Unter meiner Brust schlagen zwei Adventsherzen. Eins, das aufgeregt klopft für all die Ideen zum Basteln, Backen und Dekorieren. Das möchte sofort loslegen und bis Heiligabend alles in Ruhe mit dampfendem Tee durchdekorieren. Das andere klopft kaum und ist müde. Möchte sich am liebsten mit einer Decke auf der Couch verkriechen. Vielleicht maximal eine Kerze anzünden. Bloß nicht noch mehr Stress. Dieses Jahr klopfte das zweite besonders laut…!
Eigentlich wollte ich für euch in diesem Artikel ein paar schöne Ideen für die Adventsdeko sammeln. Schön, aber machbar. Und ihn natürlich rechtzeitig posten, so wie ich das in den Jahren zuvor immer gemacht habe. Dann habe ich das Schmücken und den Text immer weiter vor mir hergeschoben, weil ich einfach noch nicht in Dekolaune war. Oder müde. Dann war es wirklich Zeit – und es war immer nicht perfekt dekoriert. Nicht mal annähernd perfekt.
Ich meine, wir machen hier eh unser Ding. Es ist es schon immer bunter und wilder und staubiger als in vielen anderen Häusern – ganz besonders, im Vergleich mit denen auf Instagram.
Aber dieses Jahr dachte ich schließlich den befreienden Gedanken, wie schön es wäre, dieses Jahr einfach nichts zu machen.
Oder nur ein bisschen, wenn ich doch noch Lust bekäme. Auf keinen Fall aber etwas, um Inhalte für diesen Blog oder für Insta zu produzieren. Einfach nur unsers, einfach nur wir, einfach nur so. Wie wir und ich Lust hatten. Da will ich wieder hin, das ist mein Learning dieses Jahr.
Mit dieser entspannten Einstellung kam dann doch ein bisschen Dekolust. Als erstes zog unser Weihnachtshirsch ein. Beim zweiten Mal Ausziehtreppe-auf-den-Dachboden-Klettern durfte der schwedische Kerzenbogen in Knallrot mit runter. Die Neongirlanden blieben einfach von der Party des Teenagers hängen – und passen so gut zu meiner Lust auf knallbunte Weihnachten dieses Jahr. Zum Geburtstag habe ich mir zwei knallige Kissen und eine rosapinke Streifendecke von hier gewünscht. Jedes Mal, wenn ich die Teile angucke, läuft Farbadrenalin durch meine Adern. So gut.
Ansonsten dekoriert hier vor allem das Leben: Große Stiefel für den Matsch auf den Hof. Ein Rucksack vom Klavierunterricht. Eine Paket, das zurückgeschickt werden soll. Fahrradhelm, Bowlingset, Schuhe. Immer wieder überall Schuhe. Dabei ist doch gar kein Nikolaus mehr….
Ich dekorierte einfach drumherum. Hängte eine Girlande ums Treppengeländer und einen Stern neben den Brotbeutelstern im Fenster – der da übrigens, ups, den ganzen Sommer dort hing. Stellte unsere weißen Häuser auf, in den dieses Jahr LED-Teelichter funkeln. Sehr zur Freude des Mannes, der hat nämlich große Feuerangst. Die Kinder dekorierten ihre heißgeliebten Schoko-Standardkalender von Opa auf dem Klavier.
Das Verrückte: Ich fühle mich mit dieser Art von Deko so weihnachtlich wie nie.
Und auch der Druck, vorher erst einmal so richtig aufzuräumen, fiel damit weg. Stattdessen baute ich mir in unserem Alltagschaos nach und nach kleine Weihnachtsinseln der Ruhe. Eine Amaryllis mit ein bisschen Grün und ein paar Porzellantannen auf der Fensterbank im Schlafzimmer zum Beispiel.
Dann dachte ich plötzlich, ob es nicht vielleicht sehr wohltuend (und vielleicht auch inspirierend) für euch wäre, wenn ich euch einfach unser Adventshaus zeige, wie es gerade aussieht. Ganz in echt. Ein bisschen Advent, ein bisschen mehr Chaos – und ganz viel Familie. Ich habe es inzwischen echt perfektioniert, am Spielstapel und verstreuten Legosteinen vorbei, meine hübsch dekorierte Fensterbank zu betrachten.
Wenn ich das nicht könnte, könnte ich auch gar nicht alles schaffen, was ich jetzt so schaffe. Und klar hätte ich es gern ordentlich, aber hey, ich denke, das sind wir eben einfach nicht. Da lese ich lieber kurz Spekulatius und Schwups vor, als lange aufzuräumen. Oder übers Aufräumen zu diskutieren. Immer, aber gerade besonders. Und unser Advent ist bislang wirklich immer wieder sehr weihnachtlich und sehr gemütlich.
Ich habe schon einiges gebacken, nicht weil ich dachte ich muss, sondern weil ich Lust hatte: Zimtschnecken aus meinem Buch “Barfuß in der Küche”, Weihnachtskuchen (Rezept findet ihr als Reel bei Instagram). Ich habe mit mir und mit den Kindern Kekse gebacken. Ich versuche die kleinen Weihnachtsmomente zu genießen: Den Zimt auf dem Milchschaum. Die Weihnachtsgeschichte zwischendurch, obwohl ich eigentlich keine Zeit habe, aber sie dann doch vorlese. Das Anmalen von Tannenkerzen für meine Freundinnen.
Die meiste Zeit über arbeite, bastele, backe, werkele ich vor mich hin und die beiden Kleinen spielen gemütlich um mich herum. Zwischendurch naschen wir alle einen Keks aus den Keksdosen, die ich dieses Jahr ganz oben auf den Schrank gestellt habe, damit wir sie nicht an einem Nachmittag nebenbei aufessen.
Kleiner Funfact: Unser Adventkranz war noch nie an. Also die Kerzen schon, aber nicht im Kranz. Weil die Halterungen nämlich so wackelig im Strohkranz stecken, musste ich André hoch und heilig versprechen, sie nicht im Grünzeug anzuzünden. Ich habe die ersten zwei also in Porzellanhalter gesteckt und sie dort angemacht. Auch schön.
Außerdem hängt bei uns überall Selbstgebasteltes der Kinder: Verzierte Tannenzweige, bunte Brottütensterne, Schneemänner aus Klopapierrolle. Die passen teilweise nicht alle ins Farbkonzept und ist auch nicht immer mein Geschmack – aber mein Herz mag es sehr.
Und dann steht dieses Jahr schon der Weihnachtsbaum. Weil wir am 25.12 in den Urlaub fahren, hätte es sich sonst nicht gelohnt. Und ich finde es so muckelig, dass ich sehr dafür bin, daraus eine neue Adventstradition zu machen.
Und wie ist dieser Advent bei euch?
Alles Liebe!
Der beste, ehrlichste, zimtsternduftendste, authentischste, wärmste, liebevollste, schönste und adventlichste Text, den ich seit langem gelesen habe!
Genau so muss sich Advent – nein, muss sich das Leben – anfühlen: es muss einfach Deines/Euers sein und nichts Verbogenes!
Habt ein zauberhaftes drittes Adventswochenende und macht Euch die allerbeste Zeit!
Liebe Claudi! Danke, einfach Danke fürs Druck rausnehmen!! Bei mir ist wirklich kaum dekoriert und das Chaos regiert, Mich hat die Adventszeit dieses Jahr völlig überrollt, weil der Sommer gefühlt erst 2 Wochen vorbei war und wir doch noch gar nicht richtig Herbst hatten, wieso schon 1. Advent? Der Adventskranz steht auf dem vollgestellten Esstisch, die Amaryllis auf dem Fensterbrett war erst klein und mickrig jetzt schiesst sie wie blöd weil ich sie aus dem dunklen Supermarkt gerettet hab! Die brottütensterne hängen immer noch nicht, weil ich eigentlich das Fenster noch putzen wollte und mein Mann und ich sind permanent am Termine hin und her jonglieren! Weihnachtlich geht anders, aber vielleicht ist das dann halt einfach so und gut!? Ich bin auf jeden Fall auch müde…
Also entweder dekoriert man um das Chaos herum oder das Chaos dekoriert sich schneller als einem lieb ist, wieder um die Deko herum. Es kommt ja fast auf dasselbe hinaus. Unser Tannenbaum steht immer ab dem zweiten Advent oder ab der ersten Dezemberwoche, je nachdem, was eher eintritt. Ich mag das sehr, obwohl ich es von Zuhause ganz anders kenne. Da gab’s den Baum erst am Heiligabend. Aber ich finde es erstens gemütlicher und man hat ja auch viel mehr vom Baum. Denn Silvester fliegt bei mir sämtliche Weihnachtsdekoration wieder raus und es wird bunt geschmückt für den Jahreswechsel. Außerdem ist der Heiligabend eh schon so proppevoll, da muss nicht auch noch der Baum geschmückt werden.
So richtig professionell ist es doch eh nur bei denjenigen, die Dekorieren professionell betreiben. Und auch da wird garantiert die möhlige Ecke natürlich nicht fotografiert.
Euch ein schönes Adventswochenende und liebe Grüße
Juliane
Liebe Claudi!
Herrlich! So ein muckeliger Text…
Ich bin seit letztem Jahr auch Team “mal-son-büschn-vielleicht-Weihnachten”…habe einen großen Verlust im Dezember gehabt und das wirkt nach und nimmt Weihnachten den Glanz. Ich war sonst jemand, der im Juli Weihanchtsgeschichten gelesen hat, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe! Das ist nun weg.
Vieles sehe ich kritisch: ist Euch mal aufgefallen, was für Horden von Frauen bei DM an den Foto-Ausdruckecken stehen?! Frauen….nicht Männer…
Naja, der Muddi-Perfektionismus war mir immer schon ein Dorn im Auge, aber dieses Jahr…hab ich meine Weihnachtskarten und meinen Brief (schreib ich seit 12 Jahren, das soll so bleiben, auch für mich) konsequent nur an meine Mädels geschrieben, (nicht “liebe Familie xy”), meinen Mann nicht zum unterschreiben genervt und bin fein damit. Ich gebe Weihnachten an Kinder weiter – und an meine Mädels. Den Rest interessert es in meinen Umfeld wenig!
In diesem Sinne! Schöne Weihanchten an uns alle, so wie es für uns alle passt.
Herzliche Grüße,
Astrid
Liebe Claudi,
am meisten mag ich das Foto mit dem Saftglas auf dem Fensterbrett. Danke 1000 mal für die Worte, diesen ehrlichen Worte, die sich so echt anfühlen und diese Fotos, die so echt ausschauen. Halt das echte Leben.
Nix perfektes.
Gott, wie gut das tut!
Mir war/ist dieses Jahr nicht nach dekorieren. Auch in meiner Brust schlagen die 2 Herzen. Dieses Jahr also fast nix. Ein großer Ast hängt am Fenster, der fiel mir beim Spaziergang praktisch vor die Füße, dran hängen Sterne und eine Lichterkette. Dann noch der obligatorische Stern im Fenster, ein paar wenige Plätzchen. Das wars. Spannend für mich: Unser 17 jähriger wünscht sich einen Weihnachtsbaum und sagt: Wenn ihr keinen kauft, hol ich selber einen…
Mach es dir schön!
Heike
So wahnsinnig toll und ehrlich geschrieben. Macht mein Herz ganz warm.
Ich habe vor ein paar Jahren, das vierte Kind war gerade im Anflug, eine Karte von einer lieben Freundin bekommen: hey…Weihnachten kommt das Christkind und nicht das Gesundheitsamt! Seitdem mein Mantra in dieser Zeit…
Hach ja, genau deshalb wäre der Beruf Influencerin, Sinnfluencerin Instagrammerin (heißt das so?), oder wie auch immer man das nennt, absolut gar nichts für mich. Es muss doch ein ungeheurer Druck auf einem lasten, wenn immer alles perfekt sein muss.
Ich finde es sehr sympathisch, dass ihr euren eigenen Weg geht. Und hier sieht es ganz genauso aus. Ich fühle mich sehr wohl damit. Wenn ich an meine Kindheit denke, erinnere ich mich mit einem warmen Gefühl im Bauch an den Aldi- Schokoadventskalender, an die immer gleiche Tonkartondeko am Fenster (die jedes Jahr wieder aufgegangen wurde) und an unsere einzige Weihnachtskassette, die rauf und runter lief. Heute ist alles so überladen, dass der Blick auf das Wesentliche oft verloren geht. Das ist schade.
Umso wertvoller, dass es auch Beiträge wie diesen hier gibt.
Ich wünsche euch eine herrlich entspannte Weihnachtszeit. Danke! Mary
Danke für diesen tollen Bericht. Und ganz ehrlich, diese durchgestylten Weihnachtswohnungen sind doch gar nicht gemütlich und persönlich, wer will denn schon in einem Katalog wohnen?
Unser Tannenbaum ist eine unperfekte Moorkiefer vom Nabu und wir lieben sie sehr. Und die steht jetzt auch schon seit einer Woche im Wohnzimmer, weil es zu viel Stress ist mit dem Geschmücke an Heilig Abend. Und weil es zu Schade ist, den Weihnachtsbaum nur so kurz im Zimmer zu haben.
Nur an Heilig Abend, da muss für mich alles schön ordentlich und aufgeräumt sein, sonst fühlt sich das nicht festlich genug an 😅
Danke für diesen tollen, herrlich ehrlichen Text! Beruhigend und toll zu sehen, dass es in Familien mit vielen Kindern einfach sehr schwer ist das chaos zu bezwingen, aber es ist garnicht nötig, sich unnötig Stress zu machen, was mir aber oft schwer fällt. An manchen Tagen zieht es mich eher runter und dann versuche ich die schönen Kleinigkeiten zu sehen! Freue mich sehr auf unseren Skiurlaub über Weihnachten, da fällt es mir leichter runterzukommen! Alles liebe!
Ich finde es eh immer super gemütlich bei euch, gerade das Kruschdelige (wie wir im Schwäbischen sagen) ist doch so schön. Und was ich einfach liebe, sind die kleinen Lampen und Lichterketten, die du überall verteilst, das macht es so heimelig.
Ich habe dieses Jahr auch nur rausgeholt, worauf ich Lust hatte, und hole mir ab und an eine frische Amaryllis dazu 🙂 Die Kerzen für den Adventskranz hat mein Sohn auf dem Weihnachtsmarkt ausgesucht (ja, so spät!), es sind ziemliche Bonbonfarben geworden – er ist glücklich und ich finde es jetzt auch irgendwie cool. So schön unstylish.
In der Schule ist noch so viel los in den letzten Wochen, da müssen wir uns nicht noch zusätzlich Stress machen daheim.
Liebe Grüße vom Sofa mit Teetasse!
Danke für diesen Text. Unser Brottütenstern hing auch das ganze Jahr an der selben Stelle 🙂
Bei uns auch – zwei sogar, einer im Flur und einer im Kinderzimmer 🙂
Liebe Claudi, vielen Dank für deinen tollen und ehrlichen Text. Es ist schön, in dieser oft so überperfekten Welt, mal so einen Text zu lesen, der keinen Druck auslöst.
Bei uns sieht es nämlich ganz genauso aus. Chaos, Unordnung und zwischen den Wäschebergen ein bisschen Deko. Der Baum steht schon seit dem 1. Advent, ist seitdem wir Kinder haben eine Tradition geworden.
Ein funkeliges “Hallo”,
Vor einigen Jahren hab ich mir “Barfuß in der Küche” aus unser kleinen, aber feinen Dorfbibliothek ausgeliehen- und war verliebt! Dann wieder aus den Augen verloren und jetzt bist du via Insta wieder da. Lange hab ich mich geweigert, einen Account anzulegen, aber nun bin ich happy. Deinen Text zu Adventszeit, empfinde ich 1:1 nach. Deine Deko/Stimmung ist genau richtig, wie sie ist. Und der Schnee! Im Hintergrund ist doch ein mega Topping! Liebste Grüße.