Eine ausgelassene Party unter freiem Himmel, die Leichtigkeit von drei Tagen ohne Jacke, dazu unglaubliche Schlagzeilen und das Gefühl, dass man so viele Dinge bloß aushalten kann, weil man sie einen Großteil des Tages über verdrängt. Hier kommen fünf Dinge von diesem Wochenende…
1. Da hatte Amerika seit 1973 ein liberaleres Abtreibungsgesetz als wir und was macht es? Es kippt es! Ich kann es nicht glauben. Was stellt Meena Harris fest:
„Guns are more protectet than womens bodys.“
Und Kristina Lunz schreibt so passend:
„Man kann keine Abtreibungen verbieten. Man kann nur sichere Abtreibungen verbieten.“
2. André und ich haben dieses Wochenende einfach mal eine dieser Sachen gemacht, die man normalerweise mit eigentlich einleitet und absagt. „Eigentlich würden wir gern zur Geburtstagsparty nach Frankfurt fahren, aber eigentlich lohnt es sich nicht und eigentlich haben wir noch so super viel zu tun vor dem Sommerurlaub, aber ja eigentlich hätten wir voll Lust. Und dann: Haben wir alle Eigentlichs gestrichen und zugesagt.
Wir sind sogar total entspannt losgefahren, statt zu hetzen, obwohl es sich mit früh los mehr gelohnt hätte. Wir haben auf der fünfstündigen Fahrt so lange und so in Ruhe geredet, wie schon lange nicht mehr. Wir sind fast pünktlich gekommen, wir haben Freunde getroffen, jede Menge neue Leute kennengelernt, köstlich gegessen, bis in die Nacht getanzt und hatten eine wunderbare Zeit. Ich musste an einen meiner Dozenten an der Akademie für Publizistik denken, der immer gesagt hat: “Eigentlich ist das schlimmste Unwort. Es sagt nichts aus. Man sollte es in jedem Text rigoros streichen.”
In diesem steht es jetzt oft. Dennoch ist mein Text ein Playdoyer für deutlich weniger Eigentlichs im Leben!
3. Der Drink dieser Samstagsommerabende? Für mich Wermuth mit Tonic auf Eis und einer Orangenscheibe, wie ich ihn in Frankfurt getrunken habe. Definitiv DER Sommerdrink 2022, schön erfrischend, süß und gleichzeitig herb. Bloß einen coolen Namen müssen wir uns noch überlegen. „Mutnic“ vielleicht?
4. Als ein paar Mamas und Papas am Wochenende zusammenstanden und wir alle zugaben, dass wir ständig vergessen, unseren Kindern sonntags das Taschengeld auszuzahlen und es uns, falls wir es doch mal nicht vergessen, regelmäßig eine Stunde später wieder für den Pizzamann leihen würden, ha ha, hatte ein Freund einen guten Tipp.
Er schwärmte von der Knax-Taschengeld-App. Ja, genau, die ist inspiriert von den Knax-Heften. Erinnert ihr euch? Ich hatte heftige 90er-Dèja-vus. Auf jeden Fall wird darin regelmäßig ein festgelegter Beitrag zugebucht und kann ganz einfach von einem selbst wieder abgebucht werden, wenn das Kind im Spielzeugladen dringend das neuste Pokémon-Gedöns shoppen muss. Eine Konto ohne Bank und Gebühren quasi. Super praktisch, habe ich gleich runtergeladen.
Ich bin ihre Bank und sie meine!
5. Auf dem Rückweg von Frankfurt haben wir eine Freundin nach Hause gebracht und spontan Pizza zusammen mit ihrer Familie bestellt, obwohl es schon spät war, aber wir hatten alle Eigentlichs an diesem Wochenende ja erfolgreich eliminiert. Ich sehe meine Freundin super selten und ihre Familie noch seltener. Ich begrüßte ihre Kinder also mit seltsamen Tanten-Sprüchen wie „ Bist du aber groß geworden!“ und „Letztes Mal, als ich dich gesehen habe, warst du noch ein Baby“. Aaaarks.
Dann beim Essen das wunderbare Gefühl von Vertrautheit, weil hundert Kilometer von zuhause entfernt exakt dieselben Sachen gesagt werden, wie bei uns: „Knie vom Tisch!“ und „Bleib bitte sitzen, wir essen noch!“ von Elternseite. Und die Kinder: „Ich hab gar nichts gemacht!“ rufen und beide flachen Hände hochhalten. Hat mich mehr entspannt als eine Massage. Herrlich.
Und wie war dein Wochenende?
Ich wünsche euch eine fabelhafte Woche!
Fotos: Shutterstock, Louisa Schlepper
Alles Liebe,
Liebe Claudi,
vielen Dank für deine Gedanken zum Wochenende. Zu Punkt 2: Jedes Jahr nehme ich mir vor, mich weder vor den Sommerferien noch vor Weihnachten stressen zu lassen. Es klappt einfach nicht, zu viele Termine, Sommerfest in der Musikschule, Konzert in der Schule, Geschenke für Lehrer, Sportvereinsgrillen etc.. und alles in den letzten 4 Wochen vor den Ferien. Für den gestrigen Nachmittag nahm ich mir fest vor meine Woche zu planen, alle To Dos aufzulisten. Als eine Freundin spontan klingelte, sagte ich „Eigentlich…” und lehnte ein Kaffeetrinken ab (Sie wohnt um die Ecke). Im Nachhinein denke ich, dass auch mir weniger „Eigentlichs“ gut tun würden.
Viele Grüße
Alexandra
Liebe Alexandra, ich denke, das würde uns allen gut tun.
Aber vielleicht können wir ja wenigstens ein paar streichen.
Alles Liebe dir und go für nächstes Mal,
Claudi