Letzten Sonntag auf dem Sofa. Alle unter einer Decke. Pyjamabein neben Pyjamabein. Kaffee auf meiner Seite, Schnitt-Apfel auf ihrer. Ich hatte überhaupt nicht aufstehen wollen – sie dafür umso mehr. Also hatte ich mich aufs Sofa geschleppt. Also gut, Kiste an. Ich lag beinahe, sah mehr von meiner Stricksocke, als von Peter Lustig drüben an der Wand. Dann sah ich ihre Gesichter: Augen riesenradgroß, Mund leicht geöffnet…
Stirn und Wangen glattgebügelt. Als würde ein Nachwuchsschauspieler vor dem Spiegel Staunen üben. Eine lange Weile staunen. Ihr Fernsehgesicht. Oh ja, ich finde ihr Fernsehgesicht zuckersüß. Ich habe es zigmal fotografiert. Und doch frage ich mich jedes Mal, ob das so richtig ist. Wann sie fernsehen, ob sie fernsehen. Dass sie überhaupt fernsehen. Weil ich mich das ziemlich oft frage, dachte ich, ich frage mich das mal hier. Dann könnt ihr mit fragen. Oder antworten?
Vielleicht erzähl ich erstmal, wie das bei uns ist, mit dem Fernsehen. Wir haben nämlich gar keinen Fernseher. Wir haben einen Beamer, der über einen Computer und eine Tastatur gesteuert wird. Ich nenne den Vorgang also Fernseher anmachen – in Wahrheit ist es eine Expedition in die Untiefen der Technik. Mal komme ich erfolgreich zum Spielfilmbeginn an, mal strande ich irgendwo im Nirgendwo. (Manchmal hilft dann nur ein Anruf beim Mann, der mich selbst von unterwegs meist retten kann. Hmmm). Also unseren Fernseher kann man nicht einfach – Klick. Läuft. – anstellen. Das finde ich gut. Überhaupt, auch wenn ich hier von Fernsehen spreche, gucken unsere Kinder nie Fernsehen, sondern immer bloß DVDs oder Filme und Serien aus dem Internet. Ich möchte einfach nicht, dass die Kinder hingehen können und einfach so den Fernseher anstellen können. Und: Ich möchte nicht, dass ein Fernsehprogramm unseren Alltag bestimmt.
Auch in dem was die Kinder gucken bin ich streng: alles das, was mir optisch und thematisch gut gefällt. Zum Beispiel die alten Bullerbü-Filme, Biene-Maja, aber auch neue Sachen wie das Bilderbuchkino mit der kleinen Hexe Lisbeth oder die kunterbunten Abenteuer der Barbapapas. Es gibt kein Bob der Baumeister, kein Sponge Bob, kein Star Wars. Einfach weil ich das von den Bildern und Geschichten nicht besonders mag, und noch bestimme ich. Und weil die Kinder noch nie danach gefragt haben. Klar kennen sie “Schta Wurst” – oder haben davon zumindest im Kindergarten schon mal von gehört. Aber gefragt, ob sie das gucken dürfen, haben sie noch nie.
Die Kinder einer guten Freundin dürfen in der Woche kein Fernsehen mehr gucken, seit der Große in die Schule geht. Dafür dürfen sie am Wochenende auch mal einen ganz langen Film sehen. Ich kann das gut verstehen. Ich bin selbst Lehrerin. Ich kenne leider zu viele Kinder, die im morgendlichen Erzählkreis über nichts anderes berichten können, als über das Fernsehprogramm am Nachmittag und Abend vorher.
Zur Zeit halte ich es bei uns noch anders: Wenn die Kinder gegen Abend fragen und nichts dagegen spricht, dürfen sie etwas gucken – meist so zehn bis zwanzig Minuten lang. Ich setzte mich dann dazu (am liebsten) – oder koche (leider meistens!). Ich bleibe auf jeden Fall in der Nähe. Wenn immer es geht versuche ich aber, den späten Nachmittag und Vorabend so zu gestalten, dass die Frage nach Fernsehen gar nicht erst aufkommt. Ich schicke sie noch mal zum Möhren ernten in den Garten oder zum Auslüften aufs Trampolin. Ich versuche eine Bastelarbeit anzuregen, die zu dann neben mir alleine weitermachen. Oder ein Puzzle oder Steckperlen. oder ich beziehe sie ins Abendbrot machen ein. Das ist manchmal leicht, manchmal schwer – und manchmal furchtbar anstrengend.
Und manchmal, vor allem als Tjelle gerade geboren war, habe ich auch schon mal selbst vorgeschlagen, etwas zu gucken. Damit ich in Ruhe stillen konnte. Oder durchatmen. Oder unauffällig wachschlafen. So wie letzten Sonntag Morgen.
Manchmal wünschte ich, wir hätten keinen Fernseher. Oder würden dort wohnen, wo es immer warm ist, immer lange hell, immer grün. Aber dann freu ich mich auch darüber. Über verkuschelte Sonntage mit meinen Jungs und Peter. Über ganz kurz mal Ruhe haben, wenn sonst gar nichts geht. Und auf Morgen Abend. Da habe ich dem Großen versprochen gemeinsam Frozen zu gucken. Er hatte letztens ein Stück davon bei einer kranken Freundin durchs Fenster geschaut und sich jetzt von Herzen gewünscht, den ganzen Firm zu sehen. Ich bin gespannt. Ich freu mich. Pyjamabein an Pyjamabein. Und wir machen Popcorn!
Wie haltet ihr das mit dem Fernsehen?
Eine schöne Restwoche,
“Schta Wurst” made my day, ich habe einen Lachkrampf. Und kann jetzt leider keine kosntruktiven Antworten zu diesem auch bei uns “Dauerthema” geben. Ich versuche mich zu sammeln und komm später nochmal neu.
Ha, ja, ja Schtawurst find ich auch immer wieder spitze. Ich bin gespannt auf deine Dauerthemapunkte…
Herzlichst,
Claudi
Liebe Claudi,
so ähnlich wie bei euch, halten wir es bei uns auch. MIt einer Ausnahme: das Sandmännchen gibt es bei uns meist nach “vorgegebener Zeit”. Der Große ist jetzt vier. Er denkt öfters mal abends daran, dass er gerne noch etwas gucken würde. Das Sandmännchen nach dem Abendessen (aber nur, wenn wir vorher unserer eigenen Routine entsprechend fertig sind) finde ich in Ordnung. Ansonsten ist der Fernseher bei uns vor allem auch ein “Pausenbereiter”. Wenn mal kräftetechnisch nichts geht bei den Eltern, dann darf der Große sich Lotta, Ritter Rost oder Pippi Langstrumpf anschauen. Seit neuestem beherbergen wir auch die Moffels auf DVD. Ich gebe dir Recht: noch sind WIR Chef und dann können sie bitte auch etwas Schönes sehen 🙂 Eine Sache ist mir jedoch aufgefallen: bei unserem Mini bin ich bei Weitem nciht mehr so streng mit meiner “No-TV-Policy” wie noch beim Großen. Bequemlichkeit und Erfahrung relativieren dann doch eingies…
Liebe Grüße 🙂
Ha, Lotta steht hier auch ganz oben auf der Liste, und Moffels schreib ich gleich dazu.
Liebe Grüße!
Liebe Claudi, unser Sohn ist vier und bis jetzt ist es relativ unkompliziert. Aktuell ist es so, dass es “Film anschauen” nur gibt, wenn am nächsten Tag kein Kindergarten ist. Und meistens ist das “Shaun das Schaf” (das liebe ich auch am meisten) oder “Lauras Stern” oder “Sendung mit der Maus”, für ungefähr 30 Minuten oder mal ein wenig länger. Ich stelle dann die Eieruhr und wenn es klingelt, schalten wir aus 😉 Ein paar Mal haben wir jetzt auch “Mami-Abend” gemacht mit einem richtigen Kinderfilm und Popcorn und einer wahren Kissenburg am Boden (“Männer-Abend” gibt’s dann, wenn ich mal unterwegs bin). Aber als ich letzte Woche Migräne hatte, durfte er auf dem ipad auch länger schauen, fand ich in der Situation auch gut…..Bei uns heißt es übrigens “Dawoas” und “Staffwader”. Aber was es genau ist, davon hat er keine Ahnung. Er sieht es nur immer auf Papis Brotzeitdose 😉 Mit lieben Grüßen aus München, Josefine PS: Ich mag Deinen Blog, sehr!
Liebe Josefine,
Ich danke dir – und ich mag deinen Kommentar sehr! Diese gemeinsamen Fernsehabende sind spitze, oder? Ein guter Ersatz für nicht-mehr-oft-ins-Kino-können.
Alles Liebe und beste Grüße an Dawoas und Staffader, die alten Haudegen,
herzlichst,
Claudi
Euer Beamer hört sich ja richtig toll an!
Mit dem Fernsehen bin ich mittlerweile lockerer geworden. Das Sommerkind ist jetzt zwei, sie hat sich lange garnicht für den Fernseher interessiert und wir haben mit einer Folge penibel ausgesuchtem Programm auf dem Tablet begonnen.
Mittlerweil läuft der Fernseher jeden morgen ca. eine Stunde, dann aber den ganzen Tag nicht mehr.
Einfach damit ich meinen Kaffee trinken kann, das gebe ich ja zu.
Ich selber durfte in meiner Kindheit immer an den Fernseher, wenn ich es wollte. Oft saß ich trotzdem nicht vor der Glotze.
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole,
das sagt mein Mann auch immer – er durfte immer und hat es (fast) nie. Mal sehn…
Ganz liebe Grüße!
Hallo Claudi,
seit kurzem bin ich ein Blog-Lese-Fan und deine online Seite finde ich bezaubernd. Ich mag die vielen schönen Bilder, die Beiträge, den Shop,…toll, wie du das alles schaffst.
Zum aktuellen Beitrag:
ich bin selbst Lehrerin und Mutter von zwei Jungs (5,8) und einer Tochter (9). Ich handhabe das Thema Medien sehr ähnlich wie du. Allerdings sind unsere Kinder schon etwas älter und erschwerend kommt hinzu, dass wir seit einem Jahr in den USA leben, dem Medien und Konsumparadies. Hier geht es oft nicht um Qualität sondern Quantität, was es für mich als Mutter nicht leichter macht. Obwohl mein Mann ein lockereres Verhältnis zum Medienkonsument hat, unterstützt er mich, wofür ich ihm sehr dankbar bin.
Liebe Grüße
Rachel
Hallo liebe Rachel,
wie schön, Dich auch hier zu treffen! Bis zum nächsten Coffee Morning. Ich freu mich schon 🙂
Big hugs, Tina
Liebe Rachel, danke dir das freut mich sehr. Ich bin auch gespannt, was da noch so auf uns zu kommt. Und ja, auch hier beim Mann ganz viel TV Lockerheit – is ja manchmal auch ganz gut.
Alles Liebe, Claudi
Liebe Claudi,
ich sehe wir verstehen uns so gut und haben sogar die gleiche DVD-Sammlung für die Kids! Bei uns wird auch nur gezielt geschaut, momentan lieben sie die Serie “Lauras Stern”, die können sie bei uns auf dem Tablet sehen. Aber seit Schule, Kindergarten und Hobbys wieder angefangen haben, bleibt unter der Woche überhaupt keine Zeit um noch etwas anzuschauen. Denn sie wollen ja auch noch spielen. Und abends möchten sie lieber vorgelesen bekommen. So wird in den Ferien immer etwas mehr geschaut und der Alltag reguliert es dann wieder von alleine runter. Das passt sehr gut. Vielleicht gönnen wir uns für die verregneten Herbsttage mal die DVDs von “Nesthäkchen”, meiner Lieblings-Serie aus Kindertagen!
Liebe Grüße aus dem Süden in den Norden!
Ann-Cathrin
Hallo ! Bei uns ist es ähnlich ! Die Kinder dürfen ab und zu eine Folge Conny , Astrid Lindgren und seit neustem Bobo Siebenschläfer gucken . Wenn der Papa mal weg ist , darf der Große bei uns im großen Bett schlafen und wir gucken einen längeren Film z.B Pipi Langstrumpf gucken . Ich finde es schön, dass der Fernseher hier immer noch was besonders ist . Viele Geschichten werden danach hier direkt nach gespielt …lg
Liebe Claudi,
auch bei uns ist der Fernseher oder das iPad etwas Besonderes. Und das obwohl wir in den USA leben! Hier steht normalerweise in jedem Zimmer (mindestens) ein Gerät und Kids werden auch gerne davor “geparkt”.
Bei uns gibt es mal eine Folge “Sofia, the First”, “Mickey Mouse Clubhouse” oder ein kurzer Axel Scheffler Film auf Netflix, damit ich in der Küche für ein paar Minuten meine Ruhe habe und die hungrigen Mäuler pünktlich was zu essen bekommen! Ausnahmen von dieser Regel gibt es natürlich – lange Autofahrten und kranke Kinder, zum Beispiel.
Vielen Dank, dass Du – und die fleissigen Kommentarschreiberinnen – ein paar Empfehlungen geben. Jetzt kann ich unser iPad für die nächste Autofahrt mit ein paar neuen Serien bestücken. Ich hab ja oft das Gefühl, dass ich gar nicht mehr weiß, was in Deutschland “in” ist. Hier dreht sich immer nur alles um die Disney Prinzessinnen. Und das wird auf Dauer langweilig.
Euch viel Spaß beim “Frozen” gucken!
Tina
Hallo Claudia,
ich bin auch immer etwas unsicher was das fernsehen angeht. Bei uns gibt wenn dann Kika. Sender wie SuperRTL finde ich furchtbar. Ich habe aus Versehen mal dort hingeschaltet und die Kleene sagte sofort dass sie das nicht gucken wolle 🙂 Bei uns gibt es jeden Abend um zehn vor sieben das Sandmännchen. An ganz dollen Regentagen oder wenn ich krank bin schmeiß ich mal ne DVD rein, das wars dann aber auch schon mit Fernsehen. Die Kleene wird jetzt 4 und ich finde da muss sie noch nicht ständig vor der Kiste sitzen. Ähnlich wie bei Euch, sehe ich aber auch zu, dass die Frage nach dem Fernseher gar nicht erst aufkommt.
Liebe Grüße, Sandy
Liebe Claudia,
auch ich bin unsicher! Claire hat Youtube durch ihre älteren Cousinen entdeckt und Bibi und Tina ist das Größte für sie. Leider entsprechen die schnellen und schrillen Bilder so gar nicht meinen Vorstellungen. So ganz kam ich aber nicht mehr raus aus der Nummer. Also habe ich gegoogelt und versucht herauszufinden, was man einer 3 1/2-jährigen denn zeigen kann, zumindest ab und an, wenn sie unbedingt möchte. Sendung mit der Maus war eine Weile beliebt, dann kam Lauras Stern hinzu, Youtube schlägt ja vor. Schwups sind wir bei einer Folge gelandet, die viel zu aufregend war und ich hatte ein plötzlich weinendes Kind neben mir. Oh man, wirklich nicht leicht das Ganze! Derzeit darf sie am Wochenende eine kleine Sendung sehen, am liebsten gerade Dressur- oder Springreiten, mit echten Pferden. Oder Pumuckl, das erinnert mich sogar sehr gerne an die eigene Kindheit. Denn manchmal ist es ja auch schön, selbst geliebte Bekanntschaften aufzufrischen, oder?!
Danke für deinen Beitrag, ich mag deinen Blog wie immer so gern!