Eine Woche und ein paar Tage war es ganz schön ruhig hier. Im echten Leben nicht. Im Gegenteil, da ging es hoch her. Laut. Und hektisch. Und dreckig. Und überhaupt… Aber jetzt. Kommt doch rein. Ich zeig euch unser neues Zuhause. Plus: 10 Gedanken zum Thema Umzug und Wohnen, die gerade frisch in meinem Kopf hausen…
neues Haus, Umzug, küche
1. Ein Haus bauen und ein Kind kriegen ist quasi das Gleiche. Einziger Unterschied: Diese Schwangerschaft dauerte beinahe drei Jahre (potzblitz, länger als bei Elefantenkühen…). Dafür sind wir alle genauso k.o. Ich renne seit Wochen ebenfalls in Schlabberklamotten rum. Wir sind für baulose Freunde ähnlich schwer zu ertragen wie werdende Eltern für Paare ohne Kinder, schließlich reden wir pausenlos über unser Baubaby. Wir schlafen wenig… (weil wir wahlweise Kartons ein- oder auspacken, Pax-Schränke auf-, ab- oder umbauen, oder aber überlegen, welches Bild wohin soll….) Wir haben folglich – exakt wie im Wochenbett – Augenringe wie Zementsäcke. Und es gibt hier grad bloß Tiefkühlpizza. Dafür kann ich allerdings auch stundenlang dasitzen und mein neues Baby bewundern: Himmel, diese wunderschönen, dänischen Fenster in lichtgrau, meiner neuen Lieblingsfarbe! Nach außen zu öffnen, yeah! Und dann diese grandiose Wandfarbe in der Küche! Das erste, zweite, dritte gemeinsame Frühstück/Mittag/Abendbrot an dem neuen, riesigen Tisch im Wintergarten. Hossa. Die hübschen Lichtflecken überall auf dem selbstgeölten Fußboden, immer anders, je nach Tageszeit. Dazu den Schatz angucken und grinsen und gemeinsam stolz sein bis einer sagt: Guck mal Schatz, das haben wir gemacht! Hachz, ist das schön…
Schlafzimmer, Impressionen, Fjord
2. Gold wert: Eine Erwachsenenmatratze. Haben wir uns gekauft. Und sie ist so gut: Hart und trotzdem kuschelig. Und irgendwie fluffig. Dafür waren wir sogar das erste Mal in einem richtigen Matratzenladen. Ich kam mir schrecklich alt vor, aber so fruchtbar war es gar nicht. Vor allem, weil es keiner dieser kreischigen Für-Immer-25-Prozent-Läden war. Sondern hell und schlicht und zurückhaltend und freundlich. Wer grad ebenfalls sucht, hier waren wir. Kann ich sehr empfehlen. Übrigens haben wir die ersten Nächte im neuen Haus auf meiner alten Studentenmatratze geschlafen. Eins vierzig schmal, mit zwei Kindern zwischen uns, plattgestampft durch stundenlange Hopsarien im alten Kinderzimmer. Ich völlig fertig durch Umzug, plus Vorwehen, plus Babybauch inklusive heftigster Drehmanöver. Das brauch ich nie wieder. Manchmal bin ich ganz gern alt…
3. Gar nicht so schlimm: Übergangsmöbel. Klar möchte ich am liebsten gleich alles perfekt haben. Aber das geht nicht. Zeitlich. Und finanziell. Also übe ich mich in Geduld und stelle fest, dass es teilweise sogar Spaß macht, mit Übergangsmöbeln zu wohnen. Zum Beispiel mit den beiden kleinen, weißen Kinderstühlen, die ich einfach ohne viel Nachdenken als Nachttisch neben unser Bett gestellt habe. Passt irgendwie. Und macht mir richtig gute Laune.
Natur, Blick aus dem Fenster,
4. Atmen können. Unsere alte Wohnung war total vollgerümpelt. Und hat mir damit die Luft genommen. Im Laufe des Umzugs hab ich ganz viel aussortiert und es hat so gut getan. Auch wenn ich eigentlich ein ganz, ganz schlechter Aussortierer bin. Jetzt geh ich oft durch unser Haus und hab das Gefühl endlich wieder atmen zu können. Ein paar Bilder kommen noch an die Wände. Aber nix dran ist auch mal schön. Dazu die Landschaft vor unserem Schlafzimmerfenster. “Ich könnte morden für diesen Blick”, sagt meine Freundin Katia. Ich hoffe, sie meint nicht mich. Aber sie hat wohl recht.
Kinderzimmer, Pilzlampe, Ikea Bett
5. Das eigene Ding machen. Was haben uns die Leute reingequatscht bei unserem Baubaby. “Das geht nicht und das überhaupt nicht und wollt ihr nicht lieber….” Wir haben trotzdem (fast) immer unser Ding gemacht. Und ich bin so froh darüber. Zum Beispiel schlafen die beiden Jungs jetzt in einem Zimmer. Das zweite Zimmer ist Spielzimmer. Und entgegen aller Ratschläge klappt es super. Klar, ich weiß nicht, wie lange. Klar wollen und sollen sie irgendwann auseinanderziehen. Aber im Moment ist es perfekt so. Und unser Abendprogramm ist dadurch nicht wuseliger, sondern für mich viel ruhiger und einfacher geworden.
6. Kinderzeit nachholen. Während des Umzugs dachte ich oft, ich stell meine Kinder mit einem Schild “zu verschenken” an die Straße. Weil sie so wild waren. So laut. So anstrengend. So anhänglich. Und weil ich keine Nerven hatte, zum hundertsten Mal wegen Mini-Beule zu trösten, das gleiche Buch vorzulesen oder die siebenundreißigste Schnecke anzugucken. Weil ich nichts anderes wollte, als fertig werden. Mit den Kisten. Mit dem Umzug. Mit dem Chaos. War sicher doof, war aber so. Kaum bin ich wieder entspannter, sind es die Kinder zum Glück auch. Und jetzt holen wir alles nach. Schneckengucken, Beulentrösten und so.
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7. Ein Raum für mich. Purer Luxus. Meine Materialien. Meine Ordnung. Meine Bilder. Mein Schlüssel zum Abschließen. Was stehen lassen können. Kann ich jedem empfehlen. Wo es platzmäßig nicht geht, tut auch schon eine Ecke gut. Hauptsache, die anderen dürfen nicht einfach so dran. Echte Neu-Entdeckung für mich: Prints und Illustrationen für die Wände gucken (und ordern) bei Etsy.com. Wow, was haben die bitte für coole Sachen!!
8. Plötzlich Pingel. Ich kenn mich nicht wieder. Kaum sind wir drin im neuen Haus, renne ich ständig hinter meinen Kindern her, jappse wahlweise: “Schuhe aus”. “Hände waschen”. “Nicht anfassen”. Dabei fand ich das bisher bei anderen immer so unentspannt, weil es das Leben mit Kindern so kompliziert macht. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Ich hoffe, ich kann mich demnächst wieder ein bisschen entspannen. Sonst stellen mich nachher meine Kinder mit dem Schild an die Straße…
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9. Kinderkompromisse. Unser altes Sofa lebt. Leider ein Leben in Saus und Braus und mit ordentlich Remmidemmi in Form von wilden Saft, Schoko und Stiftflecken – ein Leben, welches wir nicht mehr teilen mögen. Eigentlich sollte es raus. Ein neues, hübsches Sofa namens Kivik ist bereits eingezogen. Bloß, unser Wohnzimmer ist groß. Und wir haben ständig viele Freunde da, die sitzen mögen. Aber leider kein Budget für ein zweites, neues Sofa. Außerdem haben wir zwei kleine Bagaluten, sie sich ziemlich daran gewöhnt haben, auf dem Sofa zu klettern, zu toben, zu dösen und was weiß ich nicht zu machen. Und ich hab ebenfalls eine ziemlich gute Zeit, wenn sie das tun. Weil ich dann nämlich nichts tun muss. Sofa reicht. Kurz gesagt: Das alte Sofa darf noch eine Weile bleiben. Mit neuem Umhang. Und schönen Kissen. Ist nicht wirklich hübsch. Aber praktisch. Und das neue wird verschont. Außerdem schaffe ich es ja vielleicht sogar, aus dem Umhang einen richtigen Bezug zu nähen. Weiß jemand, wie man das macht oder gibt es irgendwo eine Anleitung? Dann bitte her damit.
10. Für den Couchtisch gekämpft. Boah, hab ich mich verknallt. Endlich einmal bei Lys Vintage in der Schanze gewesen und auf der Stelle mein Herz verloren. An den Tray Table von Hay. Klar, kein Unbekannter. Aber hey, den gibt es in lichtgrau – wenn das kein Schicksal ist. Zuhause begeistert vorgestellt, fand mein Schatz ihn – furchtbar. Ist das möglich? Tatsächlich haben wir unsere erste Haus-Nacht hauptsächlich damit verbracht, über einen zierlichen, hellgrauen, wunderhübschen Tisch zu streiten. Das einzige Gegenargument des Mannes: zu klein. Darauf könne man: a) keine Pizza, b) keine Füße und c) keine Gesellschaftsspiele ablegen. Ich habe fleißig mit seinem fabelhaften Aussehen argumentiert – und die Tatsache, dass ich ohnehin will, dass a) und c) zukünftig am großen Esstisch eingenommen werden und b) ohnehin auf Nimmerwiedersehen darunter zu verschwinden haben, aus mannpädagogischen Gründen verschwiegen. Will ja nicht anstrengend wirken. Was soll ich sagen: Hat gewirkt. Oder der Mann war einfach noch müder als ich. Jedenfalls ist der Herzensbrecher-Tisch noch da.

Claudi