Vorweg: Dieser Text entstand bereits vor rund einem Jahr. Mittlerweile hat sich bei uns in Sachen Schule vieles verändert – und zwar zum Positiven. Meine Freundin hatte also doch recht (mehr dazu unten im Post). Aber es immer noch ein passender Text für alle neuen Fünftklässler-Eltern, die sich mit neuen Strukturen, mit neuem Stoff und – vermutlich – jeder Menge Hausaufgaben rumschlagen müssen…

Kürzlich hatte ich einen Schultraum. So weit ist es schon gekommen: Dass MICH das Thema Schule so sehr beschäftigt und bis in meine Träume verfolgt. Aber eigentlich ist es auch nicht verwunderlich: Seitdem wir ein Kind auf der weiterführenden Schule und zwei weitere Grundschulkinder haben, dreht sich unser Alltag ab nachmittags nur noch darum. Beziehungsweise um die Begleiterscheinung Hausaufgaben: Welche überhaupt gemacht, wann und wie sie gemacht werden müssen – und wie zur Hölle wir dabei ein halbwegs entspanntes Familienleben hinkriegen. Sorry fürs Spoilern: funktioniert so mittelmäßig…

Verzweifelte Frau mit Büchern auf dem Kopf

Gerade fühlt es sich verdächtig danach an, als würde ich selbst noch einmal zur Schule gehen. Mit dem kleinen Unterschied, dass ich eigentlich noch drölfzig andere Jobs habe. Das Beste daran ist vermutlich, dass ich aktuell Genus, Numerus und Kasus jedes Nomens fehlerfrei bestimmen und die Traditionen der Weltreligionen wieder aus dem Effeff kann. Meine Allgemeinbildung erhält gerade einen echten Booster. Mein Stresspegel allerdings auch, denn:

Fünftklässler erledigen ihre Hausaufgaben nicht gänzlich allein. Was nicht an den Kindern liegt.

Denn was ich vorab schon mal befürchtet hatte (hier hatte ich mir ein paar Gedanken zum Schulwechsel gemacht): Der Sprung von der Grundschule aufs Gymnasium ist hart. Einfach deshalb, weil die Kinder in vier von Corona geprägten Grundschuljahren nicht gelernt haben, nicht lernen konnten, wie man lernt. Wie man sich richtig organisiert. Wie man große Themenkomplexe strukturiert und sich erarbeitet.

Dumm nur: Es wird vorausgesetzt, dass die Kinder diese Skills haben. Oder – wenn nicht – dass sie sie irgendwie erlangen müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Dieses irgendwie heißt Eltern, die nachmittags zwischen 1000 anderen To-Dos mit rauchenden Köpfen ihren Kindern den Stoff und die Fähigkeiten, ihn auch im Kopf zu behalten, nahezubringen versuchen.

Keine Ahnung, wie es bei anderen ist – bei uns sind gemeinsame Hausaufgaben nach monatelangem Homeschooling meist kein Vergnügen.

Die ersten Wochen an der neuen Schule hatten mein Großer und ich uns deswegen öfters in den Haaren: Darüber, wann man mit den Hausaufgaben anfängt, wie viel Zeit man dafür aufwendet, ob man den Stoff aus dem Unterricht vielleicht nachmittags noch mal rekapituliert.

Zwar hatte ich mal den vagen Plan, mein Kind komplett allein durch die weiterführende Schule laufen zu lassen. Aber spätestens, als ich Anfang des Schuljahres von einer FAZ-Kollegin las, die keinerlei Hilfestellung in Schulangelegenheiten als “Mein erzieherisches Fail des Jahres” betitelte, nahm ich davon wieder ein wenig Abstand.

Mein Gefühl sagt mir sowieso etwas anderes: Dass die Kids bei diesem Übergang einfach ein wenig überfordert sind – selbst wenn sie das Gegenteil behaupten.

Und es ist ja auch verdammt viel: Neue Lehrer, Fächer, Mitschüler und Regeln. Dazu dieses unglaublich kurze erste Halbjahr, in dem innerhalb von sechs Wochen vor Weihnachten alle Klausuren geschrieben werden – das hat nichts mit dem Kuschelkurs der Grundschule zu tun. Sich dabei überhaupt zurechtzufinden, ist schon eine echte Leistung.

Nicht selten büffelt man also im ersten Halbjahr jeden Nachmittag und auch an den Wochenenden für irgendein Fach – pro Woche zwei Klassenarbeiten, plus Vokabeltest, Sportprüfung und die ganz regulären Hausaufgaben sind nämlich ein ziemliches Pfund. Immerhin: Mein Kind scheint das in Summe weit weniger zu stressen als mich.

Ich weiß schon ab dem Mittagessen, dass gleich der Hausaufgaben-K(r)ampf wieder losgeht:

Die Kinder anschieben, die liebend gern prokrastinieren, sie zwischen unzähligen Snack-Pausen und “Ich hab keinen Bock!!” bei der Stange zu halten. Statt Familienzeit haben wir gefühlt nur noch Hausaufgabenzeit – und oftmals miese Laune.

“Es wird besser”, hat mir kürzlich eine Freundin versichert, deren Tochter schon ein Jahr länger an der weiterführenden Schule ist. Dass es eben wirklich eine ganze Weile brauche, bis sich die Kinder an das neue Schulsystem gewöhnt hätten. An den Workload und die Struktur. Sie hätten das komplette erste Schuljahr der fünften Klasse dafür benötigt, tröstete sich mich.

Ich möchte ihr gern glauben. Und natürlich rechtzeitig den Absprung in der Hausaufgaben-Anschub-Begleitung finden. Denn dauerhaft können wir Eltern nicht in der Intensität weiter eingebunden sein – immerhin steht schon bald Kind zwei in den Startlöchern für die weiterführende Schule. Und dann wird’s wirklich wild. Daher lautet unser Plan:

Am Anfang schließen wir als Eltern wo nötig und möglich die Lücken in Sachen Form und Lernstruktur.

Und dann ist es alleinige Sache der Kinder, ihren Weg zu machen. Weil: Ich will nicht da landen, wo diese eine Mutter nach 13 Schuljahren mit ihrem Kind stand. Kürzlich quatschte ich auf einer Geburtstagsparty mit besagter Frau, deren Sohn just Abitur gemacht hatte. Sie sei so froh, seufzte sie, dass diese Lernerei endlich vorbei wäre. Also ihre gemeinsame, denn sie hätte von Klasse fünf bis Klasse 13 eigentlich durchgängig mit ihrem Kind Hausaufgaben und Klausurvorbereitung gemacht. Seitdem denke ich: loslassen und laufenlassen ist eine der wichtigsten Skills für uns Eltern!

Wie ist das bei euch mit den Hausaufgaben: Laufen eure Fünftklässler schon komplett allein oder gebt ihr Hilfestellung?

PS: Wie gesagt: Dieser Text stammt aus dem vergangenen Schuljahr. Wir sind an vielem gewachsen, an einigem verzweifelt – und haben mittlerweile in einen ganz anderen Tritt gefunden. Als Eltern treten wir nur noch auf den Plan, wenn unsere Kinder uns in Sachen Schule explizit um Hilfestellung bitten. Ansonsten platzieren wir kleine Reminder – und halten uns raus. Das funktioniert derzeit für alle besser als das engmaschige Begleiten. Wie sind eure Erfahrungen?

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Alles Liebe,

Katia