Ich hatte vor Tjelles Geburt nicht nur enorm Nest-, sondern auch Bücherbau. Neben meinem Bett türmen sich sowieso immer einige, aber hochschwanger hab ich gestapelt, was der Nachttisch tragen konnte. Herrlich, die Vorstellung endlich mal wieder ganz in Ruhe zu lesen. Beim Stillen, beim Kindkuscheln, wenn es schläft und so. Haste gesehen, hab natürlich nicht mal die Hälfte geschafft. Daher hier auch jetzt erst: Teil drei meiner kleinen Betthupferl-Serie, meine liebsten Schmöker….
Wochenbett, Lieblingsbücher,
1. Kathrin Bauerfeind: Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag. Irgendwie tut es unglaublich gut vom Scheitern anderer Menschen zu lesen, wenn man verschwitzt, totmüde und muttermilchbefleckt im Bett herumliegt. Die Stillerei klappt noch nicht – hey nicht so schlimm, gegen die seltsamen Macken des Fräulein Bauerfeinds. Die erzählt sehr, sehr lustig Episoden aus ihrer Kindheit im Kaff, vom Wunsch unglaublich individuell zu sein, aber schließlich zu merken: “Wie? Mist! Bullis finden noch andere gut?” oder ihr erfrischend ehrliches Plädoyer fürs Rauchen. Ops? Richtig. Riesenfettnapf. Hab ich aber umso lieber gelesen. Okay hey klar, Frau Bauerfeind ist so erfolgreich, dass man ihr die ewige Scheiterei manchmal nicht so recht abnimmt. Macht aber nix. Die vielen kleinen Episoden aus ihrem Leben sind sehr, sehr unterhaltsam und genau richtig kurz für ein leicht beduseltes Still-Hirn. Einer meiner Lieblingssätze: “Es ist soweit. Ich bin meine Mutter geworden.”
2. A beautiful Mess: Photo Idea Book. Es macht unglaublich Spaß, Elsie und Emma von A beautiful Mess, einem der bekannteste US-Blogs überhaupt, beim Leben und Lieben zuzugucken. Ihre Fotos sind so fröhlich, so bunt, so spritzig und so inspirierend, dass ich noch beim Durchblättern im Bett immer wieder mein Handy gezückt habe, um sofort ein paar Foto-Ideen auszuprobieren. Perfekte Inspiration, seine Kids noch besser in Szene zu setzen. Und, ähm, seinen Instagram Account ordentlich zu pimpen.
3. Alexa von Heyden: Meine Sonne. Mein Mond. Meine Sterne. Eins der schönsten Bücher seit langem. Eigentlich seltsam, dass mich ein Buch über etwas, das gerade so weit weg ist von meiner eigenen Lebenssituation, so tief bewegt. Die Heldin Sunny trennt sich nach zwölf Jahren von ihrem Freund. Und ich liege da, verheiratet und Dreifachmama, mit meinem Frischgeschlüpften glücksbenebelt im Bett. Aber Alexa beschreibt so klar, so nah, so intensiv – dass alles sofort wieder da war, alle Gefühle beim Ende einer großen Liebe. Manchmal dachte ich, herrje wie peinlich, woher weiß, was ich gefühlt habe. Himmel, wie unangenehm, wenn ihre Mutter das liest. Aber dann wieder: Boah ist das gut. Die Mutter darf vor Stolz Samba tanzen. Diese kleine, feine Geschichte hat mich viel nachdenken lassen. Über das was war und das was ist und wie gut es ist, dass es so ist, wie es ist.
4. Merrilee Liddiard: Playful (inzwischen auch auf deutsch: Spielzeit) Da ist sie, die Bibel für alle DIY-Blogger. Ach was, für alle Mamis. Dieses Buch Bastelbuch zu nennen, trifft es nicht. Aber hallo: mindestens drei Projekte aus diesem unfassbar tollen Buch sollte jedes Kind einmal gemacht haben. Ich stimme stark für staatliche Verpflichtung – vielleicht im U-Heft anzukreuzen. Merrilees Blog ist schon himmlisch, das Buch so schön und bunt und fröhlich und ansteckend inspirierend, dass es eigentlich kein bisschen wochenbetttauglich ist, weil jede frische Mami ein wenig enttäuscht und ungeduldig ihr knautschiges Baby anguckt und denkt: “Na los, nun wachs. Werd groß, damit wir endlich loslegen können.” Oder doch. Sehr wochenbetttauglich. Als exzellente Schutzweste gegen die unzähligen, nervigen: “Genieß-es-bloß-sie-werden-so-schnell-groß”-Kommentare.
5. Karen Köhler:Wir haben Raketen geangelt. Manchmal dachte ich: les ich noch oder träume ich schon? Karen Köhlers Erzählungen sind teilweise einfach gaga. Aber gut. Sehr gut. Manche Sätze habe ich dreimal gelesen, weil sie so gut sind. So wie das: “Wie immer wenn ich herkomme, legt sich das Korsett um mich, hier bin ich Tochter, hier lästern Nachbarn hinter Hecken, hier wuchert Giersch nicht in der durchgesiebten Gartenerde, sondern nur am Landstraßenrand.” Es sind keine wärmenden Geschichten. Keine Wohlfühl-Literatur. Es sind kleine Sprachschätze. Nie vorher dagewesen. Und daher so spannend.
6. Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war. Noch so ein Buch, was ich nicht so schnell nicht vergessen werde. Joachim Meyerhoffs Geschichte über seine Kindheit und Jugend in einer psychiatrischen Anstalt und inmitten seiner ganz normal verrückten Familie (mit ebenfalls drei Söhnen – hoho) ist so fesselnd, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte und heilfroh war, wenn mein Baby mal lange am Stück getrunken hat. Meyerhoff erzählt intensiv, sehr frisch und nie kitschig und ich habe selten bei einem Buch gleichzeitig laut gelacht und wenig später laut geschluchzt. Lachen und heulen, alles auf einmal? Perfektes Buch fürs Wochenbett.

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Und was lest ihr grad? Postpressen oder einfach so…
Alles Liebe,

Claudi