Eine der Fragen, die mir am häufigsten gestellt wird, ist die “Wie-schaffst-du-das-bloß-alles?”Frage. Lustigerweise denke ich das auch oft, von den vielen anderen tollen Frauen hinter den vielen anderen tollen Blogs oder Instagram-Accounts. Doch jetzt gerade, nach einem Wochenende Auszeit und Luftholen in Dresden, stelle ich mir die Frage selbst. Ich frage mich: “Wie soll ich das bloß alles schaffen?” Es ist gerade so viel zu tun: In der Schule, für mein Buch, für den Blog, für neue, interessante Projekte, die hier gerade eintrudeln. Und hey, unser Haus müsste auch mal wieder richtig geputzt werden…
Workingmum,
Wenn ich darüber nachdenke, wird mir ganz übel. Und ich frage mich wirklich, wie lange ich noch auf so hoher Flamme kochen kann. Ob es das alles wert ist. Oder ob ich mich nicht ab jetzt einfach unter der Bettdecke verkrieche und einfach mal eine Weile nicht mehr rauskomme. Ich war Anfang der Woche kurz davor, ehrlich. Wenn man einmal Luft geholt hat, guckt man noch einmal ganz neu darauf, wie es gerade läuft, oder? In meinem Fall guckte ich auf einen riesigen Batzen Arbeit. Aber was tun? Nicht mehr Luftholen? Um nicht nachzudenken? Hä? Doofe Idee.

Und ganz ehrlich: natürlich will ich das hier alles genau so. Ich möchte arbeiten und eine gute Lehrerin sein. Ich möchte nebenbei Geschichten schreiben, meine Buchparty planen, mir Themen für diesen Blog überlegen. Weil es genau diese Mischung ist, die mich glücklich macht. Trotzdem beneide ich manchmal meine Freundinnen, die, die gerade in Elternzeit sind und die, die eben nicht arbeiten. Manchmal wünsche ich mir das auch. Einfach bloß Mama sein. Gerade wieder sehr. Dann fällt mir aber auch ganz sicher wieder ein, dass mir dann ganz schnell die Decke auf den Kopf fallen würde. Dass ich so stolz bin, auf das was ich mache. Und dass wir natürlich auch ganz banal das Geld brauchen. Ich wünschte bloß, mein Tag hätte ein paar mehr Stunden.

WAS ICH UNGLAUBLICH GERN MACHEN WÜRDE:
– Ich würde mich so gern weiterhin wenigstens alle zwei Wochen vormittags mit Freundinnen zum Frühstück treffen. Ganz in Ruhe, ohne Kinder. Kaffee, etwas Leckeres zu essen, vielleicht ein Glas Sekt.
– Ich würde gern an alle Geburtstage von Freundinnen und deren Kindern denken und ihnen kleine, liebevoll verpackte Geschenke schicken.
– Ich würde meine Kinder gern vom Kindergarten abholen, entspannt, mit ihnen in den Nachmittag hineinleben. Gemeinsam in Ruhe etwas unternehmen, basteln, lesen.
– Ich würde abends gern entspannt kochen. Lecker und gesund.
– Ich würde gern öfter joggen gehen und wirklich mal wieder regelmäßig in Ruhe Yoga machen.
– Ich würde gern jeden Sonntag mit meiner Familie einen Ausflug machen.
– Ich würde gern endlich mal wieder weiter in Ruhe an meinem Kinderroman-Manuskript schreiben.
– Ich würde gern noch viel mehr meiner Ideen für WASFÜRMICH sofort umsetzen.
– Ich würde mich gern abends mal wieder aufs Sofa legen, mit einer Zeitschrift vielleicht oder eine Folge Downton Abbey. Und danach ins Bett gehen. (Ohne Laptop. Und ohne noch mal schnell aufzustehen und einen Erinnerungs-Post-it unten an die Tür zu kleben. Und ohne dieses nervöse Dauer-Kribbeln im Bauch.)

WIE ES IN WIRKLICHKEIT IST:
– Ich habe gerade mal wieder ein Mädels-Frühstücksdate abgesagt. Wir hatten endlich alle vier einen Termin gefunden, jetzt kam mir ein Arbeitstermin dazwischen. Oder ein dringender Arzttermin. Mit einem freien Vormittag bleibt nicht viel Spielraum. Verdammt noch mal. (Ich werd das neue Baby meiner Freundin wohl erst sehen wenn es den Führerschein macht).
– “Du hattest Geburtstag. Hä? Echt? Stimmt! Verdammt.” Auf diesem Wege: Liebe Geburtstagsgrüße an alle meine Freundinnen und deren zauberhafte Kinder die ich in letzter Zeit vergessen habe!
– Wenn ich meine Kinder abhole, bin ich gehetzt. Ich renne rein in die Kita, Treppe hoch, hoffe das ich nicht komplett zu spät bin. Ich versuche schnell einmal durchzuatmen. Mir meine Anspannung nicht anmerken zu lassen. Ich freue mich immer wahnsinnig, sie zu sehen. So sehr. Auf der Treppe muss ich lächeln, wenn ich an ihre lieben Gesichter denke. Und dann trödeln sie beim Runtergehen – und ich mecker los. Genauso doof: Immer wieder versuche ich noch ein, zwei, drei Sachen für die Arbeit am Nachmittag zu erledigen. Um jedes Mal wieder festzustellen, dass es bloß im Chaos und Frust endet (mit brüllenden Kindern).
– Ich glaube, wie angespannt ich wirklich bin, merke ich daran, dass ich nicht mehr kochen mag. Kochen! Mein liebstes. Aber wenn ich zur Zeit darüber nachdenke, was es am Abend bei uns zu essen geben soll, bin ich völlig überfordert. (Und denke jedes Mal über die Option Bloß-Brot nach. Und öfter über den Asiamann.)
– Yoga? Wann? Wann! Und wenn: Ich fürchte, ich würde dabei im Kopf To-do-Listen durchgehen.
– Mein Kinderroman? Wird wohl für immer in der Schublade versauern.
– Am Wochenende arbeiten wir oft einfach weiter. Mein Mann in der Kanzlei oder im Garten. Ich für den Blog. Oder im Haushalt. Oder draußen. Da fällt mir ein: Die Gartenstühle wollte ich doch auch endlich mal wieder streichen. Manchmal erinnere ich mich, dass mir Gartenstühle streichen tatsächlich mal Spaß gemacht hat. Früher. Als es das einzige Projekt für das Wochenende war.
– Viele Ideen für WASFÜRMICH stehen in einer Irgendwann-mal-Liste auf meinem PC und schaffen es dort leider nie raus. Verdammte Kiste.
– Wenn ich die Kinder ins Bett gebracht habe, geht es erst richtig los. Aufräumen. Wäsche! Texte korrigieren. Texte für den Blog texten. Emails beantworten. Wischen. Zum Glück kann man bei Dunkelheit wenigstens keine Fenster putzen. Jeden Abend gehe ich übrigens viel zu spät und doch mit diesem gemeinen Kribbeln ins Bett. Mit dem ständigen Gefühl eventuell etwas Wichtiges vergessen haben zu können. Mit dem dumpfen Gefühl, mal wieder viel weniger geschafft zu haben, als ich wollte. Und die Fenster sind immer noch dreckig.

Also wie ich das alles schaffe? Überhaupt nicht. Kein Stück. Und ihr?

Claudi