Die dritte Schwangerschaft ist anders. Klar freu ich mich. Riesig. Aber trotzdem läuft vieles nebenbei. Ich denke oft den ganzen Tag nicht an meinen Bauch, meist erst abends wandert meine Hand auf den wachsenden Berg und ich denke, beinahe überrascht: “Hurra, stimmt ja, du bist ja schwanger!”
Dann streichel ich zärtlich meine Kugel – und bin wenig später eingeschlafen. Meine beiden Rabauken halten nachmittags nicht viel von bauchkraulendem Beinehochlegen. Freunde und Familie reagieren bei Nummer drei ebenfalls anders – statt freudiger, überschäumender Aufgeregtheit meist ein kurzes “Krass!”. Oder “Wow!” Dann folgt das nächste Thema. Vielleicht kommt noch ein: “Verdammt, ihr braucht ja jetzt ein größeres Auto!”
Was aber wirklich, wirklich schön ist beim dritten Mal: Keine guten Ratschläge mehr. Kein “Schlaf dich um himmelswillen bloß nochmal richtig aus!”, mit diesem vielsagendem, leicht süffisanten Grinsen. Oder “Ihr wollt nächstes Jahr mit Baby nach Amerika? Pause. Spöttisches Augenbrauenhochziehen. Na, wenn ihr meint…!” Nix da. Es hat sich ausgeratgebert. Quasi ausgeschlauschisst. Übrigens auch literarisch. Bereits beim ersten Mal fand ich die meisten Mami-Ratgeber blöd. (Ausnahme: Das hier. Seltsames Cover. Tolles Buch). Gelesen hab ich doch ganz viele. Dieses Mal les ich nur, was ich wirklich gut finde. Was mir keine Angst macht, sondern Mut. Was nicht den Zeigefinger hebt, sondern Richtungen aufzeigt. Und ich setze später an, altersmäßig meine ich. Denn ich weiß jetzt: Die paar Stillprobleme oder ein wunder Hintern sind ein Klacks gegen tobsuchtsartige Grenzen-Austesten-Anfälle eines beinahe Vierjährigen. Zumindest für mich.
LIEBLINGSBUCH NR. 1: Die Elternschule
Andrea Bischhoff und Hans Berwanger haben eben mal die ganze Erziehung von der Geburt bis zum Teenager in ein Buch gepackt. Wie das geht? In dem sie kurze, knappe Tipps geben. Oft sogar mit Gedankenstrichen – dass kann Mama selbst dann lesen, wenn nebenbei noch ein Rudel weiterer Kinder rabaukt.
Wenn Ihr Kind etwas tun soll, was ihm nicht passt, lassen Sie es ruhig “Blöde Mama!” schimpfen. Wer hingegen “Jetzt keinen Mucks mehr, sonst…” droht, lässt die Situation eskalieren. Es liegt nicht in ihrer Macht, ob sich ihr Kind darüber ärgert, dass Sie es im Kindersitz anschnalle. Aber es liegt in ihrer macht, dass sie es trotzdem tun. Vielleicht sagen Sie: “Ja, das passt dir nicht. Schimpf ruhig. Muss aber sein. Ist sonst gefährlich.”
Ich mag das Buch sehr, obwohl nun doch ein wenig ratgebert. Weil es Dinge zusammenfasst. Auf den Punkt bringt. Es lieb zu mir ist. Mich als Mama versteht, mit allen meinen verrückten Gefühlen. In einigen Seiten hab ich Eselsohren. Da schlag ich schnell auf, wenn mal wieder was doof war. Und denke: “Siehste, so blöd warste jetzt gar nicht!”
Andrea Bischhoff, Hans Berwanger: “Die Elternschule”, Piper Verlag, 10,99 Euro.
LIEBLINGSBUCH, NR. 2. Traut euch, Eltern zu sein
Das ist ein Ratgeber aus Schweden und das merkt man. Gleich im Vorwort sagt die Autorin Helena Harrysson:
Lass dich inspirieren, aber denke dran, das kein Buch dir sagen kann, was gerade jetzt, in diesem Moment für dich und deine Kinder das Richtige ist. Hör immer auf deinen eigenen Verstand. Und auf dein Herz.
Muss ich mehr sagen? In ihrem Buch erzählt Harrysson zu Beginn jedes Kapitels von einem Erlebnis mit ihren sechs Kindern. Und gibt danach Tipps. Das liest sich gut. Und macht Mut. Vor allem weil ihre Kinder zum Glück kein bisschen perfekt sind. Und sie auch nicht. Auch zum Glück.
Helena Harrysson: “Traut euch, Eltern zu sein”, beltz, ca. 17 Euro
LIEBLINGSBUCH NR. 3. Das Mami-Nähbuch
Die schönste Vorbereitung aufs neue Baby: In Ruhe etwas nähen. Schöne neue Schnitte hab ich im Mami-Nähbuch gefunden. Eine Leggings, die gleichzeitig Schlafanzughose sein kann. Ein cooler T-Shirtschnitt. Mal ganz anders. Dazu Anleitungen für ein Tragetuch. Für Puppensachen. Für Spielzeug. Schön. Allein das Blättern macht Babylaune.
Erziehungstipps gibt Autorin Meg McElwee auch. Die fand ich allerdings seeehr amerikanisch und teilweise zum Schlapplachen komisch. Was ja manchmal auch nicht schlecht ist.
Meg McElwee: “Das Mama-Nähbuch”, DK, 16,95 Euro
Danke für die Tipps!
Liebe Grüße
Leni
Liebe Claudia,
abends zu merken “Huch, ich bin ja schwanger” und dann ruckzuck eingeschlafen zu sein kenne ich nur zu gut. Auch wenn es bei mir ja erst das Zweite ist, aber auch mit Lotta allein komme ich nicht wirklich zum Ausruhen.
Ratgeber-Bücher habe ich tatsächlich auch bei Lotta quasi gar nicht gelesen, nur “Hilfe, ich wachse” und dass auch immer nur mal so sporadisch. Ich bin irgendwie nicht so der Ratgeber-Typ, ich hab mich von Anfang an immer auf mein Gefühl verlassen. Und auf praktische Tipps von anderen Müttern, wenn es um einen wundern Po oder so ging. Aber auch da gebe ich dir Recht – ein Klacks gegen die Probleme, die später so kommen;-).
Um das Mama-Nähbuch hingegen bin ich schon während der Schwangerschaft mit Lotta herumgeschlichen, da du es ja jetzt schon zum zweiten Mal empfiehlst, scheint es sich echt zu lohnen. Vielleicht schenk ich es mir einfach diesmal. Obwohl für den Neuen noch so viel auf meiner Liste steht…eine Spieluhr, eine Krabbeldecke…und das Kinderzimmer für Lotta.
Na mal sehen. Ein schöner Post auf jeden Fall – und den schwedischen Ratgeber find ich tatsächlich interessant, vielleicht wandert der auch mit in den Einkaufskorb!
Liebe Grüße von Johanna