Ich hab diese Zeile dreimal gelöscht und wieder hingeschrieben. Aber Fakt ist: Ich tippe einen Text über Tassen! Soweit ist es gekommen. Mein Universum kreist um glatten Porzellanteint, scharfe Henkelkurven und heißen Inhalt. Weil es die kleinen Dinge sind, die mir in dieser Pandemie Halt geben. Eine Liebesgeschichte in Sachen Porzellan…
Die Kaffeeindustrie kann sich freuen. Laut Süddeutscher Zeitung stieg der Kaffeekonsum im Pandemiejahr 2020 um zwei Liter pro Kopf. 168 Liter trinken wir im Durchschnitt – das meiste davon in den vergangenen zwei Jahren ganz sicher zuhause. Wie siehts bei euch aus im Tassenschrank?
Ein Blick in meine Vitrine ist ein Trip in die Vergangenheit und Gegenwart. Getupfte Erinnerungen, gestreifte Nostalgie und ein bisschen Wehmut: Die milchfarbene Kuhtasse vom Mädelstrip auf Sylt vor etwa 15 Jahren – warum habe ich die in einem Anfall von Minimalismus-Lust bloß weggeworfen? Sie fehlt mir. Immerhin sehe ich sie vor mir und fühle die Stimmung, an die sie mich erinnert hat.
Die diversen Tassen, die mir Mütter mit Mon Cherie gefüllt vor den Weihnachtsferien auf dem Schulhof überreichten, wollte ich dagegen schon damals auf keinen Fall alle behalten. Viele stehen, Henkel an Henkel, mit den Becherbrüdern der Kollegen in den verschiedensten Lehrerzimmerküchenschränken.
Als wir in dieses Haus zogen, glich im Geschirrschrank keine Tasse der anderen. So sicher ich mir mit meinem Mann, diesem Haus und Leben war, so wenig konnte ich mich lange in Sachen Geschirr entscheiden. Wusste nicht, ob ich Lust hatte auf eierschalenfarbene Klassik, bunte Blümchen, auf ein britisches “Hello” von Laura Ashley oder doch friesisches Zwiebelmuster? Dann kamen meine Kinder und in der Zeit, in der sie klein waren, war meine Welt wuselig genug. Ich sehnte mich nach Ruhe. Nach dem erhabenen Gefühl von ordentlich aufgereitem, blütenweißen Porzellan in meiner Vitrine. Wenigstens da hatte ich alles im Griff.
Gebrannte Geborgenheit
Heute wird mein Geschirr wieder bunter. Besonders Tassen sind für mich Geborgenheit. Mein kleines, warmes Glück zum Anfassen und Anschlürfen. Je nachdem, wie ich mich gerade fühle, die passende Tasse hilft. Vielleicht ist da auch ein Gefühl von: Ich habe es in der Hand. Wenigstens das. Und da ist zumindest etwas Warmes. Jemand hält meine Hand, selbst wenn meine Männer nicht da sind.
Ist das ein Tassen-Tick? Oder beginnt man mit 40plus endlich, sich an den Kleinigkeiten zu erfreuen? Vielleicht beginnt mit dem mittleren Alter auch einfach die Sehnsucht nach Sammlungen? Weil sie einem Halt geben, wenn es plötzlich von unten und von oben drückt? Und hey, besser Tassen als Eulen, oder?
Die Schmuckstücke oben sind von hier, hier, hier, hier, hier,und hier.
Und wie sieht die Tasse aus, die du morgens an deine Lippen lässt?
Collage: Claudia Obertaxer
Fotos: Dille Kamille, Soestrene Grene, Anthropologie, House Doctor, Avocado Store
Liebe Claudia,
ich mag auch Tassen. Meine älteste hab ich mir mit 16 auf einem Schüleraustausch in England gekauft. Jetzt, 25 Jahre später, gefällt sie mir immer noch sehr und ich trinke morgens meinen ersten Kaffee immer aus ihr. Eine Lieblingstasse….aus der ich nie Tee trinken würde, da habe ich eine andere…der Tassen-Tick ist sicherlich weit verbreitet, mein Mann pflegt ihn auch und meine Kinder neigen auch zu Lieblingsgeschirr, aus welchem grundsätzlich nur gegessen und getrunken wird.
Fröhliche Weihnachten und hoch die Tassen auf ein (noch) besseres neues Jahr.
Liebe Grüße Claudia
Ach wie schön! Da bin ich ja nicht allein. Danke für deine Geschichte!
Herzlichst,
Claudi
Hi Claudi, am liebsten klassisch weiß und für Kaffe eher kleine Tassen, dass er nicht schnell kalt wird. Wahlweise mit klarer Grafik oder klarer Farbe. Von meinem “Lieblingslabel” Kahla, eine der wenigen übrig geblieben Ostfirmen. Mit deren Zwiebelmuster bin ich schon als Kind aufgewachsen. Inzwischen designpreisgekrönt und flexibel kombinierbar. Teller als Deckel auf Schalen etc.Das allerwichtigste an einer Tasse ist meiner Meinung nach, dass man sie gut anfassen kann und dass auch ein Mann den Henkel nutzen kann!
Das klingt toll – und blauweiße Keramik lieben wir hier auch!
Alles Liebe!
Claudi
Oh, genau mein Thema. Ich bin meinen Tassen und Bechern regelrecht emotional verbunden. Und nicht jede geht für jedes Getränk oder zu jedem Anlass. Das fühlt sich sonst richtig „falsch“ an.
In der letzten Zeit ist viel handgemachte Keramik bei mir eingezogen. Meist im Urlaub gefunden. Der letzte Sommerurlaub auf Bornholm war da sehr ergiebig. Und ich „musste“mir sogar noch was nachbestellen und zuschicken lassen (Bornholms Keramikfabrik). Also definitiv eine Leidenschaft.
Funktioniert auch mit Schüsseln bei mir.
Haha, der Schüsseltext folgt dann irgendwann. Mein Mann kann ein Lied davon singen.
Alles Liebe,
Claudi
Da die Tasse ein Thema im Blog-Logo ist, wundert mich der Post nicht 😉 Ein schöner Beitrag!
Ich habe vor einiger Zeit die ganzen geschenkten Becher (die ich nie mochte!) aussortiert: beim Straßensperrmüll waren sie ratzfatz weg. Das war vorher echt unnötiger Ballast!!!
Für den Kaffee zuhause haben wir im Alltag einfarbige Kaffeebecher in vielen Farben von Dibbern. Mein Mann und ich hatten sie in einer kleinen Boutique deutlich reduziert gekauft. Sie begleiten uns seit wir zusammen gezogen sind und lassen sich super zu schlichten weißen Tellern kombinieren. Mittlerweile dürfen auch die Kinder sie für ihren Kakao benutzen. Jeder hat eine Lieblingsfarbe.
Ein paar wenige größere Becher amerikanischen Formats haben wir auch noch- allesamt aufgeladen mit Erinnerungen 🙂 aber nichts für eine Kaffeetafel.
Für die Fahrt im Zug zur Arbeit habe ich seit Jahrzehnten schlichte Porzellan-Becher mit Silikon-Deckeln. Darin kann ich morgens (Soja)Milch in der Mikrowelle heiß machen. Zum Aufschäumen fehlt mir dann nämlich die Zeit bzw. Ruhe. Je nach Laune oder Jahreszeit wird ein passender ‚Cupcoat‘ dem Becher angezogen. Das sorgt für Abwechslung ohne unnötig Platz wegzunehmen.
Wie schön, tolle Geschichte! Und an mein Logo hab ich tatsächlich gerade eben erst gedacht. Haha!
Alles Liebe und frohe Weihnachten,
Claudi
Hallo Claudia, ja, die Erinnerungstasse an die Au Pair Zeit in Rom, die wird gehütet und hat schon etliche Umzüge heil überstanden. Sie passt nur gerade nicht zum viel zu frühen Morgenkaffee- da klammer ich mich an den Bechern von der Petra Fischer aus ihrem Laden 1260° in Haidhausen fest. Die brauchen auch keinen Henkel, die liegen so wunderbar in der Hand, und für jede Morgenstimmung gibts eine eigene Farbe;-)
Liebe Grüße aus München
Eine Farbe für jede Stimmung – wie toll!
Klingt spitze. Danke für deine Geschichte ❤️.
Alles Liebe,
Claudi
Habe mich gerade schlapp gelacht über die Tassen im Lehrerzimmer-Küchenschrank… kenne ich. 🤣 Außerdem habe ich nicht genug Hände für die ganzen geschwenkten Handcremes… und die Duftkerzen 😜.
Na ja, apropos Becher: in Århus im Sommer haben wir uns schwer in die henkellosen Becher von Royal Copenhagen verliebt. Die haben ihren Preis (aber man bekommt Ersatz, falls einer kaputt gehen sollte). So eine schöne Dänemark-Erinnerung daraus Kaffee zu trinken.
Haha, ja stimmt. Deine Tassen klingen toll! Reisemitbringsel-Tassen sind einfach die besten. 😍
Alles Liebe!
Claudi
Oh, Claudi! Ich hab auch schon mal über meine Tassen geschrieben, ha! Als wir in die USA gezogen sind und zwei Monate auf unsere Sachen warten mussten, hab ich vor allem auch meine Tassen vermisst (und die dann auch als erstes ausgepackt als sie endlich ankamen, ha!). Dein Text war ein schöner Reminder an das Gefühl damals 🙂 Ich freu mich jetzt umso mehr auf den Kaffee morgen früh!
Wie schön! Da bin ich ja nicht allein. Alles Liebe
Claudi