Der wahre Wert einer Freundschaft zeigt sich nicht, wenn man gemeinsam in einem guten Restaurant sitzt. An gestärkter Tischdecke, babyblauem Himmel, der sich im Silberleuchter spiegelt und einem Kellner, der lächelnd fragt: „Another rosado for you, chicas?“ Nein. Er zeigt sich an einem ausgeblichenen Plastiktisch, Pupsgeruch in der Sommerabendluft, auf dem Schoß eine laminierte Speisekarte mit Fettflecken, auf der es neben Tapas Pizza und Döner gibt. Wir waren nur dort gelandet, weil partout nichts anderes frei war…

Weil keiner daran gedacht hatte, einen Tisch zu reservieren. Und keiner Lust hatte. Weil einer beim Anziehen getrödelt hatte. Oder alle.  Als die kleinen Fleischklößchen im kackbraunen Pfännchen an den Tisch kamen, hatten sie sich als Tapas verkleidet. Aber so, dass wir alle drei fragten: „Und als was geht ihr?“ Sie schmeckten nach Sägespänen – damit aber immer noch besser, als die Garnelen, die seltsam silbergrau schimmerten, obwohl sie gekocht waren.

Wer am längsten getrödelt hat? Egal!

Eine von uns hielt eine hoch, roch dran, zog Augenbrauen, Nasenspitze und Oberlippe hoch – und dann lachten wir alle drei. Laut und grunzend. „Immerhin können sie Gin Tonic“, meinte eine andere trocken und hob ihr Glas. Wir lachten noch lauter. Wer das Restaurant letztlich ausgesucht hatte? Unwichtig! Denn egal wie schlecht es war – es war trotzdem gut. Dieser Laden würde zur Lach-Legende werden, verschmierte Wimperntusche inklusive. Dennoch bin ich sehr froh, dass wir all die anderen Male so gut gegessen haben.


Die ganze Aktion war eine dieser “Müssen-wir-unbedingt-mal-machen!”-Dinge. Eine Freundin von mir hat eine Wohnung mitten in der Altstadt von Palma. Der Plan, dort mal zusammen hinzufliegen stand bei jedem Treffen mit auf dem Tisch – wie ein hübsches Windlicht, das man ständig zur Seite schiebt, weil einfach kein Platz ist für die Nudelteller. Irgendwann hat es eine in die Mitte gedonnert und konkrete Termine vorgeschlagen. (Zum Glück zieht ab 40 Entschlossenheit ein und wohnt gleich neben den Fältchen.) Letztlich war es viel einfacher, als gedacht. Eine von vier musste dann leider doch kurz vorher jobmäßig canceln. Aber drei Schulfreundinnen auf einen Streich war besser, als ich es mir im Lockdown hätte erträumen können.

Der Spaß begann bereits am Flughafen.

Als wir uns zwischen Hamburg, Hannover und Frankfurt Fotos von Zeitschriftencovern hin und herschickten. Ich hätte tausend Euro wetten können, so sicher war ich mir, wer von uns welches Magazin dabei hatte. Ich hatte Recht! Whats-App-Bling 1: gutes, altes Frachtschiff Brigitte. Kokett dahinter: Gala. Bling, nächstes Bild: spiegelglatte Vouge. Und Bling: bonbonbunte Flow auf dem dritten Foto. Bevor wir alle in den Flugmodus schalteten, schworen mir die beiden, dass die Wahrscheinlichkeit, bei meiner Dorflaufrunde von einem Trecker übertuckert zu werden weitaus größer sei, als auf meinem rumpeligen Ryanair-Flug vom Himmel zu rauschen. Das machte es besser. Der Gedanke an ihre Gesichter massierte mein Herz. Gab mir das Gefühl ganz weit weg nach Hause zu fliegen.

Erkenntnisse unseres Trips: 

  • Wasserfeste Wimperntusche ist bei der Hitze, dem Sonnenmilchgecreme  und dem vielen Tränenlachen dringend notwendig. Ich habe mir auf Mallorca diese gekauft und liebe sie.
  • Unfassbar, wie viel man ohne Kinder schafft.  Und völlig verrückt, dass man dennoch um halb sieben wach ist.
  • Ein paar straßenarbeitende Bauarbeiter becircen, damit sie ein Bauschild wegtragen, damit wir am Geheimtipp-Strand auf dem winzigen Parkplatz noch eine Lücke bekommen, klappt noch. (Oder ahnten sie etwa, dass der Strand eine handtuchbreite, algenverklebte, völlig überlaufene Katastrophe ist, besser ein Geheimnis bleibt und feixen heute noch. Man weiß es nicht…)
  • Es. War. Verdammtnochmal. Großartig.

Sowas geht nur mit Freundinnen: Über bekloppte Exfreunde lachen und die Anfangsbuchstaben ihrer Namen austauschen und noch lauter lachen. Über Falten, Hüftspeck, Hitzewallungen, Kinderglück und Kinderfrust reden. Sie liehen mir ohne nachzudenken ihre Handtasche, brachten mir morgens einen Kaffee ans Bett und cremten mir den Rücken hingebungsvoll mit ganzen Händen ein, statt stöhnend mit zehn Fingerspitzen.

Es war so schön, sich mal so richtig auszuquetschen.

Erst quatschten wir aufgekratzt, hektisch und ohne Punkt und Komma. Mit Funkeln in den Augen und Kribbeln im Bauch. Dann wurden die Gespräche immer ruhiger und tiefer. Die lange gemeinsame und entspannte Zeit spülte alte Geschichten an. Und es war endlich mal Zeit, die verknoteten Dinge auf den Tisch zu werfen. Die Sachen, die am Telefon zu kompliziert sind.

Auf dem Rückflug beobachtete ich die Stewardessen in meiner Boing und musste an meine Freundinnen denken. Sie haben mich mehr als mein halbes Leben auf meinem Flug begleitet, sich gekümmert. Mal sind wir zusammen Kurzstrecke geflogen, mal Langstrecke. Sie machen mich mit den Sicherheitsmaßnahmen vertraut, zeigen mir die Notausgänge. Helfen mir mein Gepäck sicher zu verstauen. Manches Mal haben sie mir die Kotztüte gehalten. Und wenn ich mal keine Luft bekomme, bin ich ganz sicher, dass sie mir eine Sauerstoffmaske überstülpen würden. Dank ihnen kann ich aber auch ohne tiefer ausatmen.

Unsere Tipps für ein langes Mädelswochenende auf Mallorca

PALMA

SCHLAFEN: Wir haben in der Wohnung meiner Freundin mitten in der Altstadt geschlafen. Hübsch schläft es sich auch hier.

FRÜHSTÜCKEN: Eigentlich wollten wir gar nicht jeden Tag frühstücken gehen, dann hat es sich einfach so ergeben. Und zum Schluss hat es sich einfach nicht mehr gelohnt, noch Butter, Obst und Co zu kaufen. Wir zogen uns also einfach an und liefen los. Setzten uns an hübsch gedeckte Tische, auf denen Sonnenlicht wie verschüttete Sahne glänzte. Sehr lecker in Palma fanden wir es im Santina, unter steingrauer Markise und mit Blick auf einen baumschattigen Platz, über den hübsche Spanierinnen in tollen Kleidern flanierten. Und der Ingwershot ist uähhh und macht schön wach.

SHOPPEN: Wie in einem Roman fühlt man sich, wenn man die beigen Steinstufen zur uralten Parfümerie Arquinesia (Carrer de Sant Gaietà, 6A, 07012 Palma) hinaufsteigt, über den schwarzweißen Fliesenboden entlang schreitet, an geheimnisvollen Tiegeln und Trockenblumen vorbei bis zum kleinen Verkaufstresen. Es duftet nach Rose, Zimt und Salbei. Von rechts sprüht einem eine lächelnde Verkäuferin sanft eine Probe aufs Handgelenk, links thronen im uralten, zartbitterfarbenen Apothekenregal hübsche Flakons und Duftkerzen. Und geradeaus tritt man raus auf einen Balkon, raus in einem knackig grünen Innenhof mit Vogelgezwitscher. Und die Düfte? Wir mochten Sea Breeze sehr!

Ein echtes Shoppingerlebnis ist auch das Rialto Living (Carrer de Sant Feliu, 3, 07012 Palma). Herrlich nostalgisches Kaufhausfeeling mit wunderschöner Möbel und Dekoartikel-Ausstellung im Obergeschoss. Alles was man kaufen kann ist sehr modern und exquisit. Ein Kleid, dass mir wirklich gut gefiel, sollte leider 700 Euro kosten. Unten gibt es aber wunderschöne, sehr außergewöhnliche Papeterie, die bezahlbar und ein super Mitbringsel ist.

Und noch ein Tipp: Massimo Dutti und Zara Home haben jeweils große Filialen an der Passeig del Born und die Sachen sind deutlich günstiger als in Deutschland.

ESSEN GEHEN: Am ersten Abend hat uns meine Freundin ins La Boveda (Carrer de la Boteria, 3, BAJO, 07012 Palma) geführt. Ganz in der Nähe ihrer Wohnung haben wir uns durch einen Tisch voller Tapas geschmaust und ohne Punkt und Komma gequatscht. Wir haben es gleich geahnt, aber mein Freundin hat es uns am nächsten Tag bestätigt: In dem Laden gibt’s wirklich die besten Tapas in ganz Palma. Einziges Manko: Man kann leider nicht draußen sitzen. Und muss ubedingt reservieren.

Auch super schön: Patron Lunares (C. de la Fàbrica, 30, 07013 Palma) , in einer alten, sehr cool sanierten Fischhalle mit Schachbrettboden und alten (gemalten!) Schinken an den Wänden. Es gibt leckere Burger und die Guacamole mixt man sich am Tisch selbst, was ein riesengroßer Spaß ist.

Nächstes Mal möchte ich mit den Mädels ins Izizi Nunnak (Carrer del Vicari Joaquim Fuster, 73, 07006 Palma) in Molinar, dem alten Hafen von Palma, ein sehr lässiges Adults-only-Restaurant, mit angeblich fantastischer Küche. Diese Ecke von Palma, lange völlig unentdeckt, mausert sich zu einem absoluten Szeneviertel. Ich würde gern mehr sehen!

ABSACKER: Im Abaco (Carrer de Sant Joan, 1, 07012 Palma) tragen die Kellner goldenen Schärpen, überall fläzen Zitronen und Orangen in Bergen auf dem Boden und zu Gläserklirren erklingen die Töne aus Carmen. Die wirklich skurile Bar in einem uralten Kaufmannsgebäude mit milchschissfarbenen Wänden hinter goldenen Madonnen, erinnert an eine verrückte Mischung aus Opernbesuch und Eyes White Shut und ist ein echtes Erlebnis.

AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG:

Meine Freundin hat ein kleines Auto auf der Insel, so waren wir mobil. Die Insel ist wirklich wunderschön und vielfältig, daher würde ich unbedingt für einen oder ein paar Tage einen Mietwagen nehmen. So groß ist es nicht, man kommt also gut herum.

SANTANYI

Jeden Samstag ist in dem kleinen, beigefarbenen Ort Markt, einer der schönsten und größten auf ganz Mallorca. Es lohnt sich früh aufzustehen, dann bekommt man nämlich noch einen Parkplatz und die Straßen platzen noch nicht aus allen Nähten. Wenn dann die Massen anflaniert kommen, geht man am besten gemütlich frühstücken. Und bummelt vielleicht hinterher noch durch die stillen, schattigen Hintergassen. Psst, habt ihr Lust auf ein wenig Paparazzi spielen? Im Ort haben jeweils Til Schweiger und Uwe Ochsenknecht ein Restaurant (in meiner Insta-Story zeige ich euch wo).

FRÜHSTÜCK: Im Café des hübschen Ladens Terra Ceramica (Carrer Portell 15, 07650 Santanyí) kann man unter eierschalenfarbenen Sonnenschirmen herrlich frühstücken und auf dem Weg zur Toilette schon mal das tolle Porzellan, die hübschen Körbe und Kleinigkeiten bewundern. Es gibt so viel Schönes, ich habe einen hübschen Krug mit Klecksen mitgenommen und ihn im Arm wie ein Baby in Taxi und Flugzeug nach Hause transportiert.

SHOPPEN: Sehr besonders sind die kleinen Boutiquen Unicorn Interiors (Carrer del Centre 18, 0765 Santanyi)  und der kleine Klamottenladen gegenüber. (Hab leider den Namen vergessen).

KUNST: Wunderschöne, sehr moderne übermalte Fotos auf Holz gibt es bei Vero Sharp. Im Hinterhof der kleinen Gallerie gibt es eine wunderschöne kleine Oase, luschern lohnt sich, und die Wand gleich rechts eignet sich super für ein Erinnerungsfoto. Vero kommt ursprünglich aus Deutschland und will demnächst auch Workshops anbieten. Ich freue mich drauf! Und wer im Oktober auf der Insel ist: am 22.10 feiert Vero eine Vernissage.

VALDEMOSSA

Das kleine Dorf klebt am Hang mit Blick auf knackig grüne Berge und Täler. Überall blühen Blumen, im September wehen die ersten Kastanienblätter über die Natursteinstraßen und man kann kaum glauben, wie schön alles ist.

FRÜHSTÜCK: Das Cappuccino (Plaça Ramon Llull, 5, 07170 Valldemossa) ist eine Kette und hat auch Filialen in Palma, in Valdemossa sitzt man darin aber ganz besonders hübsch auf einem kleinen Platz mit Fensterlädenhäusern drumherum, lehnt den Kopf in den Nacken, schließt die Augen und schaut ab und zu den Blättern über sich beim Rotfärben zu.

FLANIEREN: Einfach ein bisschen herumlaufen, hübsche Kleider anschauen, bunte Blumen in Tontöpfen an Steinmauern und immer wieder den Blick ins sattgrüne Tal genießen.



STRAND: Meine Lieblingsbucht ist die kleine Bucht Puerto Portals, weil sie so gemütlich ist und so einen schönen Blick auf den Hafen und eine kleine Insel hat. Ich weiß nicht, ob ich sie mit Kindern so gut finden würde, weil sie schon recht klein ist. Aber für einen Freundinnenurlaub ist sie perfekt. Es gibt Liegen zum Mieten, wer mag läuft durchs Wasser auf einen Drink zur Roxy Bar (Carrer d’en Blanes, 10, 07181 Portals Nous) rüber. Und zwischendurch steigt man für ein köstliches Lunch mit Traumblick die Stufen zum Lila (Passatge Mar 1, 07181 Portals Nous) hoch. Herrlich.



NOCH MEHR LUST AUF BEACH? Auch ein schöner Strand für ein kleines Sonnenbad, eine Runde Abkühlung und ein paar Seiten lesen ist Camp del Mar. Im Wasser wartet auf einer kleinen Insel das Restaurant La Illeta ( Playa de Camp de Mar, s/n, 07160 Camp de Mar), in dem man herrlich sitzt und unter Kiefernnadeln und Bambuslampen Fisch oder Paella genießt. Dazu ein kühles Glas Rosado – ein Traum!



Noch mehr Tipps gibt’s in meiner Insta-Story und im Palma Highlight.

PS. Ich muss diesen Beitrag aufgrund der Verlinkungen als Werbung kennzeichnen, es handelt sich aber bei allem um rein redaktionelle und persönliche Empfehlungen.

Alles Liebe,

Claudi