Ich bin mal wieder ein Mombie. Taumel durch meine Tage, weil die Nächte durchbrochen sind vom Wachsein anderer. Manchmal kann ich vor Müdigkeit nicht mehr scharf gucken. Manchmal wird mir schlecht vor Schlafmangel. Man könnte meinen, ich hätte einen Säugling. Stimmt bloß nicht. Ich habe drei Kinder, die selbständig essen, sprechen, sich anziehen können. Nur schlafen – das können sie leider irgendwie nicht. Und nach einem Jahrzehnt Schlafentzug frage ich mich manchmal bang: Wird das überhaupt jemals was…?
Als Kleinkind-Mutter weiß man: Ok, Augenringe kauft man mit. Da muss man eben durch. Und wenn die Kinder nah aufeinander folgen, ist man mit dem ersten vielleicht aus dem Gröbsten raus, aber dann fordert eben Nummer zwei den Schlaftribut. Und danach Nummer drei. Aber spätetens, wenn Windel und Schnuller des letzten Babys einer verschwommenen Vergangenehit angehören, kann man doch mal wieder bis acht Uhr morgens durchschlafen, oder?
Nope. Zumindest ich nicht. Weil: Schlafen tun offenbar nur die anderen Kinder.
Manchmal werde ich blass vor Neid, wenn Freunde erzählen, wie gemütlich die Wochenenden jetzt mit größeren Kindern wieder sind: Bis zehn (zehn!!, ernsthaft?!!) im Bett liegen, weil die Kinder mittlerweile auch gern ausschlafen. Danach gemütlich bis mittags frühstücken und gemächlich in den verbliebenen Tag starten.
Mag sein, dass mein Lächeln manchmal ein wenig verkniffen wirkt, weil: Zwei meiner drei Kinder stehen spätestens um sechs auf der Matte. Jeden verdammten Tag seit zehn Jahren, ganz gleich, wann sie ins Bett gegangen sind (oder ich!), ob wochen- oder feiertags, sommers wie winters. Wobei: Nach der jüngsten Zeitumstellung war es eine sehr lange Woche lang viertel vor fünf. Daher der Mombie. Ich bin zwar Kummer gewohnt, aber alles mit einer Fünf vorn killt mich mittlerweile für sehr, sehr lange Zeit.
Ich habe zwei Early Birds, da kann man nichts machen. Ich bin selbst auch einer.
Nur zwischen “early” und “nachtschlafend” besteht für mich ein kleiner Unterschied, da bin ich pingelig. Dennoch: Hätte ich nur zwei begeisterte Frühaufsteher, wäre vermutlich alles halb so wild. Aber manche meiner Kinder wandern nachts auch gern – von einem Bett ins nächste. Und verfügen dabei über einen hohen Energielevel, selbst in tiefster, finsterster Nacht.
Sprich: Bevor ich morgens im Stockdunkeln schielend aus dem Bett krieche, habe ich vorher bereits diverse Kinder und Kuscheltiere von A nach B gelotst – und danach eine Stunde Handkneten meines Jüngsten über mich ergehen lassen. Für ihn das schönste Einschlafritual. Für mich ein Garant, mitten in der Nacht knallwach zu sein. Und wenn tatsächlich mal kein Kind ins Bett krabbelt, kann ich sicher sein: Irgendwann zwischen Mitternacht und Morgengrauen schwingt unsere kuschelbedürftige Katze an der Klinke der Schlafzimmertür laut krachend gegen den Kleiderschrank – und danach sind wir alle wach.
Ja, ich tue mir gerade selbst ziemlich Leid.
Seht es mir bitte nach – wenn man so müde ist, wird man ja wahlweise weinerlich oder gereizt. Denn mir fehlen nicht nur die Hormone, die einen durch die schlaflosen Säuglingsmonate pushen. Mir fehlt auch die Hoffnung, dass es jemals besser wird. Schließlich ist der Älteste schon neun – da sollte man in pubertärer Vorbereitung doch schon mal 12 Stunden schlafend in seiner Höhle bleiben, oder?
Natürlich ist der Jüngste der eigentliche Grund, warum einer von uns morgens mit hoch muss. Ich kann nicht ruhig weiterschlafen, wenn ein Dreijähriger mit kruden Ideen durchs Haus geistert. Und wochenends vor der Dämmerung drei Stunden Glotze an ist auch keine Lösung auf Dauer. Immerhin sind der große und der kleine Frühaufsteher meist allerbester Laune – im Gegensatz zu mir. Und genau das muss sich ändern, habe ich gerade beschlossen. Denn unausgeschlafen und unleidlich ist eine verdammt undankbare Kombination.
Ich habe jetzt den “Early Bird Club” ins Leben gerufen.
Nur ich und die zwei Jungs – mit ganz viel Zeit füreinander, die im Alltag meist fehlt. Statt mich maulig hinter meinem Handy zu verschanzen und leidend einen Liter Kaffee zu konsumieren, sehe ich das jetzt ganz bewusst als unsere Nische. Mit Zeit zum Puzzeln, Karten spielen, Vorlesen, Frühstücken. Mit Muse für ein Gespräch, das im Gewusel unseres Fünfer-Alltags meist so nicht möglich ist. Ganz schön schön, muss ich zugeben. Und das alles vor neun Uhr morgens.
Ich habe beschlossen, es einfach zu akzeptieren. Wir sind offenbar keine Familie von ausdauernden Schläfern – also machen wir das Beste daraus. Das geht allerdings nur, wenn ich mir tagsüber Ausgleich-Zeiten zugestehe. Denn was im Alltag mit Säuglingen Usus war – zu schlafen, wenn sich die Möglichkeit bietet, egal wann, egal wo – praktiziert man nicht mehr, sobald die Kinder ihr erstes Lebensjahr hinter sich haben. Nicht unbedingt, weil es nicht mehr nötig wäre. Sondern, weil es nicht mehr akzeptabel scheint sich tagsüber hinzulegen.
Aber genau das habe ich mir jetzt verordnet: Bin ich zu kaputt, mach ich mittags noch mal 20 Minuten die Augen zu.
Ein kleiner Energie-Booster, um gut durch den Nachmittag zu kommen – auch launemäßig. Und so öde es auch sein man: Wenn sich fiese Nächte häufen, muss ich einfach gen 22 Uhr ins Bett. Der Schlaf vor Mitternacht soll ja eh gesünder sein.
Die beste Idee aber war, dass mein Mann und ich unsere Van-Matratze zum Flucht-Bett umfunktioniert haben. Immer im Wechsel schlagen wir jetzt unser Solo-Lager jenseits der nächtlichen Wanderroute unserer Kinder auf – um mit Chance mal sechs, sieben Stunden Schlaf am Stück zu ergattern. Was für ein Fest! Dann wird aus meinem Mombie-Dasein einfach wieder das einer müden Mutter. Und damit komme ich gut klar.
Und wie läuft’s bei euch mit dem Schlaf?
Fotos: Howling Red (1) & Toa Heftiba (2)/Unsplash
Alles Liebe – und gute Nacht!
Hier war heute auch eine Mombienacht – das Kind war von 3:20-5:20 Uhr wach, ab dann hat der Papa übernommen und ich noch zwei Stunden geschlummert. Aber die Kleine ist eben auch erst 10 Monate.
Ahhh – wier fies!! Ja, im Säuglingsalter rechnet man damit ja irgendwie. Aber wenn die Kinder mit dreieinhalb aus dem Gröbsten raus sind…? Vielleicht muss ich noch mal “Jedes Kind kann schlafen” lesen 😉 Alles Liebe dir – und gute Erholung.
Toller Artikel! Und ich kann ansatzweise mitfühlen. Unser 3jähriger braucht nachts nur 10h Schlaf (macht auch keinen Mittagsschlaf. D.h. wir sind hier auch meist gegen 5.30 auf. Unsere Tochter (knapp 6) schläft so 11h. Bevor unser Sohn den Mittagsschlaf aufgehört hat, haben ihm 9h nachts gereicht. Wir waren also immer um 5 auf. Immerhin schläft unsere Große immer durch und der Kleine kommt nachts einfach alleine zu uns ins Bett. Aber beide Kids waren auch jahrelang um 5.15/5.30 wach. Jetzt eben 5.30-6.00. Die 5 davor finde ich auch besonders fies. Wir versuchen aber auch abwechselnd früh ins Bett zu gehen, damit wir die Zeit genießen können- wie du so schön sagst.manchmal klappt es gut, manchmal nicht. Ach ja, später ins Bett bringt auch genau 0. Dann ist der nächste Tag auch ab 10 Uhr Gejammer, weil er müde ist. Um 5 war er dann aber eben trotzdem wach und fit…
LG Doro
Hej Doro, es ist echt ein seltsames Gefühl, schon stundenlang wach zu sein, während andere Erwachsene (andere Eltern!) wocheneds bis zehn im Bett bleiben können. Wahrscheinlich könnte ich das nicht mal mehr, wenn ich dürfte. Ausschlafen verlernt. 😉 Ich halte uns dennoch weiter die Daumen! Alles Liebe (und zwischendurch gute Erholung)
Ach Katia, du hast mein volles Mitgefühl!
Die Option, dass immer nur ein Elternteil für die Kinder in der Nacht und früh morgens ansprechbar ist und sich dabei konsequent abzuwechseln, ist auf jeden Fall gut. Auch die eigene Einstellung zur frühen Morgenstunde zu ändern ist sicher ein hilfreicher Weg 🙂
Ich finde, dass das eigene (Schlaf-)Bedürfnis wirklich wichtig ist! Inzwischen ist es kein so großes Thema mehr, aber als die Kinder jünger waren haben wir immer geschaut, dass möglichst alle eine gute Nacht/einen guten Morgen hatten, irgendwie. Immer, wenn wir gemerkt haben, dass regelmäßig nur eine_r die Zeche für das Wohlbefinden aller anderen zahlt, haben wir versucht, das Arrangement zu verändern und an die Bedürfnisse aller – also auch der Eltern! – anzupassen.
Es hat für mich damit zu tun, eine bestimmte Grenze in der Hingabe an die Bedürfnisse der Kinder nicht zu überschreiten – nämlich dann, wenn wir Eltern dabei Schaden nehmen. Davon haben auch die Kinder nix, langfristig gesehen, denn was leben wir ihnen da vor?
Liebe Grüße und gute Nächte!
Hej Sina, wie lieb von dir, danke für deinen Zuspruch! 🙂 Ja, manchmal fühlt sich Schlafentzug echt wie Folter an. Vielleicht spielt auch das Alter eine Rolle – bin halt nicht mehr Mitte 30 – und sicher ist’s auch eine Typfrage: Ich komm definitiv nicht nur mit fünf Stunden Schlaf längs… Und ich merke auch immer, wie das Familiengleichgewicht darunter leidet, wenn ich unleidlich, weil unausgeschlafen bin. Insofern: Ein Hoch aufs Fluchtbett! Heute Nacht bin ich wieder dran, yeah! Alles Liebe, Katia
Hallo Katia
Tja es ist 6 Uhr und ich lese deinem Artikel 🙂 .Wir haben beide genauso solche Frühaufsteher…5 Uhr ist die Regel… bin wirklich von deinen Ideen angeregt- kleiner Mittagsbooster tut immer gut… aber ich hoffe doch sehr das sie irgendwann mal bis 7 schlafen…;)
Hej liebe Steffie, dann willkommen im Team Augenringe ;-). Und: Es freut mich, wenn ich dir ein wenig Inspiration liefern konnte, weil: Hilft ja alles nix, müssen wir einfach durch. 😉 Ich wünsche uns trotzdem, dass es eher früher als später vorbei ist… Alles Liebe, Katia
Hallo Katja,
vielen Dank für den Artikel. Du und Claudi seid wirklich ein tolles Team und der einzige Blog dem ich über Jahre lang treu geblieben bin, und in welchen Artikeln ich mich auch immer wieder finde. Entweder mit weine oder herzhaft lache oder zustimmend nicke:-)
Hier ist nach 9 Jahren Schlafentzug auch kein Ende in Sicht. Bei drei Kindern hier ist wie bei dir immer einer unruhig, zahnt, träumt oder will kuscheln. Ich habe mich auch über die Jahre damit arrangiert, so lange es nicht über einen zu langen Zeitraum zu viel ist. Dann werde ich auch wie du zum Mombie. Dann muss man was ändern oder sich Hilfe holen um den Schlaf nachzuholen.
Wir haben inzwischen auch eine besondere Bettenaufteilung, mit der es im Moment ganz gut funktioniert! Ich warte ja auch noch sehnsüchtig auf die Zeiten, in denen die Kinder bis 10 Uhr schlafen. Irgendwann kommen sie, da bin ich mir sicher! Bis dahin, Kaffee und Vitamine:-)
Alles Liebe
Hej liebe Maria, was für ein tolles Kompliment, vielen lieben Dank! Wir freuen uns immer sehr, wenn wir so tolles, motivierendes Feedback bekommen. 🙂 Tja, ich bin mit der Schlafmisere definitiv nicht allein, wenn ich all eure Kommentare hier und auf Insta lese. Allein der Gedanke hilft ja manchmal. Wenn wir uns hier in der Schlafbetreuung abwechseln geht es auch besser, wir müssen das vermutlich noch konsequenter durchziehen. Wir bleiben drean! Alles Liebe, Katia
Oh ich kann das nachfühlen…
Wir haben zwar nur ein Kind aber das schafft es konsequent seit 5 Jahren mich niemals in Ruhe schlafen zu lassen. Auch mit 5 ist sie drei mal pro Nacht wach. Träumt sehr heftig und vor allem laut und findet 5:30 bis 6:30 die perfekte Aufstehzeit und keine Besserung im Sicht…
Nachts darf trotz allem versuchen auch nicht der Papa kommen. Nur wenn Mama weg ist. Und genau das mache ich jetzt gelegentlich mich mal für eine Nacht wo anders einquartiert um schlafen zu dürfen…
O, das kenne ich – flüchte gerade auch häufogr komplett aus dem Haus, um mal in Ruhe zu durchpennen – ist nur gut! 🙂 Vielleicht ist das mit Papa und dem/der Fünfjährigen ein wenig wie die Abstill-Challenge: Du quartierst dich für ein Wochenende aus – und die beiden müssen das irgendwie hinkriegen. Im besten Fall funzt es anschließend auch bei Papa mit den Nächten 😉 Wie auch immer: Fingers crossed! Alles Liebe, Katia
Oh ich kann dich soooooo gut verstehen. Unsere Älteste wird um Sommer 14, der mittlere ist 10 und dann gibt es da noch jemand mit 6 Jahren. Leider haben meine Kids alle erst mit ca 4 Jahren durchgeschlafen. Demnach habe ich so ca 13 Jahre nicht durchgeschlafen. Und jetzt kann es mein Körper einfach nciht mehr. Seit der Schwangerschaft 2008 habe ich nicht mehr gut und durchgeschlafen 😧 naja, ich habe es mittlerweile auch akzeptiert, denn was anderes bleibt nciht übrig,
Hej liebe Lu, puh, das klingt verdammt anstrengend! Vielleicht auch einmal die Woche konsequent in ein anderes Zimmer ziehen – nur für dich allein? Ich halte die Daumen. Alles Liebe, Katia
Liebe Katja, ich hab so gelacht. Ein lesen gerade und dabei mehr als einmal fast auch geweint, weil ich so müde bin… das Händekneten war so ein lach-Moment! Mein großer „streichelt“ (pult) gerne Augen….es scheint existenziell für ihn zu sein! Und genau so eine Katze haben wir übrigens auch – nächster Lacher 😅
Aber deine quality-time klingt richtig schön… ich werde deine Inspiration ins Wochenende mitnehmen, Danke!
Hej liebe Julia, lachen und weinen liegen manchmal eng beieinander – vor allem, wenn man total kaputt ist 😉 Ich drück die Dauemn, dass das Wochenende die ein oder andere Auszeit für dich bereithält. Gute Nacht! Alles Liebe, Katia