Ganz ehrlich: Früher hätte ich in einem Müllsack noch blendend ausgesehen. Natürlich komplett ungeschminkt nach nur vier Stunden Schlaf und durchfeierter Nacht. Irgendwie seltsam, dass mir damals nicht mal bewusst war, wie viel Jugend verzeiht. Und dennoch im Brustton der Überzeugung die “Äußerlichkeiten sind doch völlig egal”-Binse vor mir hergetragen habe. Ist eben leichter, wenn man gerade im Frühling seines Lebens steht. Jetzt mit Mitte 40 weht jedenfalls ein anderer Wind – und plötzlich kümmert mich mein Äußeres ungemein…

Es fängt schon damit an, dass ich seit geraumer Zeit nicht mehr ungeschminkt aus dem Haus gehen mag. Weil: Was früher als natural Beauty durchging, fällt heute unter besorgniserregend. Kürzlich fragte mich eine Freundin jedenfalls, ob ich irgendwie angeschlagen wäre…? War ich nicht. Ich hatte es bloß morgens nicht geschafft, mich mit Mascara und Concealer zu pimpen. Passiert mir nicht wieder. Ist ungefähr so angenehm, wie für schwanger gehalten zu werden, obwohl man nur einen Blähbauch hat.

Klar kommt Schönheit von innen – aber mit 40 plus halt auch durch Styling.

Weil ich mit Beauty-Produkten aber ungefähr so geschickt bin wie mit Stricknadeln, habe ich kürzlich eine Visagistin-Freundin gebeten, mir ein persönliches Schmink-Tutorial zu verpassen. Wäre mir als Mitzwanzigerin nie in den Sinn gekommen, aber gerade bin ich dankbar über jeden Tipp, wie meine Augen wacher, mein Teint strahlender und meine Fältchen kaschiert werden. Denn statt natural sehe ich sonst einfach schnell ganz schön müde und alt aus.

Muss jetzt allerdings für meine Morgen-Routine im Bad mindestens eine Viertelstunde länger einplanen, weil ich mich dauernd in der Reihenfolge der Produkte vertue und vergesse, welche Pinsel für was ist. Und meist mehr als dreimal ansetzen muss, bis der Eyes-open-Lidstrich zumindest halbwegs sitzt. Aber ich bleib dran! (Hier habe ich übrigens schon mal ausführlich über meine Beauty-Fails geschrieben.)

“Ich würde nie etwas an mir machen lassen.”

Noch so ein Satz, den ich heute nicht mehr im Brustton der Überzeugung sagen könnte. Und, nein, ich habe bislang auch nicht an mir rumdoktern lassen. Dennoch spannend, dass die Idee plötzlich deutlich weniger absurd scheint, wenn Haut und Schwerkraft sich irgendwann gegen einen verbünden, Lider nach unten ziehen und Faltenschneisen in Stirnpartien ziehen.

Kürzlich saß ich jedenfalls mit ein paar Freundinnen zusammen – und keine einzige war dem Gedanken an eine wie auch immer geartete Schönheits-OP komplett abgeneigt. Ich war echt ziemlich verblüfft – und auch wieder nicht. Weil: Ich glaube es ist mit Mitte, Ende 40 ein universelles Verlust-Gefühl, den Körper langsam welken zu sehen.

Es ist verdammt schwer hinzunehmen, dass unser Körper jetzt eben nicht mehr straff und knackig ist und alles verzeiht – zu wenig Schlaf, Sport, Selbstfürsorge.

Ich kann die Versuchung schon verstehen, durch eine kleine Straffung hier, eine Spritze da, die Uhr ein wenig zurückzudrehen. Als ich hinterher dem Mann von unserem Gespräch erzählte, schaute er mich an, als hätte ich drei Gin Tonic intus statt einen Virgin Mojito. “Seid ihr irre…?!, lautete sein knapper Kommentar. “Lasst das mal bleiben!” Vermutlich hat er recht. Aber fragt mich das nächste Mal, wenn ich beim Blick in den Spiegel denke, Karla Dall schaut zurück. Seufz.

Als 18-Jährige habe ich die ausgebeulten Schlafanzughosen meines Freundes getragen – und sah top gestylt aus.

Überhaupt bin ich die meiste Zeit meines Lebens modisch eher unter dem Radar gefahren (meine Modesünden habe ich übrigens hier schon mal aufgeschrieben). Und war beim Blick in den Spiegel dennoch happy. Mittlerweile merke ich allerdings, wie sehr guter, sprich: bedachter Style zu meinem Wechseljahrs-Wohlbefinden beiträgt.

Weil: So sehr ich meine alten skinny Jeans auch liebe – irgendwie sehe ich darin mit ein paar Pfund mehr an Beinen und Po seltsam aus. Man könnte es auch unvorteilhaft nennen. Insofern denke ich gerade das erste Mal in meinem Mode-Leben ernsthaft darüber nach, was mir steht und schmeichelt – und versuche meine Garderobe daran anzupassen. Ihr lacht euch bestimmt tot, aber für mich ist das echt ein Novum! Vermutlich sollte ich mit unserer Mode-Kolumnistin Bille meinem Kleiderschrank mal einen Outfit-Check unterziehen – und Teile identifizieren, die meinen Falten, Dellen und mir gut stehen.

Folgt mir gern für mehr Tipps, wie man entspannt altert!

Ja, es IST seltsam, wie einen das Alter verändert. Nicht nur äußerlich. Sondern auch all die Überzeugungen, Grundsätzen, Ideen, von denen man mal dachte, sie seien für immer. Ich nenne es jetzt einfach flexibel bleiben. Sich anpassen an das, was kommt. Den Kopf oben zu halten, auch wenn alles andere hängt. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Wie empfindet ihr das?

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Alles Liebe,

Katia