Wir haben keine einzige Gardine im Haus. Immer noch nicht. “Wollt ihr nicht langsam mal?”, fragen Freunde. “Is doch so leer ohne und jeder kann reingucken und überhaupt, wirds viel wohnlicher und gemütlicher und schöner mit. “Ich weiß nich…!”, sage ich. Um ehrlich zu sein: ich habe da ein kleines, aber feines Gardinentrauma…
Bevor wir unser Haus gebaut haben, beziehungsweise während der Bauzeit, haben wir in der Ferienwohnung meiner Schwiegereltern gewohnt. Unser Riesenglück. In der Wohnung hingen Gardinen. Die Gardinen meiner Schwiegermutter. Und weil wir ursprünglich nicht mal ein Jahr dort wohnen wollten und sollten, blieben die Gardinen hängen. Knickknack, es wurden beinahe zweieinhalb Jahre. Noch größeres Glück. Aber die Gardinen und ich, wir hatten zum Schluss echt Knatsch. Da ging nix mehr.
“Macht euch mal schmaler, ich seh nix von draußen”, meckerte ich den ganzen Tag über. Die Gardinen ignorierten mich, hingen da, eingebildet, tuffig und ein wenig verstaubt und provozierten mich maßlos mit ihrer schmal gerafften Gardinentaille. (Darf ich das so schreiben, liebe Schwiegermama, ja oder? Für alle: Meine Schwiegermutter ist spitze, ich liebe sie, wir verstehen uns blendend. Außer in Sachen Gardinen. Gibt Schlimmeres, denke ich. Oder C.?) Je länger wir dort wohnten, desto schlimmer wurde es. Zum Schluss, man weiß ja wie das in einer kaputten Beziehung läuft, mussten die Gardinen nichts mehr tun, nicht stauben oder mit ihrem gerüschten Stoffpony über dem Fenster rascheln. Es reichte mir schon, dass sie da waren. Sie machten mich wahnsinnig. “In unserem Haus gibts nicht eine von euch”, fluchte ich jeden Tag und schaute die Gardinen mit zusammengekniffenen Augen an, “ha, das habt ihr davon.”
Dann entdeckte ich vor einer Weile bei Instagram Saskia Tetzlaff und ihr Gardinenlabel Unikatessen in Berlin. “Na nu”, dachte ich, “das sieht ja ganz schön toll aus. Ne, warte, das sieht oberspitzenknallermäßig aus. Das ist keine Gardine, das ist Kunst.” Da will ich mehr drüber wissen, dachte ich und habe Saskia schnell eine Mail geschrieben. Voilá: Saskia hat seit 2012 ihr eigenes Atelier für Gardinengestaltung in Berlin Rummelsburg, wo sie ihre Gardinenkunst mit ihren Kunden gemeinsam entwirft und dann von Hand schneidert. Dass sie kein Gardinentrauma hat liegt auf der Hand: Mama Tetzlaff ist nämlich ebenfalls Designerin, sehr erfolgreich und unter anderem mit dem Aenne-Burda-Preis ausgezeichnet. Ihr Lieblingsmaterial: Beton. Eine Kindheit ganz ohne Goldkante also.
Wasfürmich: Saskia, autsch, ich hab in unserem neuen Haus noch keine einzige Gardine aufgehängt… Sollte ich das vielleicht doch noch tun?
Saskia Tetzlaff: Ich frage dich einfach mal zurück: Warum hast du Bilder an der Wand hängen? Warum schmückst du deine Regale mit schicken Vasen? Aus den gleichen Gründen könntest du genau so gut auch deine Fenster mit unseren Gardinen schmücken: Sie sind Designobjekte, Hingucker, Spiegel deiner Persönlichkeit. Außerdem sind sie individuelle Maßanfertigungen, du kannst mit ihnen also ein echtes Statement setzen. Und sie sorgen dafür, dass die Aufmerksamkeit im Raum bleibt – und er sich wesentlich wohnlicher anfühlt.
Ha, da schleicht es doch wieder um die Ecke, das gute alte “wohnlich”. Obwohl eure Gardinen ja echt kein bisschen Goldkante sind. Woher kam denn die Idee für eure Gardinenkunst?
Aus einem Mangel – meine Mutter, Urheberin und Gründerin unseres Unternehmens, war schon vor 25 Jahren auf der Suche nach einer stilvollen Alternative zu den altmodischen und rüschigen Dingern, die es damals gab, wurde aber nie fündig. Also begann sie kurzerhand, eigene Gardinen zu entwerfen, die, geprägt durch ihr Studium und ihre Persönlichkeit, dann auch künstlerischer und sehr viel individueller waren.
Wo findest du deine Inspiration?
Das Internet ist eine unendliche Quelle an Inspiration, Pinterest zum Beispiel. Außerdem liebe ich die Natur. Die inspiriert mich immer wieder. Aber auch Stoffe sind eine tolle Inspiration. Wenn sie eine spannende Textur und ein interessantes Muster haben, kommen neue Ideen ganz automatisch.
Woher hattest du den Mut, einfach mal einen Gardinenatelier aufzumachen?
So bin ich wohl einfach! Sehr mutig. Ha, ha, ne, ganz ehrlich. Ich hab ja auch einfach Glück. Meine Mutter ist mit ihrem Produkt seit mehr als 20 Jahren in Cottbus erfolgreich. Ich dachte mir einfach: Warum soll es dann in Berlin nicht auch funktionieren?
Wie siehts aus mit Work/Life Balance?
Ich bin großer Fan einer ausgewogenen Work/Life Balance und kriege das bis jetzt auch gut hin. Ich denke, mein Unternehmen wächst dadurch etwas langsamer, aber ich finde das gesünder. Ich muss aber auch sagen, dass das ohne die Unterstützung meines Freundes nicht so gut funktionieren würde. Wir sind ein super Team.
Dein ungewöhnlichster Auftrag?
Die Fenstergestaltung eines alten Palastes in Rajasthan, Indien, das jetzt zu einem Hotel umgebaut wird. Die künstlerische Umsetzung des Andromeda-Nebels… Geniale Projekte, die meine Künstlerseele beflügeln – leider ist es bis jetzt nur bei Anfragen geblieben.
Erinnerst du dich an deine Kinderzimmergardine?
Na klar! Zwei Rollos aus orangenem Leinen, unten dran ein grafisches Design aus Quadraten und Dreiecken. Die habe ich, unter Anleitung meiner Mom, bereits selbst genäht. Ich glaube, da muss ich so zwölf gewesen sein. Das Zimmer lag unterm Dach und ich fand es immer unheimlich toll, wie das warme Sonnenlicht durch die Gardinen hindurch schien.
Deine Zukunftspläne?
Wachsen, wachsen, wachsen. Nicht lachen: ich habe mir eine Email in die Zukunft geschickt, in der ich mich dazu beglückwünsche, mehrere Kooperationen mit Einrichtungsläden in Berlin abgeschlossen zu haben, in einem Printmagazin porträtiert worden zu sein und diverse Gastbeiträge in Blogs geschrieben zu haben. Das gilt es also zu schaffen! (Übrigens: Mails in die Zukunft schicken kann man hier wirklich.)
So, tschuldigung, aber die muss zum Schluss sein: Wenn du eine Gardine wärst, was für eine wärst du?
Ganz eindeutig die „Jazz in Green and Blue“ im Foto oben. Mein Grafiker hat dieser Gardine diesen super Namen gegeben, als er sie als Foto in meiner Broschüre verarbeitet hat. Seitdem nenne ich sie so. Das Design, die Form: sie entspricht einfach meinem Verständnis eines modernen Fensterschmucks. Sie ist zart, ungewöhnlich, überraschend… und schwer zu kopieren.
Danke, liebe Saskia! Übrigens: Bei Unikatessen habt ihr gerade die Möglichkeit euch einen unverbindlichen Gestaltungsvorschlag für ein Fenster eurer Wahl erstellen zu lassen. Saskia hat dafür eine Designsprechstunde hier eingerichtet. Meldet euch einfach kurz an und schreibt Saskia per Mail, was euch interessieren würde. Zum Beispiel: „Mich interessiert, wie du mein Schlafzimmerfenster gestalten würdest. Ich mag es grafisch-modern, welche Idee hättest du da für mich?“ Darauf erstellt Saskia euch einen Entwurf per Hand. Als Idee und komplett kostenfrei. Und falls ihr neue Gardinen bestellt, bitte ein Foto zwecks Traumaüberwindung an post@wasfuermich.de.
Liebe Grüße,
Danke dir, liebe Claudia! Ich hoffe, meine Arbeit hat längerfristig eine therapeutische Wirkung. 😉
Hallo Claudia,
Ohhhhh, die Gardinenunverträglichkeit kenn ich. Sie ist bei mir noch mit der Kunst- und Trockenblumenallergie gepaart… Der Spruch zu unseren fehlenden Gardinen ist: Kind, was sollen denn bloß die Nachbarn denken und bei euch kann ja jeder reinschauen.
LG Elke
Oh Gott wie cool!
ich muss ja sgen: ich steh total auf Gardinen… die Fenster sind die AUgen des HAuses und so ein HAus muss auch mal schlafen… und dabe i soll es auch schön aussehen 🙂
Ich lick mich gleich mal durch.. so viele tolle Sachen!
Danke fürs Zeigen!
Ganz viele liebe Grüße!
Franzy
…so ein Haus muss auch mal schlafen… ; ) Knaller! Das leuchtete natürlich ein. Wir Bösen wir, verlangen von unserm Haus ständig durchfeierte Nächte.
Liebste Grüße!
Die gezeigten Gardinen sind wirklich sehr schön. Eine Bekannte hatte neulich in Bremen bei ihrer Freundin auch recht schicke Gardinen entdeckt. Mir fehlt da oft einfach die Inspiration für neue Gardinen.