Die ganze Zeit hatte ich auf den perfekten Tag gewartet. Auf den magischen Tag, an dem hier endlich mal alles krümelfrei, staublos und ordentlich ist. Erst dann sollte die Weihnachtsdeko einziehen. Erst, wenn alles perfekt war. Damit es perfekt wird. Zum Glück habe ich selbst gemerkt, dass dieser Tag nie kommen wird. Außer ich räume und putze einen ganzen Tag und vermutlich eine Nacht, um es dann für eine kurze Weile perfekt zu haben. Aber mal ehrlich, was ist überhaupt perfekt…?
Es kann optisch super sauber sein, aber das Herz dafür staubig.
Es mag die schönste Deko hängen, aber wir fühlen uns innerlich trist. Der perfekte Baum steht vielleicht gerade, aber wir knicken am Heiligabend um. Wir können sogar dutzende Leute zu Glühweintreffen einladen – und uns trotzdem einsam fühlen. Umso wichtiger ist mir gerade in diesem Jahr, dass wir die Magie zwischen all dem Staub und Streit, der Deko und dem Glühwein sehen und uns diese Weihnachten nicht wahnsinnig machen. Sondern es uns schön.
Ich habe also einfach losgelegt, das geschmückt, worauf ich Lust hatte. Habe kleine schöne Inseln im Alltagschaos geschaffen. Beim Schmücken ist mir noch etwas klar geworden…
Denn außer auf Familienabende auf dem Sofa und auf kerzenglitzernde Treffen mit Freunden habe ich ganz viel Lust auf Zeit mit mir. Die möchte ich mir in diesem Advent schenken. “Ich vermisse mich selbst!”, schreibt jemand in der aktuellen Flow und genauso geht es mir auch.
Ich möchte also neben Weihnachtsmarktbesuch, der traditionellen Backparty mit den Kindern und Gänseessen mit Freunden ganz viel Zeit nur mit mir verbringen. Bei mir sein. Ich hatte in diesem Jahr nämlich so viel im Außen zu tun, dass ich dringend in mir drin aufräumen muss. Und das geht am Besten mit Nichtstun.
In zwei Jahren Pandemie mit all den eingeschränkten Kontakten und im Sommer 22, in dem wir soviele Freunde getroffen haben, wie es irgendwie ging, habe ich mich viel zu selten getroffen.
Alles geht natürlich nicht.
Daher bringt dieser Wunsch zwangsläufig die Entscheidung mit, auf andere Dinge zu verzichten. Wir werden also nicht bei jedem Umtrunk dabei sein. Ich werde nicht jedes Rezept nachbacken und nicht das ganze Haus dekorieren wie verrückt dekorieren. Ich versuche ganz viel zu machen, dass mir Freude statt Stress macht. Und ich werde – wie so oft – mal wieder Zeit beim Haushalt einsparen.
Es ist also alles Tannenlängen entfernt von perfekt bei uns im Advent. Ich stakse über das Schneeschuhchaos im Flur und räume es nicht weg. Ich habe die Fenster nicht nochmal geputzt, weil Weihnachten ist, sondern die Sterne einfach auf die Fingerabdrücke geklebt. Ich werde die Wäsche in den Körben lassen und sie den Kindern ins Zimmer stellen. Vielleicht bedienen sie sich daraus, auch gut. Ich werde mich mit einem Weihnachtsbuch aufs Sofa setzen. Und mit ein paar Weihnachtsmagazinen. Herrlich.
Ich bin mir sicher, dass ich damit auch meine Familie beschenke…
Denn seit ich es schaffe, meistens über das Chaos hinwegzuschauen, seit ich versuche, mich an den schön dekorierten Ecken trotz der Unordnung drumherum zu freuen, ist viel mehr Familienmagie im Haus.
Meine schönsten Erinnerungen der vergangenen Weihnachten sind auf jeden Fall die Momente, in denen ich im Playmobilchaos zwischen Krümeln, vergessenen Teetassen und geknüddeltem Geschenkpapier entspannt auf dem Sofa sitze, und sie eben nicht wegräume, sondern in meinen neuen Weihnachtsbüchern blättere. Viel später werden die Tassen natürlich doch weggeräumt, aber von allen zusammen.
Um hier mit entspannten Beispiel voran zu gehen, habe ich mich dafür entschieden, euch unser Adventshaus einfach so zu zeigen, wie es wirklich ist.
Ihr seht überall Kram auf den Fotos. Überall steht und liegt etwas herum. Der Boden ist matt und alltagsfleckig. Die grüne Küchenwand hat schon wieder Teigspritzer von der letzten Pfannkuchensause der Jungs. Und unsere Küchenthekenhocker schmücken die üblichen fettigen Kinderhandabdrücke. Und: überall Kabel!
Aber Überraschung: Ich finde, man kann trotzdem sehen, dass es ein schönes Haus ist. Für mich zumindest.
Was sind denn deine Pläne für den Advent?
Eine paar Dinge, die mich im Advent richtig glücklich machen
Das sind die kleinen Dinge: Einen Strauß Tanne und Eukalyptus besorgen und daran schnuppern. Lebkuchen kaufen, die dicken runden mit Schokolade, und den ersten gleich im Auto essen. Feuer im Kamin schon nachmittags anmachen. Hübsche Weihnachtskarten für Freunde in Umschläge packen und selbst welche bekommen. Spritzende, süßsaure Mandarinen essen.
Im Supermarkt ein Magazin mit Weihnachtsideen kaufen und es abends mit einem Tee auf dem Sofa unter der Decke durchblättern. Träumen, durchatmen, aber ganz sicher wissen, dass das Glück nicht davon abhängt, ob ich auch nur eine einzige Sache aus diesem Hochglanzheft nachmache oder nachshoppe. Morgens ausnahmsweise schon einen Keks naschen. Unseren Weihnachtshirsch aus dem Schrank holen und aufhängen und ein paar der gebastelten Sachen der Kinder aufstellen, auch wenn sie null ins Farbkonzept passen..
Die Weihnachtsbuchkiste vom Dachboden holen und mich selbst vielleicht am allermeisten über all die Bilder freuen. Stundenlang kitschiggute Weihnachtsbücher im Bett lesen. Einen Tannenzweig neben das Bett stellen und schon beim Einschlafen Winterwald schnuppern. Wenn der Mann zur Weihnachtsfeier eingeladen ist, einen Ofenkäse auf dem Sofa mit Laugenbrezelstücken zum Kitschfilm verdrücken. Morgens beim Texten eine Kerze anzünden.
Nachmittags Kerzen anmachen, sobald es dämmert. Vorlesen statt Staub wischen. Gern mit einem Kind, nicht mit allen! Überhaupt: Die Bilder von perfekter Großfamilie wegschieben. Tagelang Schlabbersachen tragen – oder zum Treffen mit Freunden hochhackige, goldene Sandalen. Einfach so, weil ich Lust habe. Und weil bald Weihnachten ist.
Ein paar schnelle und einfache Schmückideen…
- Eine Zahlenkerze. Kenne ich aus Dänemark und finde ich einfach so gemütlich. Und meine Kinder erst! Wir zünden unsere jeden Abend zum Vorlesen an. Tipp: Eine dünne nehmen, sonst schafft man es nicht, sie bis zum nächsten Tag herunterzubrennen.
- Ein Mistelzweig über der Tür oder, wie bei uns, im Durchgang zum Flur. Kenne ich schon aus meiner Kindheit. In Niedersachsen wachsen die Misteln haufenweise in den Straßenbäumen. Und natürlich aus London, wo ich ein Au pair-Jahr verbracht habe, und Misteln überall in den Türrahmen baumeln.
- Selbstgemachte Brottütentannen (Bild unten, wie einfach die gehen, seht ihr in meinem Tannenreel auf Instagram)
- Rentieraugenkekse backen und gleich vom Blech naschen. Gehen super fix, das Rezept gibt’s auch unter dem Reel bei Instagram. (Wusstet ihr, Rentieraugen die Farbe wechseln?)
- Eine Schnur spannen und alle Weihnachtskarten aufhängen.
- Aus Watte murmelgroße Kugeln rollen und mit einer Nadel auf Fäden ziehen. Vor das Fenster hängen – und über Schnee freuen, egal ob es draußen schneit.
Also hier eine kleine Erinnerung: Advent ist’s auch zwischen Staub und Krümeln von gekauften Keksen. Und magisch ist, was wir draus machen.
Macht es euch schön und vor allem: Macht es euch gemütlich.
Genauso soll es sein! So ist es bei uns auch und ich freue mich drauf.
Eine entspannte Adventszeit.
Ich freu mich auch richtig. Kribbelig schön!
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi,
Deine Texte sind so wahr, so ehrlich und so berührend. Dieser hier kam gerade zur rechten Zeit. Dein Blog ist der einzige, den ich lese. Mir würde echt was fehlen!
Das freut mich, vielen Dank für das liebe Feedback!
Alles Liebe,
Claudi
Super Lotgedanken für mich heute morgen. Denn genau das hat sich eingeschlichen: erst alles noch putzen und wegräumen und matürlich die Fenster putzen (kann man doch sonst keine Deko rauf machen) und, und … bevor der Advent bei uns einziehen kann/darf. Und weil das nicht so schnell geht, die Kinder immer wieder vertrösten. Die sich schon so gespannt sind endlich schmücken zu könne.
Danke die für das Lot 🙂
Brauchte ich. Und jetzt kann gemütliche Vorfreude und IchBuchSofaTeeZeit + Vorlesestunden anfangen 🙂
Ja, das Kindervertrösten ist eigentlich das Allertraurigste. Warte, ich muss nur noch kurz – und dann sind sie weg.
Statt kurz in den Krümeln zu kuscheln.
Liebe Grüße,
Claudi
Und wieder mal ein so schöner Text! Genauso fühle ich auch und genauso werde ich es dieses Jahr machen!
Bitte weiter so!
Vielen Dank und eine schöne Adventszeit!
Ich danke dir! Eine schöne Adventszeit und alles Liebe,
Claudi
So wahr und so sollte es eigentlich sein 💝❤️⭐ danke für diesen tollen Text🌲🌟
Hach, wirklich ein wundervoller Text, vielen Dank, das können gerade wahrscheinlich die Meisten gebrauchen, denn das ist genau die richtige Einstellung.
Es sieht bei euch richtig schön und gemütlich aus✨ ich glaube ich hol jetzt auch die Weihnachtsdeko aus dem Keller
Wie schön, ich freue mich so sehr, wenn ich ein bisschen für Entspannung sorgen kann.
Wir sind ja alle ganz schön schönerwohnengebrainwasht…
Alles Liebe,
Claudi
Ich überlege schwer ob ich die vielen tollen Sterne die meine Tochter dieses Jahr schon gebastelt hat jetzt einfach sofort an die ziemlich dreckigen Fenster hänge… 🎉 wieder ein toller Artikel, der sich soooo richtig anfühlt!!
Das freut mich, danke für dein Feedback!
Alles Liebe,
Claudi
Find ich super und nehm ich mir zu Herzen. Bin leider so eine Haushaltsperfektionistin, selbst wenn ich krank bin. Das muss und wird sich ändern! Danke für die Inspiration!
Ich würde sagen, wenn es dich glücklich macht: Go for it. Wenn es dich aber stresst, versuche mal etwas anderes.
Es kann so befreiend sein!
Alles Liebe,
Claudi
Vielen Dank, liebe Claudi. Dein Text berührt mich gerade so sehr!!! Angesichts zahlreicher Schicksalsschläge im Privaten, aber auch der ganzen weltweiten Krisenherde empfinde ich es im diesen Jahr als besonders paradox, alles super toll für die Advents- und Weihnachtszeit vorzubereiten. Es fühlt sich nicht richtig an, den Fokus so sehr auf all das zu legen, was angeblich zur perfekten und schönsten Zeit im Jahr gehört. Aber mit deinen Worten und Gedanken zu dieser Zeit fühlt es sich so viel stimmiger an. Nochmals 1000 Dank!
Ich habe auch Sehnsucht nach einem ruhigen, perfekten und hübschen Zuhause.
Aber ich weiß, dass mir anderes noch wichtiger ist, und das traue ich mich inzwischen zuzulassen.
(Ich glaube, das andere würde sich auch irgendwie nach Hotel anfühlen, nicht nach unserem Zuhause.)
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi, das freut mich, dass du einen für dich entspannten Weg gefunden hast. Meiner Mutter ging es früher bei jeder Familienfeier und jedes Weihnachten so, wie du es beschrieben hast: Alles musste perfekt sein und dann ist sie umgekippt. Weil der Akku einfach leer war. Denn zusätzlich zu den perfekten Vorbereitungen hatte sie einen Vollzeitjob, eine zu pflegende Oma im Haus, uns Kinder und einen Mann, der in der Landwirtschaft gearbeitet hat und dementsprechend selten abkömmlich war. Es war nicht schön. Was nützt einem das perfekt aussehende Zuhause, wenn abends wieder die Mutter zusammengeklappt ist und der Krankenwagen gerufen werden muss? Von daher habe ich ihn ihr ein gutes Vorbild, wie es nicht laufen soll. Und es klappt ganz gut. Lediglich bei den Fensterscheiben mit den Abdrücken von Kindern und dem Hund muss ich mich noch immer etwas energischer ermahnen, nicht alles auf einmal schaffen zu müssen. Und mittlerweile kann auch meine Mutter mal Fünfe gerade sein lassen.
Liebe Grüße und euch eine entspannte Weihnachtszeit
Vielen Dank für diese wahre Geschichte.
Ich denke auch, dass sich die Kinder an etwas anderes mehr erinnern werden, als an glänzende Böden.
Ich hoffe es auch ein bisschen. Ha ha.
Alles Liebe,
Claudi
Ich Dreh durch……tausend dank für das tolle Bild!!!! Aber was hast du in meiner Küche verloren???? ;-))) ach hey das ist ja eure… krümeliger Boden, benutztes Geschirr….. herrlich ehrlich!!!!!! Daaaaanke!!!!
Jetzt fühle ich mich sowas von besser!!!!!
So war es gedacht.
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi,
danke dir für die guten Gedanken und Einblicke! Wunderschöne Fotos <3
Für mich ist das ganz wichtig: weg von diesen Ansprüchen, die einen "schönen" Advent, ein feierliches Weihnachten erst "erlauben", wenn man sich krumm und müde geschuftet hat… Da ist so viel Druck und Erwartung drin – und so viel Verzicht derjenigen, die das Putzen und Räumen bewerkstelligen sollen.
Ich liebe ja schon die Vorstellung eines bullerbü-mäßigen Weihnachtsputzes! Aber dann will ich mit meiner Familie nur den machen – und nicht noch alles andere tun müssen, was wir im Moment in unserem (Familien-)Leben nun mal machen müssen. Aber unser Leben ist eben nicht so und darum tut es mir gut, dieses Bilderbuchbild loszulassen und mein chaotisch-krümeliges Heim zu schmücken und die Staubmäuse unter dem Klavier mit einem Weihnachtslied zu erfreuen.
Schöne Adventszeit dir und deinen Lieben!
Die Fensterscheiben! Genau das! Als die Sonne heute Nachmittag tief stand und zum Fenster hereinschien: erster Gedanke – oh nein, die müssen DRINGEND geputzt werden – zweiter Gedanke – ach Quatsch, ich klebe die Sterne einfach so drauf!
Liebe Claudi, ihr habt tatsächlich ein sehr schönes Haus, und so gemütlich, mit Kamin auch noch! Und sooo viel Zeug liegt bei Euch nun auch nicht herum, für mich sieht es eher ganz normal aus. Der Weihnachtselch ist genial, den klaue ich mir gleich als weihnachtliche Bastelidee mit den Kindern! Das stimmt schon, man muss nicht bei jeder Aktion und jedem Trubel mitmachen und gesund ist das, was glücklich macht. Eine entspannte Weihnachtszeit wünsche ich! LG Svitlana
Liebe Svitlana,
oh ja, einfach jeder so, wie es Spaß macht. Das wäre doch wunderbar.
Alles Liebe,
Claudi
Hallo zusammen,
ich bin gar nicht so oberfromm , aber beim Lesen der Kommentare kam mir eigentlich nur folgender Gedanke, den ich gern teilen mag: Jesus, Gottes Sohn, kam an Weihnachten in einem dreckigen Stall zur Welt. Nicht in einem Palast oder super sauber geputzten Haus🤔 Und der Advent, die Zeit des Wartens auf seine Ankunft, verbrachte er auf einer langen Reise im Bauch seiner Mutter. Das war ganz sicher absolut unperfekt! Und trotzdem feiern wir es Jahr für Jahr für Jahr.
Da können wir uns eine Scheibe abschneiden😄 Ich wünsche euch eine herrliche Imperfekte Adventszeit!
Alles Liebe Rabea
Liebe Rabea, vielen Dank für die Erinnerung.
Alles Liebe,
Claudi
Ein wunderbarer Text, der mich gerade sehr abholt. Vielen Dank 😊
oh mein Gott, tut das gut!! ich brauchte diesen Artikel so sehr. Dieses verdammte perfekt!! Das saß mir sowas von im Nacken, das merke ich erst jetzt beim Lesen. 1000 Dank für diese entspannten Denkanstöße, ich konnte direkt runterkommen und fühle ich bereit und geerdet, es Dir gleich zu tun. Deine ehrlichen Bilder waren eine Wohltat, sehr gemütlich, und haben keine Stress in mir ausgelöst :-))) Ich merke gerade, wir sehr mich diese perfekten Bildern umgehend “triggern”, obwohl ich eigentlich immer dachte, ach, tolle Inspiration! das sieht doch toll aus.. Tut es auch! Aber baut auch gleichzeitig viel Druck auf, zumindest bei mir. Oh, und das Weihanchts-Buch habe ich auch gleich bestellt.. 🙂 habe gemerkt, dass ich auch wirklich sehr viel Lust auf MICH habe diesen Dezember! Danke, danke, von Herzen “Danke”, liebe Claudia!!