Bei uns ist einiges los: Es gibt einen Vater,49, Betriebswirt und Autist. Ich bin die Mutter,50, Familienmanagerin, Minijobberin, leide unter Postcovid und den Wechseljahren. Ein Sohn,23, IT-ler, frisch verliebt, wohnt mit der jüngeren Schwester in einer WG. Eine Tochter, 20, studiert soziale Arbeit, genießt ihr Studentenleben und wohnt mit ihrem Bruder. Noch eine Tochter,19, frisch Abi gemacht, wartet auf einen Studienplatz, jobbt und bleibt gern noch im Hotel Mama. Kurze Luftholpause…
Dann gibt’s bei uns noch einen Sohn, der ist 16, macht in 2 Jahren Abitur, er ist absoluter Kraftsportfan. Mein kleinster Sohn ist Sohn,13, Heavy metalbegeistert, Schlagzeuger, Legobauer und Autist mit Epilepsie und meine jüngste Tochter ist 11, das Nesthäkchen und der Sonnenschein, liebt Serien, Schminken und Tanzen. Außerdem gibt’s einen Kater, drei Meerschweinchen und neun Hühner. Wir wohnen in einem Haus zur Miete mit großem Garten im Hamburger Umland, haben ein Auto und viele Fahrräder.
Montag
Der erste Schultag nach den den Sommerferien. Der Stundenplan ist noch nicht endgültig, meine Autisten sind verwirrt. Ich mache klar Schiff und genieße einen kurzen Moment Ruhe, als alles verräumt ist. Trinke einen Kaffee, scrolle bei Instagram, arbeite in der Postcovid App, bereite das Mittagessen zu. Später startet das Nachmittagsprogramm. Heute ist Schlagzeug für den 13jährigen – immer in Begleitung, die Epilepsie erfordert das im Moment. Am Abend erzählt die 19jährge von der Arbeit und der 16jährige vom Training, dann ist gegen 22 Uhr Feierabend.
Dienstag
Ich muss arbeiten, also übernimmt die 19jährige einen Teil des Haushalts. Sie macht auch den Einkauf und das Abholen ihres jüngsten Bruders, das Nesthäkchen hat Chor. Am Nachmittag kommt die Schulbegleitung unseres 13jährigen und es gibt ein langes Gespräch. Auch der Mann ist dabei. Als Quittung gibt es abends einen Shutdown und alle passen ihren Ablauf darauf an. Kein entspannter Ausgang des Abends.
Mittwoch
Ein Termin beim Kinderneurologen steht an. Die Epilepsie Medikamente werden neu eingestellt. Der 13jährige darf sich danach etwas von Lego aussuchen, er macht seine vielen Arztbesuche immer tapfer mit. Die große Tochter kündigt für Nachmittags ihren Besuch an, der endet in einem spontanen Stadtbummel und vielen lustigen Momenten. Das Nesthäkchen ist beim Tanzen, die 19jährige arbeitet und der 16jährige ist beim Training. Abends TK-Pizza für alle und ein frühes zu Bett gehen. Postcovid und Wechseljahre hauen rein bei mir.
Donnerstag
Die Hühner müssen zum Impfen. Während ihrer Abwesenheit wird das Gehege im Schnelldurchlauf auf Vordermann gebracht. Ich habe Therapiestunde und muss mich im Anschluss erstmal berappeln. Die Therapie wühlt vieles auf , ist aber ein absoluter Gamechanger für die Gedanken! Nachmittags kommt ein Freund des 13jährigen vorbei, die Jüngste ist mit ihrer Freundin unterwegs und ich gucke eine Folge Serie mit meinem 16jährigen , der heute Restday hat und dann auch mal gern mit Mama chillt. Danach noch Rasen mähen und Pfannkuchen zum Abendbrot.
Freitag
Die Jüngste hat Schwimmen in der Schule, ich muss arbeiten. Die 19jährige geht zum Sport und Nachmittags ins Outlet mit einer Freundin. Der 16jährige trifft seine Kumpels und darf bis Mitternacht weg. Der Vater hat frei und kümmert sich um Reparaturen rund ums Haus. Am Nachmittag erledige ich mit meiner ältesten Tochter den Großeinkauf. Abends schauen wir auf dem Beamer gemeinsam einen Film, natürlich mit Chips und Cola.
Samstag
Der Tagstartet mit einem gemeinsamen, ausgiebigen Frühstück. Leider ohne den 16jährigen, der arbeitet Samstags auf dem Markt. Von dort bringt er immer leckere Sachen mit, die dann gleich verbacken werden. Am Nachmittag haben mein Mann und ich Ausgang und gehen ins Kino. Die Kinder kümmern sich zu Hause um Haushalt und Tiere, und wir dürfen danach einfach nur aufs Sofa plumpsen. Das ist auch mal schön!
Sonntag
Heute puzzeln allein vor sich hin. Die Meerschweinchen vergnügen sich im Garten auf dem eigens für sie angelegten Kleebeet. Der Kater hat ein Mäusegeschenk mitgebracht und räkelt sich als erfolgreicher Jäger in der Sonne, die Hühner baden im Sand, der Vater schraubt zu seiner Entspannung stundenlang an den Fahrrädern, die 19jährige begleitet den 16jährigen ins Gym, der 13jährige baut Lego, das Nesthäkchen feilt an ihrem Halloween Kostüm mit entsprechenden Makeup und die beiden Großen laden sich zum Kuchen ein – gut, dass immer einer in der Tiefkühltruhe ist.
Wir erfahren alle Neuigkeiten aus der Geschwister-WG – aus zwei verschiedenen Sichtweisen. Sehr lustig! Und wir besprechen, wie wir dieses Jahr Weihnachten gestalten und freuen uns auf die viele gemeinsame Zeit. Apropos Zeit: ich habe an diesem Sonntag auch ein bisschen Me-time. Manchmal hätte ich gern mehr davon, aber um nix in der Welt würde ich meine völlig chaotische, aber absolut liebenswerte Familie eintauschen wollen.
Foto: Tyler Nix /Unsplash
Alles Liebe,
Liebe Anna, danke für deinen Einblick in deinen Tagesablauf. Habe ich gerne gelesen.
Lieben Gruß
Stella
Wow, was für ein voller und erfüllter Alltag! Danke dir für diesen Text. Ich habe großen Respekt und so viel Hochachtung davor, so viele Kinder zu begleiten. Und wie wir lesen dürfen, Ihnen auch gerecht zu werden. Hut ab! Toll dass du die Möglichkeit und Zeit hast für dich etwas zu tun. Alles Gute für deine Weg!
Liebe Anna,
RESPEKT! was du alles schaffst und das mit so vielen Erschwernissen, aber voller Liebe, die in deinem Text für deine Familie steckt.
Klopf dir bitte mal kräftig auf die Schulter von mir!
Ganz liebe Grüße
Sabrina
P.S: @Claudi: her mit der Lesekaffeekasse! bin ich sofort dabei 😉
Wow, Anna, ich finde deinen Text ganz toll geschrieben!
Meine Kinder sind so alt wie deine jüngsten zwei und in deinen Beschreibungen erkenne ich so einiges wieder! Wie immer kann ich mir auch aus dieser Beispielwoche etwas mitnehmen, nämlich den Wunsch, dass ich mit meinen Kindern, wenn sie so groß sind wie deine Ältesten, auch in einer so aktiven und gegenseitig unterstützenden Beziehung stehen möchte.
Alles Liebe für euch!
Cool von jemandem mit älteren Kindern zu lesen! Ich bin so gespannt, wie das bei uns wird. Deine scheinen sich ja gut zu verstehen, wenn sie sogar weiterhin zusammen wohnen wollen. Klasse!
Grüße
Auch ich lese immer sehr gerne mit, allerdings bekomme ich auch immer ein klein wenig schlechtes Gewissen. Habe nur die Hälfte der Kinder, aber so gut und entspannt gewuppt bekomme ich das Familienchaos noch (?) nicht…
Ich denke, wir wuppen alle viel mehr, als wir schaffen können und sind mit uns selbst immer am strengsten.
Alles Liebe!
Claudi
Vielen Dank für die lieben Kommentare. Man wächst so rein in die Aufgaben. Es ist oft viel Arbeit und nicht immer leicht, schon gar nicht mit den älteren Kindern. Wichtig dabei ist ( bei uns jedenfalls ) : mein Mann und ich sind ein gutes Team und wir beide sind bereit, immer an uns selbst und unserer Ehe zu arbeiten. Wir ziehen an einem Strang. Immer offen kommunizieren, auch und grade mit den Kindern. Und : nicht den Humor verlieren. Gerade, wenn alles ganz dunkeldüster ist, hilft das enorm.
Herzliche Grüße an alle.