So oft hatten wir es uns schon vorgestellt: Eine Schaukel, eine Tellerschaukel, hoch oben an einen Baum gebunden. Unten am Elbstrand, unter uns bloß Sand. Elbwasserspritzer. Immer hin und her. Im Winter mit Sturm und Jacke und dicken Boots. Und im Sommer, oh ja im Sommer, ganz bald, dann barfuß. Wie großartig wär das denn bitte…
Guerilla Schaukel, Elbe, Hamburg, Spielplatz,
Wir gehen oft an die Elbe, seid wir direkt neben ihr wohnen. Die Elbe ist unser Strand-Ersatz. Wir Glückpilze! Die Kinder lieben es, dort zu buddeln, wir lassen uns bei Kälte den Wind um die Nase wehen und durch die Haare, bauen Burgen und Staudämme und Löcher und meistens alles auf einmal. Wir gucken Schiffe und spielen “vor-den-Wellen-wegrennen”. Und natürlich erwischt die Welle doch mindestens einen.

Die Kinder sind jedes Mal nass und sandig und müde und unglaublich glücklich hinterher. Und wir sind es auch. Wir sammeln Federn, Schwanenfedern und Möwenfedern und Stöcker und Steine und manchmal finden wir sogar eine Muschel, nicht oft, aber wenn, dann wird sie richtig gefeiert. Bloß eine Schaukel, eine Schaukel um hoch über dem Sand mit dem Wind und den Möwen hin und her zu sausen, das wärs noch.
Elbe, Urlaub, Hamburg
Kurz vor Ostern habe ich einfach mal entschieden, wir machen das jetzt. So viele gute, wilde, ein wenig verrückte Ideen, die man mit Kindern so träumt. Müsste man…, könnte man…, sollte man irgendwann mal machen… Ich hab eine Schaukel im Internet bestellt, ein Schnäppchen: 4,99 Euro, hält 80 KIlo. Heidewitzka. Dann noch ein wenig gegoogelt, plus eine Freundin mit Tellerschaukelerfahrung befragt, im Baumarkt ein zehn Meter langes Seil gekauft und dazu eine Rolle Paketband. Die Schaukel hat der Osterhase gebracht. Zusammen mit einem Foto vom Elbstrand. Die Jungs wussten sofort Bescheid: “Eine Sause-Schaukel, Mama!”
Spielplatz, Elbe,
Klar haben wir kurz überlegt, ob das erlaubt ist. Ob man einfach so eine Schaukel aufhängen darf. Und auch, ob sie nicht gleich wieder abgeschnitten wird, von irgendeinem Aufpasser – oder von übermütigen Jugendlichen. Aber dann gleich wieder gedacht: Ach komm, einfach mal machen.

Gestern sind wir losgestapft, mit Freunden, sechs kleine Jungs, zwei große, Riesenwolken und Sturm und Nieselregen. Aber sechzehn entschlossen stapfende Füße, eine kleine rote Schaukel und ein Plan. Wenn es Guerilla-Gärtnern heißt, abgleitet vom spanischen Wort ‘guerilla’ für “kleiner Krieg”, wenn Menschen einfach so ohne Erlaubnis mitten in der Stadt kleine Gärten anlegen, dann ist das was wir hier vorhaben wohl “Guerilla-Swinging”. Klingt doch spitze.
Hamburg, Spielplatz
Eine Guerilla-Schaukel an einen Baum bekommen geht so: An das Paketband einen Stein binden (am besten zusätzlich mit Klebeband fixieren). Das dicke Seil doppelt legen und an das Paketband binden. Das Paketband mit Hilfe des Steins über einen starken Ast werfen, am besten an einer Astgabel, damit hinterher beim Schaukeln nichts verrutschen kann. Paketband abschneiden. An den beiden Enden des dicken Seils ziehen, dadurch bildet sich oben am Ast eine Schlaufe. Zum Schluss unten die Schaukel befestigen. Hat ein wenig gedauert, hat aber geklappt. Die großen Männer haben mit den Seilen, die kleinen Männer mit guten Ratschlägen um sich geworfen.
Hamburg, Schaukel, Guerilla-Schaukel
Dann durfte eingeschaukelt werden. Was war das für ein Spaß! Ich glaube, wir werden jetzt öfter Sachen einfach mal machen. Und spätestens übermorgen gehen wir die Schaukel wieder besuchen. Und am Wochenende. Und nächste Woche. Und im Sommer. Die Jungs können es kaum erwarten.
Alles Liebe und eine schöne Woche,

Claudi