Wenn ich bei jüngeren Kolleginnen via Instagram einen Blick auf ihr Leben werfe, muss ich öfter schmunzeln. Denn mir war früher nie bewusst, wie sehr sich Phasen in den unterschiedlichsten Mamaleben einer Bubble ähneln, ohne das es einem bewusst ist, wenn man selbst darin steckt. Im Gegenteil, ich selbst fühlte mich damals total fancy. Und besonders. Jetzt denke ich: “Nicht nur bei Kindern, auch bei Müttern ist alles eine Phase…” und das ist ja auch total okay…
Die Schwangerwerdphase. Oft auch die Haussuchphase
Für einen selbst dreht sich gerade alles um Folsäure und Co, sprechen tut man aber nur mit den besten Freundinnen drüber. Man möchte sich selbst keinen Druck aufbauen und macht es doch. Man schielt schon mal heimlich zu den Menschen mit Tragetuch. Weiß ganz genau, was man will und was nicht. Denkt so oft: „Das werde ich anders machen.“ Im Kopf lauter rosagelbe Gegenlichtszenen von Familienleben.
Die Schwanger-Phase
Es hat geklappt. Erst behält man es für sich und lebt ein paar Monate eine unheimliche, nicht endenwollende Heimlichkeit. Man kauft sich das erste Elternmagazin, bestellt erste Strampler – und kann es nicht glauben. Alles ist so aufregend. Man könnte die ganze Zeit grinsen. Oder spucken.
Die Babyphase. Oft auch die Hausfinde-Phase
Kind ist da und man schwankt zwischen giggelndem Glück und horrenden Herausforderungen. Ausgerechnet jetzt flattern passende Hausangebote herein. Müde läuft man durch Bruchbuden, Brust läuft aus, aber man sieht es doch schon vor sich: Das vollkommene Familienglück in der sonnigen, nach Marmelade duftenden Küche. Leider ist die meist zu teuer. Und ein Kind kotzt.
Man trifft sich in seiner Wohnung mit Freundinnen zum Marmeladekochen. Man bestellt seine Bauchbilder auf Leinwänden, möchte am liebsten die ganze Wohnung damit tapezieren. Und man seufzt leise, wie schön es wäre, wenn das richtige Haus da wäre.
Die Kleinkindphase. Oft auch: Die Nähphase.
Die Kinder werden aktiver, man selbst auch. Die richtige Krabbeldecke ist überlebenswichtig. Alles ist überlebenswichtig: Die Beikost, die Windel, der Kitaeinstieg. Man macht sich Listen, was man beim Elternabend fragen will. Alle fangen plötzlich an zu nähen: Pumphosen, Kissen, Tücher. Man trifft sich mit Freundinnen und rattert Reihen. So langsam fängt man wieder an zu arbeiten, dabei möchte man eigentlich den ganzen Tag im Haus rummuckeln.
Ist man zurück im Job, ist es schön rauszukommen und irgendwie schrecklich. Alles ist einfach ganz schön stressig. Wie soll das überhaupt gehen? Und dann klappts jetzt auch noch mit Haus. Es könnte so schön sein, wenn bloß der Vorgarten fertig wär, der Matsch weg wär, die Fußleisten dran – und alle Lampen hingen. Aber ja, es ist ganz schön schön.
Die Hühnerphase. Oft auch die Hochbeetphase.
Im Garten blüht es – vor allem das Unkraut. Ein Haus ist toll, aber doch ganz schön viel Arbeit. Mit Glück kommen Stadt-Freunde zum Laubharken vorbei. Damit es so richtig Bullerbü wird, fehlen nur noch die Hühner. Und natürlich Kohlrabi aus dem Hochbeet. Die ganze Welt ist Kohlrabi aus dem Hochbeet. Die Babybauchbilder kommen weg, dafür kommen jetzt Statement-Poster an die Wand. „Alles ist jetzt!“ zum Beispiel.
Die Sauerteigphase.
Er duftet so gut und ist wie zaubern. Irgendwie sogar sexy. Stundenlang könnte man die perfekten Laibe auf Instagram bestaunen. Und Brot kriegt keine Milben, haha.
Brot backen schützt auch vor dem Schreck, schon wieder vergessen zu haben, Brot für die Brotdose zu kaufen. Sauerteig nimmt nicht so viel Platz weg, wie Stoffe, man verschenkt seine alten Nähbücher. Schule ist verdammt anstrengend – und Sauerteig so viel dankbarer als die Kids.
Die Keinen-Bock-Phase
Im Hochbeet wächst nichts, außer die Schnecken. Der Rasen wächst dafür ohne Ende. Die Kinder haben keinen Bock mehr auf genähte Hose, auf Schaukeln, auf Kohlrabi und schon gar nicht auf Hühnerstallputzen. Man selbst auch nicht. Und man ist müüüüüde. Ab und zu träumt man von der winzig kleinen Stadtwohnung. Mit einer Balkonpflanze. Und einem Huhn im Tiefkühler.
Die Yoga-Phase. Und die Freundinnen-Phase
Keine Lust mehr drauf, müde zu sein. Keine Lust mehr aufs keine Lust haben. Man rennt los, man macht Yoga, erst online, dann im Kurs. Man googelt Keto-Rezepte. Man shoppt wieder Schuhe für sich statt Sachen für die Kinder. Man meldet sich wieder bei den alten Freundinnen, oder findet noch mal neue. Man fährt mit ihnen für ein Wochenende weg. Keine Lust mehr auf Smalltalk, wenn es passt, reden alle Klartext. Man kauft sein Brot und seinen Kohlrabi mit Freude auf dem Markt. Und die Hühner sind zum Glück tot – aber nicht im Tiefkühler.
In welcher Phase steckst du grad?
PS. Die sieben Mütter, die ich war.
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Alles Liebe,
Sehr witzig dein Text.
Ich bin gerade definitiv in der „Schuhe-shoppen für mich Phase“ und habe wahnsinnig Spaß daran Neues zu entdecken und auszuprobieren jetzt wo die Kinder größer sind. Geniale Phase! Der Babydecken und genähte Hosen Phase heule ich gerade null hinterher so schön sie auch war!! Achso statt Kohlrabi pflanze ich jetzt Blumen im Hochbeet. Yoga Phase trifft irgendwie auch zu :). Echt witzig wie das so simultan abläuft wie eben die Feuerwehr oder Polizei Phase bei Kindern. Im die Statement Poster Phase bin ich nie gekommen-die lass ich aus 😅. Aber Eure Sprüche sind schon gut…
LG
Mathilda
Ja, oder? Hier übrigens auch bloß noch Kräuter und Blumen im Hochbeet!!!
Alles Liebe,
Claudi
Ach ja. Alles ist eine Phase, Hase. Ich bin so sehr bei dir. Auch wenn’s hier weder Babybauch-Bilder (zu vercheckt) noch selbst gekochten Kohlrabibrei (zu faul) oder selbst genähte Klamotten (können andere besser). Um mich herum trudelt bei anderen Müttern gerade Kind 2 rein, und so sehr ich mich für sie alle freue, so sehr denk ich mir jedes Mal: Was bin ich froh, dass das Thema durch ist. Dafür habe ich mir letztens neben bunten Schuhen ne Klaviersonate gekauft, von der ich 20 Jahre lang dachte, sie sei zu schwer für mich. Turns out: ist sie nicht. Man muss nur üben – und sich Zeit für sich selbst nehmen…..Die auch wieder da ist, wenn die Kids nicht mehr ganz so klein sind.
Ich habe deinen Blog durch alle Phasen gelesen und jede Minute davon genossen 😉. Der wahre Augenöffner war aber das Buch “Das neue 40” von Priska Amstutz und Leoni Hof. Das machte so Lust auf Ü40, klare Empfehlung!
So. Und jetzt geh ich dann raus und pflanze meine selbstgezogenen Zinnien in den Vorgarten 😇
Nachtrag: …. Und weil er einfach für alle Phasen passt, ist dein Blogname so toll!
Jaaa, ich bin auch so froh, dass ich damals ihn gerade noch rechtzeitig ungenannt habe. Eigentlich sollte er nämlich „Fräulein Holunder“ heißen… 😂🙈 Und das wäre wieder voll bloß eine Phase gewesen.
Alles Liebe!
Claudi
Oh mein Gott! Die meisten Phasen habe ich durch 😀 stecke in der für alles zu müde Phase … aber wenn als nächstes Yoga kommt, bin ich gespannt ob ich dann endlich mal am Ball (auf der Matte) bleibe.
Herrlich! Und man selbst denkt immer man sei so individuell 😂👍🏻
Hmm, ich fühle gerade jede Phase gleichzeitig. Schwanger mit Kind Nr. 2 vermisse ich das Nähen (zu dem ich aber schon mit 14 meinen ersten Freund mitgeschleppt habe) und ersticke im Job, in Hochbeet wachsen gerade Kohlrabi etc. Sauerteig und Yoga wurden zum Detox und gleichzeitig regelmäßig einer gehörigen Portion Nullbock erst Recht in Kombi mit der Müdigkeit am Anfang der Schwangerschaft.
Wie witzig!!! Dass man ein Frauenleben so verallgemeinern kann.😅
Nur unsere Hühner leben noch.
Sehr gut. 😂
Ich bin gespannt, auf die Phasen, die noch kommen.
Alles Liebe,
Claudi
Hihi, toller Artikel. Besonders die Hühner, so witzig geschrieben.
Man könnte noch ergänzen: und bei einigen Wenigen wird aus der Phase eine echte Leidenschaft. Da folgen auf die Pumphosen die tollsten Kleider und Pullover für Große, da wird aus einem Hochbeet ein echter Selbstversorgergarten oder aus einem Blog das schönste Blogazin
Oh ja, das gibt’s auch!!! Und auch ein Garten wird tollerweise bei manchen zur Dauerleidenschaft.
Alles Liebe,
Claudi
Herrlich be- und geschrieben! Die Näh- und die Sauerteigphase hatte ich nicht, aber seit 4 Jahren haben wir einen Schrebergarten mit Hochbeeten und Beeten voller Kohlrabi, Kohlsorten, Zucchini, Gurken, Tomaten etc… diese Leidenschaft hält schon als längste Phase. Ach ja, und die Hühner sind bei uns Wellensittiche, passend zur gebliebenen Stadtwohnung (wobei in diese als Eigentumswohnung sind wir tatsächlich parallel zum Jobeinstieg nach Kind2 gezogen… Ich finde es echt witzig, wie Du das beobachtet hast! Ach und Yoga ist bei mir Pilates und nach der Stunde findet gleich immer ein Freubdinnen- Abend statt!
😄 ich bin definitiv in der Yoga und Freundinnen-Phase! Habe allerdings statt Yoga das Reiten wieder angefangen und nehme endlich Klavierunterricht. Nähen tue ich immer noch mit viel Leidenschaft und den Garten (aber schon immer nur mit Blumen) und die Arbeit darin liebe ich sehr. Hühner habe ich immer nur regelmäßig im Tiefkühler, wenn meine Hühnerfreundin sie aussortiert 😅. Diese Phase gerade gefällt mir sehr! Sie kann gerne lange andauern. Abgesehen von schulischen Dramen sind die Kinder gerade wunderbar selbstständig und trotzdem noch ein bisschen kuschelig. Als nächstes wird hier wohl das erste Kind ausziehen. Davor fürchte ich mich ein wenig.
Wahnsinn. Das bin ja ich, die du dort beschreibst! Verrückt, dass wir uns alle so sehr ähneln! Ich befinde mich gerade in der vorletzten und letzten Phase. Kniffelig ist, dass unsere Jüngste noch in der Kleinkindphase ist, während die anderen Kids schon Schulkinder sind. Deshalb gibt es bei mir auch eine große Bandbreite an Bekanntschaften. Da muss ich mich schon manchmal etwas zurück nehmen mit meinen Kommentaren zur allerwichtigsten Krabbldecke 🙈 danke für diesen Text. Ich musste echt schmunzeln. Liebe Grüße!
Ja, oder? Danke dir. Ich muss mich auch manchmal zurück halten. Hat ja jede Phase was Gutes!!!
Alles Liebe,
Claudi