Hallo Katia,
wir sind noch ganz neu bei dem Notenthema (meine Tochter geht in die 2. Klasse und erst jetzt im Halbjahr gibt es Noten), aber wir halten es auch so.
Natürlich freuen wir uns über eine gute Note, aber sie ist so selbstkritisch, ich glaube sie würde sich noch mehr Druck machen.
Wir gehen bis jetzt vor jeden Ferien ein Eis essen und sie darf sich ein Buch in der Buchhandlung für die Ferien aussuchen (Mama auch), so möchte ich es auch beibehalten. Die Großeltern geben Feriengeld für die Sommerferien.
Liebe Grüße und danke für Eure Beiträge,
Verena
Hej liebe Verena, wie schön, danke für dein liebes Feedback! Ich finde aus, dass dieses belohnungssystem viel zu viel Fokus auf Leistung legt, den Druck erhöht. Ich möchte auf Eigenverantwortung setzen – und wie du schon sagst: Die Kinder machen sich oft schon selbst genug Druck durch Konkurrenzdenken und Anspruch von außen. Das müssen wir als Eltern nicht auch noch befeuern. Alles Liebe, Katia
Es soll doch jede Familie machen wie sie will – es grenzt einen nur selbst ein, wenn das eigenen Kind sich extrem im Nachteil fühlt weil andere Schüler Geld für ihre Noten bekommen und man selbst nicht.
Im gleichen Atemzug würd ich aber unterstellen, dass Eltern denen intrinsische Motivation so wichtig ist auch wichtig sein wird, dass Kinder sich von Klassenkameraden nicht anstacheln lassen Geld als Belohnung zu fordern zuhause.
Ich gebe meinen Kindern kein Geld für die Noten, aber ich belohne sie schon. Es wird bei uns nicht nur Schularbeit erledigt, sondern auch darüber hinaus wird an Dingen gearbeitet die eine Schwäche darstellen. Diese zusätzliche Arbeit belohne ich schon mit Dingen wie Fernsehen, Videospielzeit etc. Für mich persönlich macht das Sinn. Sie nehmen sich Zeit in der Freizeit um Stärken für die Schule aufzuarbeiten, dann ist mir recht dass sie ihre restliche Freizeit geniessen (es muss natürlich alles verhältnismäßig sein). Wenn eine Schwelle nicht zu überschreiten ist – weil das Kind noch nie eine 2 oder 1 hatte, seh ich das auch nicht als schlimm es zu belohnen wenn dieser Meilenstein erreicht ist. Mit einem Ausflug gemeinsam zum Beispiel. Ziele setzen Ziele erreichen, und das gemeinsam zu feiern, ist für mich keine destruktive Entwicklung für das Kind. Jedem seins. Moralapostel sein schlägt gern zurück auf der karmischen Reise des Lebens 😉 .
Hej liebe Johanna, ich habe hier unsere Geschichte und meine Gedanken dazu aufgeschrieben – und zu welchem individuellem Schluss ich für uns gekommen bin. Dass das jede Familie für sich selbst klären muss, versteht sich für mich von selbst 😉 Als moralische Instanz verstehe ich mich dabei nicht. Alles Liebe, Katia
Liebe Katia,
bei uns gibts kein Geld für Noten! Warum auch? Werden Noten dadurch besser? ich bezweifle das stark.
Es gibt ein fettes Sommerferienstart-Eis, mit so vielen Bällchen, wie eben an dem Tag passen….und zwar für alle (also auch Papa und Mama)…
Liebe Grüße
Sabrina
P.S: hast du die Fortsetzung von Carley Fortune schon gelesen?
Hej liebe Sabrina, nö, glaub ich auch nicht (zumindest nicht auf Dauer 😉 Und ja: Auch die Eltern haben sich nach einem anstrengenden Schuljahr was verdient – immer her mit den fetten Eistüten! 😉 PS: Jaaaa – habe es in unseren Maiferien inhaliert – wieder so schön und fluffig! Perfektes Ferienbuch! Alles Liebe, auf bald, Katia
Hallo liebe Katja, mal wieder ein spannendes Thema. Finde es immer interessant, wie andere das handhaben. Ich habe früher tatsächlich Geld für gute Noten bekommen, bei einer eins 3 Mark (jaaaa, damals waren es noch D-Mark), bei einer zwei 2 Mark und bei einer drei 1 Mark. Hat nix an meinem Lernverhalten geändert. Ich blieb stinkend faul, null motiviert, hatte aber das Glück, dass mir die Schule grundsätzlich leicht fiel. Meine eigenen Kinder bekommen kein Geld für Noten. Mir ist wichtig, dass sie lernen, dass sie den Schulkram für sich selbst machen, dass es da nur um sie geht und dass das ihr Verantwortungsbereich ist. Beim Großen hat das bislang gut geklappt, beim Kleinen wird es sich ab dem kommenden Schuljahr zeigen. Irgendwie habe ich das Gefühl, das wird nicht so easy wie beim großen Bruder, denn der Kleine ist ein bisschen schlawineriger. Also wer weiß, ob ich in ein paar Jahren nicht doch zum Belohnungssystem greife und gerade vom hohen Ross predige… In jedem Fall feiern wir jedes Jahr den Start in den Alltag nach den Sommerferien. Da gibt es immer eine kleine Schultüte für jeden mit einer kleinen Überraschung, um den wiedereinziehenden Alltag zu versüßen.
Liebe Grüße
Michaela
Hej liebe Michaela, die Vermutung habe ich vorhin ja auch schon geäußert: Dass es einfacher ist mit Schulkindern, die nicht sonderlich viel Anschub brauchen. Und dass man bei anderen vielleicht nach jedem Strohhalm greift. Bleibt abzuwarten! Ich fühle mich jedenfalls bislang wohl mit dem zeugnisessen als Mähre am Ende des Halbjahres 😉 Alles Liebe, Katia
Ich sehe selber bei meinen Schülern, wo die Notenbezahlerei hinführt. Häufig kombiniert mit Sätzen wie “Bei der und der Note bringt mein Vater mich um” oder nimmt mein Handy für 3 Monate weg.
Aus meiner eigenen Kindheit erinnere ich mich aber noch sehr gerne daran, dass es von Eltern und Großeltern Geld für die Zeugnisse gab. Jedoch unabhängig von den Noten einfach fürs anstrengen, während es bei einer Freundin genau kalkuliert war bei ner 1 so viel und bei ner 2 so viel etc. Da mag ich die Methode meiner Familie eindeutig lieber.
Das war gerade für die Sommerferien schön um vor oder im Urlaub etwas kaufen zu können, bei dem die Eltern die Notwendigkeit vielleicht nicht ganz so empfinden wie man selbst (ich erinnere mich noch an das Pokémon Gameboy Spiel z.B.) Das hatte einfach etwas verheißungsvolles für die Dinge, die der Sommer noch so bringen könnte…
Hej liebe Anne, stimmt, als Lehrerin hast du da ja noch mal einen ganz anderen Blick drauf. Furchtbar, was dadurch für ein Druck entsteht. Ansonsten bin ich komplett bei dir mit der Anerkennung der Anstrengung ganz generell. Alles Liebe, schön, dass du hier bist, Katia
Wir haben das immer so gehandhabt, dass es niemals Geld fürs Zeugnis oder Noten gab. Allerdings durften die Kinder sich zu Beginn der großen Ferien immer ein Buch aussuchen und wir sind ein Eis essen gegangen. Das machte sich aber nicht an den Leistungen fest, sondern daran, dass ein Schuljahr beendet war.
Viele Grüße
Nicole
Hej Nicole, für diese Praxis gibt‘s hier eine große Community 😊Liebe Grüße, Katia