Als Andre und ich uns kennenlernten, war es kompliziert. Obwohl, ne, eigentlich nicht. Seit wir uns in einer Kiezkneipe gesehen hatten, war ich aufs erste Anlächeln hin und weg und heute weiß ich, er auch. Aber: Ich hatte einen Freund. Gefühlt nicht mehr, aber offiziell schon. Ein paar Tage später machte ich Schluss, traf André in Parks, in Clubs und in meinem Schlafzimmer. Aber ich hatte keine Ahnung, ob wir zusammen waren…

Waren wir bloß Dater? Bett-Buddies? Oder Mingles, also eine lockere Kombi aus Mixed und Singles? Ich wollte mehr. Aber ich wollte ihn nicht fragen, was er wollte. So achtete ich auf Signale. Die fielen mal positiv aus: Sein Kuss, sein Lächeln, und wie er mich ansah. Seine Gute-Nacht-Nachricht vor dem Einschlafen. Und dann wieder nüchtern: Er fragte zum Beispiel donnerstags noch nicht, ob ich samstags konnte. Machte keinerlei gemeinsame Pläne für die kurz-, mittel- und langfristige Zukunft. Mein Herz klopfte abwechselnd schneller und hüpfte unsicher.

Ein paar Wochen später begleitete ich ihn das erste Mal zu einer Party eines Freundes. Ich war total aufgeregt und neugierig, seine Gang kennenzulernen. In meinem Bauch dieses brausepulvrige Gefühl zwischen total verknallt und angespannt. Ich bekam noch immer jedes Mal Gänsehaut, wenn er mich berührte. Schloss heimlich kurz die Augen, wenn er näher kam und ich zufällig seinen Duft wahrnahm.

Grinste ständig, selbst wenn nichts lustig war.

Ich hörte genau hin, wie er mich vorstellte. „Das ist Claudi!“, sagte er bloß. Ich hätte auch seine Kommilitonin sein können. Seine Mitfahrgelegenheit. Dann war da dieser eine Moment. Alle saßen im Wohnzimmer herum, manche auf der Ikea Couch, manche darunter. Typische Mittzwanziger-Partyschnittchen-Platte. Der Couchtisch voller leerer und voller Bierflaschen. Plattgesessene Kippenpackung. Für einen Moment stoppte das melodische Partygemurmel und einer seiner Freunde fragte mich laut: „Und seit wann seit ihr zusammen?“

Plötzlich waren alle ganz leise. Er saß auf der anderen Seite des Raumen, zwischen uns Haarschöpfe, Rücken, in Händen gehaltene Kaltgetränke und Stille. Er lehnte mit dem Rücken an einem schwarzen Expedit mit DVDs. Er guckte mit hochgezogenen Augenbrauen rüber. Einer seiner Mundwinkel zuckte. Er fuhr sich kratzend durch seinen Fünf-Tage-Bart. Der kurze Moment kam mir ewig vor. Ich merkte, wie mir heiß wurde. Womöglich war ich knallrot. Ich hätte einfach irgendwas sagen können.

Aber ich grinste zu ihm rüber und sagte sehr bestimmt: „Seit heute.“

Stille. Dann hier und da Lachen. Dann ging das Partygemurmel wieder los. Und die Musik. Wir sahen uns für einen Moment an. Er lächelte, seine Augen funkelten. Ich grinste auch. Ab diesem Moment waren wir zusammen.

Und ihr? Wann war der Moment, in dem klar war, dass ihr ein Paar seid?

Ich finde ja übrigens solche Erinnerungen an die Beziehungsanfänge super romantisch und manchmal wirkungsvoller als eine Paartherapie. Weil man sich wieder an das Kribbeln erinnert. Und es dann mit etwas Glück wieder kribbelt. Weil man den Partner wieder sieht, wie man ihn mal gesehen hat, bevor er graue Haare bekam und schlaffe Schenkel und Post-its an die Tür hängte auf denen „1 Euro für Kinderkiosk“ steht.

Freue mich auf eure romantischen Momente. 

Ich bin übrigens so stolz hier auf euch und uns. So viele Kommentare sehe ich nämlich auf keinem anderen Blog mehr. Tausend Dank dafür! Vielleicht knacken wir heute mit euren kleinen Zusammenkomm-Momenten den Kommentar-Rekord? Das würde mich riesig freuen und ich schicke als Dank einer der Kommentatorinnen ein Überraschungspaket!

Foto: Ilona Habben (vor vielen Jahren)

Rosige Grüße,

Claudi