Manchmal wünschte ich, ich wär eine Hexe, könnte zaubern, an Reisetagen zum Beispiel. Die Sachen rein und raus in die Koffer hexen, die Ferienwohnung krümelfrei, die Kinder leise. So gern ich es mag in einem Urlaub zwei oder drei Orte zu sehen, so anstrengend kann es sein. Als wir auf unserem Ostsee-Trip vor einer Weile sämtlichen Kram, Koffer und Kinder auf Usedom im Auto und im hübschen Ostseebad Nienhagen wieder ausgepackt hatten, war ich urlaubsreif. Zum Glück kann man sich im Ferienpark Seepferdchen perfekt entspannen…
Seepferdchen Ressort, Familienurlaub, kinderfreundliche Unterkunft Ostsee
Ich schnappte mir das Baby, gab allen meinen Männern einen Kuss und verschwand für einen langen Spaziergang im Wald, der nur ein paar Schritte von der hübschen Anlage direkt an der Steilküste entfernt liegt. Die Nienhagener nennen diesen Wald Gespensterwald und er hat wirklich etwas magisches: Die riesigen, vom Sturm geformten Stämme erinnern an mystische Seewesen, direkt daneben fällt die Steilküste ab, unten blitzt türkisfarbenes Wasser. Ich spazierte zwischen den Baumwesen entlang – und je weiter ich ging, desto weniger düster waren meine Gedanken. Auf dem Rückweg habe ich meine drei kleinen Geister auf jeden Fall schon wieder vermisst und konnte es kaum erwarten, ihnen diesen Zauberwald zu zeigen.
Seepferdchen Ressort
Der Ferienpark Seepferdchen ist ein perfekter Ort für Familien: Er besteht aus gut zwei Dutzend Ferienhäusern und einem Hauptgebäude mit Frühstücksraum, Pizzeria, Wellness-Bereich und Spielraum für die Kinder. Da die Ferienhäuser alle in Privatbesitz sind, sind sie alle unterschiedlich eingerichtet und ausgestattet. Auf der Homepage des Seepferdchens kann man sich sein Wunschhaus aussuchen. Unsers hatte sogar eine Playstation (!), eine perfekte Soundanlage und ein gut gefülltes Bücherregal. Dieses Konzept sorgt dafür, dass sich Urlaub im Seepferdchen eher nach Zuhause und weniger nach Ferienhaus anfühlt. Nützliche Dinge wie Treppengitter, Babywanne und Hochstuhl können einfach bei der Buchung mit angegeben werden und warten dann bei Ankunft im Haus. Als wir im Seepferdchen Urlaub gemacht haben, war es wirklich irre kalt, aber dank Kamin und riesigem Sofa war das erst recht gemütlich.
Ostsee, Familienurlaub
Reisen mit Kindern,
Am großen Tisch im Ferienhaus kann man wunderbar gemeinsam essen, unsere Küche war beinahe besser ausgestattet als die zuhause. Trotzdem haben wir uns für die paar Tage das Frühstück im Hauptgebäude gegönnt. Während wir also zufrieden noch einen Kaffee getrunken haben, verschwanden die Jungs noch zufriedener im kleinen Spielraum gleich nebenan. Bei gutem Wetter hätten sie auch einfach raus auf den Spielplatz laufen können, der ist vom Restaurant einsehbar und vom Meer einen angenehmen Sicherheitsabstand entfernt. Die Kombination aus absolut familienfreundlicher Unterkunft, breitem Sandstrand, Meer, Wald und ein paar spannenden Orten in der nahen Umgebung ist einfach perfekt für Familien.
Seepferdchen Ressort
Noch schöner als den Spielplatz fanden unsere Kinder die große Wiese zwischen den Häusern. Weil es viel geregnet hatte, plätscherte dort ein kleiner Bach, über den natürlich gehopst werden musste. Natürlich lief dabei ein Gummistiefel voll mit Wasser – und natürlich ist das inzwischen der Moment, an den wir uns bis heute besonders gern erinnern.
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Jeden Morgen nach dem Frühstück gingen wir die steilen Stufen runter zum Strand, schauten der stürmischen Ostsee zu, sammelten Muscheln – und atmeten tief ein und aus. Die Luft dort ist einfach irre lecker. Wenn wir schließlich so richtig, richtig durchgefroren waren, gingen wir zurück zum Haus, spielten ein Spiel, kuschelten uns aufs Sofa und lasen vor oder holten Kuchen, den wir bis auf den letzten Krümel aufaßen. Wenn uns dann wieder richtig warm war, ging es meist noch einmal zum Strand. Die beiden Großen verbrachten viel Zeit damit nach Bernstein zu suchen, fanden aber leider keinen. Ich habe gehört, nach den Frühlings- und Herbststürmen hat man meist mehr Glück.
Ostsee Urlaub

Für einen Tag fuhren wir ins nahegelegene Warnemünde, spazierten anden hübschen windschiefen Häusern vorbei, ließen uns am breiten, wunderschönen Strand durchpusten und uns schließlich ins Café Hafenliebe wehen. Es war einfach zu kalt, um an diesem Tag lange am Meer zu sein. Wir hatten einen schönen Blick nach draußen, schauten den kleinen Schiffen beim Schaukeln zu und der großen Schwedenfähre hinterher, bestellten Kuchen, Kakao und hinterher noch ein Eis und machten einfach mal nichts. Außer zusammenzusein. Und plappern. Und schweigen. Natürlich gabs auch mal ein wenig Geschrei – aber auch ein großes Kaminfeuer. Bei uns immer ein prima Schrei-Stopper.
Ostseeurlaub

Einen Nachmittag fuhren wir nach Heiligendamm, spazierten einmal um den berühmten Edel-Hotel-Komplex herum (inklusive heimlich über den Zaun klettern und uns wie eine wilde Bande fühlen) und überlegten, welche der noch nicht sanierten weißen Villen wir nehmen würden, wenn eine Zauberin käme und uns eine geben würde. André und ich gucken beide so gern Häuser und die großen Jungs haben wir mit dieser Leidenschaft bereits angesteckt. “Guck mal, dort ins Turmzimmer kommt meine Hängematte und ein Fernglas!”, hörte ich den einen sagen. “Quatsch mit Soße”, meinte der andere, “das wird mein Schlafzimmer mit rundem Bett.” Dann sagten wir alle ganz schnell gar nichts mehr, weil es dafür an diesem Tag einfach viel zu kalt war.
Klettern an der Ostsee
Stattdessen ließen wir uns wieder in ein Kaffee pusten, futterten, krümelten und kakaokleckerten uns durch die halbe Speisekarte und vertrödelten so den Rest des Nachmittags. Ich entdeckte, dass der verletzte, blaue Nagel bei einem meiner Söhne längst abgefallen war. Dass sich der andere erstaunlich schwer auf dem Schoß anfühlt. Und dass der dritte auf Englisch bis zehn zählen kann. Es ist doch erstaunlich, wozu Kuchenschlachten im Urlaub und gemeinsam vertrödelte Nachmittage manchmal so gut sind. Weil kein Kapla, keine Kanzlei, keine Waschmaschine, keine Mails uns ablenkten, lasen wir einfach mal wieder uns. Und das war richtig spannend.

Bei Joanna Goddard habe ich vor einer Weile den lässigen Hinweis gelesen, dass man auf Reisen ohnehin niemals alles in einem Urlaubsort sehen und erleben könne. Deshalb könne man sich genauso gut entspannen und mal öfter Zeit mit Nichtstun verbringen. Das fühle sich dann nämlich oft erst so richtig nach Urlaub an. Gerade mit Kindern mein absoluter Lieblings-Urlaubstipp. Und perfekt, wenn man kein ideales Wetter hat, so wie wir in Nienhagen.

Ich finde allerdings, dass sich auch das Nichtstun erstmal einspielen muss, das flutscht nicht gleich harmonisch vor sich hin ab dem ersten Tag und auch nicht jeden Tag gut. Aber ab und zu gibt es funkelnde Marmeladenglasmomente, die man am liebsten für immer einfangen und ins Regal stellen möchte. Dann fangen die Kinder plötzlich an über ihre Berufswünsche zu erzählen, spielen Buchstabendetektiv mit der Speisekarte oder Montagsmaler auf der Cafétischdecke.


Wer doch mal eine Pause vom Nichtstun braucht:
In Warnemünde gibt es eine wunderbare Boulderhalle namens Felshelden. Da es dabei nicht so hoch hinaus geht wie beim Klettern, ist bouldern super auch schon für kleinere Kinder geeignet. Im Felshelden gibt es für sie einen eigenen Bereich – wer oben ankommt darf die Glocke läuten – oder das Schwein quietschen. Ein Riesenspaß! Nach einer Weile wagten sich meine Großen dann sogar in der ganzen Halle hoch hinaus und Tjelle und ich schauten ihnen von der Loungeecke oder dem weichen Gummiboden dabei zu. Das gesamte Personal im Felsenhelden war wirklich irre nett und sehr, sehr kinderfreundlich.

Ein Zoo in Rostock? Also ehrlich gesagt waren wir ein wenig skeptisch – und dann so richtig überrascht. Der Rostocker Zoo ist nämlich völlig zu recht mehrfach preisgekrönt und hat eine super Größe für (kleine) Kinder. Überall gibt es etwas zum entdecken, beklettern, bespielen und mit dem Darwineum gibts noch dazu eine der schönsten und kinderfreundlichsten Ausstellungen über die Entwicklung der Erde überhaupt. Ganz zu schweigen von den vielen zuckersüßen Affen. Ich bin schon richtig gespannt auf das POLARIUM, das neue Gelände für Pinguine und Eisbären, das derzeit gebaut wird.

Apropos Eis: Wir waren gefühlt am kältesten Tag des Jahres da – hatten den Zoo daher beinahe für uns allein. Ein einmaliges Erlebnis. Zuerst verbrachten wir eine ganze Weile in den Ausstellungsräumen, weil es für die Kinder so viel zum Anfassen und Ausprobieren gab. Hinterher streiften wir durchs Außengelände, bewunderten die Waschbären, die Riesenschildkröten, den Bär – und die Jungs hatten ordentlich Spaß auf dem großen Wikingerspielplatz. Zum Schluss wärmten wir uns im Zoorestaurant an einer riesigen Portion Milchreis mit heißen Kirschen auf – und weil uns dann plötzlich ganz warm war, gab es hinterher noch ein Eis.

Lecker essen waren wir übrigens auch direkt im Seepferdchen Ressort: Im Ristorante Buggea serviert Angelo nämlich fantastische hausgemachte Pasta und knusprige Pizzen. Bei Sonnenschein kann man es sich draußen im Strandkorb schmecken lassen, ansonsten futtert man sich einfach drinnen und bei Kerzenschein durch die kleine Karte.

Also wenn ich eine Hexe wäre, vielleicht würde ich uns beim nächsten Mal glatt wieder Kälte und Sturm an die Ostsee zaubern.

PS. Habt ihr noch Tipps für Nienhagen und Umgebung?
PPS. Diese Reise wurde unterstützt vom Tourismusverband Mecklenburg Vormpommern.

Alles Liebe,

Claudi