Im Nachhinein fühlt es sich seltsam an, dass mein Sohn und ich gerade heute Morgen darüber gesprochen haben. Ich war beim Duschen, Anziehen, Fertigmachen und er leistete mir wie so oft Gesellschaft (Frühaufsteher). Wir redeten über dies und das und dann fragte er: “Mama, gibt es eigentlich Pistolenläden?”
“Pistolenläden? Ja. Klar.”, murmelte ich. Ein bisschen müde, auch wie immer (kein Frühaufsteher). Er überlegte einen Moment still, die Stirn in tiefen Falten. “Aber Mama, wieso denn das? Wer bitte sollte denn eine echte Pistole kaufen wollen? Dann müsste es ja auch Menschen geben, die andere erschießen wollen.” Ich staunte kurz über derartige philosphische, hellwache Gedanken und erklärte dann, dass ja auch Polizisten Pistolen tragen würden, Sicherheitsleute und Sportschützen. “Und dann gibt es leider auch ein paar, die böse sind. Nur ganz wenige, die allermeisten Menschen sind lieb, aber ein paar gibt es leider. Und ja, die wollen tatsächlich Menschen töten…”
Wir hatten schon einige Male über dieses Thema gesprochen und jedes Mal wieder schaut mich mein Sohn mit großen Augen und tiefen Stirnfalten an und kann einfach nicht glauben, was ich ihm erkläre. Wie sollte er auch? Ich kann es mir ja selbst nicht erklären. Eine Stunde später hörte ich im Radio vom Terror in Nizza.
Als ich von der Arbeit kam, las ich mehr und wollte mich aufs Sofa schmeißen, mit einem Tee und die Decke über den Kopf ziehen, statt meinen geplantenm Post zu texten. Bloß nichts sehen und hören von dieser grausigen Welt. Es war mein Mann, der mich aus dieser Sofaflucht herausscheuchte – in dem er mit dem frisch gestrichenen Regal herein kam, dass wir seit Monaten an der Flurwand anbringen wollen. Ausgerechnet heute. Er war es, der mir einmal mehr mit auf den Weg gab: “Wir dürfen uns davon nicht einschüchtern lassen.”
Ich gab Gas, packte erst das alte Regal aus und das neue ein, machte mir einen Kaffee und ich tippte diesen Blogpost, mit den Fotos von einem grinsenden Menschen und einem furchterregendem Monster – beides in einem. Passt irgendwie. Und ich beschloss, heute Nachmittag nicht zu arbeiten. Sondern den Nachmittag ganz bewusst zu genießen. Mit meinen Kindern zu spielen und ihnen beim Spielen zuzuschauen. Ganz in Ruhe. Jetzt erst Recht.
PS. Die Papier-Monster sind eine tolle Sache um Kinder an einem regnerischen April/Mai/Juni/Juli-Tag zu beschäftigen. Ich habe die Idee hier entdeckt und bereits mit einigen Kindern umgesetzt (auch mit Schulklassen). Alle Kinder haben es bislang geliebt. Das Falten sieht auf den Fotos schwieriger aus, als es ist. Einfach mal machen. Beim Zeichnen ist bloß wichtig, dass die Kinder den geschlossenen Mund außen genau auf die Öffnung zeichnen. Los gehts! Natürlich sehen die Monster noch besser aus, wenn man sie knallbunt anmalt. Und wie wäre es hinterher mit wütenden Fröschen, Hasen, Gesprenstern, Hunden oder Löwen? Viel Spaß und Kopf hoch. Genießen wir jeden Moment.
Alles Liebe,
Ich finde das immer total schwierig. Realität gegen Horrorgedanken bei den Kindern. Gerade bei meiner Großen (9) habe ich erst wieder festgestellt, welches Kopfkino schlimme Nachrichten auslösen. Vielleicht neigt sich auch zum Grübeln, aber ich muss da wirklich vorsichtig sein (wenn sie’s nicht ohnehin selbst liest).
Bei “nur ganz wenige böse Menschen” musste ich grinsen. So versuche ich auch immer die Lage abzuschwächen ;-)) Gaaaanz selten, kaum…
Aufklären ohne Agntt zu machen ist wirklich ein Drahtseilakt.
Liebe Grüße
Jutta
P.S. Diese Monster sind toll. Müssen wir morgen gleich mal ausprobieren.
Die Papier-Monster sind ja eine nette Idee! Das werde ich mit meinen Jungs auch mal ausprobieren. Sie sind zwar schon etwas älter mit 8 und 10, aber auf so was haben sie bestimmt auch Lust 🙂
Da lassen sich ja unendlich viele Varianten erstellen, vor meinem inneren Auge laufen schon Filmchen ab 😀
Diese philosophischen Fragen und Bemerkungen kenne ich auch.. und erschreckend oft stelle ich fest, wie recht die Kinder doch haben mit ihren wachen und ehrlichen Gedanken. Sie sind so oft klüger und weiser als die Erwachsenen unserer Welt.. ich hoffe immer, dass sie den wachen und aufmerksamen Kinderverstand, der nicht hinnimmt, sondern hinterfragt und anzweifelt, auch später noch behalten können!
Ganz liebe Grüße
Clarissa
Und Euch trotzdem einen schönen Familienurlaub in Südfrankreich…
Ich danke dir!